BuchKult
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Pieter Casteels III, March, Twelve Months of Dutch Flowers, 1730
Pieter Casteels III (1684–1749) war ein flämischer Maler und Kupferstecher, der vor allem für seine Blumenstücke, Spielstücke und Vogelszenen bekannt war.
 

Fred Endrikat 1890-1942

 

Früher Frühling

Zwischen Februar und März

liegt die große Zeitenwende,

und, man spürt es allerwärts,

mit dem Winter geht’s zu Ende.

Schon beim ersten Sonnenschimmer

steigt der Lenz ins Wartezimmer.

Keiner weiß, wie es geschah,

und auf einmal ist der da.

 

Manche Knospe wird verschneit

zwar im frühen Lenz auf Erden.

Alles dauert seine Zeit,

nur Geduld, es wird schon werden.

Folgt auch noch ein rauer Schauer,

lacht der Himmel um so blauer.

Leichter schlägt das Menschenherz

zwischen Februar und März.

 

Hans Sebald Beham, März und April
Hans Sebald Beham (1500-1550) war ein bedeutender Maler und Kupferstecher.

Erich Kästner (1899-1974)

Der März

 

Sonne lag krank im Bett.

Sitzt nun am Ofen.

Liest, was gewesen ist.

Liest Katastrophen.

 

Springflut und Havarie,

Sturm und Lawinen, -

gibt es denn niemals Ruh

drunten bei ihnen.

 

Schaut den Kalender an.

Steht drauf: "Es werde!"

Greift nach dem Opernglas.

Blickt auf die Erde.

 

Schnee vom vergangenen Jahr

blieb nicht der gleiche.

Liegt wie ein Bettbezug

klein auf der Bleiche.

 

Winter macht Inventur.

Will sich verändern.

Schrieb auf ein Angebot

aus andern Ländern.

 

Mustert im Fortgehn noch

Weiden und Erlen.

Kätzchen blühn silbergrau.

Schimmern wie Perlen.

 

In Baum und Krume regt

sich's allenthalben.

Radio meldet schon

Störche und Schwalben.

 

Schneeglöckchen ahnen nun,

was sie bedeuten.

Wenn Du die Augen schließt,

hörst Du sie läuten.

 

 

Nikolai Astrup, Martzmorgen
Nikolai Astrup (1880-1928) war ein norwegischer Maler und Grafiker.

Josef Weinheber 1892-1945

März

 

Die Wälder brausen nah und fern.

Die Erde riecht, es regnet gern.

Windröschen stehn im apern Grund,

an Kunigund wirds warm von unt.

Die Kranich ziehn, bald blüht der Schleh:

Um Benedikt den Hafer säe!

Den Hering iß zu Okuli,

das Licht zur Gleiche löscht Marie,

sie kommt und richt' die Reben auf,

nimmt auch den leichten Frost in Kauf;

und ist getan, was nötig war,

so gebe Gott ein gutes Jahr.

 

John Fabian Carlson,  March Floods
John Fabian Carlson (1875-1947) war ein in Schweden geborener amerikanischer Impressionist .

Erich Mühsam  1878-1934

März

 

Der Nachtschnee färbt die Straße blau.

Schwarz wächst der Wald am Weg empor,

streckt kahles Ästewerk hervor

wie drohende Wehr aus Feindesbau.

 

Wer hat den feuchten Schnee gehäuft?

Wer hat den Himmel grau verdeckt?

Wer hat den irren Fuß geschreckt,

dass er in lauernde Ängste läuft?

 

Das ist der März: der drückt und droht.

Das ist die Schwangerschaft der Welt.

Das ist, vom Frühlingsdunst zerspellt,

des Winters röchelnde Sterbensnot.

 

Iwan Choultsé, Nuit de Mars, Russie
Iwan Fedorowitsch Choultsé (1874-1939) war ein Maler des russischen Realismus.

Johann Gaudenz von Salis-Seewis 1762-1834

Märzlied

 

Nun, da Schnee und Eis zerflossen

Und des Angers Rasen schwillt,

Hier an roten Lindenschossen

Knospen bersten, Blätter sprossen,

Weht der Auferstehung Odem

Durch das keimende Gefild.

 

Veilchen an den Wiesenbächen

Lösen ihrer Schale Band;

Primelngold bedeckt die Flächen;

Zarte Saatenspitzen stechen

Aus den Furchen; gelber Krokus

Schießt aus warmem Gartensand.

