Du liebster Gott,
und wenn man auch allen
Sonnenschein wegstreicht,
so gibt es doch noch den Mond
und die hübschen Sterne
und die Lampe am Winterabend;
– es ist soviel schönes Licht in der Welt.
Wilhelm Raabe 1831-1910
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Rainer Maria Rilke 1875-1926
Wintermorgen
Der Wasserfall ist eingefroren,
die Dohlen hocken hart am Teich.
Mein schönes Lieb hat rote Ohren
und sinnt auf einen Schelmenstreich.
Die Sonne küßt uns. Traumverloren
schwimmt im Geäst ein Klang in Moll;
und wir gehn fürder, alle Poren
vom Kraftarom des Morgens voll.
Ludwig Uhland 1787-1862
Wintermorgen
Ein trüber Wintermorgen war's,
Als wollt' es gar nicht tagen,
Und eine dumpfe Glocke ward
Im Nebel angeschlagen.
Und als die dumpfe Glocke bald,
Die einzige, verklungen,
Da ward ein heisres Grabeslied,
Ein einz'ger Vers gesungen.
Es war ein armer, alter Mann,
Der lang gewankt am Stabe,
Trüb, klanglos, wie sein Lebensweg,
So war sein Weg zum Grabe.
Nun höret er in lichten Höhn
Der Engel Chöre singen
Und einen schönen, vollen Klang
Durch alle Welten schwingen.
Friederike Brun 1765-1835
Der Sonnenaufgang im Winter
Sonne komm hervor!
Sonne steig’ empor!
Sieh’, es neiget
Sich der Tanne Wipfel!
Sieh’ es beuget,
Halb im Schnee versteckt,
Halb im Morgenroth entdeckt,
Jedes Hälmchen seine Spitze dir!
Leise schwebt, wie nur der Geist empfindet,
Hauch der Liebe ungesehen,
Wie ein Kind der Mutter Arm umwindet,
Auf den kleinsten Hälmchen deines Athems Wehen!
Und es steigt empor zu Himmelshöhen
Leise das Erhaltungsflehen
Aller Creatur,
Und von der erstarrten Flur
Das Dankopfer der Natur!
Halb gesehn, und halb verschwunden,
Neigt, nach still durchwallten Stunden,
Cynthia ihr mattes Haupt;
Schön mit Rosen ihre Stirn’ umwunden,
Früh’ Aurorens Kranz geraubt.
Fliege schnell, wie sanfter Liebe Sehnen,
Morgenroth! zum besten Vater hin;
Hin zur stillen Ruhestätte,
Wo, nach innigem Gebete,
Frohe Träume seine Stirn’ umziehn!
Und mit leisem, liebevollem Säuseln,
Wie dem Abendhauch sich Bäche kräuseln,
Sag’ ihm mit der Liebe Laut: Daß seine
Fern von ihm getrennte Tochter weine,
Daß sie nicht den heitern Morgengruß
Heut empfängt, und ihres Vaters Kuß.
Guido Zernatto 1903-1943
Wintermorgen
Meine Füße treten grobe Spuren
in den Schnee, der feucht zergeht.
In den Häusern brennen Frühstücksfeuer,
Auf den Dächern zittert noch ein scheuer
Schein des Monds, der westwärts gläsern steht.
Alle Knechte sind jetzt noch verschlafen
Und sie werfen ihren Rossen Futter vor.
Alle Mägde strecken sich und gehen,
Um nach Zuber, Schurz und Tuch zu sehen,
Langsam durch das halbwegs offne Tor.
Alle Wege sind noch unbegangen,
Alle Bäume sind jetzt frisch beschneit.
Aber schon beginnt der Tag zu dämmern,
In der Werkstatt schon der Schmied zu hämmern.
Eine Glocke klingt, und eine Krähe schreit.
Heinrich Wilhelm Vierordt 1855-1945
Am Morgen will es nicht werden Tag
Am Morgen will es nicht werden Tag,
Verschlafen tönt der Glocken Schlag;
Die Menschen schelten es: böse Zeit! –
Ich liebe die Winterheimlichkeit!
Durchschimmert sie nicht der Weihnachtsstern,
Die goldene, liebliche Sage?
Ich habe die Tage, die Tage so gern,
Die kurzen, die dunklen Tage.
In der Dämmerung, die auf die Stube ruht,
Kommt das Mädchen und facht im Ofen die Glut;
Es knistern die Funken, es prasselt das Scheit,
Und sie lächelt: Die Dächer sind alle verschneit.
Sie weiß von ihrem träumenden Herrn,
Dass dies ihm wohl behage. –
Ich habe die Tage, die Tage so gern,
Die kurzen, die dunklen Tage.
