BuchKult
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Im Winter schmückt ein Schein,

wie Diamant und reines Silber,

Fluth und Land.

Barthold Heinrich Brockes 1680-1747

 

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Helmi Biese, Talvinen näköala Pyynikiltä
Helmi Katharina Biese (1867-1933) war eine finnische Malerin.

Theodor Fontane 1819-1898

Der erste Schnee

 

Herbstsonnenschein. Des Winters Näh'

Verrät ein Flockenpaar;

Es gleicht das erste Flöcklein Schnee

Dem ersten weißen Haar.

 

Noch wird – wie wohl von lieber Hand

Der erste Schnee dem Haupt –

So auch der erste Schnee dem Land

vom Sonnenstrahl geraubt.

 

Doch habet acht! mit einem Mal

Ist Haupt und Erde weiß,

Und Liebeshand und Sonnenstrahl

Sich nicht zu helfen weiß.

 

Per Ekström, Winter Landscape, Öland Scene, Nationalmuseum
Per Ekström (1844-1935) war ein schwedischer Landschaftsmaler, der für seine stimmungsvollen Szenen mit Sonnenuntergängen an kargen oder menschenleeren Orten bekannt war.

Adelbert von Chamisso 1781-1838

Der erste Schnee

 

Der leise schleichend euch umsponnen

Mit argem Trug, eh' ihr' s gedacht,

Seht, seht den Unhold! über Nacht

Hat er sich andern Rat ersonnen.

Seht, seht den Schneenmantel wallen!

Das ist des Winters Herrscherkleid;

Die Larve lässt der Grimme fallen; –

Nun wisst ihr doch, woran ihr seid.

 

Er hat der Furcht euch überhoben,

Lebt auf zur Hoffnung und seid stark;

Schon zehrt der Lenz an seinem Mark.

Geduld! und mag der Wütrich toben

Geduld! schon ruft der Lenz die Sonne,

Bald weben sie ein Blumenkleid,

Die Erde träumet neue Wonne, –

Dann aber träum' ich neues Leid!

 

Franz Hecker, Sonnige Winterlandschaft mit baumbestandener Strasse
Franz Hecker (1870-1944) war ein deutscher Maler und Graphiker.Seine Ausbildung erhielt er von 1890 bis 1893 an der Kunstakademie Düsseldorf, an der er unter anderem Fritz Overbeck, Otto Modersohn und Heinrich Vogeler kennenlernte und seither oft die Künstlerkolonie Worpswede besuchte.

Gustav Falke 1853-1916

Es schneit

 

Der erste Schnee, weich und dicht,

Die ersten wirbelnden Flocken.

Die Kinder drängen ihr Gesicht

Ans Fenster und frohlocken.

 

Da wird nun das letzte bischen Grün

Leise, leise begraben.

Aber die jungen Wangen glühn,

Sie wollen den Winter haben.

 

Schlittenfahrt und Schellenklang

Und Schneebälle um die Ohren!

– Kinderglück, wo bist du? Lang,

Lang verschneit und erfroren.

 

Fallen die Flocken weich und dicht,

Stehen wir wohl erschrocken,

Aber die Kleinen begreifen's nicht,

Glänzen vor Glück und frohlocken.

 

Carl Kenzler, Winterlandschaft
Carl Kenzler (1872-1947) war ein deutscher Maler.

Gottfried Keller 1819-1890

Erster Schnee

 

Wie nun alles stirbt und endet

Und das letzte Lindenblatt

Müd sich an die Erde wendet

In die warme Ruhestatt,

So auch unser Tun und Lassen,

Was uns zügellos erregt,

Unser Lieben, unser Hassen

Sei zum welken Laub gelegt.

 

Reiner weißer Schnee, o schneie,

Decke beide Gräber zu,

Daß die Seele uns gedeihe

Still und kühl in Wintersruh!

Bald kommt jene Frühlingswende,

Die allein die Liebe weckt,

Wo der Haß umsonst die Hände

Dräuend aus dem Grabe streckt.

 

Iwan Schischkin, Winter
Iwan Iwanowitsch Schischkin (1832-1898) war ein russischer Maler und Grafiker.

Max Dauthendey 1867-1918

Erster Schnee

 

Fern, irgendwo im Himmelblau,

Ein sonderzartes Land.

Die Heiden weiß,

Besprossen lilaklare Primelblüten.

Blüten groß, offen erschlossen,

Augen, weite Augen, die an Tränen saugen,

Sanfte Augen, die ein Paradies behüten.

 

Mit weißen Fingern

Ein stilles Kind

Spielt mit den Primeln,

Lacht mit dem Wind.

 

Zaudernd auf schleichenden Zehen,

Über die Blüten,

Weiße Rudel

Von weißen Rehen.

 

Alles so licht und so eigen.

Einsam entblättert das Schweigen.

