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Thomas Stearns Eliot 1888-1965
Rem Tem Trecker
Der Rem Tem Trecker ist ein komischer Katz,
Wenn er eine Ratz hat, dann will er `nen Spatz.
Wenn er Fasan hat, möcht’ er `ne Wachtel.
Hat er ein Haus; er will in die Schachtel,
Sitzt er in der Schachtel, will er ein Haus.
Wenn er den Spatz hat, dann möchte’ er die Maus.
Ja, der Rem Tem Trecker ist ein komischer Katz.
Er ist, wie es ist, ich bin lieber still,
Das sind so Sachen.
Dann kann man nichts machen.
Er will nun einmal das, was er will.
Fortsetzung unten
Fortsetzung Eliot, Rem Tem Trecker
Rem Tem Trecker macht einen schrecklich nervös:
Wenn er draußen sein soll, dann wird er bös.
Ist er drinnen bei mir, ist’s ihm gar nichts wert –
Jede Seite der Tür scheint ihm verkehrt.
In meinem Schreibtisch ist er zu Haus,
Doch tobt er ganz furchtbar, kann er nicht raus.
Ja, der Rem Tem Trecker ist ein komischer Katz.
Er macht nun einmal genau, was er will.
Da kann man nichts machen.
Das sind so Sachen.
Ich sag lieber nichts, ich bin besser still.
Fortsetzung unten
Fortsetzung Eliot, Rem Tem Trecker
Rem Tem Trecker ist ein komischer Katz.
Nur Widerstand, meint er, sei stets am Platz.
Wenn du Hasen ihm bietest, verlangt er nach Fisch,
Doch der bleibt dann stehen unter dem Tisch.
Wenn du Sahne ihm gibst, ist’s ein Sträuben und Strauben,
Nur was er selbst findet, an das kann er glauben.
Doch stellst du sie weg, aufs Bord seithin,
Steckt sein Köpfchen bis über die Ohren drin.
Rem Tem ist aufs Durcheinander erpicht,
Er liebt Kosen und zärtliches Kraulen nicht –
Doch nähst oder schreibst du: mit einem Satz
Macht er deinen Schoß zu seinem Platz.
Ja, der Rem Tem Trecker liegt mir im Magen.
Was soll ich noch mehr erzählen und sagen.
Da kann man nichts machen.
Das sind so Sachen.
Da schweig ich lieber. Will nicht mehr klagen.
In einem Haus mit einer Katze
ist keine Skulptur erforderlich.
There’s no need for a piece of sculpture in a home that has a cat.
Wesley Bates *1952, amerikanischer Künstler
Er schnellt den Spielmäusen großartig hinterher,
erdolcht sie maunzend und keckernd
mit allem Spitzen, was er hat, und dann -
guckt er sich ratlos um und sieht aus wie ein Kater,
der komplett vergessen hat, was er eigentlich wollte,
wer er ist, woher er kommt: »HÄ??!«
Jörg Bartel (1957-2015), aus: Auf die Katz gekommen, Köln, 2002
Friedrich Hebbel 1813-1863
Aus der Kindheit
»Ja, das Kätzchen hat gestohlen,
und das Kätzchen wird ertränkt.
Nachbars Peter sollst du holen,
daß er es im Teich versenkt!«
Nachbars Peter hat′s vernommen,
ungerufen kommt er schon:
»Ist die Diebin zu bekommen,
gebe ich ihr gern den Lohn!«
»Mutter, nein, er will sie quälen.
Gestern warf er schon nach ihr,
bleibt nichts andres mehr zu wählen,
so ertränk′ ich selbst das Tier.«
Sieh, das Kätzchen kommt gesprungen,
wie es glänzt im Morgenstrahl!
Lustig hüpft′s dem kleinen Jungen
auf den Arm zu seiner Qual.
»Mutter, laß das Kätzchen leben,
jedesmal, wenn′s dich bestiehlt,
sollst du mir kein Frühstück geben,
sieh nur, wie es artig spielt!«
Fortsetzung unten
Fortsetzung Hebbel, Aus der Kindheit
»Nein, der Vater hat′s geboten,
hundertmal ist ihr verziehn!«
»Hat sie doch vier weiße Pfoten!«
»Einerlei! Ihr Tag erschien!«
»Nachbarin, ich folg′ ihm leise,
ob er es auch wirklich tut!«
Peter spricht es häm′scherweise,
und der Knabe hört′s mit Wut.
Unterwegs auf manchem Platze
bietet er sein Liebchen aus;
aber keiner will die Katze,
jeder hat sie längst im Haus.
