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Walter Moras, Vorfrühling im Engadin    
Walter Moras (1856-1925) war ein deutscher Maler.

Emanuel Geibel 1815-1884

 

Und dräut der Winter noch so sehr

Mit trotzigen Gebärden,

Und streut er Eis und Schnee umher,

Es muß doch Frühling werden.

 

Und drängen Nebel noch so dicht

Sich vor den Blick der Sonne,

Sie wecket doch mit ihrem Licht

Einmal die Welt zur Wonne.

 

Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,

Mir soll darob nicht bangen,

Auf leisen Sohlen über Nacht,

Kommt doch der Lenz gegangen.

 

Da wacht die Erde grünend auf,

Weiß nicht, wie ihr geschehen,

Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,

Und möcht vor Lust vergehen.

 

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar

Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,

Und läßt die Brünnlein rieseln klar,

Als wären es Freudenzähren!

 

Drum still, und wie es frieren mag,

O Herz, gib dich zufrieden,

Es ist ein großer Maientag

Der ganzen Welt beschieden.

 

Und wenn dir oft auch bangt und graut,

Als sei die Höll' auf Erden:

Nur unverzagt auf Gott gebaut,

Es muß doch Frühling werden.

 

Vladimir Fedorovich, Spring    
Vladimir Nikolaevich Fedorovich (1871-1928) war ein russischer Maler.

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Vorfrühling

 

Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung

an der Wiesen aufgedecktes Grau.

Kleine Wasser ändern die Betonung.

Zärtlichkeiten, ungenau,

greifen nach der Erde aus dem Raum.

Wege gehen weit ins Land und zeigen’s.

Unvermutet siehst du seines Steigens

Ausdruck in dem leeren Baum.

 

 

Oldřich Blažíček, Early Spring    
Oldřich Blažíček (1887-1953) war ein tschechischer Maler.

Richard Dehmel 1863-1920

Frühlingsahnung

 

Die Felder liegen weiß;

wohin ich schau'

ins fahle Nebelgrau,

scheint Schnee und Eis.

 

Doch da – ein Sonnenstrahl

bricht durch den Flor

und zieht den Blick empor

mit einem Mal,

 

und von der Erden

ringt jung ein Duft

sich durch die Luft: –

will's Frühling werden?

 

 

 

Pekka Halonen, Stream in Early Spring
Pekka Halonen (1865-1933) war ein finnischer Maler.

Hugo von Hofmannsthal 1874-1929

Vorfrühling

 

Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

 

Er hat sich gewiegt,

Wo Weinen war,

Und hat sich geschmiegt

In zerrüttetes Haar.

 

Er schüttelte nieder

Akazienblüten

Und kühlte die Glieder,

Die atmend glühten.

 

Lippen im Lachen

Hat er berührt,

Die weichen und wachen

Fluren durchspürt.

 

Er glitt durch die Flöte

Als schluchzender Schrei,

An dämmernder Röte

Flog er vorbei.

 

Er flog mit Schweigen

Durch flüsternde Zimmer

Und löschte im Neigen

Der Ampel Schimmer.

 

Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

 

Durch die glatten

Kahlen Alleen

Treibt sein Wehn

Blasse Schatten.

 

Und den Duft,

Den er gebracht,

Von wo er gekommen

Seit gestern Nacht.

 

Vilhelm Purvit, The Last Snow
Vilhelms Purvitis, auch Wilhelm oder Vilhelm Purvit, (1872-1945) war ein lettischer Maler.

Wilhelm Jensen 1837-1911

Vorfrühling

 

Es fällt die Abenddämmerung

vom Himmel nebelnd und weich,

der laute Tag verstummet,

einem müden Kinde gleich.

Nur unsichtbar hernieder

vom Wipfel im leeren Hag

durch raschelnde Blätter des Vorjahrs

ruft einer Drossel Schlag.

Die Wolke löst sich rieselnd

in Tropfen feucht und sacht;

auf einsamem Wege befällt mich

die dunkelnd einsame Nacht.

Mir aber ist süß und sonnig

von Träumen die Seele bewegt,

wie selig vor seinem Geburtstag

ein Kind zum Schlafen sich legt.

 

 

Paul Baum, Landschaft in letztem Schnee bei Weimar    
Paul Baum (1859-1932) war ein Maler des deutschen Impressionismus, Zeichner und Grafiker.

Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

Frühlings-Ankunft

 

Nach diesen trüben Tagen

Wie ist so hell das Feld!

Zerrissne Wolken tragen

die Trauer aus der Welt.

 

Und Keim und Knospe mühet

Sich an das Licht hervor,

Und manche Blume blühet

Zum Himmel still empor.

 

Ja auch so gar die Eichen

Und Reben werden grün!

O Herz, das sei dein Zeichen!

Herz, werde froh und kühn!