 

 

Anshelm Leonard Schultzberg, Vinterlandskap i skymning
Anshelm Leonard Schultzberg (1862-1945) war ein schwedischer Maler.

Christian Morgenstern 1871-1914

Erster Schnee

 

Aus silbergrauen Gründen tritt

ein schlankes Reh

im winterlichen Wald

und prüft vorsichtig Schritt für Schritt,

den reinen, kühlen, frischgefallenen Schnee.

Und deiner denk ich, zierlichste Gestalt.

 

 

Gustave Courbet, Snow, Museu Nacional de Arte Antica, Lisbon
Jean Désiré Gustave Courbet (1819-1877) war ein französischer Maler des Realismus.

Alexander Sergejewitsch Puschkin 1799-1837

Ein winterliches Gedicht

 

Erst gestern war es, denkst du daran?

Es ging der Tag zur Neige.

Ein böser Schneesturm da begann

und brach die dürren Zweige.

Der Sturmwind blies die Sterne weg,

die Lichter, die wir lieben.

Vom Monde gar war nur ein Fleck,

ein gelber Schein geblieben.

Und jetzt? So schau doch nur hinaus:

Die Welt ertrinkt in Wonne.

Ein weißer Teppich liegt jetzt aus.

Es strahlt und lacht die Sonne.

Wohin du siehst: Ganz puderweiß

geschmückt sind alle Felder,

der Bach rauscht lustig unterm Eis.

Nur finster stehn die Wälder.

 

 

Joseph Farquharson, Black Faced Sheep on Snowy Farm Track
Joseph Farquharson (1846-1935) war ein schottischer Maler, besonders geschätzt für seine Schneelandschaften.

Anna Ritter 1865-1921

Trübe Ahnung

 

Der Himmel ist so blaß geworden,

Die weißen Wolken künden Schnee,

Das Bächlein singt ein Lied vom Sterben

Und schleicht sich müde durch den Klee.

 

Am Zaune flattern welke Ranken,

Wie lange noch, dann ist's so still,

Daß sich in diesem großen Schweigen

Kaum noch die Sehnsucht regen will.

 

Hermann Dischler, Schwarzwald (Im Hintergrund Schauinsland)
Hermann Dischler (1866-1935) war ein deutscher Maler.

Betty Paoli 1814-1894

Im Winter

 

Wiesengrund und Bergeshöh'

Liegen wie begraben,

Auf dem schimmernd weißen Schnee

Tummeln sich die Raben.

 

Mag die Sonne auch ihr Licht

Fernehin entsenden,

Es erquickt und wärmet nicht,

Kann nur schmerzlich blenden.

 

Dicht vor meinem Fenster steht

Eine schlanke Linde,

Mit Demanten übersä't

Stöhnet sie im Winde.

 

An die Scheiben pocht sie leis',

Leis' wie Glöckchen läuten;

Was sie sagen will, ich weiß

Mir es wohl zu deuten.

 

Arme Linde! Tag und Nacht

Scheinst du mir zu klagen:

»Dürft ich doch, statt todter Pracht,

Wieder Blüthen tragen!«

 

Richard von Drasche-Wartinberg, Im tiefen Winter
Richard Freiherr von Drasche-Wartinberg (1850-1923) war ein österreichischer Großindustrieller, der sich auch als Asienforscher und Maler betätigte.

Klabund 1890-1928

Winterlandschaft

 

Das Hügelland wogt wie ein weißes Meer im Schnee,

Vom Himmel nieder wuchten violette

Schneewolken, eine dichtverschlungne Kette,

Die in der Luft an roten Öfen hängt –

Die Sonne brannte sie –

 

Am Horizonte aber wölbt sich aus der weißen Flur ein Berg,

Mit Tann bestanden, schwarz gekappt,

Ein ungeheurer Igel, der den Schneefall

Von seinen Borsten schläfrig schüttelte.

 

Walter Launt Palmer, On the Coeymans Road
Walter Launt Palmer (1854-1932) war ein amerikanischer impressionistischer Maler.

Friedrich de la Motte Fouqué 1777-1843

Das Feierkleid

 

Wie langsam, Schnee, du niedersinkst,

Ein feiernd stiller Chor,

Und dann als reiner Silberflor

Weit auf der Eb'ne blinkst.

Mir wird, als stieg' in Herrlichkeit

Der Engel Schar herab,

Und deckte weit das Erdengrab

Mit reinem Feierkleid.

Da keimen Blumen d'runter aus

Voll Auferstehungsmacht,

Und strahlen einst in Liebespracht

Durch's ew'ge Himmelshaus.

 

Peder Mørk Mønsted, Sneklædte skovvej i sollys, 1908
Peder Mørk Mønsted (1859-1941) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Jakob Bosshart 1862-1924

Der Bäume Wintertraum

 

Frieren und zittern die Bäume

Starrend im Winterrock,

Webt ihre Seele Träume

Unten im Wurzelstock.

