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Fred Endrikat 1890-1942
Früher Frühling
Zwischen Februar und März
liegt die große Zeitenwende,
und, man spürt es allerwärts,
mit dem Winter geht’s zu Ende.
Schon beim ersten Sonnenschimmer
steigt der Lenz ins Wartezimmer.
Keiner weiß, wie es geschah,
und auf einmal ist der da.
Manche Knospe wird verschneit
zwar im frühen Lenz auf Erden.
Alles dauert seine Zeit,
nur Geduld, es wird schon werden.
Folgt auch noch ein rauer Schauer,
lacht der Himmel um so blauer.
Leichter schlägt das Menschenherz
zwischen Februar und März.
Erich Kästner (1899-1974)
Der März
Sonne lag krank im Bett.
Sitzt nun am Ofen.
Liest, was gewesen ist.
Liest Katastrophen.
Springflut und Havarie,
Sturm und Lawinen, -
gibt es denn niemals Ruh
drunten bei ihnen.
Schaut den Kalender an.
Steht drauf: "Es werde!"
Greift nach dem Opernglas.
Blickt auf die Erde.
Schnee vom vergangenen Jahr
blieb nicht der gleiche.
Liegt wie ein Bettbezug
klein auf der Bleiche.
Winter macht Inventur.
Will sich verändern.
Schrieb auf ein Angebot
aus andern Ländern.
Mustert im Fortgehn noch
Weiden und Erlen.
Kätzchen blühn silbergrau.
Schimmern wie Perlen.
In Baum und Krume regt
sich's allenthalben.
Radio meldet schon
Störche und Schwalben.
Schneeglöckchen ahnen nun,
was sie bedeuten.
Wenn Du die Augen schließt,
hörst Du sie läuten.
Josef Weinheber 1892-1945
März
Die Wälder brausen nah und fern.
Die Erde riecht, es regnet gern.
Windröschen stehn im apern Grund,
an Kunigund wirds warm von unt.
Die Kranich ziehn, bald blüht der Schleh:
Um Benedikt den Hafer säe!
Den Hering iß zu Okuli,
das Licht zur Gleiche löscht Marie,
sie kommt und richt' die Reben auf,
nimmt auch den leichten Frost in Kauf;
und ist getan, was nötig war,
so gebe Gott ein gutes Jahr.
Erich Mühsam 1878-1934
März
Der Nachtschnee färbt die Straße blau.
Schwarz wächst der Wald am Weg empor,
streckt kahles Ästewerk hervor
wie drohende Wehr aus Feindesbau.
Wer hat den feuchten Schnee gehäuft?
Wer hat den Himmel grau verdeckt?
Wer hat den irren Fuß geschreckt,
dass er in lauernde Ängste läuft?
Das ist der März: der drückt und droht.
Das ist die Schwangerschaft der Welt.
Das ist, vom Frühlingsdunst zerspellt,
des Winters röchelnde Sterbensnot.
Johann Gaudenz von Salis-Seewis 1762-1834
Märzlied
Nun, da Schnee und Eis zerflossen
Und des Angers Rasen schwillt,
Hier an roten Lindenschossen
Knospen bersten, Blätter sprossen,
Weht der Auferstehung Odem
Durch das keimende Gefild.
Veilchen an den Wiesenbächen
Lösen ihrer Schale Band;
Primelngold bedeckt die Flächen;
Zarte Saatenspitzen stechen
Aus den Furchen; gelber Krokus
Schießt aus warmem Gartensand.
Alles fühlt erneutes Leben:
Die Phalänen, die am Stamm
Der gekerbten Eiche kleben,
Mücken, die im Reigen schweben,
Lerchen, hoch im Ätherglanze,
Tief im Thal das junge Lamm!
Seht! erweckte Bienen schwärmen
Um den frühen Mandelbaum;
Froh des Sonnenscheins, erwärmen
Sich die Greise; Kinder lärmen
Spielend mit den Ostereiern
Durch den weißbeblümten Raum.
Sprießt, ihr Keimchen, aus den Zweigen,
Sprießt aus Moos, das Gräber deckt!
Hoher Hoffnung Bild und Zeugen,
Daß auch wir der Erd' entsteigen,
Wenn des ew'gen Frühlings Odem
Uns zur Auferstehung weckt!
Emil Claar 1842-1930
Hyazinthe
Hyazinthe war die teure
Lieblingsblume meiner Mutter,
Die ein Lenzeskind gewesen,
Eine echte Märzgeborne.
Jährlich um des Monats Mitte,
Trat ich morgens in ihr Zimmer
Und bescherte zum Geburtstag
Ihr die ersten Hyazinten.
