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O süßer Herbst, was ist lieblicher, als deine Schritte im Tal? Was ist herrlicher, als dein Wandel auf den Hügeln? [...] Der September ist die Zeit, Gedichte zu machen, und aus dem Leben ein Gedicht.

Wilhelm Raabe 1831-1910

 

Der September ist der Mai des Herbstes.

Deutsches Sprichwort

 

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Très Riches Heures, Septembre
Très Riches Heures - Die Brüder von Limburg (Paul, Johan und Herman) waren niederländische Miniaturmaler. Das Stundenbuch des Herzogs von Berry (französisch Les Très Riches Heures du Duc de Berry bzw. kurz Très Riches Heures) ist das berühmteste illustrierte Manuskript des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein ausgesprochen reichhaltig verziertes Stundenbuch, das 208 Blätter mit 21,5 cm Breite und 30 cm Höhe enthält, von denen etwa die Hälfte ganzseitig bebildert sind.
 

Simon Bening, September - Harrowing, sowing & feeding the pigs with acorns, Hennessy hours, Labours of the months
Simon Bening (1483-1561), auch Simon Bennik, war ein flämischer Miniaturenmaler und Illustrator. Er gilt als einer der bedeutenden Künstler seines Fachs.

 

Breviarium Grimani, September
Breviarium Grimani, Stundenbuch des Domenico Grimani. Das berühmte Breviarium Grimani mit über 1600 durchgehend illuminierten Seiten gilt als eines der schönsten Zeugnisse der flämischen Buchmalerei des frühen 16. Jahrhunderts. Um 1510-1520 in Brügge und Gent entstanden, waren zahlreiche berühmte Miniaturisten an seiner Entstehung beteiligt, darunter Gerard David, Simon Bening und Gerard Horenbout.
 

Erich Kästner 1899-1974

Der September

 

Das ist ein Abschied mit Standarten

aus Pflaumenblau und Apfelgrün.

Goldlack und Astern flaggt der Garten,

und tausend Königskerzen glühn.

 

Das ist ein Abschied mit Posaunen,

mit Erntedank und Bauernball.

Kuhglockenläutend ziehn die braunen

und bunten Herden in den Stall.

 

Das ist ein Abschied mit Gerüchen

aus einer fast vergessenen Welt.

Mus und Gelee kocht in den Küchen.

Kartoffelfeuer qualmt im Feld.

 

Das ist ein Abschied mit Getümmel,

mit Huhn am Spieß und Bier im Krug.

Luftschaukeln möchten in den Himmel.

Doch sind sie wohl nicht fromm genug.

 

Die Stare gehen auf die Reise.

Altweibersommer weht im Wind.

Das ist ein Abschied laut und leise.

Die Karussells drehn sich im Kreise.

Und was vorüber schien, beginnt.

 

 

Francesco Bassano der Jüngere, September
Francesco Bassano der Jüngere (1549-1592), eigentlich Francesco Giambattista da Ponte, war ein italienischer Maler.

Jean Poyer, September, Treading grapes, The hours of Henri VIII, manuscript illuminated by artist, The Morgan Library
Jean Poyer (1445-1503) war ein französischer Miniaturmaler und Manuskript-Illuminator des späten 15. Jahrhunderts.

Lucas van Valckenborch, Autumn landscape, September
Lucas van Valckenborch (um 1535-1597) war ein flämischer Maler.

Cäsar Otto Hugo Flaischlen 1864-1920

 

Das ist nicht Sommer mehr, das ist September ... Herbst:

diese großen weichen Wolken am Himmel,

diese feinen weißen Spinnwebschleier in der Ferne

und hinter den Gärten mit den Sonnenblumen

der ringelnde Rauch aufglimmender Krautfeuer ...

und diese süße weiche Müdigkeit und diese

frohe ruhige Stille überall und trotzdem wieder

diese frische, satte, erntefreudige, herbe Kraft ...

das ist nicht Sommer ... das ist Herbst.