Ach, da ist er schon am Teiche
und sein Blick, sein scheuer, schweift,
ob ihn Peter noch umschleiche -
ja, er steht von fern und pfeift.
Nun, wir müssen alle sterben,
Großmama ging dir vorauf,
und du wirst den Himmel erben,
kratze nur, sie macht dir auf!
Fortsetzung unten
Fortsetzung Hebbel, Aus der Kindheit
Jetzt, um sie recht tief zu betten,
wirft er sie mit aller Macht,
doch zugleich, um sie zu retten,
springt er nach, als er′s vollbracht.
Eilte Peter nicht, der lange,
gleich im Augenblick herzu,
fände er, es ist mir bange,
hier im Teich die ew′ge Ruh.
In das Haus zurückgetragen,
hört er auf die Mutter nicht,
schweigt auf alle ihre Fragen,
schließt die Augen trotzig-dicht.
Von dem Zucker, den sie brachte,
nimmt er zwar zerstreut ein Stück;
doch den Tee, den sie ihm machte,
weist er ungestüm zurück.
Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend,
und auf einer Fensterbank,
spinnend und sich emsig putzend,
sitzt sein Kätzchen blink und blank.
»Lebt sie, Mutter?« »Dem Verderben
warst du näher, Kind, als sie!«
»Und sie soll auch nicht mehr sterben?«
»Trinke nur, so soll sie′s nie!«
T.S. Eliot 1888-1965
Wie heißen die Katzen
Nachdichtung von Erich Kästner
Wie heißen die Katzen? gehört zu den kniffligsten Fragen
Und nicht in die Rätselecke für jumperstrickende Damen.
Ich darf Ihnen ganz im Vertrauen, sagen:
Eine jede Katze hat drei verschiedene Namen.
Zunächst den Namen für Hausgebrauch und Familie,
Wie Paul oder Moritz (in ungefähr diesem Rahmen),
Oder Max oder Peter oder auch Petersilie-
Kurz lauter vernünft´ge, alltägliche Namen.
Oder, hübscher noch Murr oder Fangemaus
oder auch, nach den Mustern klassischer Damen:
Iphigenie, Orest oder Menelaus-
also immer noch ziemlich vernünft´ge, a alltägliche Namen.
Fortsetzung unten
Fortsetzung Eliot/Kästner, Wie heißen die Katzen
Doch nun zu dem nächsten Namen, dem zweiten:
Den muß man besonders und anders entwickeln.
Sonst könnten die Katzen nicht königlich schreiten,
Noch gar mit erhobenem Schwanz perpendikeln.
Zu solchen Namen zählt beispielsweise
Schnurroaster, Tatzitius, Kazastrophal,
Kralline, Nick Kater und Kratzeleise-
Und jeden der Namen gibt's nur einmal.
Fortsetzung unten
Fortsetzung Eliot/Kästner, Wie heißen die Katzen
Doch schließlich hat jede noch einen dritten!
Ihn kennt nur die Katze und gibt ihn nicht preis.
Da nützt kein Scharfsinn, da hilft kein Bitten.
Sie bleibt die einzige die ihn weiß.
sooft sie versunken, versonnen und
Verträumt vor sich hinstarrt, ihr Herren und Damen,
Hat's immer und immer den gleichen Grund:
Dann denkt sie und denkt sie an diesen Namen-
Den unaussprechlichen, unausgesprochenen,
Den ausgesprochenen unaussprechlichen
Geheinisvoll dritten Namen.
Sie ist ein außerordentlich schmuckes, reinliches,
zierliches und anmutiges Geschöpf,
jede ihrer Bewegungen nett und angenehm,
und ihre Gewandtheit wahrhaft bewunderungswürdig.
Alfred Brehm 1829-1884, deutscher Zoologe
Ein Kätzchen ist das Entzücken aller.
Jeden Tag bietet es eine Komödie
mit brillanter Besetzung.
Jules Champfleury 1821-1889, französischer Schriftsteller
Was eine Katze nicht weiß,
ist nicht der Mühe wert,
gewusst zu werden.
Colette 1873-1954, französische Schriftstellerin, Varietékünstlerin und Journalistin
Wir binden bunte Schleifen um ihren Hals,
auch gelegentlich kleine Glöckchen
und wir tun so,
als seien sie so süß und geistlos
wie der blöde Name "Kitty" andeutet,
mit dem wir sie rufen.
Das ist eine sonderbare Illusion.
Denn, abgesehen vom Schnurren
und am Zaun entlang trippeln haben wir ein wildes Tier, uneingeschüchtert und unverdorben,
wie kaum eines unter Gottes freiem Himmel.
Alan Devoe 1909–1955, US-amerikanischer Autor