Clara Müller-Jahnke 1860-1905
Sonnenwende
Es fiel ein Blütenregen
herab auf Wald und Feld,
ein Netz von Sonnenstrahlen
umspinnt die grüne Welt;
das flammt und blüht und duftet
und höhnt den Glockenschlag,
als ging er nie zu Ende,
der süße, goldene Tag ...
O Tag der Sonnenwende,
vollblühende Rosenzeit,
du hast mir ins Herz geduftet
berauschende Seligkeit!
Das pocht und glüht und zittert
und bebt im Vollgenuss,
als ging er nie zu Ende,
der süße, erste Kuss -
O Tag der Sonnenwende –
Ludwig Uhland 1787-1862
Sommersonnenwende - Mittsommer
Nun die Sonne soll vollenden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ozean!
Ihrer Göttin Jugendneige
Fühlt die ahnende Natur,
Und mir dünkt, bedeutsam schweige
Rings die abendliche Flur.
Nur die Wachtel, die sonst immer
Frühe schmälend weckt den Tag,
Schlägt dem überwachten Schimmer
Jetzt noch einen Weckeschlag;
Und die Lerche steigt im Singen
Hochauf aus dem duft'gen Tal,
Einen Blick noch zu erschwingen
In den schon versunknen Strahl.
Georg Heym 1887-1912
Sonnenwendtag
Es war am Sommersonnwendtag,
Dein braunes Haar im Nacken lag
Wie Gold und schwere Seiden.
Da nahmst Du mir die feine Hand.
Und hinter Dir stob auf der Sand
Des Feldwegs an den Weiden.
Von allen Bäumen floß der Glanz.
Dein Ritt war lauter Elfentanz
Hin über rote Heiden.
Und um mich duftete der Hag,
Wie nur am Sommersonnwendtag,
Ein Dank und Sichbescheiden.
Max Dauthendey 1867-1918
Johannisfeuer
Auf den Bergen reiten Feuer,
Werfen sich wie Ungeheuer
In die Nachtluft, in den Raum;
Flammen stehen hell als Baum,
Rote Flügel sich entfachen,
Aus den Bergen fliegen Drachen,
Nichts hält mehr den Berg im Zaum.
Flammen sich wie Lieder wiegen —
Sonne hat die Nacht erstiegen.
Carl Weitbrecht 1847-1904
Sonnenwende
Das ist die allerklarste Nacht,
Die sich am schnellsten endet,
Schenk voll das Glas, doch mit Bedacht!
Noch einmal sei die Nacht durchwacht,
Eh’ sich die Sonne wendet!
Bei Edelwein und Lindenduft
Streu Rosen in die Winde!
Hörst du die stimmen in der Lust?
Hörst du, was aus der Ferne ruft:
Geschwinde, nur geschwinde!
Trink aus, schenk ein! Halt fest das Glas,
Verschütte keinen Tropfen!
Schon trieft der Tau von Blatt und Gras,
Dein Aug ist nass — um was, um was?
Die schnellen Pulse klopfen.
Dort trabt ein Ross — vernahmst du’s nicht?
Wer mag dort drüben reiten?
Press nicht das Glas! Gib Acht, es bricht!
Am Walde huscht ein Dämmerlicht
Und blasse Schatten schreiten.
Summst du die alte Melodei
Der Wonnen und des Leides? —
Mehr Leid als tust? — Es sei, es sei:
Die schönste Zeit ist doch vorbei,
Und einmal endet beides.
Schenk nochmals ein! Der Tag erwacht —
Was weißt du, wie er endet?
Schlürf aus die Neige mit Bedacht!
Das ist die allerklarste Nacht,
Drin sich die Sonne wendet.
Ferdinande von Brackel 1835-1905
Es kann ja nicht immer möglich sein,
Daß alles sich glücklich ende –
Und wenn die Sonne am höchsten steht,
Kommt immer die Sonnenwende.