 

 

 

Akseli Gallen-Kallela, Début du printemps, ca.1900, Wien, Belvedere 
Akseli Gallen-Kallela (1865-1931) war ein finnischer Maler, Architekt und Designer.
 

Ricarda Huch 1864-1947

Vorfrühling

 

I.

Verdrießlich schmilzt der letzte Schnee,

Der Erde braunes Antlitz seh' ich;

Gebannt mit feuchten Augen steh' ich,

Das altvertraute anzuschauen.

Gesendet vom befreiten See

Die Winde atm' ich froh, die lauen,

Und fühle sacht vom Herzen tauen

Ein heimlich namenloses Weh.

 

II.

Horch, die jungen Keime klopfen

An die feuchte Erdenmauer,

Milde streicht in dicken Tropfen

Durch die Luft ein Frühlingsschauer.

Langsam wandernd laß ich's gern

Mir auf Haar und Wangen regnen -

Wär' der Freund nicht allzufern,

Mein' ich, müßt' er mir begegnen.

 

 

Ivan Endogurov, Early Spring    
Ivan Ivanovic Endogurov (1861-1898) war ein russischer Landschaftsmaler und Aquarellist.

Karl Ernst Knodt 1856-1917

Beim nahenden Frühling

 

Kann ichs ertragen

– Das ruhige Tagen

Des unruhvollen

Frühlings, des tollen?

Muss ich nicht wecken

Die schlafenden Hecken?

Muss ich nicht wehren

Dem Nachtthau, dem schweren?

Muss ich nicht hüten

Die träumenden Blüten?

Wer ruft den Veilchen,

Den blinkenden, blauen:

»Versteckt euch ein Weilchen

Dem Märzwind, dem rauhen?«

 

Muss ich nicht jagen

– Alle die Riegel,

Alle die Siegel

Flink zu zerschlagen?

 

Lasst mich ins Freie,

Steckt mir nicht Grenzen:

Vielleicht, wenn ich schreie,

Ersing ich das Lenzen!

 

 

 

Alexei Sawrassow, Early spring    
Alexei Kondratjewitsch Sawrassow (1830-1897) war ein russischer Landschaftsmaler.
 

Hugo von Hofmannsthal 1874-1929

Verheißung

 

Fühlst Du durch die Winternacht

Durch der kalten Sternlein Zittern

Durch der Eiskristalle Pracht

Wie sie flimmern und zersplittern,

Fühlst nicht nahen laue Mahnung,

Keimen leise Frühlingsahnung?

 

Drunten schläft der Frühlingsmorgen

Quillt in gährenden Gewalten

Und, ob heute noch verborgen,

Sprengt er rings das Eis in Spalten:

Und in wirbelnd lauem Wehen

Braust er denen, die's verstehen.

 

Hörst Du aus der Worte Hall,

Wie sie kühn und trotzig klettern

Und mit jugendlichem Prall

Klirrend eine Welt zerschmettern:

Hörst Du nicht die leise Mahnung,

Warmen Lebensfrühlings Ahnung?

 

Johan Tirén, Reindeer in the Early Spring
Johan Tirén (1853-1911) war ein schwedischer Maler.

Edith Södergran 1892-1923

Nordischer Frühling

 

All meine Luftschlösser geschmolzen wie Schnee,

all meine Träume wie Wasser zerronnen,

von dem was ich liebte blieb einzig mir:

ein blauer Himmel, ein paar blasse Sterne.

Sacht streicht zwischen den Fichten der Wind.

Verharrende Leere. Lautlos das Wasser.

Der alte Baum steht wach und denkt

an die weiße Wolke die er küsste im Traum.

 

 

Francisca Stoecklin 1894-1931

Nordischer Frühling

 

Noch liegt

an verschwiegenen Waldesstellen

längst gefallener Schnee,

wie eine glitzernde Decke

über den weißen,

wartenden Glöckchen.

In der Lichtung,

wo die Sonne

ihren Überfluß schenkt,

lächelt und lebt es

von Goldprimeln, tiefblauen Sternen,

und jungem, bebendem Grün.

– Und der Duft des Seidelbastes

berauscht dich

wie ein Becher Liebestrank.

 

Hjalmar Munsterhjelm, Vårvintermåne Early Spring Moon     
Magnus Hjalmar Munsterhjelm (1840-1905) war ein finnischer Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule.

Rainer Maria Rilke 1875-1926

 

Es ist ein Schnee gefallen,

Denn es ist noch nicht Zeit,

Daß von den Blümlein allen,

Daß von den Blümlein allen

Wir werden hoch erfreut.

 

Der Sonnenblick betrüget

Mit mildem, falschem Schein,

Die Schwalbe selber lüget,

Die Schwalbe selber lüget,

Warum? Sie kommt allein.