 

 

Karl Wilhelm Bauerle,

Der Monat September

 

Karl Wilhelm Friedrich Bauerle (1831-1912) war ein deutscher Maler, der als Porträtmaler internationalen Ruhm an deutschen Höfen und später am britischen Hof von Königin Victoria erlangte.

 

Eugène Grasset, Septembre
Eugène Samuel Grasset (1845-1917) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils.
 

Hermann Hesse 1877-1962

Höhe des Sommers

 

Das Blau der Ferne klärt sich schon

Vergeistigt und gelichtet

Zu jenem süßen Zauberton,

Den nur September dichtet.

 

Der reife Sommer über Nacht

Will sich zum Feste färben,

Da alles in Vollendung lacht

Und willig ist zu sterben.

 

Entreiß dich, Seele nun der Zeit,

Entreiß dich deiner Sorgen

Und mache dich zum Flug bereit

In den ersehnten Morgen.

 

Joseph Denovan Adam, September in the Highlands
Joseph Denovan Adam (1841–1896) war ein schottischer Künstler.

Thomas Sidney Cooper, An Evening in September
Thomas Sidney Cooper (1803-1902) war ein englischer Landschafts- und Tiermaler, insbesondere bekannt für seine Darstellungen von Rindern und Schafen.

Gustav Falke 1853-1916

September

 

Der Dornbusch prangt im Schmuck der roten Beeren,

Die Dahlien in ihrer bunten Pracht,

Und Sonnenblumen mit den Strahlenspeeren

Stehn stolz wie goldne Ritter auf der Wacht.

 

Die Wespe nascht um gelbe Butterbirnen,

Die Äpfel leuchten rot im Laub und glühn

Den Wangen gleich der muntren Bauerdirnen,

Die sich im Klee mit ihren Sicheln mühn.

 

Noch hauchen Rosen ihre süßen Düfte,

Und freuen Falter sich im Sonnenschein,

Und schießen Schwalben durch die lauen Lüfte,

Als könnt des Sommerspiels kein Ende sein.

 

Nur ab und an, kaum dass der Wind die Äste

Des Baumes rührt, löst leise sich ein Blatt,

Wie sich ein stiller Gast vom späten Feste

Heimlich nach Hause stiehlt, müde und satt.

 

 

Charles Courtney Curran, September Breeze, 1916
Charles Courtney Curran (1861-1942) war ein US-amerikanischer Maler.

Helen Galloway McNicoll, Sunny September, 1913
Helen Galloway McNicoll (1879-1915) war eine kanadische Malerin des Impressionismus.

Dr. Owlglaß 1873-1945

September

 

Gleich einer Riesenbärenraupe,

die sich einpuppen will,

borstig und milchig-blau,

kriecht der Tannenwald über den Hügelrücken.

 

Nur zwei, drei Föhrenwipfel ragen heraus

und halten nachbarlich Zwiesprache

mit den weißen, gleitenden Lämmerwölkchen.

 

«Jaja», sagen sie, «nun wär’s also wieder so weit:

Stoppelfelder, wohin du schaust.

Und die Sonne so lind und die Luft so klar...»

 

«Und die Stille so tief!» summt’s von oben herab.

«Träumen - schwimmen - verschwimmen...»

 

«Hört ihr», fragen die einsamen Wipfel,

«hört ihr nicht doch schon, da ihr ja näher seid,

Gott auf der Orgel für sich präludieren?»

 

«Noch hören wir’s nicht, noch ahnen wir’s erst.

Aber morgen vielleicht oder übermorgen

wird aus Licht und blauer Ferne Musik,

so wehmütig süß wie sonst nimmer im Jahr —

die lässt uns selig ins Nichts zerfließen.»

 

«Ja!» rufen die einsamen Wipfel frohlockend.

— doch dem Vorspiel folgt rauschend die Fuge,

wenn die Erzengel feurig die Blasbälge treten...

