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Der Kamin ist das Tulpenbeet

eines Wintertages.

Aus Persien

 

 

Im rohten Fuchs-Pältz am Kamin

siht man mich itzt mein Pfeiffgen zihn ...

Arno Holz, Dafnis, s.u.

 

Josef van Aken attr, Winter
Josef van Aken (ca. 1699-1749), war ein flämischer Genre-, Porträt- und Draperiemaler, der den Großteil seiner Karriere in England verbrachte.

 

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John Lavery, The Gothic Room, 901 Fifth Avenue
Sir John Lavery (1856-1941) war ein irischer Porträtist und Landschaftsmaler.
 

Else Galen-Gube 1869-1922

Am Kamin

 

Abendstille! Dämmrungsschatten gleiten

weich und schmeichelnd auf den Teppich nieder;

die Konturen deiner mächtgen Glieder

seh ich schemenhaft nur wie von weitem.

 

Vom Kamin her züngelt Feuerschein

um dein Antlitz. Tausend Funken sprühen

zwischen dir und mir – sieh, wie sie glühen, -

dann verglimmen sie. Wir sind allein …

 

Und des Vollmonds fahle Lichter weben

um uns beide ihren Zauberkreis.

Draußen tobt der Großstadt ruhlos Leben,

hier ists still! So ganz dir hingegeben

fühl ich deine Liebe – brennend heiß.

 

Philip Alexius de László, Interior with Viscount and Vicountess Lee of Fareham, Courtauld Institute of Art, London
Philip Alexius de László (eigentlich Fülöp Elek Laub, 1869-1937) war einer der führenden britischen Porträtmaler des frühen 20. Jahrhunderts.>

Walter Dendy Sadler, The End of the Skein
Walter Dendy Sadler (1854-1923) war ein englischer Genremaler der Düsseldorfer Schule.

Johann Gabriel Seidl 1804-1875

Am Kamin

 

Das Feuer flackert im Kamin,

Und rötet mein Gesicht;

Es ist ein eigner, tiefer Sinn,

Der aus den Gluten spricht.

 

Gefühle tauchen wunderbar

Aus Flamm' und Rauch empor;

Und Manches seh' ich, wie es war,

Und wie ich es verlor.

 

Bezeichnen kann ich's nimmermehr,

Es gibt kein klares Bild;

Nur schwankend spielt es um mich her,

Und stimmt mich weich und mild. —

 

Doch horch! was braust, was summt so fein

Im lichten Funkenspiel? —

Es mag wohl eine Träne sein,

Die in das Feuer fiel!

 

George Kilburne, The Three Generations
George Goodwin Kilburne (1939-1924) war ein englischer Genremaler.

Talbot Hughes, Attending the Fire
Talbot Hughes (1869–1942) war ein britischer Genre-, Geschichts- und Landschaftsmaler-

Frank Weston Benson, Rainy Day, 1906
Frank Weston Benson (1862–1951) war ein US-amerikanischer Impressionist.

Anna Ritter 1865-1921

Am Kamin

 

Die Flammen liegen träumend im Kamin ...

Ich stoße mit dem Eisen hart hinein,

Daß sie, aus träger Ruhe aufgestört,

Sich lodernd auf den gelben Sohlen recken

Und mit dem heißen, rothen Mund empört,

In wilder Gier, nach meinen Händen lecken. -

 

Ja, lodert ... loht!

Erwärmt die kalte Hand,

In der das Blut so müden Pulsschlag schlägt,

Die nun so still das goldne Doppelband

Der Einsamkeit seit langen Jahren trägt. -

Sie ducken sich und kriechen scheu zusammen,

Sie flackern auf und züngeln um mich her

Und werfen ihren rothen Fackelschein

In meines Aug's erloschnen Glanz hinein. -

 

Was sucht ihr, Flammen?

Die Schwesterseele, die vor manchem Jahr

Gluthvoll wie ihr und lebensprühend war,

Die sich vermaß, die fliehenden Gestalten

Von Glück und Jugend kraftvoll fest zu halten?