 

Sollt ich mich einzeln freuen,

Wenn auch der Frühling nah?

Doch kommen wir zu zweien,

Doch kommen wir zu zweien,

Gleich ist der Sommer da.

 

Ferdinand Georg Waldmüller, Vorfrühling im Wiener Wald    
Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865) war einer der bedeutendsten österreichischen Maler in der Biedermeierzeit.

Martin Greif 1839-1911

Frühlingsnähe

 

Wieder seh ich jenen Schimmer,

Jenen Schimmer an den Bäumen,

Der mir sagt, es könne nimmer

Lange mehr der Frühling säumen.

 

Ja, es ist ein holdes Zeichen,

Und, bevor wir ihn noch bitten,

Wird er uns mit seinen reichen

Wunderblüten überschütten.

 

Kostjantyn Kryschyzkyj, Vorfrühling    
Kostjantyn Jakowytsch Kryschyzkyj (1858-1911) war ein ukrainisch-russischer Landschaftsmaler.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

Vorfrühling

 

Sieh da: Die Weide schon im Silberpelz,

Die Birken glänzen, ob auch ohne Laub,

In einem Lichte, das wie Frühling ist.

Der blaue Himmel zeigt türkisenblau

Ganz schmale Streifen, und ich weiß, das ist

Des jungen Jahres erster Farbenklang,

Die ferne Flöte der Beruhigung:

Die Liebe hat die Flügel schon gespannt,

Sie naht gelassenen Flügels himmelher,

Bald wird die Erde bräutlich heiter sein.

 

Nun Herz, sei wach und halte dich bereit

Dem holden Gaste, der mit Blumen kommt

Und Liebe atmet, wie die Blume Duft.

Sei wach und glaube: Liebe kommt zu dir,

Wenn du nur recht ergeben und getrost

Dich auftust wie ein Frühlingsblumenkelch.

 

 

 

Julius Klever, An Early Spring Landscape with a Beech Tree in the foreground  
Yuliy Yulevich (Julius) Klever (1850-1924) war ein russischer Landschaftsmaler mit baltendeutschen Eltern.

Otto Ernst 1862-1926

Vorfrühling

 

Welch goldnes Leuchten fließt so ungeahnt

Wie lichter Zauber um die starren Bäume?

Was zittert wie geheimer Feierton

Mit leisem Klingen durch des Himmels Räume?

Die Flut des Lichts rinnt mit froher Hast

Vom Felsenhaupt bis in des Abgrunds Klüfte,

Und horch! - schon ruft ein Fink mit leisem Schlag

Zaghaften Jubel in die stillen Lüfte.

 

Es hat der Lenz in stummer Ungeduld

Der Erde schon gestanden seine Liebe,

Die Lider ihr mit lindem Strahl geküßt,

Daß sie nicht mehr im Schlaf befangen bliebe.

Er hat der tief entschlafenen zugeraunt

Der Sehnsucht erste, seligbange Frage

Und ihr versprochen, was die Liebe schenkt:

Verklärte Nächte, sonnenschöne Tage! -

 

Und sieh! Von ihrem Antlitz hebt sie leis

Den duftgewobnen, zarten Nebelschleier

Und schaut mit Augen, die der Traum noch bannt,

Wie zweifelnd auf den leuchtenden Befreier.

Noch fast sie nicht die ganze süße Luft,

Noch hängt an ihrer Wimper schweres Trauern;

Doch mehr und mehr erkennt sie schon den freund,

Und leis erbebt ihr Leib in Wonneschauern. –

 

Albert Baertsoen, Thaw in Ghent
Albert Baertsoen (1866-1922) war ein belgischer Impressionist.

Selma Meerbaum-Eisinger 1924-1942

Frühling

 

Sonne. Und noch ein bißchen aufgetauter Schnee

und Wasser, das von allen Dächern tropft,

und dann ein bloßer Absatz, welcher klopft,

und Straßen, die in nasser Glattheit glänzen,

und Gräser, welche hinter hohen Fenzen

dastehen, wie ein halbverscheuchtes Reh ...

 

Himmel. Und milder, warmer Regen, welcher fällt,

und dann ein Hund, der sinn- und grundlos bellt,

ein Mantel, welcher offen weht,

ein dünnes Kleid, das wie ein Lachen steht,

in einer Kinderhand ein bißchen nasser Schnee

und in den Augen Warten auf den ersten Klee ...

 

Frühling. Die Bäume sind erst jetzt ganz kahl

und jeder Strauch ist wie ein weicher Schall

als erste Nachricht von dem neuen Glück.

Und morgen kehren Schwalben auch zurück.

 

Ernst Oppler, Strasse im Schnee - Vorfühling    
Ernst Oppler (1867-1929) war ein Maler und Grafiker des deutschen Impressionismus.