Am zögernden Mittag wat’ ich hinaus,
Da kommen sie mir entgegen drauß’
Und fragen mit wunderlichem Gesicht:
Was, du bist hier und im Süden nicht? –
Ei, soll mir durchfrieren das Herz bis zum Kern
Bei Frost und Reiseplage? ...
Ich habe die Tage, die Tage so gern,
Die kurzen, die dunklen Tage.
Am Abend zündet man frühe das Licht,
Da wandelt das Leben sich in ein Gedicht,
Bei gemütlicher, traulicher Lampe Schein
Man schleiert und spinnt in Gedanken sich ein.
Die Flocken umglittern die Straßenlatern’
Wie Bienen in weißem Gejage. –
Ich habe die Tage, die Tage so gern,
Die kurzen, die dunklen Tage.
Da sitzt und da spinnt man am wärmenden Herd
Und denkt an die Zeit, die nicht wiederkehrt,
An die Knabenzeit, an die Jugendzeit,
An die Lieben, im Kirchhof eingeschneit;
Mir liegt sie winterduftig und fern
Die Zeit der Rosen im Hage –
Ich habe die Tage, die Tage so gern,
Die kurzen, die dunklen Tage.
Sie gemahnen an Grab und an Grabesruh’,
Die Augen sinken mir schläfrig zu,
Mich überkommt eine Müdigkeit,
Zu süßem, ewigem Schlummer bereit.
Umwirbelt mich, Flocken, Stern an Stern,
Begrabt mich mit lautloser Klage –
Ich habe die Tage, die Tage so gern,
Die kurzen, die dunklen Tage.
Christian Morgenstern 1871-1914
Morgensonne im Winter
Auf den eisbedeckten Scheiben
fängt im Morgensonnenlichte
Blum’ und Scholle an zu treiben…
löst in diamantnen Tränen
ihren Frost und ihre Dichte,
rinnt herab in Perlensträhnen…
Herz, o Herz, nach langem Wähnen
laß auch deines Glücks Geschichte
diamantne Tränen schreiben!
Konrad Weiß 1880-1940
Eines Morgens Schnee
Was man gelebt, was immer mehr geblieben,
stets mehr gelesen, um so dunkler nur,
was man im Lichte schon wie aufgeschrieben
vorfand und ging auf unstörbarer Spur,
was man mit Sinn erreicht, was man mit Lieben
doch nie vollbringen konnte, – deine Flur
wird dir, du Mensch von Ernte niemals satt,
mit eines Morgens Schnee ein reinstes Blatt.
Es ist kein Trost; und nun der Sonne Scheinen
teilt alles nur noch weiter vor dir aus,
so spurlos steht die Zeit, du willst sie einen
gleich einer Träne dort am letzten Strauß,
du horchst auf einen Laut, nun hörst du keinen,
der Schnee macht nur ein regungsloses Haus, –
geh fort, und wie es dir im Busen klopft,
fühlst du den Schnee, der kalt vom Baume tropft.
Du fühlst nicht Nähe mehr, nur noch dies Pochen,
das dir die kalte Wange seltsam näßt,
das Land scheint dir so weit und ganz zerbrochen,
die weißen Berge gleich dem schweren Rest
von einem Himmel, den du nie besprochen,
und der, je mehr du sprichst, dich werden läßt
gleich einer Spur, die sich aus ihm verlor,
und die du kennst, wenn dir im Herzen fror.
So geh nun fort, und was umsonst bestritten
du Tag und Nacht, was schon im Licht verdorrt,
was du gelebt, was du dir selbst inmitten
gelöst, du Mensch, im stets zerbrochnen Wort,
auf dunkler Spur mit unhörbaren Schritten
gewinnt die Zeit ihr Licht, geh mit ihr fort,
noch blüht zur stillen Nacht die Spur so frisch
wie alle Ernte auf dem Ladentisch.
Gertrud Kolmar 1894-1943
Wintermorgen
Neig dich wieder, neig dich nieder,
Glühendes Gesicht!
Gern erwachen meine Glieder,
Meine Seele nicht.
Ihre Blicke, ihre Küsse
Herzen deinen Traum,
Fallen flimmernd, Silbernüsse,
Ihm vom Sternenbaum.
Sieh! Ich bin der dunkle Quader,
Der vor Schätzen birst;
Du - o meine goldne Ader,
Wenn du mich durchirrst!
Wird einst Wahrheit in mich steigen
Mit dem Bergmannslicht?
Woll dich neigen, froh im Schweigen,
Glühendes Gesicht.