Lenz durchglomm ihr blaues Auge,
Wob in ihrem feinen Antlitz
Und umstrahlte noch im Alter
den kastanienbraunen Scheitel.
Märzenstark war ihre Seele,
Die sich hob aus allem Niedern
Zum Erhab'nen und zum Zarten
Wie auf sichtbar hellen Schwingen.
Und auch diese Edle wurde
Hingebeugt von Erdenschwere,
Ihre lichte Liebe wankte
Kummervoll zu eis'ger Grabnacht.
Dorthin um des Monats Mitte
Trag' ich jetzt die Märzengabe
Süßester Erinnerungen,
Meinen ganzen toten Frühling!
Ernst Blass 1890-1938
Märzabend
Meinem Freunde Kurt Hiller gewidmet
Die Luft kommt hart und mauerhaft herein
Durch offne Fenster. Und sie bringt Bazillen
Von Influenza sicherlich herein.
Und in dem unerbittlich Mauerstillen:
Zwei schwarze Schwäne, die
Mit Fadenhälsen Hyazinthen spein.
Vom Tode werden Mädchen oft entrückt
Dem Arzte, der noch Kampfer injiziert.
Dann wieder wird in Stuben kondoliert,
Wo Schränke stehen, weise und gedrückt;
Und Menscheneinsamkeit, die schüttelfröstelnd stiert
In Räume, in luftleere Räume.
Georg Trakl 1887-1914
Ein Frühlingsabend
Ein Strauch voll Larven; Abendföhn im März;
Ein toller Hund läuft durch ein ödes Feld
Durchs braune Dorf des Priesters Glocke schellt;
Ein kahler Baum krümmt sich in schwarzem Schmerz.
Im Schatten alter Dächer blutet Mais;
O Süße, die der Spatzen Hunger stillt.
Durch das vergilbte Rohr bricht scheu ein Wild.
O Einsamstehn vor Wassern still und weiß.
Unsäglich ragt des Nußbaums Traumgestalt.
Den Freund erfreut der Knaben bäurisch Spiel.
Verfallene Hütten, abgelebt' Gefühl;
Die Wolken wandern tief und schwarz geballt.
Heinrich Seidel 1842-1906
Im März
Über jenen blauen Bergen
Sah ich jüngst den Frühling lauschen.
Auf des Hügels sanfte Rundung
Stützte er die ros'gen Hände,
Und in seinem schönen, goldnen,
Langhinfliessenden Gelocke
Trug er einen Kranz von Blumen.
Und er lächelte und nickte,
Winkte dann mit seiner Rechten,
Und mir war, als kläng' ein Rufen
Durch der Lerchen Jubiliren,
Und ein Windhauch brächt' ein Düften
Wie von Veilchen hergetragen.
Still verblasste dann das Bildniß
Und verschwamm und stand am Hügel
Wie ein schimmernd weisses Wölkchen.
Theodor Storm 1817-1888
März
Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt, so kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.
Theodor Fontane 1819-1898
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
»Er kam, er kam ja immer noch«,
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.
Ludwig Thoma 1867-1921
März
Ah! Wie die buttergelbe Sonne
Uns wärmend durch die Poren dringt!
Wie neu erwachte Frühlingswonne
Uns das vergrämte Herz beschwingt!
Dem wintermüden Menschentume
Erheitert ihr die Phantasie,
Schneeglöckchen, Veilchen, Schlüsselblume
Und was auf Wiesen sonst gedieh!
Im Mistbeet herrscht ein reges Leben;
Das drängt sich an das helle Licht
Und will uns bald Gemüse geben,
Will Zutat sein zum Leibgericht.
Und wie sich froh den Hühnersteißen
Entringt das liebe Osterei!
So mag sich die Natur befleißen,
Dass sie nebst schön auch schmackhaft sei.
Das Starkbier regelt dann die Stühle,
Wenn Hertling spricht, ist's ebenso,
Man sitzt im Frühlingslustgefühle
Und wird im Sitzen lebensfroh.
Der in der letzten Strophe erwähnte Hertling war ein bayerischer Politiker.
Ernst Wilhelm Lotz 1890-1914
März-Nachmittag
Bleiweiß die Fläche, Wolken-überflaggt,
darein zwei Segel schwarze Furchen graben.
Zwei Uferbäume ragen hochgezackt,
die frühes Traumgrün auf den Zweigen haben.
Zwei Hunde keuchen übers Ufergras
und wollen eine heiße Stunde jagen.
Zwei Schüler kommen, schlank und bücherblaß,
die scheue Liebe wie zwei Leuchter tragen.