Erich Mühsam 1878-1934

Wollte nicht der Frühling kommen?

 

Wollte nicht der Frühling kommen?

War nicht schon die weiße Decke

von dem Rasenplatz genommen

gegenüber an der Ecke?

Nebenan die schwarze Linde

ließ sogar schon (sollt ich denken)

von besonntem Märzenwinde

kleine, grüne Knospen schwenken.

In die Herzen kam ein Hoffen,

in die Augen kam ein Flüstern –

und man ließ den Mantel offen,

und man blähte weit die Nüstern.

 

Ja, es waren schöne Tage.

Doch sie haben uns betrogen.

Frost und Sturm und Schnupfenplage

sind schon wieder eingezogen.

Zugeknöpft bis an den Kiefer

flieht der Mensch die Gottesfluren,

wo ein gelblichweißer, tiefer

Schnee versteckt die Frühlingsspuren.

Sturmwind pfeift um nackte Zweige,

und der Rasenplatz ist schlammig.

In mein Los ergeben neige

ich das Auge. Gottverdammich!

 

 

 

Lesser Ury, Berliner Straße im Vorfrühling, 1920    
Leo Lesser Ury (1861-1931) war ein deutscher Maler und Grafiker der impressionistischen Berliner Secession.

Dr. Owlglass*

Schneeschmelze

 

Die Erde schluckt alles: schluckt den Schnee,

des Winters Leid, des Lebens Weh.

 

Sie schluckt's und spuckt es wieder aus,

macht Gras und Kraut und Blumen draus.

 

Und immer, immer ist jemand da,

der noch nie so viel Schönes sah

 

– bis alles wieder welkt und dorrt.

So geht das fort und ewig fort.

 

Stumm sitzt Gott Vater auf dem Thron.

... O Gott, was hast du bloß davon?

 

*eigentlich Hans Erich Blaich, dt. Arzt, Schriftsteller und Lyriker

 

 

Daniel Garber, Early Spring, New Hope    
Daniel Garber (1880-1958) war ein amerikanischer impressionistischer Landschaftsmaler.

Johann Georg Fischer 1816-1897

Zeitiger Frühling

 

(auch: „Balder Frühling“)

 

Springt der Bube das Dorf hinaus:

»Vater, es ist schon Frühling drauss,

Zum Schmetterlingsfang die beste Zeit.«

 

Ist zwar kein Frühling noch weit und breit,

Fing kaum der Staub des Märzen an;

Doch die Jugend will ihren Willen han. –

 

Wie, wenn ich nach dem Jungen ging,

Zu schauen, was er im Garne fing?

Freute mich ja so ein Falter selber,

So ein roter oder zitronengelber!

Richtig! da flattert's schon; – doch wie! –

Sah ich doch all mein Leben nie

Einen so artlichen Schmetterling:

Ein milchjung, geschlacht und huschig Ding,

So scheu halb und so flüchtig noch,

So dreist halb und fürwitzig doch,

Minder im Fluge, mehr im Lauf,

Ein herziger Kindskopf obenauf,

Schwarzaugen, so funkend und feuernd schon,

Zöpfe, so lang als die ganze Person,

Eine rote Masche als Halsgeschmeid,

Statt der Flügel ein fliegend Kleid,

Und ein lustiges Kreuzband zum Beschluss

Kurzweilig zeichnet den muntern Fuß.

 

Ein Extra-Märzenvogel der!

Mein luftiger Ärgster hinterher,

Das Schmetterlingsgarn verächtlich weggeschmissen.

Ja nun, nun freilich muss Frühling sein,

Er blüht mir ja selber zum Haus herein;  –

Was doch die Jungen alles besser wissen!

 

 

Ivan Pokhitonov, Frühlingstag    
Ivan Pavlovich Pokhitonov (1850-1923) war ein ukrainischer Landschaftsmaler.

Georg Heym 1887-1912

Abende im Vorfrühling

 

I.

Dem Bettler stahlen Kinder seine Krücken.

Nun sitzt er schimpfend am Laternenpfahl.

Den Blick lockt an ein großes rotes Mal,

Das wuchernd zieht vom Halse zu dem Rücken.

 

Am Neubau hämmert in den harten Stahl

Ein Mann seit Stunden, daß er birst zu Stücken.

Ein Pärchen füttert Schwäne von den Brücken,

Um sich versammelnd ihre kleine Zahl.

 

Im Uferwalde brennt in gelbem Schein

Der Abendhimmel. Wolken ziehn zu paar

Darüber hin. Ihm wird der Glanz genommen.

 

Doch glänzt im ros’gen Blau der Edelstein

Des Abendsternes, einsam, rein und klar.

Es brennt zu hell. Zu Nacht wird Regen kommen.