Otto Ernst 1862-1926
Johannisnacht
Leuchtkäfer schwammen in der schweren Nacht,
Auf bleichem Rasen schliefen die Syringen;
Nur der Jasmin blieb wach und horchte still
Mit mondverklärten Augen einem Klingen.
Aus blauen Wipfeln sang die Nachtigall,
Ein Jauchzen war’s und jugendwildes Weinen.
Sie sang das Lied der jungen Sinnenkraft,
Das Lied, in dem sich Tod und Leben einen.
Und rückgesunk’nen Blicks, geschloss’nen Auges,
Fühlt’ ich der Erde Schuld und Angst verwehn,
Und alle, alle hab’ ich sie verstanden,
Die frommen Sünden, die wir rein begehn.
In bangen Schauern hab’ ich sie verstanden,
Die süßen Sünden trunk’ner Lässigkeit,
Die einst mit grassem Blick vor uns erstehen
Als spätes, als erbarmungsloses Leid.
Georg Heym 1887-1912
Johannisnacht
Tief drin im alten Walde
Am Fuß der blumigen Halde
Schläft ein alter Tempel der Heiden,
Über ihn weg die Herden weiden.
Um den alten Steinaltar
Der geweiht dir, Gott Paltar,
Winden sich Efeuranken
Und auch meine Gedanken
Schlangen sich um ihn herum,
So saß ich lang und träumte stumm.
Da über den alten Tann
Kam der Vollmond heran
Und alles tauchte in seinen Glanz,
Der Gott erschien mir aus Silber ganz.
Aus dem feuchten Moor
Springen Irrwische vor,
Tanzen in alten Weisen
Und mit Sängen mit leisen.
Und es woget hervor in buntem Gedränge
Edle Helden alter Tage
Von denen meldet Mütterchen-Sage.
Sie ziehen hin zu dem Altar
Und bringen dem Gotte ein Opfer dar,
Dann setzen sie sich zum Festesschmaus
Von ihren Reden erdröhnet das Haus.
So haben sie die Johannisnacht
Mit fröhlichem Trinken zugebracht,
Da kam des Morgenwindes Zug
Verschwunden war der fröhliche Spuk.
Und der Morgensonne Schein
Vergoldet am Wege das Kreuzelein.
Ernst Goll 1887-1912
Sonnenwende
Loht ein roter Feuerschein
Vor dem ruhenden Gelände,
Fern verhallt die Wacht am Rhein. –
Sonnenwende, Sonnenwende!
Lachend trink’ ich meinen Wein:
Geht der Frühling auch zu Ende,
Wird der Sommer selig sein!
Sonnenwende, Sonnenwende!
Rudolf Dietz 1863-1942
Johannisnacht im Walde
Lebendige Funken
Umtanzen den Baum;
Die bräutliche Erde
Träumt wonnigen Traum.
Leis plaudern die Quellen.
Sonst störet kein Laut
Die blumenbedeckte,
Sanft schlummernde Braut.
Das Mondlicht durchflutet
Die würzige Luft;
Den Brautschleier webt es
Aus Strahlen und Duft.
Im Osten erglüht es
In rosiger Pracht:
Johannistag grüßet
Die liebliche Nacht.
Adelheid von Stolterfoth 1800-1875
Sonnenwende
O Nachtigall!
Geweckt hat mich dein Klagen;
Was willst du noch dem Wiederhall
In mitternächt'ger Stunde sagen?
Die Menschen sind
All' in den Schlaf gesunken,
Leis' durch die Blumen streift der Wind -
Bist du vielleicht vom Dufte trunken?
Stört dich der Bach
Mit seinem leisen Rauschen?
Will deinem süßen Ach
Nicht mehr das Ohr der Liebe lauschen?
O schweige nicht ---
Du klagst vielleicht mir heute,
Daß auf dein Nest im Abendlicht
Der Lenz schon seine letzten Rosen streute!
Max Haushofer Jr. 1840-1907
Sonnwendfeuer am See
Gespensterwolken hangen
Hoch über die Berge herein
Einsame Sterne bangen
Am Himmel mit fahlem Schein;
Es streckt sich der See ohn' Ende
In stiller unheimlicher Pracht
Und spült um Felsenwände
Wie die leibhaftige Nacht.