 

Dann rauschen wir mit im unendlichen Chor!“

 

Frank Weston Benson, Afternoon in September, 1913
Frank Weston Benson (1862–1951) war ein US-amerikanischer Impressionist.

Paul Chabas, Septembermorgen , ca.1912
Paul Émile Joseph Chabas (1869-1937) war ein französischer Maler.

Eduard Mörike 1804-1875

Septembermorgen

 

Im Nebel ruhet noch die Welt.

Noch träumen Wald und Wiesen:

Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,

Den blauen Himmel unverstellt.

Herbstkräftig die gedämpfte Welt

In warmem Golde fließen.

 

Maurice Denis, Soir de septembre, 1911, Nantes, Musée d'Arts
Maurice Denis (1870-1943) war ein französischer Maler des Symbolismus und Mitbegründer der Künstlergruppe Les Nabis.

Alfred Munnings, September Afternoon
Sir Alfred James Munnings, (1878-1959) war ein englischer Maler.

Hermann Hesse 1877-1962

Mittag im September

 

Es hält der blaue Tag

Für eine Stunde auf der Höhe Rast.

Sein Licht hält jedes Ding umfaßt,

Wie man's in Träumen sehen mag:

Daß schattenlos die Welt,

In Blau und Gold gewiegt,

In lauter Duft und reifem Frieden liegt.

 

- Wenn auf dies Bild ein Schatten fällt! -

 

Kaum hast du es gedacht,

So ist die goldene Stunde

Aus ihrem leichten Traum erwacht,

Und bleicher wird, indes sie stiller lacht,

Und kühler wird die Sonne in der Runde.

 

William Brymner, Early Moonrise in September, 1899, Musée des beaux-arts du Canada, Ottawa
William Brymner (1855-1925) war ein kanadischer Kunstlehrer und ein Figuren- und Landschaftsmaler.

 

George Inness, September Afternoon, 1887, Smithsonian American Art Museum, Washington
George Inness (1825-1894) war ein amerikanischer tonalistischer Maler.

Joseph DeCamp, September Afternoon, 1895
Joseph Rodefer DeCamp (auch De Camp; 1858-1923) war ein US-amerikanischer Maler des Tonalismus und Impressionismus.

Kurt Tucholsky als Theobald Tiger 1890-1935

Berliner Herbst

 

Für Paul Graetz

 

Denn, so um 'm September rum,

denn kriejn se wacklije Beene –

die Fliejen nämlich. Denn rummeln se so

und machen sich janz kleene.

Nee –

fliejn wolln se nich mehr.

 

Wenn se schon so ankomm, 'n bisken benaut ...

denn krabbeln se so anne Scheihm;

oda se summ noch 'n bisken laut,

aba mehrschtens lassen ses bleihm ...

Nee –

fliejn wolln se nich mehr.

 

Wenn se denn kriechen, falln se beinah um.

Un denn wern se nochmal heita,

denn rappeln se sich ooch nochmal hoch,

un denn jehts noch 'n Sticksken weita –

Aba fliejn ... fliejn wolln die nich mehr.

 

Die andan von Somma sind nu ooch nich mehr da.

Na, nu wissen se – nu is zu Ende.

Manche, mit so jelbe Eia an Bauch,

die brumm een so über de Hände ...

A richtich fliejn wolln se nich mehr.

 

Na, und denn finnste se morjens frieh,

da liejen se denn so hinta

de Fenstern rum. Denn sind se dot.

Und wir jehn denn ooch in 'n Winta.

Wie alt bist du eijentlich –?

 

– »Ick? Achtunnfürzich.«

– »Kommst heut ahmt mit, nach unsan Lokal –?«

– »Allemal.«

 

 

Edmund Blair Leighton, September
Edmund Blair Leighton (1852-1922) war ein englischer Maler, der im präraffaelitischen und romantischen Stil malte.

Emil Jakob Schindler, Gemüsegarten in Plankenberg im September
Emil Jakob Schindler (1842-1892) war ein österreichischer Landschaftsmaler.
 