Ein junger Dichter wacht auf einer Bank
und spricht, die Hände um sein Knie gefaltet:
»Wie sind die Dinge heute sehnsuchtskrank!«
Und als er aufblickt, hat sich neu gestaltet
die Welt und ist erschütternd tränenblank.
»Was« ruft er »hat mein Herz denn so zerspaltet!«
Emanuel Geibel 1815-1884
Äquinoktium
Allgewaltig aus Nordosten
Braust der Märzwind über Land,
Und es bebt in ihren Pfosten
Meines Hauses Giebelwand.
Durch die Schlöte mit Gewimmer
Fegt der losgelaßne Hauch,
Trüb verzuckt des Herdes Schimmer,
Und die Halle füllt der Rauch.
Ziegel prasseln, Türen schlagen,
Dürres Astwerk kracht und bricht,
Doch in all das Unbehagen
Lächelt meine Mus' und spricht:
»Nur getrost! Sich zu erneuen
Ringt die Welt im Jugenddrang;
Darfst die kurze Not nicht scheuen,
Rauh ist jeder Übergang.
Auf den Braus des wüsten Tages
Folgt der Lenz im Goldgewand;
Merk' es dir, Poet, und sag' es
Deinem deutschen Vaterland!«
Julius Rodenberg 1831-1914
Frühlingssonne
Frühlingssonne tritt mit Funken
Aus den Wolken; Märzluft weht.
Tief am Berg, im Wald, dem dunkeln,
Und am Strom der Schnee zergeht.
Veilchendüfte, Lerchenschall,
Glanz und Jubel überall.
O wie wonnig,
O wie sonnig,
Wenn der Frühling aufersteht!
Möchte nun ein Vogel werden,
In den Himmel fliegen ein,
Und doch von dem Glanz der Erden
Kann ich gar nicht mich befrein.
O mein Schatz, so anmutreich,
Erd' und Himmel mir zugleich,
Stern und Sonne,
Qual und Wonne,
Könnt' ich nunmehr bei Dir sein!
Georg Heym 1887-1912
Frühjahr
Die Winde bringen einen schwarzen Abend.
Die Wege zittern mit den kalten Bäumen
Und in der leeren Flächen später Öde
Die Wolken rollen auf die Horizonte.
Der Wind und Sturm ist ewig in der Weite,
Nur spärlich, daß ein Sämann schon beschreitet
Das ferne Land, und schwer den Samen streuet,
Den keine Frucht in toten Sommern freuet.
Die Wälder aber müssen sich zerbrechen
Mit grauen Wipfeln in den Wind gehoben,
Die quellenlosen, in der langen Schwäche
Und nicht mehr steigt das Blut in ihren Ästen.
Der März ist traurig. Und die Tage schwanken
Voll Licht und Dunkel auf der stummen Erde.
Die Ströme aber und die Berge decket
Der Regenschild. Und alles ist verhangen.
Die Vögel aber werden nicht mehr kommen.
Leer wird das Schilf und seine Ufer bleiben,
Und große Kähne in der Sommerstille
In grüner Hügel toten Schatten treiben.
Cäsar Flaischlen 1864-1920
März
Sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
So lockend die Sonne vom Himmel blitzt,
so lockend alles gänzt und glitzt…
Sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Es werden Tage wieder kommen,
bevor erblüht, wovon du träumst,
da alles wie vorher trostlos weh
im Regen sich begräbt und Schnee,
Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh…
sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Und doch und dennoch: Mit jubelndem Liede
grüße dies frohe befreiende Blau
über all dem farblosen Grau,
freu dich der flimmernden Mittagsstunden,
sonne das Herz dir zu keimender Kraft,
daß es dem müde machenden Winter
und seiner Enttäuschung sich wieder entrafft!
Nur warte, nur wart noch! Es wird sich erfüllen,
es wird sich erfüllen, was du ersehnst:
Glutig auflodern wird es am Himmel,
über die Berge her wird es wehn
und wie donnernde Osterglocken
wird es durch die Lande gehn…
Nur warte, nur wart noch und hab Geduld!
So schön und so köstlich dies blitzende Blau
mit seinem süßen stillen Locken,
es kommen Tage noch und Wochen,
farblos grau,
da alles wie vorher trostlos weh
in Regen sich begräbt und Schnee,
Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh…
sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Richard von Schaukal 1874-1942
Märzschnee
Und über Nacht fiel Frost, die Blumen starben,
der Garten deckte sich mit bleichem Schnee,
die Lindenknospen in der Flußallee,
die sich hervorgewagt, verdarben.