 

Spinnt und webt in der langen

Dämmernden Winterzeit

sich aus Farben und Prangen

Bräutlich ein Frühlingskleid.

 

Steigt zu des Lenzes Festen

Heimlich im Stamm empor:

Wunderbar schiebt aus den Ästen

Traumhaft, ihr Kleid sich hervor.

 

Legt, was in Nacht sie gewoben,

Strahlend und froh an den Tag!

Jubelt die Sonne nicht oben,

Unten der Waldfinken Schlag?

 

 

Bror Lindh, Winter Landscape from the Province of Värmland in Sweden
Bror Lindh (1877-1941) war ein schwedischer Maler.

Friedrich Gottlieb Klopstock 1724-1803

An ein Schneeflocke und Konsorten

 

Dich, vor Minuten noch im Himmel Hochgeborener,

Bewunderungswürdiger, Gesunkener, Verlorener,

O schöner Stern! mein Lied soll dich verewigen! - -

Doch - halt! - wo bist du denn?

 

 

 

Anders Andersen-Lundby, Forest in winter
Anders Andersen-Lundby (1841-1923) war ein dänischer Maler, der sich vor allem auf Winterlandschaften spezialisierte.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

Der Reif

 

Der Reif ist ein geschickter Mann:

O seht doch, was er alles kann!

Er haucht nur in den Wald hinein,

Wie ist verzuckert schön und fein

Ein jeder Zweig und Busch und Strauch

Von seinem Hauch!

 

Wie schnell es ihm von Händen geht!

Kein Zuckerbäcker das versteht.

Und alles fein und silberrein,

Wie glänzt es doch im Sonnenschein!

Wär' alles doch nur Zucker auch

Von seinem Hauch!

 

Doch nein, wir sind schon sehr erfreut,

Dass uns der Reif so Schönes beut.

O Winter, deinen Reif auch gib,

Uns ist auch Augenweide lieb,

Und ohne Duft und Frühlingshauch

Freu'n wir uns auch.

 

Alexei Sawrassow, Winter Landscape, Hoar Frost
Alexei Kondratjewitsch Sawrassow (1830-1897) war ein russischer Landschaftsmaler.

Oskar Loerke 1884–1941

Winterstille

 

Im Eise will der Wald verdorren,

Wie die gestrengen Herrn ihn trafen.

Ein Nebel hängt in seinen Knorren

Und ist im Dunklen eingeschlafen.

Die lange Zeit ist irr geworden,

Als Amsel in den Baum gesprungen,

Verdreht den Hals und starrt nach Norden,

Schreit auf und ist dem Rufe nachverklungen.

 

Stepan Kolesnikov, Blauer Winter
Stepan Fedorovitch Kolesnikoff (1879-1955) war ein realistischer Maler, der in Russland geboren wurde und den größten Teil seines Lebens in Serbien verbrachte.

Hedwig Lachmann 1865-1918

Im Schnee

 

Schneegeriesel. Flocken über Flocken.

In der weichen Luft zerfließt der Schaum,

und kein Windhauch weht die Erde trocken.

 

Aber, wenn im Frost erstarrt der Flaum,

reift er schnell zu glitzernden Kristallen

und blinkt dann am Boden und am Baum.

 

– Nasser Schnee ist auf mein Haar gefallen –

In den Bergen türmt er sich zu Eis

und zu donnernden Lawinenballen.

 

Von den Dächern tropft es leise, leis,

und dazwischen gleiten und verschwimmen

fern und ferner, kaum daß ich es weiß,

 

Dämmernde Gedanken, leise Stimmen

Wie Erinnern, wie Atem bloß,

einer Sehnsucht aufgescheuchtes Glimmen.

 

Alles fließt der Erde in den Schoß.

Dieses Lebens gleitende Gesichte,

ungezählte Tropfen, Los um Los,

 

Einen Augenblick beglänzt vom Lichte –

oder in der rauen Luft gereift,

und nun auf der harten Erde dichte

 

Sternkristalle, bis ein Wind sie streift.

 

Igor Grabar, The Frost, 1905
Igor Emmanuilowitsch Grabar (1871-1960) war ein russischer Maler, Kunsthistoriker und Museumswissenschaftler.
 

Hans Leifhelm 1891-1947

Winterwald

 

Ich geh' in einen Winterwald hinein,

der Winterwald muss voller Wunder sein.

 

Die Tannen stehen enge angeschmiegt,

soweit das Land in tiefer Schneelast liegt.

 

Und keine Spuren gehen durch den Wald

als vom Getier – und die verwehen bald.

 

Und manchmal ist ein Seufzen in den Bäumen,

wie Kinder seufzen unter tiefen Träumen.

