Der Kamin ist das Tulpenbeet
eines Wintertages.
Aus Persien
Im rohten Fuchs-Pältz am Kamin
siht man mich itzt mein Pfeiffgen zihn ...
Arno Holz, Dafnis, s.u.
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Else Galen-Gube 1869-1922
Am Kamin
Abendstille! Dämmrungsschatten gleiten
weich und schmeichelnd auf den Teppich nieder;
die Konturen deiner mächtgen Glieder
seh ich schemenhaft nur wie von weitem.
Vom Kamin her züngelt Feuerschein
um dein Antlitz. Tausend Funken sprühen
zwischen dir und mir – sieh, wie sie glühen, -
dann verglimmen sie. Wir sind allein …
Und des Vollmonds fahle Lichter weben
um uns beide ihren Zauberkreis.
Draußen tobt der Großstadt ruhlos Leben,
hier ists still! So ganz dir hingegeben
fühl ich deine Liebe – brennend heiß.
Johann Gabriel Seidl 1804-1875
Am Kamin
Das Feuer flackert im Kamin,
Und rötet mein Gesicht;
Es ist ein eigner, tiefer Sinn,
Der aus den Gluten spricht.
Gefühle tauchen wunderbar
Aus Flamm' und Rauch empor;
Und Manches seh' ich, wie es war,
Und wie ich es verlor.
Bezeichnen kann ich's nimmermehr,
Es gibt kein klares Bild;
Nur schwankend spielt es um mich her,
Und stimmt mich weich und mild. —
Doch horch! was braust, was summt so fein
Im lichten Funkenspiel? —
Es mag wohl eine Träne sein,
Die in das Feuer fiel!
Anna Ritter 1865-1921
Am Kamin
Die Flammen liegen träumend im Kamin ...
Ich stoße mit dem Eisen hart hinein,
Daß sie, aus träger Ruhe aufgestört,
Sich lodernd auf den gelben Sohlen recken
Und mit dem heißen, rothen Mund empört,
In wilder Gier, nach meinen Händen lecken. -
Ja, lodert ... loht!
Erwärmt die kalte Hand,
In der das Blut so müden Pulsschlag schlägt,
Die nun so still das goldne Doppelband
Der Einsamkeit seit langen Jahren trägt. -
Sie ducken sich und kriechen scheu zusammen,
Sie flackern auf und züngeln um mich her
Und werfen ihren rothen Fackelschein
In meines Aug's erloschnen Glanz hinein. -
Was sucht ihr, Flammen?
Die Schwesterseele, die vor manchem Jahr
Gluthvoll wie ihr und lebensprühend war,
Die sich vermaß, die fliehenden Gestalten
Von Glück und Jugend kraftvoll fest zu halten?
Ach, die ist todt! -
Todt, wie ihr morgen seid,
Wenn euch die Asche der Vergänglichkeit
Begraben hat. Ihr zischt mich an und droht -
Ich aber weiß um eure bittre Noth,
Weiß, daß es Qualen sind, die euren Leib,
Den blühenden, zu grauem Staub verzehren.
Denn so wie ihr, hab ich, ein junges Weib,
Verzweifelnd um mein bischen Glück gerungen,
Und so wie euch, hat mich die Zeit bezwungen!
Adolf Friedrich von Schack 1815-1894
Am Kamin
Stürme, Dezember, vor meinem Gemach,
Hänge Zapfen von Eis an das Dach;
Nichts doch weiß ich vom Froste;
Hier am wärmenden, trauten Kamin
Ist mir, als ob des Frühlings Grün
Rings um mich rankte und sproßte.
All das Gezweig, wie es flackert und flammt,
Plaudert vom Walde, dem es entstammt,
Redet von seligen Tagen,
Als es, durchfächelt von Sommerluft,
Knospen und Blüten voll Glanz und Duft,
Grünende Blätter getragen.
Fernher hallenden Waldhornklang
Glaub' ich zu hören, Drosselgesang,
Sprudelnder Quellen Schäumen,
Tropfenden Regen durchs Laubgeäst,
Der die brütenden Vögel im Nest
Weckt aus den Mittagsträumen.