Immer muss ich dich betrachten,
Der mein Tagwerk führt:
Kann ich noch des Windes achten,
Der das Kleid mir rührt?
Schellenrasselnd naht ein Schlitten;
Fordert mich der Schwall?
Seine Fragen, seine Bitten
Finden keinen Hall.
Denn um mich ist Luft gewoben,
Luft aus Schneearom,
Flocken zittern nach vorn droben,
Weißer, warmer Strom.
Fremde Brunst und Kunst und Schlingen
Sinken hier ins Grab,
Wehn mit starren Schmetterlingen
Lautlos von mir ab.
Grauer Wolkenvogel, schütte
Schwebend weichen Flaum,
Deck mir meine braune Hütte,
Meinen Tannensaum,
Schwelt doch blass durch dein Gefieder
Ferner Sonne Licht...
Neig dich wieder, neig dich nieder,
glühendes Gesicht!
Afanassi Afanassjewitsch Fet 1820 - 1892
Bild, schön ohnegleichen
Bild, schön ohnegleichen,
Lieb mir und verwandt:
Ebene, du weiße,
Vollmond überm Land,
Licht der hohen Himmel,
Schnee – ein Funkeln, zart,
Und der fernen Schlitten
Einsam stille Fahrt.
Stephan Milow 1836-1912
Dämmergrau die weite Runde ...
Dämmergrau die weite Runde,
Stille rings, kein Leben wach,
Nur im öden Waldesgrunde
Rieselt halb erstarrt ein Bach.
Zuckend liegt danieder alles,
Blattlos zittern Baum und Strauch,
Doch inmitten des Zerfalls
Welch ein wundersamer Hauch!
War es nicht dasselbe Schauern,
Als der Herbst umflort das Land?
War es nicht dasselbe Trauern,
Als ich damals brütend stand?
Was nur webt da, nicht zu sagen,
Über all dem Todesgraun,
Dass mein Herz aus seinen Klagen
Plötzlich aufpocht voll Vertrauen?
Ja, das ist in all dem Beben
Schon die Ahnung, die da spricht:
Diesen Schauern folgt das Leben,
Dieser Dämmerung das Licht.
Martin Greif 1839-1911
Zauber der Winternacht
Winternacht,
Winterpracht!
Alles hell und schimmernd,
Rein wie Demant flimmernd.
Winterpracht,
Winternacht!
Trotz der weiten Ferne
Scheinen nah’ die Sterne.
Theodor Fontane 1819-1898
Alles still!
Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei,
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! Die Dorfes-Hütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! nichts hör' ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht; –
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.
Gottfried Keller 1819-1890
Winternacht
Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt,
Still und blendend lag der weisse Schnee.
Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt,
Keine Welle schlug im starren See.
Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf,
Bis sein Wipfel in dem Eis gefror.
An den Ästen klomm die Nix herauf,
Schaute durch das grüne Eis empor.
Auf dem dünnen Glase stand ich da,
Das die schwarze Tiefe von mir schied;
Dicht ich unter meinen Füßen sah
Ihre weiße Schönheit Glied um Glied.
Mit ersticktem Jammer tastet sie
An der harten Decke her und hin,
Ich vergeß das dunkle Antlitz nie,
Immer, immer liegt es mir im Sinn!
Joachim Ringelnatz 1883-1934
Bist du nie durch verschneite Nächte gegangen
Bist du nie durch verschneite Nächte gegangen,
Durch Wald, über Land,
Allein mit dem Stock in deiner Hand?
Du bist es und bist es mit heiligem Bangen.
Wo zitternde Äste, eisig behangen,
Dir eine Kirchenstunde gaben,
Ist dein Lachen gestorben.
Da hast du dein Bestes, unverdorben,
Aus deinen tiefsten Tiefen gegraben. – – –
Auf den weiten Feldern lag schwerer Schnee.
Du schienst dir, verschollen auf hoher See,
Den menschlichen Küsten fern zu sein.
Stille lag über dem Schnee. – – –
Du warst allein, allein – ganz allein.
Flimmernde Flämmchen sahst du fliegen.
Hast du nicht viel gedacht?
Ist nicht dein Blick emporgestiegen
In die wunderdurchfunkelte Nacht,
Bis ihn unendliche Weite verwirrt?
Und ein Schatten lief still mit dir um die Wette.
Und der Schatten hat mit der endlosen Kette
Ewiger Fragen geklirrt.
Du hast dich bezwungen.
Du hast vielleicht deinen Stock geschwungen,
Du hast vielleicht ein Liedchen gesungen,
Aber das Liedchen klang nicht wie Hohn
Und du darfst es bekennen:
Du bist voll Angst vor dem grausen Schatten geflohn,
Den wir Wahnsinn nennen.