 

Ach, die ist todt! -

Todt, wie ihr morgen seid,

Wenn euch die Asche der Vergänglichkeit

Begraben hat. Ihr zischt mich an und droht -

 

Ich aber weiß um eure bittre Noth,

Weiß, daß es Qualen sind, die euren Leib,

Den blühenden, zu grauem Staub verzehren.

Denn so wie ihr, hab ich, ein junges Weib,

Verzweifelnd um mein bischen Glück gerungen,

Und so wie euch, hat mich die Zeit bezwungen!

 

 

Jules Adolphe Goupil,

By the Fireplace
Jules Adolphe Goupil (1839-1883) war ein französischer Porträt- und Genremaler.

Eastman Johnson, The New Bonnet
Jonathan Eastman Johnson (1824-1906) war ein amerikanischer Maler.

Frank Holl, By the Fireside
Frank Holl, eigentlich Francis Montague Holl (1845-1888) war ein englischer Maler und Illustrator.

Adolf Friedrich von Schack 1815-1894

Am Kamin

 

Stürme, Dezember, vor meinem Gemach,

Hänge Zapfen von Eis an das Dach;

Nichts doch weiß ich vom Froste;

Hier am wärmenden, trauten Kamin

Ist mir, als ob des Frühlings Grün

Rings um mich rankte und sproßte.

 

All das Gezweig, wie es flackert und flammt,

Plaudert vom Walde, dem es entstammt,

Redet von seligen Tagen,

Als es, durchfächelt von Sommerluft,

Knospen und Blüten voll Glanz und Duft,

Grünende Blätter getragen.

 

Fernher hallenden Waldhornklang

Glaub' ich zu hören, Drosselgesang,

Sprudelnder Quellen Schäumen,

Tropfenden Regen durchs Laubgeäst,

Der die brütenden Vögel im Nest

Weckt aus den Mittagsträumen.

 

Stürme denn, Winter, eisig und kalt!

An den Kamin herzaubert den Wald

Mir der Flammen Geknister,

Bis ich bei Frühlingssonnenschein

Wieder im goldgrün schimmernden Hain

Lausche dem Elfengeflüster.

 

 

 

Théodore Jacques Ralli, Young Girl by a Fire
Théodore Jacques Ralli (1852-1909; eigentlich Theodoros Jannis Rallis) war ein französischer Maler griechischer Herkunft.
 

 

Lesser Ury, Frau am Kaminfeuer - Träumerei am Kamin, um 1890, Pastell auf Pappe, Privat-sammlung
Leo Lesser Ury (1861-1931) war ein deutscher Maler und Grafiker der impressionisti-schen Berliner Secession.
 

Frederick Childe Hassam, Fireplace, 1912
Frederick Childe Hassam (1859-1935) war ein amerikanischer Maler des Impressionismus.

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

 

Ich komme bald, ihr goldnen Kinder,

Vergebens sperret uns der Winter

In unsre warmen Stuben ein.

 

Wir wollen uns zum Feuer setzen

Und tausendfältig uns ergötzen,

Uns lieben wie die Engelein.

 

Wir wollen kleine Kränzchen winden,

Wir wollen kleine Sträußchen binden

Und wie die kleinen Kinder sein.

 

Stanislaw Kaczor-Batowski, In Front of the Fire
Stanislaw Kaczor-Batowski (1866–1946) war ein polnischer Maler.

 

George Sheridan Knowles, The Home Fire
George Sheridan Knowles (1863-1931) war ein englischer Maler.
 

Daniel Maclise, A Winter Night's Tale
Daniel Maclise (1806-1870) war ein irischer Historienmaler , Literatur- und Porträtmaler und Illustrator, der die meiste Zeit seines Lebens in London, England, arbeitete.

Johanna Ambrosius 1854-1939

Am Kamin

 

Ich liebe die Dämmerstunde,

Dann sitz‘ ich am trauten Kamin

Und seh‘, wie dem Flammenmunde

Viel lus’ge Gestalten entfliehn.

 

Sie winden wie Blumenleiber

Sich aus dem purpurnen Schoß

Und schmücken wie lustige Weiber

Den Busen mit güldener Ros‘.

 

Die Locken – schillernde Schlangen –

Züngeln herüber zu mir,

Sie hauchen auf meine Wangen

Erlosch’ne Jugendzier.