 

Der Schnee liegt weiß, so weit ich wandern will;

Da werden alle Menschenwünsche still.

 

Stanislaw Zukowski, Winter rays
Stanislaw Zukowski (1873–1944) war ein polnischer Impressionist.

Jakob Bosshart 1862-1924

Clavadel – Bergwinter

 

Sonnengold ins Blau erhoben,

Bergesspitzen eitel Glanz,

Unten, traumhaft hingewoben,

Schneebestreut ein Tannenkranz.

 

In dem Bach, des Sommers Schäume

Still geworden, starr und klar,

Drüber schwanke Weidenbäume,

Weiß im Reif und wunderbar.

 

Hütten waten, halb versunken,

Braun gebrannt ins weiße Land,

Sprühn, vom Lichte vollgetrunken,

Aus den Scheiben Feuerbrand.

 

Stille rings, nur wenn vom Dache

Jäh ein Eiszahn niederfällt,

Horcht, erschrocken von dem Krache,

Wundernd auf die ganze Welt.

 

Reinheit geht auf allen Pfaden,

Wandelt an den Halden weit,

Und die Seele möcht' sich baden

Taglang in der Herrlichkeit.

 

Carl Brandt, Winter Landscape in Areskutan
Carl Brandt (1871-1930) war ein schwedischer Künstler.

Fred Endrikat 1890-1942

Der Wald schläft

 

Friedlich schläft der Winterwald.

Rauhreif glitzert auf den Fichten.

Märchen werden zur Gestalt,

und es leben Spukgeschichten.

 

Ruprecht steigt herab ins Tal.

Unter tiefverschneiten Tännchen

stapft der alte Rübezahl,

trippeln kleine Wichtelmännchen.

 

Brombeerstrauch und Seidelbast

schlummern an der Haselhecke.

Eichkatz träumt auf einem Ast

unter weißer Daunendecke.

 

Buchen ragen stark und alt

aus dem Schnee wie Patriarchen.

Friedlich schläft der Winterwald,

und man hört die Bäume schnarchen.

 

Thorvald Niss, Vinterlandskab, 1883
Thorvald Simeon Niss (1842–1905) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Karl von Gerok 1815-1890

Winterlied

 

In dieser strengen Winterzeit

Wie traurig liegt das Land,

Wie schläft die Welt so tief verschneit,

Als wie im Sterbgewand!

 

Kein Vöglein singt den Frühgesang

Und zirpt sein Schlafgebet;

Kaum daß es unterm Schnee sich bang

Sein kärglich Korn erspäht.

 

Kein Blümlein blüht im grünen Gras

Mit bunter Farbenpracht,

Der Frost nur malt ans Fensterglas

Eisblumen über Nacht.

 

Kein Bächlein kommt mit muntrer Hast

Vom Berg ins Tal gehüpft,

Kaum daß es unter Eiseslast

Geduckt vorüber schlüpft.

 

Und doch — so öde Wald und Feld,

So trübe Flur und Au:

Da droben glänzt das Himmelszelt

In unverblichnem Blau.

 

Und Morgenrot und Abendrot

Erblühn am Firmament,

Daß, rings von Flammen überloht,

Der weite Himmel brennt.

 

Und nächtlich glänzt der Himmelsraum

Mit Sternen übersät,

Als wär der Welt ein Weihnachtsbaum

Von Gottes Hand erhöht.

 

Erhöht von eines Vaters Hand,

Die große Dinge tut

In Winterfrost und Sommerbrand,

Und meint es allzeit gut.

 

Drum küsse sie, o Menschenkind,

Des großen Vaters Hand,

Und sei nicht kalt und stumm und blind

Wie ein erfrornes Land!

 

Und wenn, verscheucht von Schnee und Eis,

Kein Vöglein Lieder singt:

Was hindert's, daß zu Gottes Preis

Dein Lied sich aufwärts schwingt?

 

Und wenn der muntre Wiesenquell

Zu Stein und Bein gefror:

Was schadet's, flammt nur warm und hell

Dein Herz zu Gott empor!

 

Und mag, umsaust vom rauhen Nord,

Im Feld kein Blümlein blühn:

Was tut's, blüht nur im Herzen fort

Der Andacht Immergrün!

 

Begrub im Schnee der Winterwind

Die Straßen weit und breit:

Nie wird der Weg, o Gotteskind,

Zum Vater dir verschneit!

 

Valerius de Saedeleer, Winter Landscape
Valerius de Saedeleer (1867-1941) oder Valerius De Saedeleer war ein belgischer Landschaftsmaler.

Friedrich Hölderlin 1770-1843

Winter

 

Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet

Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen,

Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen

Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.

 

Der Erde Stund ist sichtbar von dem Himmel

Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben,

Wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel,

Und geistiger das weit gedehnte Leben.