Lebhafte Winterstraße
Es gehen Menschen vor mir hin
Und gehen mir vorbei, und keiner
Davon ist so, wie ich es bin.
Es blickt ein jedes so nach seiner
Gegebenen Art in seine Welt.
Wer hat die Menschen so entstellt??
Ich sehe sie getrieben treiben.
Warum sie wohl nie stehenbleiben,
Zu sehen, was nach ihnen sieht?
Warum der Mensch vorm Menschen flieht?
Und eine weiße Weite Schnee
Verdreckt sich unter ihren Füßen.
So viele Menschen. Mir ist weh:
Keinen von ihnen darf ich grüßen.
Anastasius Grün 1808-1876
Winterabend
Eisblumen, starr, kristallen an den Scheiben,
Wie ein Gehege vor der Sturmnacht Tosen,
Sie flüstern mir, indeß sie Flimmer stäuben:
Wir sind die Geister schöner Frühlingsrosen!
Schneeflocken, wirbelnd hin mit weißem Glanze!
Es pochen leis' ans Fenster die versprühten,
Mir lispelnd flüchtig im Vorübertanze:
Wir sind die Geister duft'ger Frühlingsblüthen!
Gefühle steigen auf in meiner Seele,
Wie beim Verklingen ferner Sterbeglocken,
Die bange Wehmuthseufzer meiner Kehle
Und reiche Thränen meinem Aug' entlocken;
Sie aber singen sanft mir ins Gemüthe:
Wir sind die sel'gen Geister deiner Lieben,
Mit denen du durchwallt des Frühlings Blüthe,
Auf deren Grab nun diese Flocken stieben!
Gustav Falke 1853-1916
Winter
Ein weißes Feld, ein stilles Feld.
Aus veilchenblauer Wolkenwand
hob hinten, fern am Horizont,
sich sacht des Mondes roter Rand.
Und hob sich ganz heraus und stand
bald eine runde Scheibe da,
In düstrer Glut. Und durch das Feld
klang einer Krähe heisres Krah.
Gespenstisch durch die Winternacht
der große dunkle Vogel glitt,
und unten huschte durch den Schnee
sein schwarzer Schatten lautlos mit.
Adelbert von Chamisso 1781-1838
Nacht und Winter
Von des Nordes kaltem Wehen
Wird der Schnee dahergetrieben,
Der die dunkle Erde decket;
Dunkle Wolken zieh'n am Himmel,
Und es flimmern keine Sterne,
Nur der Schnee im Dunkel schimmert.
Herb' und kalt der Wind sich reget,
Schaurig stöhnt er in die Stille;
Tief hat sich die Nacht gesenket.
Wie sie ruh'n auf dem Gefilde,
Ruh'n mir in der tiefsten Seele
Dunkle Nacht und herber Winter.
Herb' und kalt der Wind sich reget,
Dunkle Wolken zieh'n am Himmel,
Tief hat sich die Nacht gesenket.
Nicht der Freude Kränze zieren
Mir das Haupt im jungen Lenze,
Und erheitern meine Stirne:
Denn am Morgen meines Lebens,
Liebend und begehrend Liebe,
Wandl' ich einsam in der Fremde.
Wo das Sehnen meiner Liebe,
Wo das heiße muß, verschmähet,
Tief im Herzen sich verschließen.
Herb' und kalt der Wind sich reget.
Dunkle Wolken zieh'n am Himmel,
Und es flimmern keine Sterne.
Wie sie ruh'n auf dem Gefilde,
Ruh'n mir in der tiefsten Seele
Dunkle Nacht und herber Winter.
Leise hallen aus der Ferne
Töne, die den Tag verkünden. –
Wird der Tag denn sich erhellen?
Freudebringend dem Gefilde
Wird er strahlen, Nacht entschweben,
Herber Winter auch entfliehen,
Und des Jahres Kreis sich wenden,
Und der junge Lenz in Liebe
Nahen der verjüngten Erde.
Mir nur, mir nur ew'ger Winter,
Ew'ge Nacht, und Schmerz und Thränen,
Kein Tag, keines Sternes Flimmer!
Rainer Maria Rilke 1875-1926
Es gibt so wunderweiße Nächte
Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
Theodor Fontane 1819-1898
Winterabend
Da draußen schneit es: Schneegeflimmer
Wies heute mir den Weg zu Dir;
Eintret’ ich in Dein traulich Zimmer,
Und warm an’s Herze fliegst Du mir –
Abschüttl’ ich jetzt die Winterflocken,
Abschüttl’ ich hinterdrein die Welt,
Nur leise noch von Schlittenglocken
Ein ferner Klang herübergellt.
