BuchKult
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Der Kamin ist das Tulpenbeet

eines Wintertages.

Aus Persien

 

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Louis Apol, Wood Gathering On A Country Lane in Winter
Lodewijk Frederik Hendrik (Louis) Apol war ein niederländischer Maler und einer der bekanntesten Vertreter der Haager Schule.
 

Johann Rist 1607-1666

 

Der Winter hat sich angefangen,

der Schnee bedeckt das ganze Land,

der Sommer ist hinweggegangen,

der Wald hat sich in Reif verwandt.

 

Die Wiesen sind vom Frost versehret,

die Felder glänzen wie Metall,

die Blumen sind in Eis verkehret,

die Flüsse stehn wie harter Stahl.

 

Wohlan, wir wollen wieder von uns jagen

durchs Feuer das kalte Winterleid!

Kommt, laßt uns Holz zum Herde tragen

und Kohlen dran, jetzt ist es dran.

 

 

Jean Geoffroy, Enfant pauvre
Jean-Jules-Henri Geoffroy (1853-1924) war ein französischer Genremaler und Illustrator.
 

 

Wlastimil Hofman, Coming back from the Forest, a Winter Day
Wlastimil Hofman (1881-1970) war ein polnischer Maler.
 

Matthias Claudius 1740-1815

Ein Lied

hinter’m Ofen zu singen

 

Der Winter ist ein rechter Mann,

Kernfest und auf die Dauer;

Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,

Und scheut nicht Süß noch Sauer.

 

War je ein Mann gesund, ist er’s;

Er krankt und kränkelt nimmer,

Weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs

Und schläft im kalten Zimmer.

 

Er zieht sein Hemd im Freien an,

Und läßt’s vorher nicht wärmen;

Und spottet über Fluß im Zahn

Und Kolik in Gedärmen.

 

Aus Blumen und aus Vogelsang

Weiß er sich nichts zu machen,

Haßt warmen Drang und warmen Klang

Und alle warme Sachen.

 

Doch wenn die Füchse bellen sehr,

Wenn’s Holz im Ofen knittert,

Und um den Ofen Knecht und Herr

Die Hände reibt und zittert;

 

Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht,

Und Teich’ und Seen krachen;

Das klingt ihm gut, das haßt er nicht,

Denn will er sich todt lachen. –

 

Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus

Beym Nordpol an dem Strande;

Doch hat er auch ein Sommerhaus

Im lieben Schweizerlande.

 

Da ist er denn bald dort bald hier,

Gut Regiment zu führen.

Und wenn er durchzieht, stehen wir

Und sehn ihn an und frieren.

 

Barend Cornelis Koekkoek, Winter Landscape with Wood Gatherers and Skaters
Barend Cornelis Koekkoek (1803-1862) war ein niederländischer Landschaftsmaler.

Antoni Viladomat i Manalt, Winter
Antoni Viladomat i Manalt (1678-1755) war ein katalanischer Maler im Barockstil.

Arno Holz 1863-1929

Winter

 

Du lieber Frühling! Wohin bist du gegangen?

Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.

Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß,

Längst ist das aus!

Die ganze Welt ist jetzt, o weh,

Barfüßle im Schnee.

Die schwarzen Bäume stehn und frieren,

Im Ofen die Bratäpfel musizieren,

Das Dach hängt voll Eis.

Und doch: bald kehrst du wieder, ich weiß, ich weiß!

Bald kehrst du wieder,

O nur ein Weilchen,

Und blaue Lieder

Duften die Veilchen!

 

 

Robert Gemmell Hutchison, To Warm the Hearth
Robert Gemmell Hutchison (1855–1936) war ein schottischer Landschaftsmaler.

 

Jean-François Millet,

Women Carrying Faggots
Jean-François Millet (1814-1875) war ein französischer Maler des Realismus.
 

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Ich bin zu Hause

 

Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.

Dort wo die Kinder schläfern, heiß vom Hetzen,

dort wo die Alten sich zu Abend setzen,

und Herde glühn und hellen ihren Raum.

 

Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.

Dort wo die Abendglocken klar verlangen

und Mädchen, vom Verhallenden befangen,

sich müde stützen auf den Brunnensaum.

 

Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;

und alle Sommer, welche in ihr schweigen,

rühren sich wieder in den tausend Zweigen

und wachen wieder zwischen Tag und Traum.

 

 

Helen Allingham, Gathering Firewood
Helen Allingham (1848-1926) war eine britische Genremalerin und Illustratorin.

 

Helmi Biese, Wood Gatherers
Helmi Katharina Biese (1867-1933) war eine finnische Malerin.

Joseph Victor von Scheffel 1826-1886

Nun liegt die Welt umfangen

 

Nun liegt die Welt umfangen

Von starrer Winternacht,

Was frommt's, daß am Kamin ich

Entschwundner Lieb gedacht?

 

Das Feuer will erlöschen,

Das letzte Scheit verglüht,

Die Flammen werden Asche,

Das ist das End vom Lied,

 

Das End vom alten Liede,

Mir fällt kein neues ein,

Als Schweigen und Vergessen –

Und wann vergäß' ich dein?

 

Brita Barnekow, Gathering Kindeling
Brita Barnekow (1868-1936) war eine dänische Malerin.

Albert Anker, Dans le bois, 1865
Albert Samuel Anker (1831-1910) war ein Schweizer Maler, Grafiker und Genremaler des schweizerischen Volkslebens.

