Hieronymus van Alphen 1746-1803
Das fröhliche
Lernen
Mein Spielen ist Lernen, mein Lernen ist Spielen;
Sollt’ ich dann nicht Liebe zur Wissenschaft fühlen?
Das Lesen und Schreiben verschafft mir Genuß.
Für Bücher vertausch’ ich den Kreisel, den Drachen,
Und will viel Vergnügen mit ihnen mir machen.
’s ist Tugend und Weisheit, die suchen ich muß.
Prächtige Sammlungen hat der Mäcen,
Erlesene Bücher sind sein Entzücken,
Obwohl sie ihm niemals ins Antlitz sehn,
Und stets ihm nur drehn die vergoldeten Rücken.
Emil Claar
Als ein geschätzter, kultivierter und eleganter Freund mir sein neues Buch übersandte, überraschte ich mich dabei, wie ich,
im Begriff es zu öffnen,
meine Krawatte zurecht rückte.
Walter Benjamin
Zündet man eine Kerze an,
erhält man Licht.
Vertieft man sich in Bücher,
wird einem Weisheit zuteil.
Die Kerze erhellt die Stube,
das Buch erleuchtet das Herz.
Aus China
Vier gute Dinge sind auf der Welt:
altes Holz, um Feuer zu machen;
alter Wein, um ihn am Feuer zu trinken;
alte Bücher, um darin zu lesen;
und alte Freunde, um ihnen zu vertrauen.
Alfons X., der Weise
Dein Buch – dein stiller Freund,
schweigsam bereit,
bedrängt dich nicht
und bleibt doch freundlich nah.
Wenn Menschen dich verlassen steht es da.
Es wartet nur auf seine Zeit.
Erich Limpach
Ein Raum ohne Bücher ist
wie ein Körper ohne Seele.
Marcus Tullius Cicero
Es gibt eine gewisse Art von Büchern,
und wir haben in Deutschland eine große Menge,
die nicht vom Lesen abschrecken,
nicht plötzlich einschläfern,
oder mürrisch machen,
aber in Zeit von einer Stunde den Geist
in eine gewisse Mattigkeit versetzen,
die zu allen Zeiten
einige Ähnlichkeit mit derjenigen hat,
die man einige Stunden vor einem Gewitter verspürt.
Legt man das Buch weg,
so fühlt man sich zu nichts aufgelegt,
fängt man an zu schreiben,
so schreibt man eben so,
selbst gute Schriften scheinen diese
laue Geschmacklosigkeit anzunehmen,
wenn man sie zu lesen anfängt.
Ich weiß aus eigener Erfahrung,
daß gegen diesen traurigen Zustand
nichts geschwinder hilft
als eine Tasse Kaffee mit einer Pfeife Varinas*.
Georg Christoph Lichtenberg
* Varinas: südamerik. Tabaksorte
Wilhelm Busch 1832-1908
Empfehlung
Du bist nervös. Drum lies doch mal
Das Buch, das man dir anempfahl.
Es ist beinah wie eine Reise
Im alten wohlbekannten Gleise.
Der Weg ist grad und flach das Land,
Rechts, links und unten nichts wie Sand.
Kein Räderlärm verbittert dich,
Kein harter Stoß erschüttert dich,
Und bald umfängt dich sanft und kühl
Ein Kaumvorhandenseinsgefühl.
Du bist behaglich eingenickt.
Dann, wenn du angenehm erquickt,
Kehrst du beim »stillen Wirte« ein.
Da gibt es weder Bier noch Wein.
Du schlürfst ein wenig Apfelmost,
Ißt eine leichte Löffelkost
Mit wenig Fett und vieler Grütze,
Gehst früh zu Bett in spitzer Mütze
Und trinkst zuletzt ein Gläschen Wasser.
Schlaf wohl und segne den Verfasser!
Ein Bild wird erst durch den Beschauer fertig. So ist's mit Büchern auch.
Ein Buch ist schlecht,
wenn's nicht den rechten Leser findet,
der im Lesen erst es fertig macht.
Es liest kein Leser mehr heraus,
als er hineinliest.
Dem andern ist dasselbe Buch ein andres.
Otto Ludwig
Ein Buch ist ein Garten,
den man in der Tasche trägt.
Arabisches Sprichwort
Lesen macht vielseitig,
verhandeln geistesgegenwärtig,
schreiben genau.
Francis Bacon
Das Richtige ist: das intensive Buch.
Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt – bis zum Ende nicht,
bis zur Seite 354.
Lies oder stirb! Dann liest man lieber.
Kurt Tucholsky
Zimmermanns Fragmente über Friedrich II. enthalten manches gute Korn, allein das Buch muß erst gedroschen*, dann gesichtet und geworfelt** werden, oder eigentlich der Verfasser erst gedroschen und das Buch gesichtet und geworfelt werden.
Georg Christoph Lichtenberg
*dreschen: aus trockenem Getreide und anderen Körnerfrüchten die Körner (maschinell) herauslösen, herausschlagen
**worfeln: (das ausgedroschene Getreide) mit einer Schaufel gegen den Wind werfen, um so die leichtere Spreu von den schwereren Körnern zu trennen
Das Buch hat immer Zeit.
Der Bücherschatz ist nicht zu erschöpfen.
Ein stiller Winkel –
und das lesende Kind hat sein Paradies.
Heinrich Wolgast
Es ist ein Zeichen des beginnenden Alters, wenn man auf einmal Lust kriegt,
Bücher wieder zu lesen,
die man schon kennt.
Noch einen Schritt näher an das Grab,
und man liest überhaupt nur noch Bücher, die man schon kennt.
Hermann Bahr
Bücher sprechen zum Verstand,
Freunde zum Herzen,
der Himmel zur Seele
und alles andere zu den Ohren.
Aus China
Ein Buch ist ja keine Drehorgel, womit uns der Invalide unter dem Fenster unerbittlich die Ohren zermartert.
Ein Buch ist sogar noch zurückhaltender,
als das doch immerhin mit einer
gewissen offenen Begehrlichkeit von der Wand herabschauende Bildnis.
Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt,
ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen, welches keinem was zuleide tut.
Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an; wer ihm die Nase nicht gerade
zwischen die Kiefern steckt,
den beißts auch nicht.
Wilhelm Busch
Heinrich Heine 1797-1856
Solche Bücher läßt du drucken!
Teurer Freund, du bist verloren!
Willst du Geld und Ehre haben,
Mußt du dich gehörig ducken.
Nimmer hätt ich dir geraten,
So zu sprechen vor dem Volke,
So zu sprechen von den Pfaffen
Und von hohen Potentaten!
Teurer Freund, du bist verloren!
Fürsten haben lange Arme,
Pfaffen haben lange Zungen,
Und das Volk hat lange Ohren!
Eine seltsamere Ware, als Bücher,
gibt es wohl schwerlich in der Welt.
Von Leuten gedruckt,
die sie nicht verstehen;
von Leuten verkauft,
die sie nicht verstehen;
gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten,
die sie nicht verstehen;
und nun gar geschrieben von Leuten,
die sie nicht verstehen.
Georg Christoph Lichtenberg