Stürme denn, Winter, eisig und kalt!
An den Kamin herzaubert den Wald
Mir der Flammen Geknister,
Bis ich bei Frühlingssonnenschein
Wieder im goldgrün schimmernden Hain
Lausche dem Elfengeflüster.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Ich komme bald, ihr goldnen Kinder,
Vergebens sperret uns der Winter
In unsre warmen Stuben ein.
Wir wollen uns zum Feuer setzen
Und tausendfältig uns ergötzen,
Uns lieben wie die Engelein.
Wir wollen kleine Kränzchen winden,
Wir wollen kleine Sträußchen binden
Und wie die kleinen Kinder sein.
Johanna Ambrosius 1854-1939
Am Kamin
Ich liebe die Dämmerstunde,
Dann sitz‘ ich am trauten Kamin
Und seh‘, wie dem Flammenmunde
Viel lus’ge Gestalten entfliehn.
Sie winden wie Blumenleiber
Sich aus dem purpurnen Schoß
Und schmücken wie lustige Weiber
Den Busen mit güldener Ros‘.
Die Locken – schillernde Schlangen –
Züngeln herüber zu mir,
Sie hauchen auf meine Wangen
Erlosch’ne Jugendzier.
Und höher strecken im Glanze
Die Arme sie auf in die Nacht,
Im wilden, dämonischen Tanze,
Im Busen die Lust erwacht.
Unter versengenden Küssen,
Des Tanzes wildjagendem Lauf,
Der Sehnsucht nie stillendem Grüßen –
Zehren sie selber sich auf.
Ich lege den Kopf in die Hände
Und blick‘ in den schwarzen Kamin. –
Ach, könnten die tobenden Brände
Im Herzen so schnell verglühn!
Ludwig Eichrodt 1827-1892
Winterfreuden
Nicht nur der Sommer, sondern auch
Der Winter hat sein Schönes,
Wiewohl man friert bei seinem Hauch,
So ist doch dies und jenes
Im Winter wirklich angenehm,
Besonders daß man sich bequem
Kann vor dem Frost bewahren,
Und auch im Schlitten fahren.
Das weite Feld ist kreidenweiß,
Wem machte das nicht Freuden?
Die Knaben purzeln auf dem Eis,
Wenn sie zu hurtig gleiten,
Und ist nicht die Bemerkung schön,
Bei Leuten, die zu Fuße geh'n,
Daß sie schier alle springen
Und mit den Händen ringen?
Und wenn man sich versehen hat,
Mit Holz, um einzuheizen,
So muß die Wärme früh und spat
Uns zum Vergnügen reizen,
Man richtet mit zufried'nem Sinn
Den Rücken an den Ofen hin,
Und wärmet sich nach Kräften
Für Haus- und Hofgeschäften.
Ein altes Buch zur Abendzeit
Muß ich zumeist doch lieben,
Wenn man da liest die Albernheit
Der Vorzeit schön beschrieben,
Man sitzt und liest und freuet sich
Und danket Gott herzinniglich
Genügsam und bescheidten
Für uns're jetzgen Zeiten.
Otto Julius Bierbaum 1865-1910
Am Kamin
Draussen bläst der Wind und fegt
Flocken an die Fensterscheiben,
Mürrisch patrouillirt der Mond
Hinter dicken Wolkenwällen.
Am Kamin sitz ich und stütze
Meine Füsse auf das Gitter,
Und ich starre in die Gluthen,
In das heisse, helle Sterben.
Wie die Flammenzungen zucken,
Diese rothen Schlangenzungen;
Kleine blaue Flackerflämmchen
Beben wie erschrockene Seelen,
Und gluthgoldene Flammenschwerter
Stossen unablässig blitzend
In die leere Luft.
Hinter mir auf eichenem Tische
Singt der Samovar sein leises
Seufzerlied, auf dem Gesimse
Des Kamins tickt silbertönig
Die Pendüle; wie in Aengsten
Fegt die goldene Pendelscheibe
Hin und her.