 

Rudolf Reschreiter, Seebensee bei Ehrwald
Rudolf Reschreiter (1868-1939) war ein deutscher Maler.

Otto Ernst 1862-1926

Winternachmittag an der Elbe

 

         Durch den Schnee, der Schlucht und Gräben füllt,

Wandert meine Seele ruhumhüllt.

Ach, sie möchte sich Genüge tun,

Lebenswarm im weißen Totenlinnen ruhn!

 

         Denn es wacht wie eine Flamme mein Gemüt

In der Stille dieser Schlummerzeit.

Wie ein einzig Licht in Waldesnächten glüht,

Brennt mein Herz in Wintereinsamkeit.

 

         Horch, wer hat den toten Hain erschreckt?

Überlast des Schnees fiel von den Zweigen.

Einen Laut hat sich Natur erweckt,

Weil ihr graute vor dem eignen Schweigen.

 

         Durch beschneite Zweige kann ich ferne sehn,

Wo die stillen Segel gehn.

Aus dem Reich der stummen Nebelhöhn gesandt,

Ziehn sie lautlos in des Traumes Land. –

 

         Holder Tag, der unterm Eis verrinnt,

Ewig wirst du mir im Herzen sein!

Tief gebettet dort, wirst du noch einst ein Wein,

Der die alten Augen mir mit Licht umspinnt.

 

Max Clarenbach, Wintertag am Niederrhein
Max Clarenbach, eigentlich Maximilien Clarenbach (1880-1952), war ein deutscher Maler der Düsseldorfer Schule und als Mitbegründer des Sonderbundes in Düsseldorf einer der bedeutenden Vertreter der rheinischen Malerei im frühen 20. Jahrhundert.

Friedrich Hebbel 1813-1863

Wintergedicht

 

Unendlich dehnt sie sich, die weisse Fläche,

Bis auf den letzten Hauch von Leben leer;

Die muntern Pulse stockten längst, die Bäche,

Es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

 

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eis,

Erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,

Und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,

So gräbt er, glaub ich, sich hinein ins Grab.

 

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,

Wirft einen letzten Blick aufs öde Land,

Doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,

Trotzt ihr der Tod im weissen Festgewand.

 

Sigvard Marius Hansen, Cloudless Winter Day With A Hunter
Sigvard Marius Hansen (1859-1938) war ein dänischer Maler.

Theodor Däubler 1876-1934

Winter

 

Geduldig ist der Wald,

Behutsamer der Schnee,

Am einsamsten das Reh.

Ich rufe. Was erschallt?

 

Der Widerhall macht Schritte.

Er kehrt zurück zu seinem Weh:

Das kommt heran wie leise Tritte.

Er findet mich in meiner Mitte.

 

Warum hab ich den Wald gestört?

Vom Schnee ward nichts gehört.

Hat sich das Reh gescheut?

Wie mich das Rufen reut.

 

Ivan Pokhitonov, Snow Effect
Ivan Pavlovich Pokhitonov (1850-1923) war ein ukrainischer Landschaftsmaler, der Teil der Ambulants-Bewegung war und den größten Teil seines Lebens in Frankreich und Belgien verbracht hat.
 

Annette von Droste-Hülshoff 1797-1848

Der Säntis*

Winter

 

Aus Schneegestäub' und Nebelqualm

Bricht endlich doch ein klarer Tag;

Da fliegen alle Fenster auf,

Ein jeder späht, was er vermag.

 

Ob jene Blöcke Häuser sind?

Ein Weiher jener ebne Raum?

Fürwahr, in dieser Uniform

Den Glockenturm erkennt man kaum;

 

Und alles Leben liegt zerdrückt,

Wie unterm Leichentuch erstickt.

Doch schau! an Horizontes Rand

Begegnet mir lebend'ges Land.

 

Du starrer Wächter, laß ihn los

Den Föhn aus deiner Kerker Schoß!

Wo schwärzlich jene Riffe spalten,

Da muß er Quarantäne halten,

Der Fremdling aus der Lombardei;

O Säntis, gib den Tauwind frei!

 

*Der Säntis ist mit 2501,9 m ü. M. der höchste Berg im Alpstein (Ostschweiz).

 

Iwan Choultsé, Cross country skiing, Haute Savoie
Iwan Fedorowitsch Choultsé (1874-1939) war ein Maler des russischen Realismus.

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Ein großer Teich war zugefroren

 

Ein großer Teich war zugefroren;

Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,

Durften nicht ferner quaken noch springen,

Versprachen sich aber, im halben Traum:

Fänden sie nur da oben Raum,

Wie Nachtigallen wollten sie singen.

Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,

Nun ruderten sie und landeten stolz

Und saßen am Ufer weit und breit

Und quakten wie vor alter Zeit.

 

Gustaf Fjæstad, Winter landscape with frozen lake
Gustaf Adolf Christensen Fjæstad (1868-1948) war ein schwedischer Maler.