 

Alles fühlt erneutes Leben:

Die Phalänen, die am Stamm

Der gekerbten Eiche kleben,

Mücken, die im Reigen schweben,

Lerchen, hoch im Ätherglanze,

Tief im Thal das junge Lamm!

 

Seht! erweckte Bienen schwärmen

Um den frühen Mandelbaum;

Froh des Sonnenscheins, erwärmen

Sich die Greise; Kinder lärmen

Spielend mit den Ostereiern

Durch den weißbeblümten Raum.

 

Sprießt, ihr Keimchen, aus den Zweigen,

Sprießt aus Moos, das Gräber deckt!

Hoher Hoffnung Bild und Zeugen,

Daß auch wir der Erd' entsteigen,

Wenn des ew'gen Frühlings Odem

Uns zur Auferstehung weckt!

 

 

Igor Grabar, März-Schnee, 1921, Tretjakow-Galerie
Igor Emmanuilowitsch Grabar (1871-1960) war ein russischer Maler, Kunsthistoriker und Museumswissenschaftler.

Emil Claar 1842-1930

Hyazinthe

 

Hyazinthe war die teure

Lieblingsblume meiner Mutter,

Die ein Lenzeskind gewesen,

Eine echte Märzgeborne.

 

Jährlich um des Monats Mitte,

Trat ich morgens in ihr Zimmer

Und bescherte zum Geburtstag

Ihr die ersten Hyazinten.

 

Lenz durchglomm ihr blaues Auge,

Wob in ihrem feinen Antlitz

Und umstrahlte noch im Alter

den kastanienbraunen Scheitel.

 

Märzenstark war ihre Seele,

Die sich hob aus allem Niedern

Zum Erhab'nen und zum Zarten

Wie auf sichtbar hellen Schwingen.

 

Und auch diese Edle wurde

Hingebeugt von Erdenschwere,

Ihre lichte Liebe wankte

Kummervoll zu eis'ger Grabnacht.

 

Dorthin um des Monats Mitte

Trag' ich jetzt die Märzengabe

Süßester Erinnerungen,

Meinen ganzen toten Frühling!

 

Alfrida Baadsgaard, Still life with Hyacinths and butterfly
Alfrida Vilhelmine Ludovica Baadsgaard (1839–1912) wat eine dänische Malerin.

Ernst Blass 1890-1938

Märzabend

 

Meinem Freunde Kurt Hiller gewidmet

 

Die Luft kommt hart und mauerhaft herein

Durch offne Fenster. Und sie bringt Bazillen

Von Influenza sicherlich herein.

Und in dem unerbittlich Mauerstillen:

Zwei schwarze Schwäne, die

Mit Fadenhälsen Hyazinthen spein.

 

Vom Tode werden Mädchen oft entrückt

Dem Arzte, der noch Kampfer injiziert.

Dann wieder wird in Stuben kondoliert,

Wo Schränke stehen, weise und gedrückt;

Und Menscheneinsamkeit, die schüttelfröstelnd stiert

In Räume, in luftleere Räume.

 

 

 

Ellen Robbins, Bouquet of Hyacinths, Boston Public Library
Ellen Robbins (1828–1905) war eine amerikanische botanische Illustratorin des 19. Jahrhunderts, die für Gemälde von Wildblumen und Herbstblättern bekannt war.
 

Georg Trakl 1887-1914

Ein Frühlingsabend

 

Ein Strauch voll Larven; Abendföhn im März;

Ein toller Hund läuft durch ein ödes Feld

Durchs braune Dorf des Priesters Glocke schellt;

Ein kahler Baum krümmt sich in schwarzem Schmerz.

 

Im Schatten alter Dächer blutet Mais;

O Süße, die der Spatzen Hunger stillt.

Durch das vergilbte Rohr bricht scheu ein Wild.

O Einsamstehn vor Wassern still und weiß.

 

Unsäglich ragt des Nußbaums Traumgestalt.

Den Freund erfreut der Knaben bäurisch Spiel.

Verfallene Hütten, abgelebt' Gefühl;

Die Wolken wandern tief und schwarz geballt.

 

Clarence Gagnon, March in the Birch woods, 1919
Clarence Gagnon (1881–1942) war ein kanadischer Maler.

Heinrich Seidel 1842-1906

Im März

 

Über jenen blauen Bergen

Sah ich jüngst den Frühling lauschen.

