Bald ist Weihnacht, wie freu' ich mich drauf,
da putzt uns die Mutter ein Bäumlein schön auf;
es glänzen die Äpfel, es funkeln die Stern',
wie hab'n wir doch alle das Weihnachtsfest gern.
Volksgut, Vorweihnacht
___________________________________________
Die meisten Grafiken auf dieser Website können durch Anklicken mit der linken Maustaste vergrößert dargestellt werden. Sollte dies nicht funktionieren, steht mir die entsprechende Grafik leider nicht in einer größeren Auflösung zur Verfügung.
Hinter Textstellen in blauer
Farbe verstecken sich Links, entweder zu anderen Seiten dieser Website oder zu externen Sites (z.B. Wikipedia, Youtube ...).
Rainer Maria Rilke 1875-1926
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus: den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Theodor Fontane
Verse zum Advent
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnee'es Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Joachim Ringelnatz 1883-1934
Vorfreude auf Weihnachten
Ein Kind – von einem Schiefertafel-Schwämmchen
Umhüpft – rennt froh durch mein Gemüt.
Bald ist es Weihnacht! – Wenn der Christbaum blüht,
Dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. – Es werden Lieder, Düfte fächeln. –
Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann doch gütig lächeln.
Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind – einmal im Jahr! –
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.
Wie es sein soll, wie’s allen einmal war.
Karl Gerok 1815-1890
Vor Weihnachten
Die Kindlein sitzen im Zimmer
- Weihnachten ist nicht mehr weit -
bei traulichem Lampenschimmer
und jubeln: "Es schneit, es schneit!"
Das leichte Flockengewimmel,
es schwebt durch die dämmernde Nacht
herunter vom hohen Himmel
vorüber am Fenster so sacht.
Und wo ein Flöckchen im Tanze
den Scheiben vorüberschweift,
da flimmert's in silbernem Glanze,
vom Lichte der Lampe bestreift.
Die Kindlein sehn's mit Frohlocken,
sie drängen ans Fenster sich dicht,
sie verfolgen die silbernen Flocken,
die Mutter lächelt und spricht:
"Wisst, Kinder, die Engelein schneidern
im Himmel jetzt früh und spät;
an Puppenbettchen und Kleidern
wird auf Weihnachten genäht.
Da fällt von Säckchen und Röckchen
manch silberner Flitter beiseit,
von Bettchen manch Federflöckchen;
auf Erden sagt man: es schneit.
Und seid ihr lieb und vernünftig,
ist manches für euch auch bestellt;
wer weiß, was Schönes euch künftig
vom Tische der Engelein fällt!"
Die Mutter spricht's; - vor Entzücken
den Kleinen das Herz da lacht;
sie träumen mit seligen Blicken
hinaus in die zaubrische Nacht.
Robert Reinick 1805-1852
Dezember - Der Weihnachtsbaum
Juchheissassa, Juchheissa!
Wir bringen ihn gebracht
Den Christbaum, den Tannenbaum
Der Alles lustig macht! –
Du armer, armer Tannenbaum,
Wie war dir draußen weh!
Du strecktest deine Arme aus
Und trugst doch nichts als Schnee! –
So sag‘ uns doch, du schmucker Baum.
Was wirst du morgen tragen! –
Hoho! so darf man Narren wohl,
Doch keinen Christbaum fragen. –
Juchheissassa, Juchheissa!
Wie ist der Schnee so weiß,
Wie grün ist doch der Tannenbaum!
Der weiß schon, was er weiß! –
Friedrich Wilhelm Kritzinger 1816-1890
Es ist Advent!
Die Blumen sind verblüht im Tal, die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl, es brausen kalte Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt: Es ist Advent!
Es zieht ein Hoffen durch die Welt, ein starkes, frohes Hoffen;
das schließet auf der Armen Zelt und macht Paläste offen;
das kleinste Kind die Ursach kennt: Es ist Advent!
Advent, Advent, du Lerchensang von Weihnachtsfrühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang vom neuen Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesandt! Es ist Advent!
Matthias Claudius 1740-1815
Lied im Advent
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
Paula Dehmel 1862-1918
Weihnachtsschnee
Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
und backt die feinsten Sorten.
Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
sonst nehmt den Operngucker:
die große Himmelsbüchse, seht,
tut Ruprecht ganz voll Zucker.
Er streut – die Kuchen sind schon voll –
er streut – na, das wird munter:
er schüttelt die Büchse und streut und streut
den ganzen Zucker runter.
Ihr Kinder, sperrt die Mäulchen auf,
schnell! Zucker schneit es heute!
Fangt auf, holt Schüsseln! – Ihr glaubt es nicht?
Ihr seid ungläubige Leute!
Anna Ritter 1865-1921
Raureif vor Weihnachten
Das Christkind ist durch den Wald gegangen,
Sein Schleier blieb an den Zweigen hangen,
Da fror er fest in der Winterluft
Und glänzt heut' morgen wie lauter Duft.
Ich gehe still durch des Christkinds Garten,
Im Herzen regt sich ein süß Erwarten:
Ist schon die Erde so reich bedacht,
Was hat es mir da erst mitgebracht!
Robert Reinick 1805-1852
Der Weihnachtsaufzug
Bald kommt die liebe Weihnachtszeit,
worauf die ganze Welt sich freut;
das Land, so weit man sehen kann,
sein Winterkleid hat angetan.
Schlaf überall; es hat die Nacht
die laute Welt zur Ruh gebracht -
kein Sternenlicht, kein grünes Reis,
der Himmel schwarz, die Erde weiß.
Da blinkt von fern ein heller Schein -
was mag das für ein Schimmer sein?
Weit übers Feld zieht es daher,
als ob's ein Kranz von Lichtern wär',
und näher rückt es hin zur Stadt,
obgleich verschneit ist jeder Pfad.
Ei seht, ei seht! Es kommt heran!
Oh, schauet doch den Aufzug an!
Zu Ross ein wunderlicher Mann
mit langem Bart und spitzem Hute,
in seinen Händen Sack und Rute.
Sein Gaul hat gar ein bunt Geschirr,
von Schellen dran ein blank Gewirr;
am Kopf des Gauls, statt Federzier,
ein Tannenbaum voll Lichter hier;
der Schnee erglänzt in ihrem Schein,
als wär's ein Meer von Edelstein. -
Wer aber hält den Tannenzweig?
Ein Knabe, schön und wonnereich;
's ist nicht ein Kind von unsrer Art,
hat Flügel an dem Rücken zart. -
Das kann fürwahr nichts andres sein,
als wie vom Himmel ein Engelein!
Nun sagt mir, Kinder, was bedeut't
ein solcher Zug in solcher Zeit? -
Was das bedeut't? Ei, seht doch an,
da frag ich grad beim Rechten an!
Ihr schelmischen Gesichterchen,
ich merk's ihr kennt die Lichterchen,
kennt schon den Mann mit spitzem Hute,
kennt auch den Baum, den Sack, die Rute.
Der alte bärt'ge Ruprecht hier,
er pocht' schon oft an eure Tür;
droht' mit der Rute bösen Buben;
warf Nüss' und Äpfel in die Stuben
für Kinder, die da gut gesinnt. -
Doch kennt ihr auch das Himmelskind?
Oft bracht' es ohne euer Wissen,
wenn ihr noch schlieft in weichen Kissen,
den Weihnachtsbaum zu euch ins Haus,
putzt' wunderherrlich ihn heraus;
Geschenke hing es bunt daran
und steckt' die vielen Lichter an;
flog himmelwärts und schaute wieder
von dort auf euren Jubel nieder.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
so überreich an Lust und Freud'!
Hör doch der Kinder Wünsche an
und komme bald, recht bald heran,
und schick uns doch, wir bitten sehr,
mit vollem Sack den Ruprecht her.
Wir fürchten seine Rute nicht,
wir taten allzeit unsre Pflicht.
Drum schick uns auch den Engel gleich
mit seinem Baum, an Gaben reich.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
worauf die ganze Welt sich freut!
St. Barbara 4. Dezember
Keinen direkten Bezug zur Adventszeit hat der Gedenktag der hl. Barbara am 4. Dezember. Wegen der lokalen Bedeutung als Schutzheilige der Bergleute und als Namensgeberin der Barbarazweige, einem Brauchtum der vorweihnachtlichen Zeit soll sie aber hier Erwähnung finden.