„Nun aber komm, nun laß uns plaudern
Vom eignen Herd, von Hof und Haus!“
Da baust Du lachend, ohne Zaudern,
Bis unter’s Dach die Zukunft aus;
Du hängst an meines Zimmers Wände
All meine Lieblingsschilderein,
Ich seh’s und streck danach die Hände,
Als müss’ es wahr und wirklich sein.
So flieht des Abends schöne Stunde,
Vom fernen Thurm tönt’s Mitternacht,
Die Mutter schläft, in stiller Runde
Nur noch die Wanduhr pickt und wacht.
Ade, Ade! von warmen Lippen
Ein Kuß noch, – dann in Nacht hinein:
Das Leben lacht, trotz Sturm und Klippen,
Nur Steurer muß die Liebe sein.
Albin Zollinger 1895-1941
Schneedunkel
Kindheitsdinge duften aus dem Schnee.
Unaussprechlich wird dem Herzen weh.
Nachtete der Abend flaumig zu
Stapft ich noch in meinem nassen Schuh,
Klingelte es pelzvermummt vorbei,
Sank vom Turm der dunkle Vogelschrei.
Immer roch es irgendwo nach Feuer,
Süß nach Milch und Heu und Holz und Scheuer.
Schneit es leise mit Konfetti ein,
Narrenfrühling, ferner Veilchenschein?
Aller Tannenwald war lauschend nah,
Kuckucksuhr und Försterpfeife da.
Alte, bange Nebel Traumes schlichen.
Wunderlich ist mir die Welt entwichen!
Langverwehte Spur im Abendschnee,
Die ich ging und weiter geh und geh,
Manchmal ist mir, alles irrt im Kreis,
Plötzlich wird es wieder weiß und leis.
Wie der Ort, wo die Planeten enden,
Fremde Höhe, da die Sterne länden.
Abertausend Jahre liegt das Stück
Tiefverschneiten Dämmerwegs zurück.
Sternenhöhe, Menschendämmergang,
Ufern unbegriffner Nacht entlang:
Tödlich will das Grauen uns umringen.
Tröste uns mit deinen leisen Dingen.
Wenn es mütterlich im Stalle ruht:
Unaussprechlich wird dem Herzen gut!
Paul Ernst 1866-1933
Winter
Winter. Schnee.
Der Mond zwischen den nackten Zweigen.
Auf dem Schnee die Schatten der Zweige.
Verkrochene Häuserchen.
Richard Dehmel 1863-1920
Winterabend
Eisblumen, starr, kristallen an den Scheiben,
Wie ein Gehege vor der Sturmnacht Tosen,
Sie flüstern mir, indeß sie Flimmer stäuben:
Wir sind die Geister schöner Frühlingsrosen!
Schneeflocken, wirbelnd hin mit weißem Glanze!
Es pochen leis' ans Fenster die versprühten,
Mir lispelnd flüchtig im Vorübertanze:
Wir sind die Geister duft'ger Frühlingsblüthen!
Gefühle steigen auf in meiner Seele,
Wie beim Verklingen ferner Sterbeglocken,
Die bange Wehmuthseufzer meiner Kehle
Und reiche Thränen meinem Aug' entlocken;
Sie aber singen sanft mir ins Gemüthe:
Wir sind die sel'gen Geister deiner Lieben,
Mit denen du durchwallt des Frühlings Blüthe,
Auf deren Grab nun diese Flocken stieben!
Friedrich Wilhelm Weber 1813-1894
In der Winternacht
Es wächst viel Brot in der Winternacht,
weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat;
erst wenn im Lenze die Sonne lacht,
spürst du, was Gutes der Winter tat.
Und deucht die Welt dir öd und leer,
und sind die Tage dir rauh und schwer:
Sei still und habe des Wandels acht -
es wächst viel Brot in der Winternacht.
Detlev von Liliencron 1844-1909
Winternacht
Das war beredet und besprochen,
Wie lange her, ich ahn' es nicht.
Der Tag ist da, die Pulse pochen,
Die Flocken fallen träg und dicht.
Im fremden Dorf, im fremden Saale,
Es kennt uns keiner, welche Lust,
Wir drehn uns unter'm Kerzenstrahle,
Wie schweißt die Liebe Brust an Brust.
Und eng gedrängt im regen Schleifer,
Entzünden wir uns mehr und mehr,
Ich fühl's, ich bin Besitzergreifer,
Ich weiß auch, das ist dein Begehr.
Geheimnisvoller Schatten breitet
Sich über unser Stelldichein,
O komm, ein Zimmer liegt bereitet,
Ein traut Gemach, wir sind allein.