Wir standen an der Lände
Und hieben Baum und Strauch
Und schürten Feuerbrände
Nach uralt heiligem Brauch.
Heut sollen die Wellen tragen
Eine wilde mächtige Gluth;
Hoch soll die Flamme schlagen
In Wolken roth wie Blut.
Vergessene Geister tauchen
Aus tiefstem Grunde dann
Und seh'n die Lohe rauchen
Und fachen sie freudig an!
Max Dauthendey 1867-1918
Johanni
Himmel, Erde schaffenstrunken.
Noch die Nächte schlürfen lechzend
Des erschöpften Tages Helle,
Bleiches Dunkel atmet Funken,
Und das Spätlicht schleppt sich ächzend
Durch die Mittnacht,
Zu des jungen Tages Schwelle.
Sonnenfeuer kochen Säfte.
Blütenzarte dort versengt.
Aus dem weichen Maienkosen
Drangen willenstarke Kräfte,
Und die Sommerreife senkt
Sinnend ihre ernsten Rosen.
Satt zerrann das Frühlingsgirren,
Grimme Sensenhiebe klirren,
Halme seufzen, in der Luft,
von Vergänglichkeit umwittert,
Wanket schwermutweher Duft,
– und das stolze Leben zittert.
Johann Georg Fischer 1816-1897
Sonnenwende
Es hat die Sonne im Glutenkranz
Den höchsten Himmel erstiegen,
Die Auen im Tausendfarbenglanz
Und grünend die Berge liegen.
Hoch quillt die trunkene Erde jetzt
Von schaffendem Leben über;
War' ihrem Blühen kein Ziel gesetzt,
Sie thäte noch Vieles drüber.
Es rühret der Wald so voll, so weich
Wie eine Jungfrau, die Glieder,
Die Welt durchtönet ein ganzes Reich
Unsagbar mächtiger Lieder;
Und höher immer die Sänger reißt
Des eigenen Liedes Klingen,
Als wollten sie, voll vom tiefsten Geist,
Ihr Herz in die Lüfte singen.
Aufwogen in hoher Mittagsflut
Die glüh'nden, sprühenden Rosen;
Wer dächte zurück bei solcher Glut
An der Veilchen schüchternes Kosen?
Es streckt, was heute auf Erden lebt,
Zum Lichte die höchsten Ranken,
Und zwischm Erde und Himmel schwebt
Der Mensch mit den hohen Gedanken:
Dem ist, o Seele, dieß Wonnemeer
Und all die unendlichen Räume!
Dein ist der Frühling, so blüthenschwer,
Und die irdisch-himmlischen Träume;
Und ewiges Grün und unendliches Blau
Wird Erde und Himmel dir färben,
Und irdische Blüche und himmlischer Thau
Läßt nie deine Jugend sterben! —
Stärk', heilige Sonne, mir diesen Traum,
Eh' du dem Abend begegnest,
Und eh' du anderer Lande Saum,
Rückwandelnde, wieder segnest!
Ricarda Huch 1864-1947
Sonnenwende
Wie war die Frühlingssonne voll Liebesglut!
Wie schwärmte die Erde berauscht vom Sternenwein!
Nun stürzt der geleerte Pokal in graue Flut.
Licht tropft wie Blut vom verödeten Opferstein.
Wie rollte der Donner Marsch zur Heroenschlacht!
Wie jagte durch Wolken verwegener Blitze Sprung!
Der Held ist tot. Sein Holzstoß flammt in die Nacht.
O Lust, mit ihm zu verglühen, noch reich! noch jung!
Clara Müller-Jahnke 1860-1905
Johannisnacht
Umwogt von weißen Nebelschleiern
von blühenden Rispen überdacht -
komm mit ins Korn! Wir wollen feiern
die heilige Johannisnacht.