Auf des Hügels sanfte Rundung

Stützte er die ros'gen Hände,

Und in seinem schönen, goldnen,

Langhinfliessenden Gelocke

Trug er einen Kranz von Blumen.

Und er lächelte und nickte,

Winkte dann mit seiner Rechten,

Und mir war, als kläng' ein Rufen

Durch der Lerchen Jubiliren,

Und ein Windhauch brächt' ein Düften

Wie von Veilchen hergetragen.

 

Still verblasste dann das Bildniß

Und verschwamm und stand am Hügel

Wie ein schimmernd weisses Wölkchen.

 

 

 

Nikolai Astrup, March Atmosphere at Jølstravatnet
Nikolai Astrup (1880-1928) war ein norwegischer Maler und Grafiker.
 

Theodor Storm 1817-1888

März

 

Und aus der Erde schauet nur

Alleine noch Schneeglöckchen;

So kalt, so kalt ist noch die Flur,

Es friert im weißen Röckchen.

 

 

Stanislav Zhukovsky, March evening, 1904
Stanislav Yulianovich Zhukovsky (1873–1944) war ein polnischer Impressionist.

Theodor Fontane 1819-1898

Frühling

 

Nun ist er endlich kommen doch

In grünem Knospenschuh;

»Er kam, er kam ja immer noch«,

Die Bäume nicken sich's zu.

 

Sie konnten ihn all erwarten kaum,

Nun treiben sie Schuß auf Schuß;

Im Garten der alte Apfelbaum,

Er sträubt sich, aber er muß.

 

Wohl zögert auch das alte Herz

Und atmet noch nicht frei,

Es bangt und sorgt: »Es ist erst März,

Und März ist noch nicht Mai.«

 

O schüttle ab den schweren Traum

Und die lange Winterruh:

Es wagt es der alte Apfelbaum,

Herze, wag's auch du.

 

Frits Thaulow, March Day
Frits Thaulow, eigentlich Johan Frederik Thaulow (1847-1906), war ein norwegischer Maler des 19. Jahrhunderts.

Ludwig Thoma 1867-1921

März

 

Ah! Wie die buttergelbe Sonne

Uns wärmend durch die Poren dringt!

Wie neu erwachte Frühlingswonne

Uns das vergrämte Herz beschwingt!

 

Dem wintermüden Menschentume

Erheitert ihr die Phantasie,

Schneeglöckchen, Veilchen, Schlüsselblume

Und was auf Wiesen sonst gedieh!

 

Im Mistbeet herrscht ein reges Leben;

Das drängt sich an das helle Licht

Und will uns bald Gemüse geben,

Will Zutat sein zum Leibgericht.

 

Und wie sich froh den Hühnersteißen

Entringt das liebe Osterei!

So mag sich die Natur befleißen,

Dass sie nebst schön auch schmackhaft sei.

 

Das Starkbier regelt dann die Stühle,

Wenn Hertling spricht, ist's ebenso,

Man sitzt im Frühlingslustgefühle

Und wird im Sitzen lebensfroh.

 

Der in der letzten Strophe erwähnte Hertling war ein bayerischer Politiker.

 

Konstantin Juon, März Sonne, 1915
Konstantin Fjodorowitsch Juon (1875-1958) war ein russisch-sowjetischer Maler, Bühnenbildner und Kunsttheoretiker.

Ernst Wilhelm Lotz 1890-1914

März-Nachmittag

 

Bleiweiß die Fläche, Wolken-überflaggt,

darein zwei Segel schwarze Furchen graben.

Zwei Uferbäume ragen hochgezackt,

die frühes Traumgrün auf den Zweigen haben.

 

Zwei Hunde keuchen übers Ufergras

und wollen eine heiße Stunde jagen.

Zwei Schüler kommen, schlank und bücherblaß,

die scheue Liebe wie zwei Leuchter tragen.

 

Ein junger Dichter wacht auf einer Bank

und spricht, die Hände um sein Knie gefaltet:

»Wie sind die Dinge heute sehnsuchtskrank!«

 

Und als er aufblickt, hat sich neu gestaltet

die Welt und ist erschütternd tränenblank.

»Was« ruft er »hat mein Herz denn so zerspaltet!«

 

George Clausen, A Frosty March Morning
George Clausen (1852-1944) war ein britischer Künstler, der mit Öl und Aquarell, Radierung, Mezzotinta, Trockenpunkt und gelegentlich Lithografien arbeitete.
 