 

Und höher strecken im Glanze

Die Arme sie auf in die Nacht,

Im wilden, dämonischen Tanze,

Im Busen die Lust erwacht.

 

Unter versengenden Küssen,

Des Tanzes wildjagendem Lauf,

Der Sehnsucht nie stillendem Grüßen –

Zehren sie selber sich auf.

 

Ich lege den Kopf in die Hände

Und blick‘ in den schwarzen Kamin. –

Ach, könnten die tobenden Brände

Im Herzen so schnell verglühn!

 

William James Müller, French Interior
William James Müller (1812-1845) war ein britischer Landschafts- und Figurenmaler.

Cornelis Wouter Bouter, Reading by the Fireplace
Cornelis Wouter Bouter (1888-1966) war ein niederländischer Maler.

 

Edwin Harris,

By the Fireside
Edwin Harris (1855–1906) war ein englischer Landschafts-, Genre- und Porträtmaler des Spätimpressionismus.

Ludwig Eichrodt 1827-1892

Winterfreuden

 

Nicht nur der Sommer, sondern auch

Der Winter hat sein Schönes,

Wiewohl man friert bei seinem Hauch,

So ist doch dies und jenes

Im Winter wirklich angenehm,

Besonders daß man sich bequem

Kann vor dem Frost bewahren,

Und auch im Schlitten fahren.

 

Das weite Feld ist kreidenweiß,

Wem machte das nicht Freuden?

Die Knaben purzeln auf dem Eis,

Wenn sie zu hurtig gleiten,

Und ist nicht die Bemerkung schön,

Bei Leuten, die zu Fuße geh'n,

Daß sie schier alle springen

Und mit den Händen ringen?

 

Und wenn man sich versehen hat,

Mit Holz, um einzuheizen,

So muß die Wärme früh und spat

Uns zum Vergnügen reizen,

Man richtet mit zufried'nem Sinn

Den Rücken an den Ofen hin,

Und wärmet sich nach Kräften

Für Haus- und Hofgeschäften.

 

Ein altes Buch zur Abendzeit

Muß ich zumeist doch lieben,

Wenn man da liest die Albernheit

Der Vorzeit schön beschrieben,

Man sitzt und liest und freuet sich

Und danket Gott herzinniglich

Genügsam und bescheidten

Für uns're jetzgen Zeiten.

 

Peder Severin Krøyer, By the Fireside
Peder Severin Krøyer (1851-1909), war ein norwegisch-dänischer Maler der Künstlerkolonie Skagen.

 

Marcel Rieder, Reading by the Fire
Marcel Rieder (1862-1942) war ein französischer Maler.
 

 

Haynes King, Polishing Spectacles by the Fireside
Haynes King (1831-1904) war ein englischer Genremaler.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

Am Kamin

 

Draussen bläst der Wind und fegt

Flocken an die Fensterscheiben,

Mürrisch patrouillirt der Mond

Hinter dicken Wolkenwällen.

Am Kamin sitz ich und stütze

Meine Füsse auf das Gitter,

Und ich starre in die Gluthen,

In das heisse, helle Sterben.

Wie die Flammenzungen zucken,

Diese rothen Schlangenzungen;

Kleine blaue Flackerflämmchen

Beben wie erschrockene Seelen,

Und gluthgoldene Flammenschwerter

Stossen unablässig blitzend

In die leere Luft.

Hinter mir auf eichenem Tische

Singt der Samovar sein leises

Seufzerlied, auf dem Gesimse

Des Kamins tickt silbertönig

Die Pendüle; wie in Aengsten

Fegt die goldene Pendelscheibe

Hin und her.

Sinkt mir auf die Brust der Kopf,

Bebt's im Herzen mir wie Traum:

"Mai und Blüthen, Mai und Blüthen,

Erster Sang der Nachtigallen,

Zwischen duftenden Syringen

Haben wir die Nacht durchküsst - -"

Haben .. wir .. die Nacht .. durchküsst..

Aus dem tiefsten Herzen tauchen

Mir die Verse wie ein Träumen, -

Aber glaub' ich diesem Traume?

War es denn, das warme Leben

Mit den heissen, nahen Lippen?