Barbara von Nikomedien war eine christliche Märtyrin des 3. Jahrhunderts. Der Überlieferung zufolge wurde sie von ihrem Vater enthauptet, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben.
Die heilige Barbara gilt als Schutzpatronin der Bergleute. Die Legende erzählt, dass sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid verfangen haben soll, als man sie in den Kerker sperren wollte. Diesen habe sie regelmäßig mit Wasser benetzt und als am Tag, an dem sie zu Tode verurteilt wurde, der Zweig aufblühte, wusste sie, das sie nach ihrem Tod zu neuem Leben erblühen würde.
Nach dieser Legende wird traditionell am Namenstag der Heiligen Barbara, dem 4. Dezember, ein Kirschzweig (es funktioniert z.B. auch mit Zaubernuss-, Apfel-, Forsythien- Haselnuss-, Mandel- oder Pflaumenzweigen) geschnitten und in das beheizte Zimmer gestellt. Beginnt dieser Zweig an Weihnachten zu blühen, bedeutet das für den Besitzer eine große Portion Glück für das kommende Jahr.
Wegen des plötzlichen Todes und da die Heilige der Legende nach von einem Felsen geschützt wurde, der sich öffnete und sie verbarg, wählten die Bergleute sie zu ihrer Patronin, ebenso die Hüttenarbeiter, Steinhauer und Geologen. Naheliegend ist daher die Darstellung mit Bergbauwerkzeugen.
Martin Greif 1839-1911
Barbarazweige
Am Barbaratage holt′ ich
Drei Zweiglein vom Kirschenbaum,
Die setzt′ ich in eine Schale,
Drei Wünsche sprach ich im Traum:
Der erste, daß einer mich werbe,
Der zweite, daß er noch jung,
Der dritte, daß er auch habe
Des Geldes wohl genung.
Weihnachten vor der Mette
Zwei Stöcklein nur blühten zur Frist: -
Ich weiß einen armen Gesellen,
Den nähm′ ich, wie er ist.
St. Nikolaus 6. Dezember
Nikolaus von Myra (* zwischen 270 und 286 in Patara; † 6. Dezember 326, 345, 351 oder 365) ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche. Sein Gedenktag, der 6. Dezember, wird im gesamten Christentum begangen und ist mit zahlreichen Bräuchen verbunden.
Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien, damals Teil des römischen, später des byzantinischen Reichs, mittlerweile der Türkei.
Nikolaus’ Wirken hat zu vielfältigen Legendenbildungen beigetragen, die im Laufe der Jahrhunderte dazu führten, dass er als einer der wichtigsten Heiligen angesehen wurde. Die Legenden basieren allerdings nicht nur auf dem Leben des Bischofs von Myra, sondern auch auf denen eines gleichnamigen Abtes des Klosters Sion bei Myra, der später Bischof in Pinara war und 564 starb.
Detlev von Liliencron 1844-1909
Die Legende vom heiligen Nikolaus
Nach dem französischen Urtext
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ährenlesen ins Feld.
Sie kamen abends an eines Schlachters Bank:
Wir sind hungrig und müd, gib uns Speis und Trank.
Nur herein, lieben Kinder, herein zu mir,
Hier findet ihr alles, auch Nachtquartier.
Kaum sind sie bei ihm und warten auf Brot,
Da schlägt sie der Schlachter mausetot
Und zerhackt sie in viele Stücke klein
Und pökelt sie wie Ferkelfleisch ein.
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ährenlesen ins Feld.
Nach sieben Jahren ging Sankt Nikolaus
In diese selbe Gegend hinaus.
Er kam vorbei an des Schlachters Bank:
Ich bin hungrig und müd, gib mir Speis und Trank.
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ährenlesen ins Feld.
Tritt ein, heiliger Nikolaus, tritt ein,
Hier findest du alles, auch Brot und Wein.
Der heilige Nikolaus hat sich kaum gesetzt,
Da hat er am Brot sein Messer gewetzt.
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ährenlesen ins Feld.
Gib mir von deinem Pökelfleisch zart,
Das dort sieben Jahre schon liegt verwahrt.