Da treibt aus taugetränktem Grunde
in alle Halme hoch der Saft,
da wirkt in klarer Vollmondstunde
uralter Gottheit Wunderkraft.
Wir fühlen tief das heilige Reifen
und - eins im andern fromm bereit -
stillsegnend unsre Stirnen streifen
den Blütenhauch der Ewigkeit.
Max Haushofer Jr. 1840-1907
Sonnenwende
Die Abendsonne geht zu Rüste,
Mein Auge hat es oft geseh'n,
Wie sie die Bergesjoche küßte
In wundersel'gem Untergeh'n.
Doch an dem heil'gen Sonnwendtage
Sinkt sie, als kam' sie nimmermehr,
Da weht's wie leise Todtenklage
Von rothen Bergesgipfeln her.
Sie sank — und über Wald und Haide
Zieht sich ein duftig goldner Flor;
Die Schöpfung schweigt in tiefem Leide,
Als wüßte sie, was sie verlor!
Mathilde von Bayern 1877-1906
Johannisfeuer
Es kam in Gluten gezogen
der Abend, und zwitschernd umflogen
die Schwalben das ragende Haus.
Rot blickten die uralten Türme,
gefestet im Brausen der Stürme,
auf dämmernde Hügel hinaus.
Wir Kinder, im sinkenden Dunkel,
wir trieben ein heitres Gemunkel —
"Es brennt!" Da tollten wir los!
Die Damen schwatzten und lachten,
und höfliche Herren, sie brachten viel
Scheite zum lodernden Stoß.
Die Flammen rauschten und dampften,
die Pferde, die scheuenden, stampften,
Held Cäsar kroch feig in das Stroh.
Wir Kinder, wie trunkene Rangen,
wir tanzten, sangen und sprangen,
glückselig und wunschlos froh.
Die Gluten erloschen im Winde —
da legte der Vater mir linde
aufs Haar die zärtliche Hand:
"Blick auf! Es sollen die Sterne,
glüht einst dir ein Glück in der Ferne,
die mahnen ans Heimatland!"
Die Jahre kamen und schwanden.
Ich ziehe nach fremden Landen -
sie sagen: dort blühe mein Glück.
Viel fröhliche Feuer versanken —
mein Vater, ich will dir danken
mit tränenumschleiertem Blick!
Und was ich auch mag erleben -
Gott hat mir ein Glück schon gegeben:
der beste der Vater ist mein!
Und zwitschern die Schwalben der Ferne,
und brennen Feuer und Sterne,
Herzvater, so denk" ich dein!
A. de Nora 1864-1936
Johannisfeuer
Johannisbrände, Sommersonnenwende.
All meine Träume reichen sich die Hände
Und tanzen jubelnd um ein Feuermal,
Um eine hohe, helle Liebeslohe,
Die ich empor der Nacht der Zukunft sende,
Ein letztes Glück verkündendes Fanal!
Niemals empfand ich, wie ich nun empfunden!
Die Eine fand ich, die ich nie gefunden,
Die Beste, die Erfüllung meines Seins!
Du? durch die Flammen fliegen wir zusammen?
Ins Ungewisse springen wir verbunden?
Sind wir nicht eins?
- Die Erde liegt tief unter uns verschwommen,
Hoch über uns der Himmel, sternumglommen,
Doch unnahbar -
Wir sind am Scheidewege alle beide,
Wir sind auf einem Gipfel angekommen -
Nun wird das einsamst Eigne in uns klar!
Ich lege meine Hand in deine Hände:
Wenn dieses höchste Feuer ging zu Ende,
Wird nur mehr Nacht sein und Verlassenheit -
- Johannisbrände - Lebenssonnenwende!
Wir beide wissen, was wir fortan müssen!
Spring! Ich und du! - Für alle Ewigkeit!
Julius Rodenberg 1831-1914
Johannisnacht
(Auf dem Heidelberger Schlosse)
Die Luft geht mild und weich,
Der Himmel liegt in Mondenpracht;
Verirrten Sternen gleich
Ziehn Funken durch die Sommernacht.