 

Alfred de Breanski Jr.,

A September Border
Alfred de Breanski Jr., (1877-1957) war britischer Maler.
 

Hermann von Gilm zu Rosenegg 1812-1864

September

 

Wie sind die Menschen thöricht und verblendet!

Sie möchten uns gern trennen, wie du weißt,

Da hab' ich meine Geister ausgesendet –

Was wissen diese Menschen denn vom Geist?

Ich war bei dir in süßer Waldeskühle,

Die frisches Roth auf deine Wangen warf,

Ich kränkte mich im neidischen Gefühle,

Daß dich die Rose küssen darf.

 

Die schnelle Ziege klimmt zur fetten Weide,

Die Erdbeer' lächelt roth zu dir empor,

Ein sanfter Südwind spielt mit deinem Kleide

Und sagt dir meine Grüße in das Ohr,

Dein Auge ruht auf Berg und Thal und Hügel

Und trinkt sich satt am frischen Alpengrün

O daß ich nicht der Wind mit seinem Flügel

Daß ich nicht Wald und Rose bin!

 

Ich war bei dir auf jenem steilen Pfade

Zum Wallfahrtsort, mein Arm hat dich geführt;

Sie sagen, oben sei ein Bild der Gnade,

Das Wunder wirkt, vom Menschenherz gerührt;

Ich kniete neben dir im Kirchenstuhle,

Zum Gnadenbilde sah ich andachtsvoll

Und betete, daß es die Leidensschule

Der Liebe mir verkürzen soll.

 

 

 

Anders

Andersen-Lundby,

Farmer Driving Cattle to Market on a September Morning
Anders Andersen-Lundby (1841-1923) war ein dänischer Kunstmaler, der sich vor allem auf Winterlandschaften spezialisierte.
 

Camille Pissarro, September Fete Pontoise, 1872
Jacob Abraham Camille Pissarro (1830-1903) war einer der bedeutendsten und produktivsten Maler des Impressionismus.

Ricarda Huch 1864-1947

Herbst

 

September sitzt auf einer hohlen Weide,

Spritzt Seifenblasen in die laue Luft;

Die Sonne sinkt; aus brauner Heide

steigt Ambraduft

 

Als triebe Wind sie, ziehn die leichten Bälle

Im goldnen Schaum wie Segel von Opal,

Darüber schwebt in seidener Helle

Der Himmelssaal.

 

Auf fernen Tennen stampft der Erntereigen,

Im Takt der Drescher schwingt der starre Saum.

Handörgelein und Baß der Geigen

Summt süß im Raum.

 

John Menzies, September Morning in the Hebrides
John Menzies (active 1871–1938) war ein britischer Maler.

George Henry, A September Day
George Henry (1858-1943) war ein schottischer Maler, einer der bekanntesten der Glasgow School.

Gottfried Keller 1819-1890

Die kleine Passion

 

Der sonnige Duft, Semptemberluft,
sie wehten ein Mücklein mir aufs Buch.
Das suchte sich die Ruhegruft
und fern vom Wald sein Leichentuch.
Vier Flügelein von Seiden fein
trug's auf dem Rücken zart,
drin man im Regenbogenschein
spielendes Licht gewahrt!
Hellgrün das schlanke Leibchen war,
hellgrün der Füßchen dreifach Paar,
und auf dem Köpfchen wundersam
saß ein Federbüschchen stramm;
die Äuglein wie ein goldnes Erz
glänzten mir in das tiefste Herz.
Dies zierliche und manierliche Wesen
hatt' sich zu Gruft und Leichentuch
das glänzende Papier erlesen,
darin ich las, ein dichterliches Buch;
so ließ den Band ich aufgeschlagen
und sah erstaunt dem Sterben zu,
wie langsam, langsam ohne Klagen
das Tierlein kam zu seiner Ruh.
Drei Tage ging es müd und matt
umher auf dem Papiere;
die Flügelein von Seide fein,
sie glänzten alle viere.
Am vierten Tage stand es still
gerade auf dem Wörtlein "will"!
Gar tapfer stand's auf selbem Raum,
hob je ein Füßchen wie im Traum;
am fünften Tage legt' es sich,
doch noch am sechsten regt' es sich;
am siebten endlich siegt' der Tod,
da war zu Ende seine Not.
Nun ruht im Buch sein leicht Gebein,
mög' uns sein Frieden eigen sein!