War es denn?

Eis ist in mein Herz gefrostet,

Hartes Eis, hell wie Erfahrung,

Undurchdringlich starre Kruste,

Die kein Hoffen mehr durchbricht;

Schnee ist auf mein Haupt gefallen,

Schnee, den keine Sonne schmelzen,

Den kein Lenz verjagen wird.

Kalt und leer und stumm und farblos

Ist die ganze Welt mir worden,

Seit ich ihres Herzens Wärme

Nicht an meiner Brust mehr fühle,

Seit mir ihres Herzens Fülle

Nicht mehr lebt in tiefer Liebe,

Seit ihr Mund verstummt,

Der so innig sprach,

Seit ihr blaues Auge

Stier im Tode brach.

 

In den Flammen nur ist Leben.

Und dies Leben ist das heisse,

Jache, ungestüme Sterben.

 

Delphin Enjolras, Reading by the Fire
Delphin Enjolras (1857-1945) war ein französischer Maler.
 

Carlton Alfred Smith, Toast on the Hearth
Carlton Alfred Smith (1853-1946) war ein britischer Maler, der hauptsächlich Genreszenen in Aquarell malt. Viele seiner Gemälde sind Darstellungen des häuslichen Lebens in englischen Cottages im späten neunzehnten Jahrhundert.

Léon Augustin Lhermitte, Paysanne devant l'âtre
Léon Augustin Lhermitte (1844-1925) war ein französischer Künstler.

Felix Dörmann 1870-1928

Am Kamin

 

Im Ofen knistert lustig laut das Feuer,

Phantastisch zucken Lichter hin und her,

Ins Spiel der Flammen starrt' ich, weltvergessen,

Mich überflutet der Gedanken Meer.

 

Vorüber zogen meiner Kindheit Tage,

So freud- und freundlos, wie bei Andern kaum,

Ein stumpfergebnes Tragen und Entsagen,

Kein sorgenloser, sonnenheller Traum – – –

 

Und halbzerdrückt sich von den Wimpern löste

Wohl eine Träne nach der andern leis',

Weiß nicht, ob Zornes- oder Sehnsuchtstränen –

Doch bitter waren sie und brennend heiß.

 

Henry Wright Kerr, A Woman Knitting by the Fireplace
Henry Wright Kerr (1857–1936) war ein britischer Maler.

 

Haynes King, Sewing by the Fireside
Haynes King (1831-1904) war ein englischer Genremaler.

 

Robert Gemmell Hutchison, Spider on the Hearth
Robert Gemmell Hutchison (1855–1936) war ein schottischer Landschaftsmaler.

Carl Bulcke 1876-1936

Am Kamin

 

Die Füße am Kamin, zurückgelehnt,

Nach einem lauten Tag in müdem Säumen,

Lässt sich von allem, was das Herz ersehnt,

Um diese Zeit am allerbesten träumen.

Die Flamme sprüht in Ungewissem Licht;

Jäh loht sie auf und wie in blassem Rahmen

Steigt vor mir auf ein süßes Angesicht

Und meine Lippen nennen einen Namen,

 

Ein Sommertag. Im Garten stehn wir zwei.

Es ist Nachmittag. Alles liegt im Schweigen,

Sie pflückt sich Himbeern und sie lacht dabei

Und ihr Gesichtchen glüht aus grünen Zweigen.

Da ritzt die Hand ein Dorn. Ein Tröpfchen rann.

Sie küsst die Wunde und sie lacht verwegen:

„Die dumme Ranke.“ Und sie sieht mich an,

Und sieht mich an... und wird dann so verlegen, —

 

Und nun: Ich halt’ sie an den Schultern fest,

Sie wehrt sich lachend, sie wird rot, wir ringen:

„Wenn du dich jetzt nicht von mir küssen lässt,

Wart’ nur, Elisabeth, ich will dich zwingen!“

Ich halte sie im Arm, sie windet sich.. entweicht.

Küsst’ ich dich wirklich —? Ich vergaß es wieder.

Die kleine Flamme leuchtet, knistert leicht,

Und sinkt als weiße Asche langsam nieder.