Kaum hat der Schlachter gehört dies Wort,
Läuft er stracks aus seiner Ladentür fort.
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ährenlesen ins Feld.
Aber Schlachter, Schlachter, lauf doch nicht,
Gott verzeiht ja dem reuigen Bösewicht
Sankt Nikolaus setzt an das Faß sich hin,
Wo rosig das Pökelfleisch lagerte drin.
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ahrenlesen ins Feld.
Hört, ihr Knaben, ihr schlieft nun aus,
Ich bin der große Sankt Nikolaus.
Und der Heilige hob drei Finger baß,
Da sprangen die Drei heraus aus dem Faß.
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ährenlesen ins Feld.
Der erste spricht: Wie schlief ich gut.
Der zweite: Auch ich hab sanft geruht.
Und der dritte Dreikäsehoch gähnt und sagt dies:
Mir träumte, ich war im Paradies.
Es waren einmal drei Kinder auf der Welt,
Die gingen zum Ährenlesen ins Feld.
Heinrich Seidel 1842-1906
Der Kleine Nimmersatt
Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,
'ne Festung und Soldaten
Und eine Rüstung und ein Schwert,
Wie sie die Ritter hatten.
Drei Märchenbücher wünsch' ich mir
Und Farbe auch zum Malen
Und Bilderbogen und Papier
Und Gold- und Silberschalen.
Ein Domino, ein Lottospiel,
Ein Kasperletheater,
Auch einen neuen Pinselstiel
Vergiss nicht, lieber Vater!
Ein Zelt und sechs Kanonen dann
Und einen neuen Wagen
Und ein Geschirr mit Schellen dran,
Bei'm Pferdespiel zu tragen.
Ein Perspektiv, ein Zootrop,
'ne magische Laterne,
Ein Brennglas, ein Kaleidoskop
Dies Alles hätt' ich gerne.
Mir fehlt – ihr wisst es sicherlich –
Gar sehr ein neuer Schlitten,
Und auch um Schlittschuh' möchte ich
Noch ganz besonders bitten.
Um weisse Tiere auch von Holz
Und farbige von Pappe,
Um einen Helm mit Federn stolz
Und eine Flechtemappe.
Auch einen grossen Tannenbaum,
Dran hundert Lichter glänzen,
Mit Marzipan und Zuckerschaum
Und Schokoladenkränzen.
Doch dünkt dies Alles euch zu viel,
Und wollt ihr daraus wählen,
So könnte wohl der Pinselstiel
Und auch die Mappe fehlen.
Als Hänschen so gesprochen hat,
Sieht man die Eltern lachen:
»Was willst du, kleiner Nimmersatt,
Mit all den vielen Sachen?«
»Wer soviel wünscht« – der Vater spricht's –
»Bekommt auch nicht ein Achtel –
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
In einer Dreierschachtel.«
Paula Dehmel 1862-1918
Bescheidene Frage
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
bringst du der flinken Grete was?
Sie ist fast immer artig gewesen,
hat fleißig in ihrer Fibel gelesen,
kann das große H schon ganz richtig schreiben,
wird Ostern gewiss nicht sitzen bleiben;
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
schenkst du ihr was?
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
bringst du dem dicken Peterle was?
Er ist noch zu klein, um zur Schule zu gehn,
aber beten kann er schon wunderschön:
»Lieber Dott, mach alle Menßen dut,
nimm alle unter deinen Hut!«
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
schenkst du ihm was?
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
bringst du der kleinen Lene was?
Sie gehört der armen Flick-Marie
und hat schon lange ein schlimmes Knie;
zum Spielen kommt sie gar nicht mehr raus,
sieht immer so blass und ängstlich aus.
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
schenkst du ihr was?
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
ich wünsch mir selber auch noch was:
möch in der Weihnacht mit dir gehn,
mir all die fröhlichen Kinder besehn,
wie sie tanzen und tuten, knabbern und schlucken
und am strahlenden Christbaum die Wunder angucken.
Sankt Nikolas, Sankt Nikolas,
schenkst du mir das?
Josef Weinheber 1892-1945
Sankt Nikolaus
Dort, Mutter, schau! Im Schnee der Schein,
jetzt biegt es in die Gass' herein,
der eine schwarz, der ander weiß,
jetzt stapft es über die Stiege leis,
ist an der Tür - Wohin? - Davon!