 

 

 

Adolf Kaufmann, Vorfrühling    
Adolf Kaufmann (1848-1916) war ein österreichischer Landschafts- und Marinemaler.
 

Georg Heym 1887-1912

Abende im Vorfrühling

 

II .

Die Fischer kommen von dem ersten Fang.
Soldaten stehen vor den Fensterreihen
An der Kaserne schon zu zwein und dreien.
Sie sperren neckend eines Mädchens Gang.

 

Die Frauen plaudern zu der Nadeln Klang.
Die Kinder spielen wieder in dem Freien.
«Ein Storch, ein Storch.» Die Kinderstimmen schreien.
Und alle schauen nach den Vögeln lang.

 

Zwei Männer ziehen einen kleinen Wagen.
Sie machen vor dem letzten Hause halt.
Ein Sarg wird durch die stumme Tür getragen.

 

Still wird die Gasse. Es durchweht sie kalt.
Doch bald die Nadeln wieder klappernd jagen
Und Kinderlärmen wieder durch sie schallt.

 

Carl Malchin, Vorfrühling, Feldweg bei der Dorfkirche Gressow, 1885    
Carl Malchin (1883-1923) war ein deutscher Restaurator und Landschaftsmaler, der hauptsächlich ländliche mecklenburgische Motive und Stadtansichten malte.

Georg Heym 1887-1912

Abende im Vorfrühling

 

III.

In großen Höhen zieht ein Wölkchen kaum.
Das Land liegt rings in zarter Helligkeit.
Am Horizonte in den Bergen weit
Ruht grün und rot der Abendwolken Saum.

 

Es ist, als lebte jeder kahle Baum.
Die Äste fassen in den Himmel breit.
Sie zittern in dem Licht vor Freudigkeit:
Des Frühlings Düfte ziehen durch den Raum,

 

Durch sonntagsstille Gassen. Manchmal weht
Ein Windhauch durch den Winkel und verfliegt
An blinde Scheiben klopfend. Manchmal geht

 

Der Fenster eins, das in den Blumen steht,
In erste Frühlingsblumen eingeschmiegt.
Es läßt den Abend ein und schließt sich spät.

 

Isaak Lewitan, Savvinskaya Siedlung in der Nähe von Zvenigorod    
Isaak Iljitsch Lewitan (1860-1900) war einer der bedeutendsten russischen Maler des Realismus.

Anna Ritter 1865-1921

Vorfrühling

 

Über den Feldern ein warmer Hauch,

Schwellende Knospen am Dornenstrauch

Ungeduldige Wölkchen schweben

Über mir hin, und fern im Land,

Wo die Berge ihr Haupt erheben,

Aus dem feinen, bläulichen Rauch

Winkt eine Hand:

»Wartest du auch?

Wartest du auch auf das blühende Leben...?«

 

Emile Claus, De Overstroming, 1892, Collectie Belfius, Brussel
Emile Claus (1849-1924) war ein belgischer Maler.

Emerenz Meier 1874-1928

Vorfrühling

 

Da draussen rauscht der Regen,

Der Wind braust überm Land;

Doch leise webt den Segen

Des neuen Lenzes Hand.

 

Sie lockt aus Strauch und Bäumen

Der Knospen grünen Schein,

Sie schmückt mit lichten Säumen

Der Wälder düstre Reih'n.

 

Sie webt schon an dem Kleide

Der stillen Erdenbraut,

Die bald zu aller Freude

Dem Frühling wird getraut.

 

Mag jetzt der Sturm nur tosen,

Er knickt die Hoffnung nicht.

Bald winken uns die Rosen

Und blüh'n Vergissmeinnicht.

 

Otto Modersohn, Überschwemmung lichtsilberblau, 1939
Friedrich Wilhelm Otto Modersohn (1865-1943) war ein Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede und wurde einer der bekanntesten deutschen Landschaftsmaler.

Christian Morgenstern 1871-1914

Vorfrühling

 

Die blätterlosen Pappeln stehn so fein,

so schlank, so herb am abendfahlen Zelt.

Die Amseln jubeln wild und bergquellrein,

und wunderlich in Ahnung ruht die Welt.

 

Gespenstische Gewölke, schwer und feucht,

zerschatten den noch ungesternten Raum

und Übergraun, im sinkenden Geleucht.

Gebirg und Grund, ein krauser, trunkner Traum.

 

Carl Blechen, Vorfrühling
Carl Eduard Ferdinand Blechen (1798-1840) war ein deutscher Landschaftsmaler und Professor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie der Künste.

Hedwig Lachmann 1865-1918

Dämmerung im Vorfrühling

 

Der Tag bleicht. Letzte Helligkeit

Quillt aus dem ebenmässigen Gewölk.

Die Erde trocken und befreit

Von Schnee; nur hie und da die Spur

Von dünnem Eise, wie Glasur.