Der Wirt, mit artigem Verneigen,
Lässt uns hinein, wünscht gute Nacht,
Kein Späher horcht, die Sterne schweigen,
Und stumm ist rings die Winterpracht.
Und wie beim Fest die Hochzeitsgäste
Noch weiter jubeln bei Musik,
Verklingt, verhallt in unserm Neste
Gejauchz und Violingequiek.
Wie bin ich schnell bei Band und Schnallen,
Sie wehrt sich, sie verweigert's mir,
Und ist mir um den Hals gefallen,
Verwirrung schloss die Augen ihr.
Noch sträubt sie sich, schon fällt die Hülle,
Sie will nicht und sie muss, sie muss,
Und bringt mir ihre süße Fülle,
Und bringt sie mir in Glut und Kuss.
Der Morgen naht in tiefer Stille,
Sie schläft erschöpft im weichen Flaum,
Noch drang nicht durch die Ladenrille
Das Frührot in den heiligen Raum.
Die Ampel gießt in Dämmermilde
Ein Zartlicht ihr um Brust und Arm,
Und auf das himmlische Gebilde
Sah lächelnd ich und liebewarm.
Und eh' die Sonne sich erhoben,
Sind wir schon unterwegs im Schnee,
Da hab' ich sie emporgehoben,
Und trug sie, ein verzognes Reh.
Und trug sie bis an ihre Kammer,
An's Erdenende tät ich's noch,
Sie aber wollte kaum die Klammer
Entlösen meinem Nackenjoch.
Die erste Krähe lässt sich hören,
Leb' wohl, mein Schatz, auf Wiedersehn.
Und durch die hochbeschneiten Föhren
Muss nun den Weg allein ich gehn.
Die Sonne steigt, und tausend Funken
Durchglitzern das beeiste Feld.
Von Glück und Liebe bin ich trunken,
O Gott, wie herrlich ist die Welt.
Christian Morgenstern 1871-1914
Winternacht
Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und es war einmal eine Flocke,
die fiel dazu wie im Traum ...
Die fiel dazu wie im Traum ...
Die sank so leis hernieder
wie ein Stück Engleingefieder
aus dem silbernen Sternenraum.
Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und es war einmal eine Flocke,
so leis als wie im Traum ...
So leis als wie im Traum ...
Und als vieltausend gefallen leis,
da war die ganze Erde weiß
als wie vom Engleinflaum.
Da war die ganze Erde weiß
als wie vom Engleinflaum.
Georg Trakl 1887-1914
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer, tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk 1748-1828
Der Winterabend
Vor einer Reise zu Nantchen.
Welch ein Wetter! – Soll ich fort?
Oder soll ich bleiben?
Wie die düstern Wolken dort
Sich einander treiben!
Wie der Knopf am Kirchenthurm'
Schwankt auf seiner Stange!
Horch! wie, mehr vor Schnee und Sturm
Als vor Menschen bange,
Aller Raben Angstgeschrei
Um ein Obdach flehet,
Und der Kautz im Thurme, frei
Gegen sie sich blähet;
Wie von meinen Fenstern ab
Dicke Schloßen prallen,
Rasselnd von dem Dach' herab
Morsche Ziegel fallen,
Und noch lauter als das Horn,
Das den Schlaf zerstreuet,
Straf' mich nicht in deinem Zorn!
Kunz, der Heuchler, schreiet!
Sieh! wie selbst die Rosse dort
Fortzugehn sich sträuben!
Welch ein Wetter! – Soll ich fort?
Oder soll ich bleiben? –
Was besinnen! – Heinrich! he!
Sattle noch den Rappen!
Sollt' ich auch in tiefem Schnee
Nach dem Wege tappen,
Sollt ich auch an starrer Hand
Meinen Renner leiten,
Und zuerst vom Felsenrand'
In die Tiefe gleiten.
Mag ich ganze Meilen mich
In dem Forst' verirren,
Mag der Schuhuh fürchterlich
Ueberm Kopf' mir schwirren,
Und der Wind durchs trockne Laub
Alter Eichen rauschen,
Und ein Räuber auf den Raub
In dem Dickicht' lauschen,
Mir mit aufgespanntem Hahn'
Nach der Kehle greifen,
Und auf einem Wolfeszahn'
Seiner Bande pfeifen.
Was sind Räuber, Schnee und Wind!
Sie ist mein gewärtig!
Heinrich! Heinrich! o geschwind!
Ist der Rappe fertig?
Clara Müller-Jahnke 1860-1905
Winternacht
Die lange, lange, dunkle Nacht
hab ich durchwacht,
mit Seufzen und in Tränen
tät sich mein Herz aus öder Qual
dem Sonnenstrahl,
dem Licht entgegensehnen.