Knie nieder, Bübel, da sind sie schon.
„Ich bin der heilig Nikolaus,
sonst Schneidermeister im Huberhaus.
Zieh all herum und schau geschwind,
ob mir die Büblein richtig sind;
artig, folgsam, auch fleißig schier:
Wie steht es dieserhalb mit dir?"
Heiliger Nikolaus, bitte schön,
ich kann schon alleine zum Kaufmann gehn,
ich wasch mir schon selber Hals und Gesicht,
(nur Strümpf anziehen kann ich noch nicht)
und bevor ich essen und schlafen gehn tu,
falt ich die Händ und bete dazu.
„Dort hinten wart' mein schwarzer Knecht,
dem bist du in die Butten recht.
Sein Ketten, sein Hörndl, sein Ochsenschlepp,
sein lange Ruten, herauf die Trepp,
sein Feuerzungen, glüh und gleiß,
die machen dir, hoff ich, die Hölle heiß."
Ich bitt dich, heiliger Nikolaus,
meine Schuh, die stehen im Fenster drauß,
schütt Äpfel und Nüss' und stell über Nacht
ein lebzelten Reiter hin, der mirs bewacht.
Die Datteln aber mit lutschigem Kern,
die hab ich, weißt du, besonders gern.
„Mein liebes Bübel, steh auf von der Erd,
du bist mir Heiligem lieb und wert.
Halt' mir derweilen den Bischofstab,
damit ich dir leichter ein Bussel gab.
Geh, fürcht dich doch nicht vor meinem Bart!
Derselb ist bloß von Watte zart.."
Ein paar despektierliche Nikolaus-Verse
Niklaus, Niklaus, lieber Mann,
Klopf an unsre Türe an!
Wir sind brav, drum bitte schön,
lass den Stecken draußen stehn!
◊
Niklaus, Niklaus, huckepack,
Schenk uns was aus deinem Sack!
Schüttle deine Sachen aus,
Gute Kinder sind im Haus!
◊
Wenn die Glocke sieben schlägt,
kommt der Niklaus angefegt
mit dem großen Besenstiel,
haut die Kinder gar zu viel.
◊
Lieber, guter Nikolaus,
lösch uns unsere Fünfen aus,
mache lauter Einsen draus,
bist ein braver Nikolaus!
◊
Nikolaus, sei unser Gast,
wenn du was im Sacke hast.
Hast du was, so lass dich nieder,
hast du nichts, so pack dich wieder!
Knecht Ruprecht und Krampus
Der Knecht Ruprecht ist der Gehilfe des heiligen Nikolaus, der im Brauchtum des nördlichen und mittleren deutschen Sprachraums am Vorabend des 6. Dezembers zusammen mit dem Nikolaus Kinder zu Hause besucht.
Der Krampus, auch Kramperl oder Bartl, im Brauchtum eine Schreckgestalt in Begleitung des heiligen Nikolaus, ist eine Gestalt des Adventsbrauchtums im Ostalpenraum, im südlichen Bayern und der Oberpfalz, in Österreich, im Fürstentum Liechtenstein, in Ungarn, Slowenien, der Slowakei, in Tschechien, Südtirol, Welschtirol (Trentino), Teilen des außeralpinen Norditaliens und Teilen Kroatiens. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus bestraft.
Paula Dehmel 1862-1918
Knecht Ruprecht in Nöten
Knecht Ruprecht kratzt sich seinen Bart
Und rückt zurecht die Brille:
Ihr Engelskinder, lärmt nicht so,
seid mal ein bisschen stille!
Kommt, rückt hübsch artig zu mir ran,
seht euch mal das Bestellbuch an!
Was steht hier auf dem ersten Blatt?
was auf dem zweiten, dritten?
was steht am Ende von dem Buch?
was steht hier in der Mitten? - :
Ach Weihnachtsmann, wir bitten sehr,
schick uns doch mal das Luftschiff her!
Hans möchte nach Amerika,
und Fritz zu Tante Lotte,
Kurt durch die Luft zu Großpapa,
Marie zum lieben Gotte;
Georg will bloß nach Neuruppin
Mit Zeppelin, mit Zeppelin.