 

Johanne Mathilde Dietrichson, Two Women by the Fireplace
Johanne Mathilde Dietrichson, geborene Bonnevie (1837-1921), war eine norwegische Porträt- und Genremalerin der Düsseldorfer Schule.

 

Adolphe-Félix Cals,

Paysan assis devant un âtre, Cherbourg, Musée des Beaux Arts Thomas Henri
Adolphe-Félix Cals (1810-1880) war ein französischer Maler und Kupferstecher.
 

Vincent van Gogh, Peasant sitting by the fireplace, 1881
Vincent Willem van Gogh (1853-1890) war ein niederländischer Maler und Zeichner; er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.

Arno Holz 1863-1929

Dafnis*

Er freut sich/

daß es Winter ist

 

Ode Jambo-Dactylica.

 

Der Ofen singt/ es schneyt.

Du lihbe Weihnachts-Zeit!

Rükk her/ du Traute;

bey Frost und Feuer-Schein/

zu Moßkateller Wein/

klingt süß die Laute.

 

Herr Febus wird gantz fett.

Er trukkt sein Himmel-Bett

itzt vihl zu lange.

Mars lihß sein Mord-Geschrey/

Bachus/ dein Straussen-Ey

macht ihm itzt bange!

 

Rund ümb den Disch herum

ein Conventiculum

siht man ihn halten.

Wer sich ihm nicht gleich fügt/

dem würd er still-vergnügt

den Scheddel spalten.

 

Die lihbe lange Nacht/

daß fast die Schwarte kracht/

hört man ihn brahlen.

Volcan brännt Mann for Mann

jedem das Pfeiffgen an/

horcht/ wie sie krahlen:

 

Hannß Thumm regirt die Welt/

for Ulmer Silber-Geldt

kan man sie kauffen.

Daß bleibt ihr bäster Charme/

ein rundes Kind im Arm

und Broihan sauffen! –

 

Itzt will ich frölig seyn/

bakkt mir ein Ringel-Schwein/

darzu Saulaten.

Stopfft es gantz voll Confäkkt/

daß es noch bässer schmäkkt/

hihr drey Dukahten!

 

Sind denn nicht Mägdgens da?

Ich bün der Padischa.

Bon soir/ Grittgen!

Daß sich dein Hertz erbarm/

gleich drümb so lihgt mein Arm

qwer ümb dein Mittgen.

 

Du nakkte Cyprie/

dein runder Feuer-Schnee

hat mich entzündet;

du Milch-gemischtes Bluht/

du göldne Rohsen-Gluht/

dreyn Alles mündet!

 

Spüzz deinen Purpur-Mund/

dein Duppel Kugel-Rund

füll mir die Finger!

Verstrikk/ verfässle mich/

du kleiner Wütherich/

du Hertz-Betzwinger!

 

Für einer Marmol-Haut

hat mir noch nie gegraut/

ich kans nicht lassen/

fühl ich wo rund ein Knie/

dihses voll Cortesie

fäst zu ümbfassen!

 

Flinck/ lösch die Lichter auß/

weil sich lengst bundt ümbs Hauß

die Sterne drehen!

Noch wenn der Morgen scheint/

soll er uns froh-vereint

bey sammen sehen!

 

* aus: Des Schäfers Dafnis Fress-, Sauf- & Venuslieder

 

Tom Edwin Mostyn, By the Watchman's Fire
Tom Edwin Mostyn (1864-1930) war ein britischer Maler.

Pieter Aertsen, Peasants hearth, 1560
Pieter Aertsen (um 1509-1575) war ein niederländischer Maler.

Ivan Rashevsky, Peasant Interior
Ivan Rashevsky (1849-1921) war ein ukrainischer Maler.

Arno Holz 1863-1929

Dafnis*

Es fegt so grimm kalt/

daß er mehr nur noch für seinen Ofen hokkt

 

Ode Trochaica.

 

Itzo/ da der Winter meist

nichts wie Schnee und Hagel schmeißt/

draut man sich auß seinem Hauß

kaum mit halber Nase rauß;

denn es sind uns sonst die Ohren

gleich gantz dikk mit Eyß befroren.

 

Drümb so sezzt man seinen Sinn

auff ein volles Wämbstrichin.