Albrecht von Haller 1708-1777

Frost

 

Der Berge Thäler Eis, die Spitzen Schnee bedeckt,

Ruht das erschöpfte Feld nun aus für neue Gaben,

Weil ein krystallner Damm der Flüsse Lauf versteckt,

Dann zieht sich auch der Hirt in die beschneiten Hütten,

Wo fetter Fichten Dampf die dürren Balken schwärzt;

Hier zahlt die süße Ruh die Müh, die er erlitten,

Der Sorgen-lose Tag wird freudig durchgescherzt,

Und wenn die Nachbarn sich zu seinem Herde setzen,

So weiß ihr klug Gespräch auch Weise zu ergötzen.

 

aus: Die Alpen

 

 

Johan Christian Dahl, Winter at the Sognefjord
Johan Christian Clausen Dahl (1788-1857) war ein norwegischer Landschaftsmaler der Romantik und enger Freund von Caspar David Friedrich. Von 1818 bis 1857 lebte und wirkte er in Dresden.
 

Otto Ernst 1862-1926

Wintermärchen

 

Auf dem Baum vor meinem Fenster

Saß im rauhen Winterhauch

Eine Drossel, und ich fragte:

„Warum wanderst du nicht auch?

 

Warum bleibst du, wenn die Stürme

Brausen über Flur und Feld,

Da dir winkt im fernen Süden

Eine sonnenschöne Welt?“

 

Antwort gab sie leisen Tones:

„Weil ich nicht wie andre bin,

Die mit Zeiten und Geschicken

Wechseln ihren leichten Sinn.

 

Da die wandern nach der Sonne

Ruhelos von Land zu Land,

Haben nie das stille Leuchten

In der eignen Brust gekannt.

 

Mir erglüht’s mit ew’gem Strahle

– Ob auch Nacht auf Erden zieht –,

Sing’ ich unter Flockenschauern

Einsam ein erträumtes Lied.

 

Wundersamer Trost in Schmerzen!

Doch nur jene kennen ihn,

Die in Nacht und Sturm beharren

Und vor keinem Winter fliehn.

 

Dir auch leuchtet hell das Auge;

Deine Wange zwar ist bleich;

Doch es schaut dein Blick nach innen

In das ew’ge Sonnenreich.

 

Laß uns hier gemeinsam wohnen,

Und ein Lied von Zeit zu Zeit

Singen wir von dürrem Aste

Jenem Glanz der Ewigkeit.“

 

Andreas Achenbach, Snowy Forest
Andreas Achenbach (1815-1910) war ein deutscher Landschaftsmaler der Romantik.

Yvan Goll 1891-1950

Schneemusik

 

O Wildschnee Buntschnee meiner Seele Schnee

Ein Blizzard zerbrochener Sterne

Und Rosen aus Kristall

 

Höret ihr die Schneemusik im Wintertal

Das siebenfarbene Spiel

Des aufgelösten Regenbogens

 

Der über die ungeborenen Geigen

Im tönenden Holz der Bäume streicht?

 

Die Schneerosen welken vor Schmerz

Selbst der Schneevogel schweigt

 

Konstantin Gorbatov, Wintertag
Konstantin Iwanowitsch Gorbatov (1876-1945) war ein russischer Vertreter des Post-Impressionismus und Professor der Petersburger Kunstakademie.
 

Martin Greif 1839-1911

Wintertrost

 

Welche Wandlung über Nacht

Hat den Wald beschlichen,

Braun noch gestern, sieht erwacht

Er sein Haar verblichen.

 

Eis mit langen Zapfen hängt

Rings von allen Ästen,

Weiss der Silberbart sich mengt

Mit des Laubes Resten.

 

Wohl, Natur in solchem Bild

Mahnt sie an das Alter,

Wäre nicht der Winter mild

Auch ein Welterhalter.

 

Lasse dort die Eiche, grau,

Näher dich belehren:

Rieselt erst des Frühlings Tau,

Wird das Grün ihr kehren.

 

László Mednyánszky, A brook in winter
László Mednyánszky, Baron von Mednyánszky, eigentlich Ladislaus Josephus Balthasar Eustachius Mednyánszky, (1852-1919) war ein ungarischer Landschaftsmaler.
 

Friedrich Güll 1812-1879

Winterrätsel

 

Ich falle vom Himmel

in wirrem Gewimmel.

Ich schimmre

und flimmre

und decke das Land

zahllos wie Sand.

 

Doch unversehens

im Sonnenschein

schleich ich

und weich ich

und schlüpf ins Dunkel

der Erde hinein.

 

Yefim Volkov, First Snow
Yefim Yefimovich Volkov (1844-1920) war ein russischer Landschaftsmaler.