Ach Zeppelin, du Zaubermann,
`s ist aus der Haut zu fahren,
das ganz liebe kleine Pack
will bloß noch Luftschiff fahren;
dein Fahrzeug ist ja viel zu klein,
da gehn nicht alle Kinder `rein.
Ihr Engelskinder, helft mir doch
in meinen Weihnachtsnöten,
baut mir ein Luftschiff riesengroß
mit hunderttausend Böten,
lasst lustig die Propeller gehn,
da sollt ihr mal die Freude sehn!
Hurra, schreit da die Engelschar,
wir helfen alle, alle.
Nach dreien Tagen, blitzeblank,
stehts Luftschiff in der Halle.
Dank schön, sagt Ruprecht, fährt hinab,
holt alle Jungs und Mädels ab
zur Flugfahrt durch die Welten.
Ob sie sich nicht erkälten?
Theodor Storm 1817-1888
Knecht Rupprecht
Von drauß vom Walde komm ich her.
ich muß Euch sagen es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen.
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
Knecht Rupprecht, rief es alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan.
Alt und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn.
und morgen flieg ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden!
Ich sprach: O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist.
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo's eitel gute Kinder hat.
Hast denn das Säcklein auch bei dir?
Ich sprach: Das Säcklein, das ist hier,
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.
Hast denn die Rute auch bei dir?
Ich sprach: die Rute die ist hier.
Doch für die Kinder, nur die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten.
Christkindlein sprach: So ist es recht.
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!
Von drauß, vom Walde komm ich her,
Ich muß euch sagen es weihnachtet sehr!
Nun sprecht wie ich's herinnen find:
sind's gute Kind?, sind's böse Kind?
Friedrich Güll 1812-1879
Vom Pelzemärtel die ganze Geschicht'!
Nun hört einmal, doch fürchtet euch nicht,
vom Pelzemärtel die ganze Geschicht'!
Es wird schon finster um und um. –
Der Pelzemärtel geht herum
und sucht nun auf die Kinder.
Da will ich sehen, wie's euch geht,
wenn er vor unsrer Türe steht
und schaut ins Eck so hinter!
Doch seid nicht bang und nicht besorgt!
Ihr habt ja immer gern gehorcht,
das soll euch nicht gereuen.
Stellt euch nur um den Vater her;
und brummt er wie ein alter Bär,
er wird euch doch erfreuen.
Doch horch! Was schlurft denn vor dem Haus?
Ich meine gar, jetzt ist er drauß'
und streift sich ab die Füße.
Da hör ich so ein Knick und Knack,
das ist gewiß der weite Sack
voll großer welscher Nüsse.
Fortsetzung unten
Fortsetzung: Güll, Vom Pelzemärtel die ganze Geschicht'!
Es schellt und gellt, das Haus geht auf.
Er geht die Stiege schon herauf
mit seinen großen Socken.
Das kollert
und bollert,
das holpert
und stolpert,
doch seid nur nicht erschrocken!
Die Kinder schauen
voll Angst und Grauen
und wagen keinen Schnauf.
Pelzmärtel trappt,
die Klinke klappt,
die Stubentür geht auf.
Da steht er den im Zottelrock
mit einem ungeheuern Stock
und hat von fürchterlicher Art
gar einen langen, langen Bart;
schleppt auch zwei Säcke mit sich her,
den einen voll, den andern leer,
der ist geschnallt in seinen Gurt.
Jetzt aber murmelt er und schnurrt:
»Weil in die Stuben
ich zu dir komm,
sag, sind die Buben
auch brav und fromm?«
»Kann sie loben!«
»Sitzen sie am Schreibetisch
immer fleißig, immer frisch?
Sitzen sie in ihrer Schul'
oben auf dem ersten Stuhl?«
»Alle droben!«
»Führen die Mädchen
Nadel und Fädchen?
Stricken sie,
flicken sie?
Sind sie zu der Arbeit flink
auf der Mutter ersten Wink?
Hören sie in einem fort
auf des Vaters erstes Wort?«
»Sie hören gern und gehorchen
und machen uns wenig Sorgen!«
Plumps –
da tut's einen Fall,
plumps –
da tut's einen Knall!