Sinkt mir auf die Brust der Kopf,
Bebt's im Herzen mir wie Traum:
"Mai und Blüthen, Mai und Blüthen,
Erster Sang der Nachtigallen,
Zwischen duftenden Syringen
Haben wir die Nacht durchküsst - -"
Haben .. wir .. die Nacht .. durchküsst..
Aus dem tiefsten Herzen tauchen
Mir die Verse wie ein Träumen, -
Aber glaub' ich diesem Traume?
War es denn, das warme Leben
Mit den heissen, nahen Lippen?
War es denn?
Eis ist in mein Herz gefrostet,
Hartes Eis, hell wie Erfahrung,
Undurchdringlich starre Kruste,
Die kein Hoffen mehr durchbricht;
Schnee ist auf mein Haupt gefallen,
Schnee, den keine Sonne schmelzen,
Den kein Lenz verjagen wird.
Kalt und leer und stumm und farblos
Ist die ganze Welt mir worden,
Seit ich ihres Herzens Wärme
Nicht an meiner Brust mehr fühle,
Seit mir ihres Herzens Fülle
Nicht mehr lebt in tiefer Liebe,
Seit ihr Mund verstummt,
Der so innig sprach,
Seit ihr blaues Auge
Stier im Tode brach.
In den Flammen nur ist Leben.
Und dies Leben ist das heisse,
Jache, ungestüme Sterben.
Felix Dörmann 1870-1928
Am Kamin
Im Ofen knistert lustig laut das Feuer,
Phantastisch zucken Lichter hin und her,
Ins Spiel der Flammen starrt' ich, weltvergessen,
Mich überflutet der Gedanken Meer.
Vorüber zogen meiner Kindheit Tage,
So freud- und freundlos, wie bei Andern kaum,
Ein stumpfergebnes Tragen und Entsagen,
Kein sorgenloser, sonnenheller Traum – – –
Und halbzerdrückt sich von den Wimpern löste
Wohl eine Träne nach der andern leis',
Weiß nicht, ob Zornes- oder Sehnsuchtstränen –
Doch bitter waren sie und brennend heiß.
Carl Bulcke 1876-1936
Am Kamin
Die Füße am Kamin, zurückgelehnt,
Nach einem lauten Tag in müdem Säumen,
Lässt sich von allem, was das Herz ersehnt,
Um diese Zeit am allerbesten träumen.
Die Flamme sprüht in Ungewissem Licht;
Jäh loht sie auf und wie in blassem Rahmen
Steigt vor mir auf ein süßes Angesicht
Und meine Lippen nennen einen Namen,
Ein Sommertag. Im Garten stehn wir zwei.
Es ist Nachmittag. Alles liegt im Schweigen,
Sie pflückt sich Himbeern und sie lacht dabei
Und ihr Gesichtchen glüht aus grünen Zweigen.
Da ritzt die Hand ein Dorn. Ein Tröpfchen rann.
Sie küsst die Wunde und sie lacht verwegen:
„Die dumme Ranke.“ Und sie sieht mich an,
Und sieht mich an... und wird dann so verlegen, —
Und nun: Ich halt’ sie an den Schultern fest,
Sie wehrt sich lachend, sie wird rot, wir ringen:
„Wenn du dich jetzt nicht von mir küssen lässt,
Wart’ nur, Elisabeth, ich will dich zwingen!“
Ich halte sie im Arm, sie windet sich.. entweicht.
Küsst’ ich dich wirklich —? Ich vergaß es wieder.
Die kleine Flamme leuchtet, knistert leicht,
Und sinkt als weiße Asche langsam nieder.
Arno Holz 1863-1929
Dafnis*
Er freut sich/
daß es Winter ist
Ode Jambo-Dactylica.
Der Ofen singt/ es schneyt.
Du lihbe Weihnachts-Zeit!
Rükk her/ du Traute;
bey Frost und Feuer-Schein/
zu Moßkateller Wein/
klingt süß die Laute.