Eyer-Muhß mit Amber dreyn

schlingert man in sich hinein/

und wie süß zum Koffe schmäkken

morgens itzt die Botter-Wäkken!

 

Karpen/ Stintckens/ Plötzckens/ Hächt/

alles kömbt uns itzo rächt/

Schüncken/ Wörste/ Sauer-Kraut

und waß man noch sonst verdaut.

Ingwergens und Citronaten

sind itzt gleichfalls wohl-gerathen.

 

Hat man dan genug gebappt/

fühlt man/ daß man kaum mehr jappt/

zihmbt ein Schlückgen Aqwa vit/

weil man nicht den Kirch-Thurm siht.

Doch man weiß/ es ragt derselbe

noch ins obre Blau-Gewelbe.

 

Drauff so drukkt man Dorime

zährtlig auff das Canape/

butzt ihr Schnuhtzgen und enthüllt

waß ihr brall das Mihder füllt;

denn man muß nach solchen Sachen

sich ein Mouvementgen machen.

 

Ihrer Äuglein flincker Lauff

fordert uns zum Spihlen auff/

und sie kikkert und sie lacht/

biß ihr pumps/ das Bältzgen kracht.

So nur kan man mit Behagen

Boreas ein Knüppgen schlagen!

 

* aus: Des Schäfers Dafnis Fress-, Sauf- & Venuslieder

 

 

Ivan Gorokhov, Peasant Girl by the Fireplace
Ivan Lavrentievich Gorokhov (1863-1934) war ein russischer Genre- und Landschaftsmaler.

Frederick Daniel Hardy, Cottage Fireside, 1850
Frederick Daniel Hardy (1827-1911) war ein englischer Genremaler.

Thomas Benjamin Kennington, The Warmth of the Fire
Thomas Benjamin Kennington (1856-1916) war ein englische Genremaler, sozialer Realist und Porträtmaler.

Arno Holz 1863-1929

Dafnis*

Er freut sich/

daß es wihder Winter wird

 

Qwodlibet.

 

Wihder ob der Flüssgens Rükken

baut der Winter blancke Brükken/

rund ümb den Marieen-Thurm

wettert schon sein Schlossen-Sturm.

Ümb die dikk verschneyte Bohlen

zancken krächtzend sich die Dohlen

und man hört für allen Dingen/

wie die Schlitten-Glökkgens klingen.

 

Im rohten Fuchs-Pältz am Kamin

siht man mich itzt mein Pfeiffgen zihn/

weil man/ wenn es draussen flokkt/

gern auff seinem Stübgen hokkt.

Ceres nöthigt mich zum Essen/

Bachus schänckt mir dapffer eyn/

gantz und gar bleibt ohnvergessen

Sauer-Schwartz und Hasen-Klein.

Kraußgebakknes/ Mandel-Krehm

munden mir drauff angenehm;

sälbst ein Reb-Huhn/ prikk und zahrt/

hat man mir letzt auffgespahrt.

Gern nach solchem fätten Schmauß

spühl ich mir die Gurgel auß/

denn man muß/ trutz all däm Prassen/

auch auff sein Gesund-seyn passen!

Ein Gläßgen Marziminer

hat mich noch stäts erqwikkt/

gleich heissts ergebner Diener/

sorbald man sich erblikkt!

Süß ists/ wenn zur Veßper-Zeit/

es dan graupelt/ stihmt und schneyt/

abens spihlt man Blinde Kuh

und hört dem Öpffel-Brahten zu.

 

Dorillgen/ gäntzlich ohngeschnührt/

sorgt for mir/ wie sichs gebührt;

gleich so lässt sie ihren Mann/

wenn sie mir waß helffen kan.

Ümb den Haltz ein Pärlen-Kettgen/

zihrt sie mir mein Kabinettgen/

daß ich hindter ihrer Schürtze

gleichsahm mir die Zeit verkürtze.

Ihre Augen/ ihre Brust/

alles lacht an ihr für Lust/

Lökkgens kikkern ihr im Nakken/

Grübgens auff den Hindter-Bakken!

Schon mit ihren blohßen Blikken

kan sie gleichsahm mich erqwikken/

sie ist for ihren alten Knoll

zu Lilien-weiß und Rohsen-voll!