Und nun es kommt – wie bleich und kalt:
es wogt und wallt
des Nebels Wahngebilde, –
zu Eis erstarrt die Träne – ach!
ein Wintertag
liegt über dem Gefilde!
Joseph von Eichendorff 1788-1857
Winternacht
Verschneit liegt rings die ganze Welt,
Ich hab’ nichts, was mich freuet,
Verlassen steht der Baum im Feld,
Hat längst sein Laub verstreuet.
Der Wind nur geht bei stiller Nacht
Und rüttelt an dem Baume,
Da rührt er seinen Wipfel sacht
Und redet wie im Traume.
Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
Von Grün und Quellenrauschen,
Wo er im neuen Blütenkleid
Zu Gottes Lob wird rauschen.
Else Lasker-Schüler 1869-1945
Winternacht
(Cellolied)
Ich schlafe tief in starrer Winternacht,
Mir ist, ich lieg in Grabesnacht,
Als ob ich spät um Mitternacht gestorben sei
Und schon ein Sternenleben tot.
Zu meinem Kinde zog mein Glück
Und alles Leiden in das Leid zurück.
Nur meine Sehnsucht sucht sich heim
Und zuckt wie zähes Leben
Und stirbt.
Ich schlafe tief in starrer Winternacht,
Mir ist, ich lieg in Grabesnacht.
Nikolaus Lenau 1802-1850
Winternacht
1.
Vor Kälte ist die Luft erstarrt,
Es kracht der Schnee von meinen Tritten,
Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;
Nur fort, nur immer fortgeschritten!
Wie feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond bescheint die alten Fichten,
Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Den Zweig zurück zur Erde richten.
Frost! friere mir ins Herz hinein,
Tief in das heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruh mag drinnen seyn,
Wie hier im nächtlichen Gefilde!
2.
Dort heult im tiefen Waldesraum
Ein Wolf; – wie’s Kind aufweckt die Mutter,
Schreit er die Nacht aus ihrem Traum
Und heischt von ihr sein blutig Futter.
Nun brausen über Schnee und Eis
Die Winde fort mit tollem Jagen,
Als wollten sie sich rennen heiß:
Wach auf, o Herz, zu wildem Klagen!
Laß deine Todten auferstehn,
Und deiner Qualen dunkle Horden!
Und laß sie mit den Stürmen gehn,
Dem rauhen Spielgesind aus Norden!
Hermann Löns 1866-1914
Die Nacht im Winter
Auf breiter Berge steiler Treppe
Rauscht sturmdurchflüstert stolz dahin
Die schwarze Riesenseidenschleppe
Der Nacht, der kalten Königin.
Von tausend Flittern ist durchflimmert
Ihr Kleid, sonst allen Schmuckes bar,
Ein schmaler, heller Halbmond schimmert
Im reichen, bläulichschwarzen Haar.
Zwei kühle Silbergletscher leuchten
Aus ihrem schwarzen Kleid hervor,
In ihrer kalten, eisig feuchten
Umgebung manches Herz erfror.
Vornehm und stolz - kein Zug von Wonne
Spielt in dem Antlitz kalt und tot -
Wer kennt die rote, heiße Sonne,
Die hinter jenen Gletschern loht?
Christian Morgenstern 1871-1914
Winternacht
Flockendichte Winternacht...
Heimkehr von der Schenke...
Stilles Einsamwandern macht,
daß ich deiner denke.
Schau dich fern im dunklen Raum
ruhn in bleichen Linnen...
Leb ich wohl in deinem Traum
ganz geheim tiefinnen?...
Stilles Einsamwandern macht,
daß ich nach dir leide...
Eine weiße Flockennacht
flüstert um uns beide...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874
Der Winterabend
Der Winterabend, das ist die Zeit
der Arbeit und der Fröhlichkeit.
Wenn die andern nähen, stricken und spinnen,
dann müssen wir Kinder auch was beginnen;
wir dürfen nicht müßig sitzen und ruhn,
wir haben auch unser Teil zu tun.
Wir müssen zu morgen uns vorbereiten
und vollenden unsere Schularbeiten.
Und sind wir fertig mit Lesen und Schreiben,
dann können wir unsere Kurzweil treiben...
Und ist der Abend auch noch so lang,
wir kürzen ihn mit Spiel und Gesang.
Und wer ein hübsches Rätsel kann,
der sagts, und wir fangen zu raten an.
Georg Trakl 1887-1914
Winterdämmerung
An Max von Esterle
Schwarze Himmel von Metall.