Emanuel Geibel 1815-1884

Äquinoktium

 

Allgewaltig aus Nordosten

Braust der Märzwind über Land,

Und es bebt in ihren Pfosten

Meines Hauses Giebelwand.

 

Durch die Schlöte mit Gewimmer

Fegt der losgelaßne Hauch,

Trüb verzuckt des Herdes Schimmer,

Und die Halle füllt der Rauch.

 

Ziegel prasseln, Türen schlagen,

Dürres Astwerk kracht und bricht,

Doch in all das Unbehagen

Lächelt meine Mus' und spricht:

 

»Nur getrost! Sich zu erneuen

Ringt die Welt im Jugenddrang;

Darfst die kurze Not nicht scheuen,

Rauh ist jeder Übergang.

 

Auf den Braus des wüsten Tages

Folgt der Lenz im Goldgewand;

Merk' es dir, Poet, und sag' es

Deinem deutschen Vaterland!«

 

 

Theodor Kittelsen, Months of the Year - March
Theodor Severin Kittelsen (1857-1914) war ein norwegischer Künstler.

Julius Rodenberg 1831-1914

Frühlingssonne

 

Frühlingssonne tritt mit Funken

Aus den Wolken; Märzluft weht.

Tief am Berg, im Wald, dem dunkeln,

Und am Strom der Schnee zergeht.

Veilchendüfte, Lerchenschall,

Glanz und Jubel überall.

O wie wonnig,

O wie sonnig,

Wenn der Frühling aufersteht!

 

Möchte nun ein Vogel werden,

In den Himmel fliegen ein,

Und doch von dem Glanz der Erden

Kann ich gar nicht mich befrein.

O mein Schatz, so anmutreich,

Erd' und Himmel mir zugleich,

Stern und Sonne,

Qual und Wonne,

Könnt' ich nunmehr bei Dir sein!

 

Jean Poyer, March - Pruning the vine, Hours of Henry VIII, New York Pierpont Morgan Library
Jean Poyer (1445-1503) war ein französischer Miniaturmaler und Manuskript-Illuminator des späten 15. Jahrhunderts.

Georg Heym 1887-1912

Frühjahr

 

Die Winde bringen einen schwarzen Abend.

Die Wege zittern mit den kalten Bäumen

Und in der leeren Flächen später Öde

Die Wolken rollen auf die Horizonte.

 

Der Wind und Sturm ist ewig in der Weite,

Nur spärlich, daß ein Sämann schon beschreitet

Das ferne Land, und schwer den Samen streuet,

Den keine Frucht in toten Sommern freuet.

 

Die Wälder aber müssen sich zerbrechen

Mit grauen Wipfeln in den Wind gehoben,

Die quellenlosen, in der langen Schwäche

Und nicht mehr steigt das Blut in ihren Ästen.

 

Der März ist traurig. Und die Tage schwanken

Voll Licht und Dunkel auf der stummen Erde.

Die Ströme aber und die Berge decket

Der Regenschild. Und alles ist verhangen.

 

Die Vögel aber werden nicht mehr kommen.

Leer wird das Schilf und seine Ufer bleiben,

Und große Kähne in der Sommerstille

In grüner Hügel toten Schatten treiben.

 

 

Unbekannter Künstler - March - Labours of the months
 

Cäsar Flaischlen 1864-1920

März

 

Sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!

So lockend die Sonne vom Himmel blitzt,

so lockend alles gänzt und glitzt…

Sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!

Es werden Tage wieder kommen,

bevor erblüht, wovon du träumst,

da alles wie vorher trostlos weh

im Regen sich begräbt und Schnee,

Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh…

sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!

 

Und doch und dennoch: Mit jubelndem Liede

grüße dies frohe befreiende Blau

über all dem farblosen Grau,

freu dich der flimmernden Mittagsstunden,

sonne das Herz dir zu keimender Kraft,

daß es dem müde machenden Winter

und seiner Enttäuschung sich wieder entrafft!

 

Nur warte, nur wart noch! Es wird sich erfüllen,

es wird sich erfüllen, was du ersehnst:

Glutig auflodern wird es am Himmel,

über die Berge her wird es wehn

und wie donnernde Osterglocken

wird es durch die Lande gehn…

Nur warte, nur wart noch und hab Geduld!