Offen ist der große Sack,
und da geht es: Knack, knack, knack;
und die Nüsse
kriegen Füße,
rudeln
und hudeln
da hinaus
und dort hinaus
und wackeln die ganze Stube aus.
Und die Kinder
springen hinter
und packen
und sacken
und haschen
und klauben
in Taschen
und Hauben.
Das freut den Pelzemärtel sehr
und sagt: »Nun geb ich euch noch mehr.«
Fortsetzung unten
Fortsetzung: Güll, Vom Pelzemärtel die ganze Geschicht'!
Und wirft auch noch in jedes Eck
einen große, großen Märtelsweck,
bestreut mit Zucker und Mohn,
und spricht mit freundlichem Ton:
»Fürchtet euch nicht
vor meinem Gesicht!
Bin jedem Kind gut,
das nichts böses tut.
Gebt mir einen Patsch!
Platsch,
das freut mich heut,
ihr kleinen Leut'.
Nun, Kinder, seid mir ja recht fromm!
Dann bring ich, wenn ich wiederkomm,
daß ihr euch verwundert,
Nüsse, mehr als hundert,
und einen Weck, so groß wie ich.
Ade, ihr Kinder, denkt an mich!«
Nun rollt es
und trollt es
die Stiegen hinunter.
Wollt einer erschrecken
und sich verschrecken,
es wär kein Wunder.
Wer aber brav ist ohn' Unterlaß,
dem ist das alles nur ein Spaß.
Der fürchtet nicht den Zottelrock
und nicht den ungeheuren Stock.
Der zappelt nicht
als wie ein Fisch
und krabbelt nicht
gleich unter den Tisch.
Der kann sich auf den Märtel freuen,
den alle bösen Kinder scheuen.
Der Pelzmärtel (auch Pelzemärtel, Pelzermärtel, Pelzamärdl oder Pelzmartin) ist ein in Teilen Frankens (Süddeutschland) verbreiteter Name für den vorweihnachtlichen Gabenbringer. Regional tritt er auch als Pelznickel auf. In der Bezeichnung fließen das Brauchtum zum Tag des St. Nikolaus („Nickel“) und des St. Martin („Märtel“) zusammen. In seinem Sack hat der Gabenbringer am Martinstag, dem 11. November, oder am Nikolaustag, dem 6. Dezember, für die braven Kinder Nüsse und Obst dabei, für die ungezogenen Kinder eine Rute.
Sancta Lucia 13. Dezember
Lucia (* um 283 in Syrakus, Italien; † 304 ebenda) ist eine frühchristliche geweihte Jungfrau und Märtyrin. Sie wird in der katholischen und der orthodoxen Kirche, den skandinavischen und amerikanischen lutherischen Kirchen und der evangelischen Kirche in Deutschland als Heilige verehrt, beziehungsweise als Glaubenszeugin in Erinnerung gerufen. Ihr Name Lucia bedeutet „die Leuchtende“, von lateinisch lux „Licht“. Die heilige Lucia gehört zu den Heiligen, die im Kanon des ersten Hochgebets genannt werden.
Der Gedenktag der heiligen Lucia ist der 13. Dezember. Er ist oft verbunden mit Lichtriten, mutmaßlich da er vor der gregorianischen Kalenderreform zeitweise auf die Wintersonnenwende fiel.
In der Ikonographie wird die Heilige meist mit dem Schwert und dem Palmzweig (beides Attribute des Martyriums), dem Buch, einem Kranz aus Rosen oder einer Öllampe (beides Attribute der geweihten Jungfrauen) dargestellt, oft auch mit ihren ausgerissenen Augen, die sie in einer Schüssel trägt.
In Schweden und anderen nordischen Ländern ist das Luciafest am 13. Dezember ein fester Bestandteil des vorweihnachtlichen Brauchtums. Es ist geprägt vom Tragen weißer Gewänder und häuslichen Elementen wie traditionellem Gebäck und Gesang. Die Feierlichkeiten beginnen meist am Morgen in der Familie und setzen sich in Kindergärten, Schulen und am Arbeitsplatz fort. (Wikipedia)