Und Pierrot kommt stark verschnupft nach Haus
zum großen Ärger von Frau Clombinen:
"die rote Nase ist mir stets ein Graus,
und deine Augen sind ja wie Rosinen!"
Detlef von Liliencron 1844-1909
Märztag
Wolkenschatten fliehen über Felder,
Blau umdunstet stehen ferne Wälder.
Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,
Kommen schreiend an in Wanderzügen.
Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen,
Überall ein erstes Frühlingslärmen.
Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder,
Kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.
Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,
Wollt' es halten, mußt' es schwimmen lassen.
Rudolf Presber 1868-1935
Märzsonne
Nun wandr' ich über Berg und Tal,
Die Welt steht blühend offen,
Mich hat mit erstem Sonnenstrahl
Der Lenz ins Herz getroffen.
Ich hör' das kleine freche Herz
Im dunklen Brustkorb lachen;
Es weiß, es wird im grünen März
Eine selige Dummheit machen.
Rudolf G. Binding 1867-1938
März. Schmächtiger. Aus Fronmacht
Erwecktes Zart. O Lächeln
Noch zwischen Macht und Ohnmacht.
Die blassen Säfte steigen
Im Baum der Sonne nach
Zu schlafenden Gezweigen.
Und bleich im Ungewissen
Liegt Feld still neben Brache,
Ruht Land in Düsternissen. –
Der Lerche blauer Dom
Ist noch nicht aufgerichtet.
Doch wilder jagt der Strom.
Die Wasser drängts zu Meeren
Und heimlich hoch im Grau
Zieht es von Vogelheeren.
Nichts blickt zurück. Was stockt
Ist stummes Sich-ermannen
Im strengsten Ruf der lockt.
Und um dich ist es schwer
Und leicht von Schlaf und Schauern
Von Lächeln und Begehr.
A. de Nora 1864-1936
Lerchenlied im März
Ein Lerchenlied? Du glaubst es kaum.
Hier unten noch im Schnee die Welt –
Dort oben wie ein Frühlingstraum
Ein Lerchenlied am Wolkenzelt?
Und war dir noch so schwer zumut
Und noch dein Herz so kummervoll,
Nun weißt du: bald wird alles gut!
Das erste Lerchenlied erscholl!
Aus deiner dunklen Tiefe zieht
Es dich empor zu Glück und Licht –
… Für jeden klingt ein Lerchenlied,
Doch hunderttausend hören's nicht!
Arno Holz 1863-1929
Erste Lerche
Zwischen Gräben und grauen Hecken,
den Rockkragen hoch, die Hände in den Taschen,
schlendre ich durch den frühen Märzmorgen.
Falbes Gras, blinkende Lachen und schwarzes Brachland,
so weit ich sehn kann.
Dazwischen,
mitten in den weissen Horizont hinein,
wie erstarrt,
eine Weidenreihe.
Ich bleibe stehn.
Nirgends ein Laut. Noch nirgends Leben.
Nur die Luft und die Landschaft.
Und sonnenlos, wie den Himmel, fühl ich mein Herz!
Plötzlich ein Klang.
Ich starre in die Wolken.
Über mir,
jubelnd,
durch immer heller werdendes Licht,
die erste Lerche!
Amalie Senninger 1866-1921
Du bist mir März mein Schatz
Du bist mir März mein Schatz, so lieb ich dich,
Und will dich nimmer bitten, sei mir Mai! —
Denn Mai, das wär Erfüllung meines Hoffens,
Und davor bangt mir wie vor Götterneid.
Ich will nicht immer blauen Himmel sehen,
Will nicht um Blüten schwärmen, süss verträumt,
Ich will bei dir im Sturm, in Flocken stehen.
Will sehen wie dein Herz im Zügel schäumt!
Nur manchmal, wenn die Wolken sich verschieben,
Lass mich ein Stück in deiner Sonne gehn,
Dies Licht trag ich in alle Erdentage,
Wenn meine Lampe lischt, wird’s mit verweh’n.
Paul Heyse 1830-1914
Vorfrühling
Sieh, die Kastanien – noch nicht entfalten
Sie ihre Knospen, harzig gebräunt.
Den weißen Schneehut hat aufbehalten
Der Monte Baldo, mein alter Freund.
Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;
So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.
Auch im Kamin ist ein kleines Feuer
Noch sehr willkommen der lieben Frau.
Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,
Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,
Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,
Süß wie der Atem der jungen Braut.
Wer weiß, wie bald uns der Lenz beschieden,
Des holde Nähe sich schon verriet.
Ich fand heut früh an des Märzen Iden
Schon Pfirsichblüten und dieses Lied.
Heinrich Seidel 1842-1906
Im März
Nun im März
Hoff' mein Herz!