Mit Knall-Konfäkkt und Bommerantzen

bestopfft er sich den dikken Pantzen;

ich gläub/ so war noch niemahls feister

kein Amsterdammer Burgermeister!

Ihn ab und zu so rächt bedrügen/

ist uns ein schaudrigtes Vergnügen.

 

Bundt auß Primuln und Aurikkeln

werden wir ihm Kräntzgens wikkeln/

wenn in wihder blauen Lüfften

wihder erst die Veilgens düfften.

Itzt verschnarcht er seinen Neid

in bedrogner Wachsamkeit!

* aus: Des Schäfers Dafnis Fress-, Sauf- & Venuslieder

Charles Frederic Ulrich, An Old Fireplace
Charles Frederic Ulrich (1858-1908) war ein amerikanisch-deutscher Maler.

Walter Langley, Fishwife beside the Hearth
Walter Langley (1852-1922) war ein englischer Maler des Spätimpressionismus und Mitbegründer der Newlyn School, einer Künstlerkolonie des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

 

Unbekannter Künstler, Frau am Kamin, Rijksmuseum Amsterdam

Heinrich Heine 1797-1856

Altes Kaminstück

 

Draußen ziehen weiße Flocken

Durch die Nacht, der Sturm ist laut;

Hier im Stübchen ist es trocken,

Warm und einsam, stillvertraut.

 

Sinnend sitz ich auf dem Sessel,

An dem knisternden Kamin,

Kochend summt der Wasserkessel

Längst verklungne Melodien.

 

Und ein Kätzchen sitzt daneben,

Wärmt die Pfötchen an der Glut;

Und die Flammen schweben, weben,

Wundersam wird mir zumut'.

 

Dämmernd kommt heraufgestiegen

Manche längst vergeßne Zeit,

Wie mit bunten Maskenzügen

Und verblichner Herrlichkeit.

 

Schöne Fraun, mit kluger Miene,

Winken süßgeheimnisvoll,

Und dazwischen Harlekine

Springen, lachen, lustigtoll.

 

Ferne grüßen Marmorgötter,

Traumhaft neben ihnen stehn

Märchenblumen, deren Blätter

In dem Mondenlichte wehn.

 

Wackelnd kommt herbeigeschwommen

Manches alte Zauberschloß;

Hintendrein geritten kommen

Blanke Ritter, Knappentroß.

 

Und das alles zieht vorüber,

Schattenhastig übereilt –

Ach! da kocht der Kessel über,

Und das nasse Kätzchen heult.

 

 

 

Jacobus Vrel,

An Old Woman by the Fireplace, 1650
Jacobus Vrel (auch Frel, Frell, Vrel, Frelle, Vrelle, Vreele, Vreelle, Vriel) (tätig um 1654–1662) gilt als niederländischer Maler von Interieurs und Straßenszenen.

Henry John Dobson, Her ain fireside
Henry John Dobson (1858-1928) war ein schottischer Künstler.

 

Vincent van Gogh,

Der Mann ist auf See
Vincent Willem van Gogh (1853-1890) war ein niederländischer Maler und Zeichner; er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.
 

Fridolin Hofer 1861-1940

Träumerei am Kamin

 

Warum der Winterwind die kahlen Reiser

heut heftiger schüttelt

und wie von vielem, vielem Rufen heiser

an Türen und Fenstern rüttelt?

 

Das macht, er kommt auf seiner Weihnachtsreise

von Hütten der Armen.

Dort wartet und weint noch die Not in sich ganz leise,

vergessen vom Erbarmen.

 

 

Henry Henshall, Fireside Fancies
John Henry Henshall, gewöhnlich bekannt als Henry Henshall (1856-1928), war ein britischer Aquarellist und Radierer.

 

Arthur Elsley,

In from the Cold
Arthur John Elsley (1860-1952) war ein englischer Maler der späten viktorianischen und edwardianischen Zeit.
 

Allan Österlind, Rollinat devant son âtre
Erik Allan August Österlind (1855-1938) war ein schwedischer Maler und Kupferstecher, der den größten Teil seines Lebens in Frankreich verbrachte.
 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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