So schön und so köstlich dies blitzende Blau

mit seinem süßen stillen Locken,

es kommen Tage noch und Wochen,

farblos grau,

da alles wie vorher trostlos weh

in Regen sich begräbt und Schnee,

Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh…

sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!

 

 

Simon Bening, Hennessy hours March - Labours of the months,  Brussels, Royal Library of Belgium
Simon Bening (1483-1561), auch Simon Bennik, war ein flämischer Miniaturenmaler und Illustrator. Er gilt als einer der bedeutenden Künstler seines Fachs.
 

Richard von Schaukal 1874-1942

Märzschnee

 

Und über Nacht fiel Frost, die Blumen starben,

der Garten deckte sich mit bleichem Schnee,

die Lindenknospen in der Flußallee,

die sich hervorgewagt, verdarben.

 

Und Pierrot kommt stark verschnupft nach Haus

zum großen Ärger von Frau Clombinen:

"die rote Nase ist mir stets ein Graus,

und deine Augen sind ja wie Rosinen!"

 

John Fabian Carlson, March Idyll, or Winter Landscape, Woodstock, ca.1920, Minnesota Museum of American Art
John Fabian Carlson (1875-1947) war ein in Schweden geborener amerikanischer Impressionist .

Detlef von Liliencron 1844-1909

Märztag

 

Wolkenschatten fliehen über Felder,

Blau umdunstet stehen ferne Wälder.

 

Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,

Kommen schreiend an in Wanderzügen.

 

Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen,

Überall ein erstes Frühlingslärmen.

 

Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder,

Kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.

 

Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,

Wollt' es halten, mußt' es schwimmen lassen.

 

Daniel Garber, Bright Day, March
Daniel Garber (1880-1958) war ein amerikanischer impressionistischer Landschaftsmaler.

Rudolf Presber 1868-1935

Märzsonne

 

Nun wandr' ich über Berg und Tal,

Die Welt steht blühend offen,

Mich hat mit erstem Sonnenstrahl

Der Lenz ins Herz getroffen.

 

Ich hör' das kleine freche Herz

Im dunklen Brustkorb lachen;

Es weiß, es wird im grünen März

Eine selige Dummheit machen.

 

Marie Collart, La campagne en mars
Marie Collart (Ehename Marie Collart-Henrotin, auch: Madame Henrotin; 1842-1911) war eine belgische Landschaftsmalerin.

Rudolf G. Binding 1867-1938

 

März. Schmächtiger. Aus Fronmacht

Erwecktes Zart. O Lächeln

Noch zwischen Macht und Ohnmacht.

 

Die blassen Säfte steigen

Im Baum der Sonne nach

Zu schlafenden Gezweigen.

 

Und bleich im Ungewissen

Liegt Feld still neben Brache,

Ruht Land in Düsternissen. –

 

Der Lerche blauer Dom

Ist noch nicht aufgerichtet.

Doch wilder jagt der Strom.

 

Die Wasser drängts zu Meeren

Und heimlich hoch im Grau

Zieht es von Vogelheeren.

 

Nichts blickt zurück. Was stockt

Ist stummes Sich-ermannen

Im strengsten Ruf der lockt.

 

Und um dich ist es schwer

Und leicht von Schlaf und Schauern

Von Lächeln und Begehr.

 

Nils Edvard Kreuger, Marsafton - Riddarfjärden
Nils Edvard Kreuger (1858-1930) war ein schwedischer Maler, Zeichner, Illustrator und Werbegrafiker.

A. de Nora 1864-1936

Lerchenlied im März

 

Ein Lerchenlied? Du glaubst es kaum.

Hier unten noch im Schnee die Welt –

Dort oben wie ein Frühlingstraum

Ein Lerchenlied am Wolkenzelt?

 

Und war dir noch so schwer zumut

Und noch dein Herz so kummervoll,

Nun weißt du: bald wird alles gut!

Das erste Lerchenlied erscholl!

 

Aus deiner dunklen Tiefe zieht

Es dich empor zu Glück und Licht –

… Für jeden klingt ein Lerchenlied,

Doch hunderttausend hören's nicht!

 

 

Emil Jakob Schindler, Märzstimmung – Vorfrühling im Wienerwald, um 1884    
Emil Jakob Schindler (1842-1892) war ein österreichischer Landschaftsmaler.

Arno Holz 1863-1929

Erste Lerche

 

Zwischen Gräben und grauen Hecken,

den Rockkragen hoch, die Hände in den Taschen,

schlendre ich durch den frühen Märzmorgen.