Ein kühler Brunnen springt,
Es duften Flieder und Jasminen,
Und wie ein Lied der Liebe klingt
Der Abendwind in den Ruinen.
Tief unten rauscht der Strom,
Am mondbeglänzten Rebenhang;
Herüber aus dem Dom
Weht ein verirrter Glockenklang.
Schweigend, wie zum Gebet,
Hüllt sich in Dämm‘rung ein die Ferne;
Und feiernd rings am Himmel steht
Der stille Chor der Nacht, die Sterne.
All mein Verlangen ruht,
Was jemals mich betrübte, schweigt;
Und in des Friedens Fluth
Voll Andacht meine Seele steigt.
O Trost der Einsamkeit,
O Stromesrauschen, Sternesblitzen:
Mir ist, als stünde still die Zeit.
Als könnt' ich ewig also sitzen.
Adolf Friedrich von Schack 1815-1894
Johannisnacht
Der sel'ge Abend, als inmitten
Bekränzter Nachen wir im Kahn
Hin an Sevillas Gärten glitten
Auf sanft bewegter Wellen Bahn!
Hell leuchteten die Ufer alle
Von der Johannisfeuer Glanz,
Es schwang beim Kastagnettenschalle
Die Menge sich im muntern Tanz.
Auf stiegen flatternde Raketen,
Rückstrahlend in des Stromes Flut,
Und schossen durch den sternbesäten
Lichthimmel hin mit dunkler Glut.
Doch süßer war's, als fern dem Feste
Ans Ufer uns die Barke trug,
Und über uns der grünen Aeste
Geheime Nacht zusammenschlug.
Erst dort, wo dämmernd aus den Zweigen
Der Schimmer der Limonen quoll,
Erschloß in Dunkel und in Schweigen
Sich unsre Wonne ganz und voll.
O, daß es oft noch so uns nachte!
Doch jetzt auch laß uns dankbar sein
Und, weil er uns so treu bewachte,
Dem Täufer eine Kerze weihn.
Otto Baisch 1840-1892
In der Johannisnacht
Wie weht ihr weich, ihr sanften Lüfte
Der heiligen Johannisnacht,
Die ich im Reich der Totengrüfte
Andächtig still herangewacht;
Wie strahlt ihr, bleiche Sternenheere,
Mit wunderbar verklärtem Schein
Aus dunkelblauem Äthermeere
In diese Friedenswelt herein!
Und du, o Mond, der hinter Bergen
Ins Grab der Mitternacht versinkt,
Du hast den Kreuzen hier und Särgen
Ein schönes Lebewohl gewinkt!
Sie sahn dich zwischen Wolken sprühen
In einem nie gekannten Rot —
Gedachtest du durch Zauberglühen
Zu wecken den verschlafenen Tod?
Nun blüht der Duft der Nachtviolen
Berauschender zu mir empor;
Es ist, als raunten mir verstohlen
Gespenster ihren Gruß ins Ohr.
O alle die gebrochenen Herzen,
Die sich an diesem Ort geschart,
Erstehn vor mir wie Leichenkerzen,
Die nur der leisere Sinn gewahrt.
Denn was mit niegelöschten Gluten
Die Seelen fieberhaft durchdrang,
Mit unerschöpften Liebesfluten
Sich an die schöne Erde schlang,
Das mochte jählings wohl zerspringen
In Einem schrillenden Akkord,
Nachhallend aber muss es klingen
Durchs All der Räume fort und fort.
Und wo in mitternächt'gem Trauern
Ein Mensch an Totenhügeln kniet,
Da wird ihn dieser Geist durchschauern,
Der um die trauten Stätten zieht:
Da wird sein eigner Schmerz zerstießen
In jenes tausendfache Leid
Und über ihn sich voll ergießen
Die Weihe der Unsterblichkeit.
Georg Johann Köhler, Sonnwende
Georg Johann Köhler (1890-1944)
war ein deutscher Maler, Grafiker und Plakatkünstler.