Herr Febus wird gantz fett.
Er trukkt sein Himmel-Bett
itzt vihl zu lange.
Mars lihß sein Mord-Geschrey/
Bachus/ dein Straussen-Ey
macht ihm itzt bange!
Rund ümb den Disch herum
ein Conventiculum
siht man ihn halten.
Wer sich ihm nicht gleich fügt/
dem würd er still-vergnügt
den Scheddel spalten.
Die lihbe lange Nacht/
daß fast die Schwarte kracht/
hört man ihn brahlen.
Volcan brännt Mann for Mann
jedem das Pfeiffgen an/
horcht/ wie sie krahlen:
Hannß Thumm regirt die Welt/
for Ulmer Silber-Geldt
kan man sie kauffen.
Daß bleibt ihr bäster Charme/
ein rundes Kind im Arm
und Broihan sauffen! –
Itzt will ich frölig seyn/
bakkt mir ein Ringel-Schwein/
darzu Saulaten.
Stopfft es gantz voll Confäkkt/
daß es noch bässer schmäkkt/
hihr drey Dukahten!
Sind denn nicht Mägdgens da?
Ich bün der Padischa.
Bon soir/ Grittgen!
Daß sich dein Hertz erbarm/
gleich drümb so lihgt mein Arm
qwer ümb dein Mittgen.
Du nakkte Cyprie/
dein runder Feuer-Schnee
hat mich entzündet;
du Milch-gemischtes Bluht/
du göldne Rohsen-Gluht/
dreyn Alles mündet!
Spüzz deinen Purpur-Mund/
dein Duppel Kugel-Rund
füll mir die Finger!
Verstrikk/ verfässle mich/
du kleiner Wütherich/
du Hertz-Betzwinger!
Für einer Marmol-Haut
hat mir noch nie gegraut/
ich kans nicht lassen/
fühl ich wo rund ein Knie/
dihses voll Cortesie
fäst zu ümbfassen!
Flinck/ lösch die Lichter auß/
weil sich lengst bundt ümbs Hauß
die Sterne drehen!
Noch wenn der Morgen scheint/
soll er uns froh-vereint
bey sammen sehen!
* aus: Des Schäfers Dafnis Fress-, Sauf- & Venuslieder
Arno Holz 1863-1929
Dafnis*
Es fegt so grimm kalt/
daß er mehr nur noch für seinen Ofen hokkt
Ode Trochaica.
Itzo/ da der Winter meist
nichts wie Schnee und Hagel schmeißt/
draut man sich auß seinem Hauß
kaum mit halber Nase rauß;
denn es sind uns sonst die Ohren
gleich gantz dikk mit Eyß befroren.
Drümb so sezzt man seinen Sinn
auff ein volles Wämbstrichin.
Eyer-Muhß mit Amber dreyn
schlingert man in sich hinein/
und wie süß zum Koffe schmäkken
morgens itzt die Botter-Wäkken!
Karpen/ Stintckens/ Plötzckens/ Hächt/
alles kömbt uns itzo rächt/
Schüncken/ Wörste/ Sauer-Kraut
und waß man noch sonst verdaut.
Ingwergens und Citronaten
sind itzt gleichfalls wohl-gerathen.
Hat man dan genug gebappt/
fühlt man/ daß man kaum mehr jappt/
zihmbt ein Schlückgen Aqwa vit/
weil man nicht den Kirch-Thurm siht.
Doch man weiß/ es ragt derselbe
noch ins obre Blau-Gewelbe.
Drauff so drukkt man Dorime
zährtlig auff das Canape/
butzt ihr Schnuhtzgen und enthüllt
waß ihr brall das Mihder füllt;
denn man muß nach solchen Sachen
sich ein Mouvementgen machen.
Ihrer Äuglein flincker Lauff
fordert uns zum Spihlen auff/
und sie kikkert und sie lacht/
biß ihr pumps/ das Bältzgen kracht.
So nur kan man mit Behagen
Boreas ein Knüppgen schlagen!