 

Falbes Gras, blinkende Lachen und schwarzes Brachland,

so weit ich sehn kann.

 

Dazwischen,

mitten in den weissen Horizont hinein,

wie erstarrt,

eine Weidenreihe.

 

Ich bleibe stehn.

 

Nirgends ein Laut. Noch nirgends Leben.

Nur die Luft und die Landschaft.

 

Und sonnenlos, wie den Himmel, fühl ich mein Herz!

 

Plötzlich ein Klang.

 

Ich starre in die Wolken.

 

Über mir,

jubelnd,

durch immer heller werdendes Licht,

die erste Lerche!

 

 

Gaspar Camps i Junyent, Marzo
Gaspar Camps i Junyent (1874-1942) war ein spanischer Maler, Illustrator und Plakatkünstler des Jugendstils und der Art Déco.
 

Amalie Senninger 1866-1921

Du bist mir März mein Schatz

 

Du bist mir März mein Schatz, so lieb ich dich,

Und will dich nimmer bitten, sei mir Mai! —

Denn Mai, das wär Erfüllung meines Hoffens,

Und davor bangt mir wie vor Götterneid.

Ich will nicht immer blauen Himmel sehen,

Will nicht um Blüten schwärmen, süss verträumt,

Ich will bei dir im Sturm, in Flocken stehen.

Will sehen wie dein Herz im Zügel schäumt!

Nur manchmal, wenn die Wolken sich verschieben,

Lass mich ein Stück in deiner Sonne gehn,

Dies Licht trag ich in alle Erdentage,

Wenn meine Lampe lischt, wird’s mit verweh’n.

 

 

 

Theo van Hoytema, De maanden 1902 - Maart
Theo van Hoytema, Theodorus van Hoytema oder Hoijtema (1863-1917) war ein niederländischer Maler, Lithograph und Illustrator, der sich der Darstellung von Vögeln widmete.
 

Paul Heyse 1830-1914

Vorfrühling

 

Sieh, die Kastanien – noch nicht entfalten

Sie ihre Knospen, harzig gebräunt.

Den weißen Schneehut hat aufbehalten

Der Monte Baldo, mein alter Freund.

 

Der schöne Frühling kommt zögernd heuer;

So warm der Mittag, die Nacht ist rauh.

Auch im Kamin ist ein kleines Feuer

Noch sehr willkommen der lieben Frau.

 

Jungfräulich herbe sind noch die Lüfte,

Noch hat kein Vogel sein Nest gebaut,

Doch von der Halde wehn Veilchendüfte,

Süß wie der Atem der jungen Braut.

 

Wer weiß, wie bald uns der Lenz beschieden,

Des holde Nähe sich schon verriet.

Ich fand heut früh an des Märzen Iden

Schon Pfirsichblüten und dieses Lied.

 

 

Très Riches Heures, Mars
Très Riches Heures - Die Brüder von Limburg (Paul, Johan und Herman) waren niederländische Miniaturmaler.

Heinrich Seidel 1842-1906

Im März

 

Nun im März

Hoff' mein Herz!

Horch! es regt sich in den Lüften,

Und ein ahnungsreiches Düften

Weht im Garten

Kaum erwarten

Kann ich, was die Tage bringen.

Hörst du nicht? Die Lerchen singen!

 

Junges Blühn!

Frühes Grün!

Ueberall ein keimend Regen,

Stilles, heimliches Bewegen,

Säfte quellen,

Knospen schwellen.

Nur ein wenig stilles Warten,

Und die Veilchen blühn im Garten!

 

 

Eugène Grasset, Mars
Eugène Samuel Grasset (1845-1917) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils.

Karl Ernst Knodt 1856-1917

Märzträume

 

Wie ein Traum fliegt der Lenz übers Land,

Keiner behält ihn fest in der Hand;

Flüchtig sein Gold und flüchtig sein Blau,

Heute seh ich nur Grau in Grau.

 

Märzende Tage: Doch kündet ihr Licht!

Nur noch ein Weilchen – und siegend bricht

Sonne und Singen und Segen hervor

Durch des Frühlings geöffnetes Tor.

 

 

 

Nils Edvard Kreuger, Marsafton, Stockholm, Nationalmuseum
Nils Edvard Kreuger (1858-1930) war ein schwedischer Maler, Zeichner, Illustrator und Werbegrafiker.