Francisca Stoecklin 1894-1931

Schnee, zärtliches Grüßen

 

Schnee, zärtliches Grüßen

der Engel,

schwebe, sinke –

breit alles in Schweigen

und Vergessenheit!

Gibt es noch Böses,

wo Schnee liegt?

Verhüllt, verfernt er nicht

alles zu Nahe und Harte

mit seiner beschwichtigenden

die Schritte des Lautesten

in leise?

Schnee, zärtliches Grüßen

der Engel,

den Menschen, den Tieren! –

Weißeste Feier

der Abgeschiedenheit.

 

Rodolphe Wytsman, Winter in Terhulpen
Rodolphe Wytsman, (1860-1927) war ein belgischer Landschaftsmaler, Aquarellist, Radierer und Lithograph.

Johann Gaudenz von Salis-Seewis 1762-1834

Winterlied

 

Das Feld ist weiß, so blank und rein,

Vergoldet von der Sonne Schein,

Die blaue Luft ist stille:

Hell wie Krystall

Blinkt überall

Der Fluren Silberhülle.

 

Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis,

Er flimmert blau und roth und weiß,

Und wechselt seine Farbe.

Aus Schnee heraus

Ragt, nackt und kraus,

Des Dorngebüsches Garbe.

 

Von Reifenduft befiedert sind

Die Zweige rings, die sanfte Wind’

Im Sonnenstrahl bewegen.

Dort stäubt vom Baum

Der Flocken Flaum

Wie leichter Blüthenregen.

 

Tief sinkt der braune Tannenast

Und drohet mit des Schnees Last

Den Wandrer zu beschütten;

Vom Frost der Nacht

Gehärtet. kracht

Der Weg von seinen Tritten.

 

Das Bächlein schleicht, von Eis geengt:

Voll lauter blauer Zacken hängt

Das Dach; es stockt die Quelle;

Im Sturze harrt,

Zu Glas erstarrt,

Des Wasserfalles Welle.

 

Die blaue Meise piepet laut;

Der muntre Sperling pickt vertraut

Die Körner vor der Scheune.

Der Zeisig hüpft

Vergnügt und schlüpft

Durch blätterlose Haine.

 

Wohlan! auf festgediegner Bahn

Klimm ich den Hügel schnell hinan,

Und blicke froh ins Weite,

Und preise den,

Der rings so schön

Die Silberflocken streute.

 

Nikolay Bogdanov-Belsky, Road in a Winter Garden
Nikolay Petrovich Bogdanov-Belsky (1886-1945) war ein russischer Maler.

Max Dauthendey 1867-1918

Die Winterwolke spricht von Schnee

 

Kein Vogel fliegt im leeren Strauch.

Das Gras, das gelb beim Erdreich liegt,

Ist tags noch weiß vom nächt'gen Hauch.

 

O, armes Gras, du tust mir weh,

Bist müde gleich dem Vogelvolk;

Die Winterwolke spricht von Schnee.

Den Weg des Todes zieht die Welt,

So wie das Blut das Herz einst flieht

Und der Gedank' in nichts zerfällt.

 

John Henry Twachtman, Winter Harmony
John Henry Twachtman (1853-1902) war ein amerikanischer Maler und Radierer des Impressionismus.

Felix Grafe 1888-1942

Winter will den Wald verwehn

 

Winter will den Wald verwehn,

Weg und weiße Wiesen

weisen weiter – Wipfel stehn,

wartend, wache Riesen.

 

Ach, schon ist mein welker Strauß

wind- und wandermüde.

Seit ich in die Welt hinaus

zog, ist nirgends Friede.

 

Welk der Strauß – sie blieb nicht treu –

Herz ... es gibt noch andre –

Grüße sie – und geh vorbei –

und dann wandre – wandre. –

 

Walter Moras, Winterliche Allee
Walter Moras (1856-1925) war ein deutscher Maler.

Georg Heym 1887-1912

Der Winter

 

Der blaue Schnee liegt auf dem ebenen Land,

Das Winter dehnt. Und die Wegweiser zeigen

Einander mit der ausgestreckten Hand

Der Horizonte violettes Schweigen.

 

Hier treffen sich auf ihrem Weg ins Leere

Vier Straßen an. Die niedren Bäume stehen

Wie Bettler kahl. Das Rot der Vogelbeere

Glänzt wie ihr Auge trübe. Die Chausseen

 

Verweilen kurz und sprechen aus den Ästen.

Dann ziehn sie weiter in die Einsamkeit

Gen Nord und Süden und nach Ost und Westen,

Wo bleicht der niedere Tag der Winterzeit.

 

Ein hoher Korb mit rissigem Geflecht

Blieb von der Ernte noch im Ackerfeld.

Weißbärtig, ein Soldat, der nach Gefecht

Und heißem Tag der Toten Wache hält.