Kreuz in roten Stürmen wehen
Abends hungertolle Krähen
Über Parken gram und fahl.
Im Gewölk erfriert ein Strahl;
Und vor Satans Flüchen drehen
Jene sich im Kreis und gehen
Nieder siebenfach an Zahl.
In Verfaultem süß und schal
Lautlos ihre Schnäbel mähen.
Häuser dräu’n aus stummen Nähen;
Helle im Theatersaal.
Kirchen, Brücken und Spital
Grauenvoll im Zwielicht stehen.
Blutbefleckte Linnen blähen
Segel sich auf dem Kanal
Rainer Maria Rilke 1875-1926
Der Abend kommt von weit gegangen
Der Abend kommt von weit gegangen
durch den verschneiten, leisen Tann.
Dann presst er seine Winterwangen
an alle Fenster lauschend an.
Und stille wird ein jedes Haus:
Die Alten in den Sesseln sinnen,
die Mütter sind wie Königinnen,
die Kinder wollen nicht beginnen
mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen
nicht mehr. Der Abend horcht nach innen.
Und innen horchen sie hinaus.
Maurice Reinhold von Stern 1860-1938
Da glänzt in die schneeige Winternacht
Da glänzt in die schneeige Winternacht
Der Mond verklärend und kalt;
Es glitzert in funkelnder Silberpracht
Der Reif an den Bäumen im Wald.
O Welt, wie bist du so schön.
Clara Müller-Jahnke 1860-1905
Eisnacht
Wie in Seide ein Königskind
schläft die Erde in lauter Schnee,
blauer Mondscheinzauber spinnt
schimmernd über der See.
Aus den Wassern der Raureif steigt,
Büsche und Bäume atmen kaum:
durch die Nacht, die erschauernd schweigt,
schreitet ein glitzernder Traum.
Hugo Salus 1866-1929
Winternacht
H.T. gewidmet
Winternacht. In weißer Watte
Liegt verwahrt die ganze Welt,
Haus und Hof und Fluß und Matte.
Winterschlaf in weicher Watte,
Und kein Laut in Wald und Feld.
Auf dem weiten Himmelsrasen
Führt der Mond, der treue Hirt,
Seine Lämmerwolken grasen,
Daß der ganze Himmelsrasen
Weiß von weichen Wolken wird.
Wie sie drängen; schieben, stocken,
Flockt von ihrem Vließ der Flaum,
Und es schweben neue Flocken
Durch den Frieden; Flocken, Flocken!
- Und die Welt liegt wie im Traum ...
Ferdinand von Saar 1833-1906
Winterabend
Wie muß der Tag sich neigen
Im Winter, ach, so bald,
Ein tiefes, mildes Schweigen
Liegt über Flur und Wald.
Am Himmel noch ein Schimmern,
Ein letztes, doch kein Stern,
Trübrote Lichter flimmern
Aus Hütten still und fern.
Und trüb und immer trüber
Der Landschaft weiter Kreis,
Es zieht der Bach vorüber
Eintönig unter'm Eis.
Horch – welch ein leises Beben
Urplötzlich in der Luft?
Geheimnißvolles Weben,
Geheimnißvoller Duft!
Wie ferne, ferne Glocken
Erklingt's – so wohl – so weh' –:
Da fällt in dichten Flocken
Zur Erde sanft der Schnee.
Fred Endrikat 1890-1942
Winterliches Schlummerlied
Schlaf, mein Büblein, schlafe ein.
Schaut der Mond durchs Fensterlein.
Draußen im Garten, da flimmert der Schnee.
Drüben versank schon die Sonne im See.
Friedlich in Weiß schlummern Wiesen und Hain.
Schlafe, mein Büblein, schlaf ein.
Schlaf, mein Büblein, schlafe ein.
Öfchen brennt im Kämmerlein.
Müde vom Spielen sind Schäfchen und Kuh,
und auch dein Schaukelpferd ging schon zur Ruh'.
Mag es da draußen auch frieren und schnei'n.
Schlafe, mein Büblein, schlaf ein.
Schlaf, mein Büblein, schlafe ein.
Bald wird's wieder Frühling sein.
Singen die Vöglein im Wald hinterm Haus,
winden wir Blumen zum prächtigen Strauß,
laufen dann barfuß und spielen im Frei'n.
Schlafe, mein Büblein, schlaf ein.
Schlaf, mein Büblein, schlafe ein.
In der Ferne denk' ich dein.
Träume vom Frieden und schönerer Zeit,
weißt nichts vom Krieg in der Welt und von Streit,
weil dich ein gütiger Engel bewacht.
Schlafe, mein Büblein. Gut' Nacht.