 

Erik Werenskiold, September, 1883
Erik Theodor Werenskiold (1855-1938) war ein norwegischer Maler und Zeichner.

Telemaco Signorini, September Morning
Telemaco Signorini (1835-1901 ebenda) war ein italienischer Maler des Realismus.

John Henry Twachtman, September Sunshine, Crystal Bridges Museum of American Art
John Henry Twachtman (1853-1902) war ein amerikanischer Maler und Radierer des Impressionismus.

Christian Morgenstern 1871-1914

Septembertag

 

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,

die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;

wenn das kristallene Gewand der Wahrheit

sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.

 

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit ...

 

 

Albert Goodwin, The Avon, Salisbury, September
Albert Goodwin (1845-1932) war ein britischer Landschaftsmaler.

Theodore Clement Steele, September, 1892
Theodore Clement Steele (1847-1926) war ein amerikanischer impressionistischer Maler, der für seine Landschaften in Indiana bekannt war.

Josef Weinheber 1892-1945

September

 

Agyd bläst in des Herbstes Horn.

Die Beere schwankt am Brombeerdorn.

Der Apfel fällt mit leisem Laut,

großauf am Bach die Distel blaut.

Die Schwalbe zieht, der Wanderschuh

treibt dunkel einer Heimat zu.

 

Gekühlte Tage, klar und schön,

mit braunem Laub und weißen Höhn:

Wie lange noch? Der Abend fällt,

Flurfeuer glimmt, Rauchnebel schwelt.

Nachhaus zu gehn, ist wohlgetan.

Sankt Michael, zünd die Lampe an!

 

Samuel John Birch, September at Phillack
Samuel John Birch (1869-1955) war ein britischer Maler des Spätimpressionismus

Willard Metcalf, September Morning, Plainfield New Hampshire, 1911
Willard Leroy Metcalf (1858-1925) war ein amerikanischer Maler.

Rudolf Georg Binding 1867-1938

September

 

Trunken steht nun der Baum.

Rundum gestützt trägt sein Schoß

tausend Früchte des Jahrs.

Liebe des Sommers war groß.

 

Tropft auch der Seim aus der Frucht,

klopft auch der Apfel ins Gras –

keine des Blühens im Mai,

keiner der Liebe vergaß.

 

Reife, reife auch du,

Liebe, in uns wie der Saft

der in der reifenden Frucht

Keim neuen Lebens erschafft.

 

John Arnesby Brown, The Cloud - September
Sir John Alfred Arnesby Brown (1866-1955) war ein englischer Landschaftsmaler.

Frederick Childe Hassam, September clouds, 1891, Madrid, Musée Thyssen Bornemisza
Frederick Childe Hassam (1859-1935) war ein amerikanischer Maler des Impressionismus.

Heinrich Seidel 1842-1906

Im September

 

Wir wollen in den Nussbusch gehn

Und dort einmal zum Rechten sehn.

Das Eichhorn und der Häher

Sind arge Nüssespäher,

Der Buntspecht und die Haselmaus,

Die lieben auch den Nusskernschmaus!

Sie nagen und sie zwicken,

Sie hacken und sie picken,

Und wer nicht kommt zur rechten Zeit,

Geht, wie ihr wisst, der Mahlzeit queit.

 

Wir wollen in den Garten gehen

Und dort einmal zum Rechten sehn.

Zur Nachtzeit war es windig!

Nun seht nur her! Was find ich

Im sand'gen Steig, im grünen Gras,

Bald hier, bald dort? Was ist denn das?