* aus: Des Schäfers Dafnis Fress-, Sauf- & Venuslieder
Arno Holz 1863-1929
Dafnis*
Er freut sich/
daß es wihder Winter wird
Qwodlibet.
Wihder ob der Flüssgens Rükken
baut der Winter blancke Brükken/
rund ümb den Marieen-Thurm
wettert schon sein Schlossen-Sturm.
Ümb die dikk verschneyte Bohlen
zancken krächtzend sich die Dohlen
und man hört für allen Dingen/
wie die Schlitten-Glökkgens klingen.
Im rohten Fuchs-Pältz am Kamin
siht man mich itzt mein Pfeiffgen zihn/
weil man/ wenn es draussen flokkt/
gern auff seinem Stübgen hokkt.
Ceres nöthigt mich zum Essen/
Bachus schänckt mir dapffer eyn/
gantz und gar bleibt ohnvergessen
Sauer-Schwartz und Hasen-Klein.
Kraußgebakknes/ Mandel-Krehm
munden mir drauff angenehm;
sälbst ein Reb-Huhn/ prikk und zahrt/
hat man mir letzt auffgespahrt.
Gern nach solchem fätten Schmauß
spühl ich mir die Gurgel auß/
denn man muß/ trutz all däm Prassen/
auch auff sein Gesund-seyn passen!
Ein Gläßgen Marziminer
hat mich noch stäts erqwikkt/
gleich heissts ergebner Diener/
sorbald man sich erblikkt!
Süß ists/ wenn zur Veßper-Zeit/
es dan graupelt/ stihmt und schneyt/
abens spihlt man Blinde Kuh
und hört dem Öpffel-Brahten zu.
Dorillgen/ gäntzlich ohngeschnührt/
sorgt for mir/ wie sichs gebührt;
gleich so lässt sie ihren Mann/
wenn sie mir waß helffen kan.
Ümb den Haltz ein Pärlen-Kettgen/
zihrt sie mir mein Kabinettgen/
daß ich hindter ihrer Schürtze
gleichsahm mir die Zeit verkürtze.
Ihre Augen/ ihre Brust/
alles lacht an ihr für Lust/
Lökkgens kikkern ihr im Nakken/
Grübgens auff den Hindter-Bakken!
Schon mit ihren blohßen Blikken
kan sie gleichsahm mich erqwikken/
sie ist for ihren alten Knoll
zu Lilien-weiß und Rohsen-voll!
Mit Knall-Konfäkkt und Bommerantzen
bestopfft er sich den dikken Pantzen;
ich gläub/ so war noch niemahls feister
kein Amsterdammer Burgermeister!
Ihn ab und zu so rächt bedrügen/
ist uns ein schaudrigtes Vergnügen.
Bundt auß Primuln und Aurikkeln
werden wir ihm Kräntzgens wikkeln/
wenn in wihder blauen Lüfften
wihder erst die Veilgens düfften.
Itzt verschnarcht er seinen Neid
in bedrogner Wachsamkeit!
Heinrich Heine 1797-1856
Altes Kaminstück
Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
Warm und einsam, stillvertraut.
Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
An dem knisternden Kamin,
Kochend summt der Wasserkessel
Längst verklungne Melodien.
Und ein Kätzchen sitzt daneben,
Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zumut'.
Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergeßne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.
Schöne Fraun, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.
Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
In dem Mondenlichte wehn.
Wackelnd kommt herbeigeschwommen
Manches alte Zauberschloß;
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentroß.
Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt –
Ach! da kocht der Kessel über,
Und das nasse Kätzchen heult.
Fridolin Hofer 1861-1940
Träumerei am Kamin
Warum der Winterwind die kahlen Reiser
heut heftiger schüttelt
und wie von vielem, vielem Rufen heiser
an Türen und Fenstern rüttelt?
Das macht, er kommt auf seiner Weihnachtsreise
von Hütten der Armen.
Dort wartet und weint noch die Not in sich ganz leise,
vergessen vom Erbarmen.