 

Die Dunkelheit wächst sanft und stät;

Ein Licht, das aufblitzt, glimmt noch matt;

Die Kinder spielen noch so spät,

Der Tagesfreuden nimmer satt.

 

Die Menschen schreiten säumig, wie verführt;

Und atmend heben sie das Kinn

So an die Luft, als läge drin

Für sie ein Etwas, das den Sinn

Wie eine wahre Seligkeit berührt.

 

 

 

Carl Gustav Carus, Landschaft im Vorfrühling, um 1823, Dresden, Gemälde Galerie Neue Meister Albertinum    
Carl Gustav Carus, auch Karl Gustav Carus (1789-1869) war ein deutscher Arzt, Maler und Naturphilosoph sowie Psychologe.
 

Ernst Stadler 1883-1914

Vorfrühling

 

Bäume weiß ich, frühlingsstarke Bäume,

denen gärend der Jugend Saft

durch glühende Adern singt.

Die lechzend verlangen

nach dem Rausche der Erfüllung.

Aber noch starren sie kahl und stumm.

Harte Schorfe ketten die vorschwellenden Triebe.

Und in wilden Träumen nur langen sie empor

zu dem schaffenden Licht,

daß es sie bade in Glanz und Glut.

Weiten sich ihre Äste, daß gierig sie einsögen

den zauberstarken Most lauen Sommerregens,

zu erblühen und zu leben gleich ihren Brüdern.

Denn noch kennen sie nicht den Sommerrausch

der Erfüllung. Aber krachend durchwühlt ihren Leib

der Lenzstrom der Ahnung.

Wanderer ziehen vorüber,

und also spricht einer zum anderen:

»Sehet die Bäume dort,

wie kahl sie stehen und stumm!

Kalt schleppt sich ihr Blut, und mürrisch fliehen

sie des Lenzes sanft wirkende Kraft.

Lasset sie im Dunkeln, die Finstern! ...«

So sprechen sie und gehen vorbei. –

Und nicht einer,

der sähe die stürmenden Flammen der Sehnsucht,

die gierend aus ihren Augen lodern

und verzehrend über ihnen zusammengluten ...

 

 

Paul Baum, Waldrand mit Vorfrühlingswiesen, 1893   

Paul Baum (1859-1932) war ein Maler des deutschen Impressionismus, Zeichner und Grafiker.

Georg Britting 1891-1964

Vorfrühling

 

In das große, graue Himmelstuch

Ist ein blauer Streif gerissen.

Aufgeschlagen wie ein Buch

Liegt der Acker.  Die zu lesen wissen

 

Lesen: Frühling! in der groben Schollenschrift.

Ackerfurchen sind wie krumme Zeilen,

Pappeln Ausrufzeichen, und zuweilen

Setzen Tümpel, die ein Lichtstrahl trifft

 

Hinter einen Satz den Punkt.

Die Scheune mit dem grünen Dach,

Auf Bretterfüßen, morsch und schwach,

Ist von einem Lichterkranz umprunkt.

 

Drei Krähen, schwarz und in Talaren,

Hocken auf dem Heckenband.

Schlag in die Hand!  In Federwindfanfaren

Schaukeln sie zum nächsten Ackerrand.

 

Ihre schwarzen Schatten schwanken

Spukhaft überm Wasserloch,

Wo sie krächzend niedersanken,

Sich schnell die Maus in ihren Höhlengang verkroch.

 

Dwight William Tryon, Dawn, Early Spring    
Dwight William Tryon (1849-1925) war ein amerikanischer Landschaftsmaler.

Peter Hille 1854-1904

Vorfrühling

 

Weltanfassende, fröhliche Dummheit,

Sprießendes Singen seimigen Grases,

Wohligschelmisch Gewölk.

Weicher Schalmeientöne,

Sinniges Grübchen.

Am markig umwundenen Knie,

Ziehet's spielend hin:

Fromm in Sonne,

Atmende Auen.

 

Reime und Maße,

Tabulatur der Stände

Gezählt am peinlich

Gekrümmten Finger -

Das ist vorüber.

Blöde zwinkernd

Putzt die stechenden Brillengläser

Heisere Gescheitheit.

Melodische Seele der Welt,

Frühling, Schalmei,

Spiele, spiele uns alle hin

In alles Schönheit tanzendes Leben.

In das muntere Gesetz

Alle Sterne strahlenden

Liebenden Reigens.

 

Warum kommen nur die Menschen nicht,

Wollen sie nicht?

Und zwingen zum Tanz?...

Nun -

Und die spatzschreienden Hecken

Und die paarenden Tiere sagen:

Die Welt geht weiter.

Auf vermoderter Triebe Rost

Immer wieder nachquillend

Tauender Teufel bereuender Frost.