Aepfel mit rothen Stirnen

Und goldgestreifte Birnen!

Und dort beim Eierpflaumenbaum ...

O seht nur hin! Man glaubt es kaum!

 

Wir wollen an den Zaun hin gehn

Und dort einmal zum Rechten sehn.

Was steht denn gleich dahinter?

O seht, zwei arme Kinder!

Sie ladet hinter ihrem Haus

Kein Garten ein zu frohem Schmaus.

Da sollte man doch denken:

Heut' giebt's was zu verschenken!

Und merkt ihr erst, wie wohl das thut,

Da schmeckt es euch noch mal so gut.

 

Alfred de Breanski Sr, Burnham Beeches in September
Alfred de Breanski Sr. (1852-1928) war britischer Maler.

Ludvig Skramstad, September
Ludvig Skramstad (1855-1912) war ein norwegischer Landschaftsmaler in der Tradition der Düsseldorfer Schule.

Gottfried Benn 1886-1956

Tag, der den Sommer endet

 

Tag, der den Sommer endet,

Herz, dem das Zeichen fiel.

Die Flammen sind versendet,

die Fluten und das Spiel.

 

Die Bilder werden blasser,

entrücken sich der Zeit.

Wohl spiegelt sie noch ein Wasser,

doch auch dies Wasser ist weit.

 

Du hast eine Schlacht erfahren,

trägst noch ihr Stürmen, ihr Fliehn,

indessen die Schwärme, die Scharen,

die Heere weiterziehn.

 

Rosen und Waffenspanner,

Pfeile und Flammen weit –;

die Zeichen sinken, die Banner –;

Unwiderbringlichkeit.

 

Alfred Sisley, September Morning, 1887
Alfred Arthur Sisley (1839-1899) war ein englischer Maler des Impressionismus, der in Frankreich lebte und wirkte.

 

Lauritz Andersen Ring,

Landskab med popler, Septemberaften
Lauritz Andersen Ring, auch Lars Andersen Ring, eigentlich Lauritz Andersen (1854-1933) war ein dänischer Figuren-, Genre-, Landschafts-, Bildnismaler, Zeichner und Keramiker.
 

Georg Trakl 1887-1914

Landschaft (zweite Fassung)

 

Septemberabend; traurig tönen die dunklen Rufe der Hirten

Durch das dämmernde Dorf; Feuer sprüht in der Schmiede.

Gewaltig bäumt sich ein schwarzes Pferd;

die hyazinthenen Locken der Magd

Haschen nach der Inbrunst seiner purpurnen Nüstern.

Leise erstarrt am Saum des Waldes der Schrei der Hirschkuh

Und die gelben Blumen des Herbstes

Neigen sich sprachlos über das blaue Antlitz des Teichs.

In roter Flamme verbrannte ein Baum;

aufflattern mit dunklen Gesichtern die Fledermäuse.

 

George Dunlop Leslie, September Sunshine
George Dunlop Leslie (1835-1921) war ein englischer Maler und Illustrator.

George Clausen, Tranquil Sunset, September
George Clausen (1852-1944) war ein britischer Künstler, der mit Öl und Aquarell, Radierung, Mezzotinta, Trockenpunkt und gelegentlich Lithografien arbeitete.

Cäsar Flaischlen 1864-1920

Ende

 

Verträumt und müde wie ein Schmetterling im September

taumelt der Sommer das Gelände entlang.

Altweiberfäden wirren sich um seine zerrissenen Flügel

und die Blumen, die noch blühen, haben keinen Honig mehr.

 

Am Hochwald drüben, hinter dem die Sonne glutet,

lauert die Nacht, gleich einer großen Spinne,

und wie ein engmaschiges Netz

hängt sie die Dämmerung vor das verflackernde Abendrot,

nach dem der Schmetterling seinen Flug nimmt.

 

 

Carl Johansson, A Cold September Day in Medelpad
Carl August Johansson (1863-1944) war ein schwedischer Landschaftsmaler.
 

 

 

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Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
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Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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