Friedrich Hölderlin 1770-1843

An Neuffer

 

Im März 1794

 

Noch kehrt in mich der süße Frühling wieder,

Noch altert nicht mein kindischfröhlich Herz,

Noch rinnt vom Auge mir der Tau der Liebe nieder

Noch lebt in mir der Hoffnung Lust und Schmerz.

 

Noch tröstet mich mit süßer Augenweide

Der blaue Himmel und die grüne Flur,

Mir reicht die Göttliche den Taumelkelch der Freude,

Die jugendliche freundliche Natur.

 

Getrost! es ist der Schmerzen wert, dies Leben,

So lang uns Armen Gottes Sonne scheint,

Und Bilder beßrer Zeit um unsre Seele schweben,

Und ach! mit uns ein freundlich Auge weint.

 

 

William Glackens, March Day, Washington Square
William James Glackens (1870-1938) war ein amerikanischer Maler und Illustrator.

Georg Stolzenberg (1857-1941)

Lauer Märzwind ...

 

Lauer Märzwind

jagt verspätete Flocken.

 

Von unten

gegen die schwarze Erddecke

drücken lebendige Finger.

 

Unruhig laufen die Menschen,

die Tiere.

 

Fern,

immer näher rauscht

die Springflut

von Licht

und Glück.

 

 

 

Breviarium Grimani, März
Breviarium Grimani, Stundenbuch des Domenico Grimani. Das berühmte Breviarium Grimani mit über 1600 durchgehend illuminierten Seiten gilt als eines der schönsten Zeugnisse der flämischen Buchmalerei des frühen 16. Jahrhunderts.

Cäsar Flaischlen 1864-1920

Frühling

 

Hallo, es wird Frühling!

hallo, es ist März!

hörst du den Sturm nicht,

altes Herz?! und siehst du nicht:

wie Tag um Tag nun immer heller

die Sonne durch die Wolken bricht

und wie es ringsum tropft und rinnt

und wie es zu keimen und knospen beginnt

in Tal und Höh, all-allerwärts…

siehs doch und glaub es, altes Herz!

 

Siehs doch und glaub es

und rüst ihm entgegen

und schüttle ab, was dich bedrückt

und verstimmt…

es ist so einfach alles, wenn man

selber nur es einfach nimmt!

und Sorgen und Schwarzsehn trägt nicht weit;

Zuversicht schafft es und Fröhlichkeit!

 

Also raffe dich auf, hallo! und tu mit

und halte Schritt

und mache dich jung wieder, altes Herz!

es wird ja doch Frühling!

es ist ja schon März!

 

Und wiederum sag ich: Hallo, es ist Zeit!

und wenn es auch wettert mitunter

und schneit,

als wenn der Frühling noch monateweit,

es ist Zeit!

sei bereit!

noch ehe dus acht,

steht in siegender Pracht

am tiefblauen Himmel die Sonne und lacht:

 

Ihr habt gejammert wochein und -aus,

wenn nur der Winter erst wieder vorbei

und all die Karneval-Narretei!

man käm nicht aus Frack und aus Festen heraus

und möchte Mensch sein endlich wieder

und hinaus! …

Und nun, und nun?! wo bleibt ihr nun

wenn euch so viel darum zu tun?

 

Ich bin schon immer auf dem Weg,

ich weiß schon lange wie es steht,

und wer einmal über die Felder geht,

auch wenns ihm kalt um die Nase weht,

der weiß Bescheid

und macht sich bereit

und lacht und freut sich: es ist so weit!

 

 

 

Beppe Ciardi, Marzo
Giuseppe "Beppe" Ciardi (1875–1932) war ein italienischer Maler.
 

Unbekannt

Aus Frankfurt

März

 

Im März fängt bunt de Frühling aa.

Die Blümmcher blühe hie un da,

umschwärmt von Biencher mit Gesumm.

Aa Glück: De Winter is erum!

De aale Urlaub werd genomme.

Der is aan jetzt so recht willkomme.

 

Zum Winterschlaf in dere Zeit

kimmt oft noch Frühjahrsmüdigkeit.

Doch wenn in alle Äst un Zweische

so nach un nach die Säfte steische,

erwache Triebe, lacht des Herz.

En scheene Monat is der März!

 

 

Und kommt im März die Sommerzeit,

ist's länger hell für Schwarzarbeit.

Unbekannt

 

 

 

 

 

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Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

BuchKult

Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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