 

Auf der grünen weiteblauen

Himmelswiese

Dauern hin, spielend versonnen,

Weltverlorne Lichtungen,

Locken rötlich träumende Kindesköpfe.

Gelbes rotes strotzendes Feuer

Roter Blumen.

Blitzelt auf bräunlichen Ständern

Suchend wach...

Entgilbender Himmel -

Ist es nicht wärmer schon oben?

Da Gott Vater erst

Und erste Welt;

War das nicht so wie himmlische

Weltanfassende Dummheit.

 

 

Janus la Cour, The edge of an oak forest on an early spring morning    
Janus Andreas Bartholin la Cour (1837-1909) war ein dänischer Landschaftsmaler in der Tradition des Goldenen Zeitalters der dänischen Malerei.

Paul Boldt 1885-1921

Vorfrühlingshimmel

 

Blätter wollen im Winde fliegen,

Winde die Chaussee begleiten,

Wolken sich auf Winden wiegen,

Taumelnde Beschwerlichkeiten. –

 

Und ich komme, seltsam kühn,

Und als ob ich nicht Ich wäre,

Aus den Winden, Avenuen,

Mehr in das Imaginäre.

 

 

Hans Peter Feddersen, Vorfrühling am Feldrand    
Hans Peter Feddersen (1848-l1941) war ein deutscher Landschafts- und Genremaler.

Max Dauthendey 1867-1918

Die werden wie Menschen jetzt warm

 

Die Baumstämme werden wie Menschen jetzt warm,

Sie nehmen den Sonnenschein gern in den Arm.

Der Schnee rund um den Stamm entweicht,

Soweit des Baumes Wurzel reicht.

Die Schneeglocken hocken da rund in Scharen

Begrüßt von den Staren.

Auf graslosem Boden bloß Keim bei Keim,

Beim kahlen Baum duftet's nach Honigseim,

Es duftet nach Liebe, dem Frost entronnen,

Erste Blüte und letzter Schnee sich dort sonnen.

 

 

Robert Russ, Early Spring, Penzinger Au
Robert Russ (1847-1922) war ein österreichischer Maler.

Josef Weinheber 1892-1945

Vorfrühling

 

Spürst du das leise Grün? Fühlst du die Knospen am Strauch:

ahnst du den weiten Wind? -

Liebste, o still! Liebe ist nur ein Hauch.

 

Hörst du die Stille? Tief, einzig und gross,

wie unsre Träume sind -

Sprich nicht! Jetzt nicht! Liebe ist Lauschen bloss.

 

Siehst du die Wolke inmitten unendlichen Blau's

wehen und wandern, Kind? -

Kehren wir um! Liebe ist Sehnsucht nach Haus.

 

Valerius de Saedeleer, Before Spring    
Valerius de Saedeleer (1867-1941) oder Valerius De Saedeleer war ein belgischer Landschaftsmaler.

Felix Schumann 1854-1879

Wollt ihr Wolken gar nicht weichen?

 

Wollt ihr Wolken gar nicht weichen?

Sonne, willst du nie mehr glühn?

Frühling gibt noch gar kein Zeichen

Und die Erde wird nicht grün.

 

Und die Linde streckt noch immer

Kahl die alten Äste aus,

Und der Rauch steigt aus dem Zimmer

Immer noch zum Dach hinaus.

 

Im Kamin verglühn die Kohlen,

Dämmrung spinnt mich leise ein,

Mit der Hoffnung schleicht verstohlen

Wehmut sich ins Herz hinein.

 

Kommt der Lenz auch endlich wieder,

Bringt er mir das alte Glühn?

Wird mit Rosmarin und Flieder

Auch die Liebe wieder blühn?

 

Willem Maris, Vroeg in 't voorjaar    
Willem Maris (1844-1910), im deutschsprachigen Raum auch Wenzel Maris genannt, war ein niederländischer Maler und der jüngste Sohn der Malerfamilie Maris.

August Stramm 1874-1915

Vorfrühling

 

Pralle Wolken jagen sich in Pfützen

Aus frischen Leibesbrüchen schreien Halme Ströme

Die Schatten stehen erschöpft.

Auf kreischt die Luft

Im Kreisen, weht und heult und wälzt sich

Und Risse schlitzen jählings sich

Und narben

Am grauen Leib.

Das Schweigen tappet schwer herab

Und lastet!

Da rollt das Licht sich auf

Jäh gelb und springt

Und Flecken spritzen –

Verbleicht

Und

Pralle Wolken tummeln sich in Pfützen.

 

 

Hans Thoma, Vorfrühling, ca.1868
Hans Thoma (1839-1924) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Peter Hille 1854-1904

Winterstiefel

 

Ein Scherzo aus dem Vorfrühling

 

Hat ja nur sich selber an,

Schämt sich nicht, hat Freud′ daran

 

Krauses Haar wie lachend Gold,

Das von tausend Teufeln tollt.