Horch! es regt sich in den Lüften,
Und ein ahnungsreiches Düften
Weht im Garten
Kaum erwarten
Kann ich, was die Tage bringen.
Hörst du nicht? Die Lerchen singen!
Junges Blühn!
Frühes Grün!
Ueberall ein keimend Regen,
Stilles, heimliches Bewegen,
Säfte quellen,
Knospen schwellen.
Nur ein wenig stilles Warten,
Und die Veilchen blühn im Garten!
Karl Ernst Knodt 1856-1917
Märzträume
Wie ein Traum fliegt der Lenz übers Land,
Keiner behält ihn fest in der Hand;
Flüchtig sein Gold und flüchtig sein Blau,
Heute seh ich nur Grau in Grau.
Märzende Tage: Doch kündet ihr Licht!
Nur noch ein Weilchen – und siegend bricht
Sonne und Singen und Segen hervor
Durch des Frühlings geöffnetes Tor.
Friedrich Hölderlin 1770-1843
An Neuffer
Im März 1794
Noch kehrt in mich der süße Frühling wieder,
Noch altert nicht mein kindischfröhlich Herz,
Noch rinnt vom Auge mir der Tau der Liebe nieder
Noch lebt in mir der Hoffnung Lust und Schmerz.
Noch tröstet mich mit süßer Augenweide
Der blaue Himmel und die grüne Flur,
Mir reicht die Göttliche den Taumelkelch der Freude,
Die jugendliche freundliche Natur.
Getrost! es ist der Schmerzen wert, dies Leben,
So lang uns Armen Gottes Sonne scheint,
Und Bilder beßrer Zeit um unsre Seele schweben,
Und ach! mit uns ein freundlich Auge weint.
Georg Stolzenberg (1857-1941)
Lauer Märzwind ...
Lauer Märzwind
jagt verspätete Flocken.
Von unten
gegen die schwarze Erddecke
drücken lebendige Finger.
Unruhig laufen die Menschen,
die Tiere.
Fern,
immer näher rauscht
die Springflut
von Licht
und Glück.
Cäsar Flaischlen 1864-1920
Frühling
Hallo, es wird Frühling!
hallo, es ist März!
hörst du den Sturm nicht,
altes Herz?! und siehst du nicht:
wie Tag um Tag nun immer heller
die Sonne durch die Wolken bricht
und wie es ringsum tropft und rinnt
und wie es zu keimen und knospen beginnt
in Tal und Höh, all-allerwärts…
siehs doch und glaub es, altes Herz!
Siehs doch und glaub es
und rüst ihm entgegen
und schüttle ab, was dich bedrückt
und verstimmt…
es ist so einfach alles, wenn man
selber nur es einfach nimmt!
und Sorgen und Schwarzsehn trägt nicht weit;
Zuversicht schafft es und Fröhlichkeit!
Also raffe dich auf, hallo! und tu mit
und halte Schritt
und mache dich jung wieder, altes Herz!
es wird ja doch Frühling!
es ist ja schon März!
Und wiederum sag ich: Hallo, es ist Zeit!
und wenn es auch wettert mitunter
und schneit,
als wenn der Frühling noch monateweit,
es ist Zeit!
sei bereit!
noch ehe dus acht,
steht in siegender Pracht
am tiefblauen Himmel die Sonne und lacht:
Ihr habt gejammert wochein und -aus,
wenn nur der Winter erst wieder vorbei
und all die Karneval-Narretei!
man käm nicht aus Frack und aus Festen heraus
und möchte Mensch sein endlich wieder
und hinaus! …
Und nun, und nun?! wo bleibt ihr nun
wenn euch so viel darum zu tun?
Ich bin schon immer auf dem Weg,
ich weiß schon lange wie es steht,
und wer einmal über die Felder geht,
auch wenns ihm kalt um die Nase weht,
der weiß Bescheid
und macht sich bereit
und lacht und freut sich: es ist so weit!
Unbekannt
Aus Frankfurt
März
Im März fängt bunt de Frühling aa.
Die Blümmcher blühe hie un da,
umschwärmt von Biencher mit Gesumm.
Aa Glück: De Winter is erum!
De aale Urlaub werd genomme.
Der is aan jetzt so recht willkomme.
Zum Winterschlaf in dere Zeit
kimmt oft noch Frühjahrsmüdigkeit.
Doch wenn in alle Äst un Zweische
so nach un nach die Säfte steische,
erwache Triebe, lacht des Herz.
En scheene Monat is der März!
Und kommt im März die Sommerzeit,
ist's länger hell für Schwarzarbeit.
Unbekannt