 

Der Schnee wird bleicher, und der Tag vergeht.

Der Sonne Atem dampft am Firmament,

Davon das Eis, das in den Lachen steht

Hinab die Straße rot wie Feuer brennt.

 

 

 

Pekka Halonen, Ensi lumi
Pekka Halonen (1865-1933) war ein finnischer Maler.

Anastasius Grün 1808-1876

Im Winter

 

Der Winter steigt, ein Riesenschwan, hernieder,

Die weite Welt bedeckt sein Schneegefieder.

Er singt kein Lied, so sterbensmatt er liegt,

Und brütend auf die tote Saat sich schmiegt;

Der junge Lenz doch schläft in seinem Schoß,

Und saugt an seiner kalten Brust sich groß,

Und blüht in tausend Blumen wohl herauf,

Und jubelt einst in tausend Liedern auf.

 

So steigt, ein bleicher Schwan, der Tod hernieder,

Senkt auf die Saat der Gräber sein Gefieder,

Und breitet weithin über stilles Land,

Selbst still und stumm, das starre Eisgewand;

Manch frischen Hügel, manch verweht Gebein,

Wohl teure Saaten, hüllt sein Busen ein;

Wir aber stehn dabei und harren still,

Ob nicht der Frühling bald erblühen will?

 

Willard Leroy Metcalf, Cornish Hills
Willard Leroy Metcalf (1858-1925) war ein amerikanischer Maler.

Emanuel Geibel 1815-1884

Hoffnung

 

Und dräut der Winter noch so sehr

Mit trotzigen Gebärden,

Und streut er Eis und Schnee umher,

Es muß doch Frühling werden.

 

Und drängen die Nebel noch so dicht

Sich vor den Blick der Sonne,

Sie wecket doch mit ihrem Licht

Einmal die Welt zur Wonne.

 

Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,

Mir soll darob nicht bangen,

Auf leisen Sohlen über Nacht

Kommt doch der Lenz gegangen.

 

Da wacht die Erde grünend auf,

Weiß nicht, wie ihr geschehen,

Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,

Und möchte vor Lust vergehen.

 

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar

Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,

Und läßt die Brünnlein rieseln klar,

Als wären es Freudenzähren.

 

Drum still! Und wie es frieren mag,

O Herz, gib dich zufrieden;

Es ist ein großer Maientag

Der ganzen Welt beschieden.

 

Und wenn dir oft auch bangt und graut,

Als sei die Höll' auf Erden,

Nur unverzagt auf Gott vertraut!

Es muß doch Frühling werden.

 

Carl Johansson, Winter Landscape with Fishermen
Carl August Johansson (1863-1944) war ein schwedischer Landschaftsmaler.
 

Richard Dehmel 1863-1920

Vorgefühl

 

Es ist ein Schnee gefallen,

hat alles Graue zugedeckt,

die Bäume nur gen Himmel nicht;

bald trinkt den Schnee das Sonnenlicht,

dann wird das alles blühen,

was in der harten Krume jetzt

kaum Wurzeln streckt.

 

Serhij Switoslawskyj, Winter Landscape
Serhij Iwanowytsch Switoslawskyj (1857-1931) war ein ukrainischer Landschaftsmaler.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

Winters Flucht

 

Dem Winter ward der Tag zu lang,

ihn schreckt der Vogel Lustgesang;

Er horcht und hört's mit Gram und Neid,

Und was er sieht, das macht ihm Leid.

 

Er sieht der Sonne milden Schein,

Sein eigner Schatten macht ihm Pein.

Er wandelt über grüne Saat

Und Gras und Keime früh und sprach:

»Wo ist mein silberweißes Kleid,

Mein Hut, mit Demantstaub bestreut?«

 

Er schämt sich wie ein Bettelmann

Und läuft, was er nun laufen kann.

Und hinterdrein scherzt Jung und Alt

In Luft und Wasser, Feld und Wald;

Der Kiebitz schreit, die Biene summt,

Der Kuckuck ruft, der Käfer brummt;

Doch weil's noch fehlt an Spott und Hohn,

So quakt der Frosch vor Ostern schon.

 

 

Caspar David Friedrich, Das Eismeer
Caspar David Friedrich (1774-1840) war ein deutscher Maler, Grafiker und Zeichner.Er gilt heute als der bedeutendste Künstler der deutschen Frühromantik.

Iwan Aiwasowski, Icebergs in Antarctica
Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski (1817-1900) war ein russischer Maler der Romantik armenischer Abstammung.

Frederic Edwin Church, Les Icebergs, 1861, Dallas Museum of Art
Frederic Edwin Church (1826-1900) war ein bedeutender Vertreter der Hudson River School, einer Gruppierung amerikanischer Künstler, die für präzis gemalte, oft dramatische und allegorische Landschaftsbilder bekannt wurde.

 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

BuchKult

Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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