 

Beide Beine flink und fein

Sinken in zwei Stiefel ein.

 

Kappen plump und Absatz schwer,

Lachend schleppt es sich daher.

 

Also ob die Welt nur Leder wär!

 

Schwarz das Leder, ros′ das Bein:

Stiefel, sag′, was fällt dir ein?

 

"Hup, mein Jung, da fliegt er hin:

Will dir zeigen, was ich bin!"

 

Heissa, wie der Stiefel flog

Beide Hände klatschen hoch.

 

Und die Füßlein ganz befreit

Machen die ein Zehengespreit.

 

 

Theodore C. Steele, Meridian Street, Thawing Weather, 1887    
Theodore Clement Steele (1847-1926) war ein amerikanischer impressionistischer Maler, der für seine Landschaften in Indiana bekannt war.

Ernst Blass 1890-1939

Vorfrühling

 

Es sind schon wieder Mädchen in dem Park.

Hellblauer Himmel streicht gleich einer Hand

Über dein Angesicht. Die Luft hat Mark.

Nachmittag ist im schon beschenkten Land.

 

Die Vögel machen flatternden Radau.

Der Ärger, vormittags, war er so arg?

Du fühlst die Luft nahrhaft und schwingend stark –

Zuweilen nur ist sie ein bisschen rau.

 

Was man nicht konnt’ den ganzen Winter lang:

Im Freien sitzen, viel, auf einer Bank,

Das kann man wieder, o der Luft sei Dank.

 

Man kann die ganze Stadt hier übersehn.

Links ist der Sonne Abenduntergehn,

Rechts kühne Wolken, die nach Westen wehn.

 

Alfred Bergström, Early Spring    
Alfred Bergström (1869-1930) war ein schwedischer Künstler.

Fred Endrikat

Frühling ist's!

 

Frühling ist's! Die Hennen glucksen.

Veilchen raus – und weiße Buxen.

Frauen schnüren sich geringer,

und der Bauer schiebt den Dünger.

Fliegen klettern unverdrossen

auf den Nasensommersprossen.

Ringsum blüht's an allen Hecken –

und es riecht aus den Ap'theken.

Ich steck mir voll Übermut

'nen Sonnenstrahl an meinen Hut.

Freudig jubeln und frohlocken

Kirchen-, Kuh- und Käseglocken.

Frühling wird's mit Vehemenz.

Auf grünen Filzpantoffeln naht der Lenz!

 

 

 

Harold Harvey, Early Spring    
Harold Harvey (1874–1941) war ein britischer Künstler.

Maria Luise Weissmann 1899-1929

Park im Vorfrühling

 

O halte dich, aus dir nicht zu entgleiten

Ins Grenzenlose! Folg der Hunde Spiel

Nicht mit dem Blick, wies weiß in dunkeln Weiten

Der Büsche schwindet. Lausch nicht auf ein Ziel

Im unruhvollen Trab der schnellen Pferde,

Von fern her klopfend. Achte, daß die Sohle

Der Füße dir nicht, schwindelnde Geberde,

Der Hügel Fall und Anstieg wiederhole,

Schmeck nicht zu tief den bittern Knospenduft!..

Und doch zuletzt, ein Trunkener und schwer

Brichst taumelnd du durch trügerische Luft

Tief in des Himmels schwarz beschäumtes Meer.

 

 

 

Fritz Syberg, The First day of Spring
Christian Friedrich Wilhelm Heinrich Syberg, bekannt als Fritz Syberg, (1862-1939) war ein dänischer Maler und Illustrator.
 

Betty Paoli 1814-1894

Frühlingsahnung

 

Wenn des Winters starrer Traum

Berg und Flur mit Schnee bedecket,

Jeder dürre Zweig am Baum

Jammernd sich gen Himmel strecket:

 

Kannst du da begreifen, sag'

Wie nach wen'gen Mondesneigen

Der jetzt frosterstarrter Hag

Einen Blüthenflor wird zeigen?

 

Doch du weißt, der lichte Trost

Naht auf unsichtbaren Wegen

Und im rauhen Winterfrost

Lächelst du dem Lenz entgegen.

 

Und so kann, so kann auch ich

Nicht begreifen und nicht fassen,

Wie in meiner Seele sich

Noch ein Glück wird ziehen lassen.

 

Doch ich weiß: zur Wonne geht,

Wer da wallt auf Dornenbahnen,

Und durch meinen Winter weht

Ein tief selig Frühlingsahnen!

 

 

 

Heinrich Vogeler, Sehnsucht, 1908    
Johann Heinrich Vogeler (1872-1942) war ein deutscher Maler, Grafiker, Architekt, Designer, Pädagoge und Schriftsteller.
 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

BuchKult

Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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