Bruno Wille 1860-1928

Dämmerstündchen

 

Dämmerstündchen im frostigen Winter,

Dämmerstündchen im traulichen Stübchen ...

Wenn da draußen über den harten

Knarrenden Schnee ein kragenvermummter

Mann mit dampfendem Atem eilt,

Ohren und Nase rotgezwickt ...

Wolkig umhüllt, mit Schnauben und Stampfen

Ziehn zwei Pferde den wuchtigen Wagen ...

Und der Schusterjunge im Schurzfell

Trabt und haucht in die klamme Hand ...

Rötlich strahlt die Straßenlaterne;

Über dem schneebelasteten Hausdach

Blinzelt der Abendstern.

 

Dämmerstündchen im frostigen Winter,

Dämmerstündchen im traulichen Stübchen ...

Wärme strahlt der gewaltige Ofen,

Muntre Flammen durchäugeln den Spalt;

Und ich dehne behaglich die Glieder,

Lausche dem lieblich summenden Singsang

Des melodisch sinnigen Kessels;

Hitzig brät indessen der Apfel,

Den lieb Mütterchen mir verehrte.

Fernher klingelt ein Schlitten - fernhin;

Und die ruhige Seele träumt.

 

Jean-François Millet, Woodcutter in the Forest
Jean-François Millet (1814-1875) war ein französischer Maler des Realismus.

 

Ferdinand Hodler, Woodcutter, 1910, Ōhara-Kunstmuseum
Ferdinand Hodler (1853-1918) war ein Schweizer Maler des Symbolismus und des Jugendstils.
 

Camille Pissarro, Pere Melon sawing wood Pontoise, 1879
Jacob Abraham Camille Pissarro (1830-1903) war einer der bedeutendsten und produktivsten Maler des Impressionismus.
 

Richard Dehmel 1863-1920

Rauch und Funken flüstern im Kamin

 

Rauch und Funken flüstern im Kamin:

Unruh ist, wo Feuergeister hausen,

Unruh, wo die kühlen Wolken ziehn –

horch, die halbentlaubten Pappeln brausen.

Horch – da legt sich das Gemurr der Flammen:

ein Weib nimmt all ihr Selbstgefühl zusammen:

 

Mir sagt der Geist, wir wollen Ruhe haben!

Und sperr ich dir den Weg zur Tat, nun gut:

du sollst nicht sagen, ich sei dein Wankelmut:

geh hin, sei frei! und nimm mein Hab und Gut

in deinen Dienst wie andre Freundesgaben! –

Was stehst du nun und staunst mich lächelnd an?

Lukas! – welch Rätsel bist du, Mann –

 

Sie will in seinen Augen lesen;

es blaut ein Glanz darin wie nie zuvor.

Die Flammen geistern hell und laut empor.

Ein Mann bekennt sein stillstes Wesen:

 

Ja, staun ihn an, den Mann – hier steht er, lacht,

der einst mit furchtbar heiligem Ernst gedacht:

ich bin bös gut, ich bin ein Geist,

an dem die Überlebten sterben,

verführt von ihm, sich vollends zu verderben,

damit der Weltlauf schneller kreist –

so macht sich der gebrechlichste Verbrecher

im Handumdrehn zum Richter und zum Rächer,

bis ihn die Welt in seine Schranken weist.

Das war’s; drum hatt’ich Helfershelfer von Nöten.

Drum steh ich jetzt und beichte mit Erröten:

gewichtige Mittel zu nichtigen Zwecken,

das ist die Taktik der Gaukler und Gecken –

ein einzig’ Fünkchen neue Tugend wecken

frommt mehr, als tausend alte Sünder töten.

Und bist du jetzt noch mein mit Hab und Gut,

dann, Fünkchen, hei: hell lacht die Glut!

 

Die Flammen murmeln eine Wunder-Erzählung:

zwei Geister feiern ihre Vermählung.

 

Vincent van Gogh, Wood gatherers in the snow, 1884
Vincent Willem van Gogh (1853-1890) war ein niederländischer Maler und Zeichner; er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.

Jozef Israëls, Gathering Faggots
Jozef Israëls (1824-1911) war ein niederländischer Maler und Grafiker.

Josef Weinheber 1892-1945

Der Herd

 

Geisterbewohnt

urehrwürdigster Ort,

nährendes Feuer vererbst

du den Sterblichen fort;

 

Feuer das beste ist

uns, die erdegeborn.

Um die gehütete Glut

sippen wir unverlorn.

 

Wasser vom Himmel stürzt,

Sturm fährt sausend ums Haus.

Wir darin sind gefeit,

geht nur die Glut nicht aus.

 

Würde des Hauses, Stolz,

Ehr und Sitte dazu —

und dem Fremden, der friert,

gastlich geneigt bist du.

 

Hilfst kunstfertiger Hand;

um Geschmied und Geschmeid

essengewaltig zuckt

sprühend die Flamm vom Scheit.

 

Altarmaßen gefügt,

stehst du, helle und heil,

gibst die göttliche Kraft

noch deiner Asche zuteil:

 

Auf die Fluren gestreut,

neuem Wachstum zugut,

bannend Dürre und Fraß

und der Unholden Wut —

 

Immer ein Funke von dir

springt in das Menschenherz,

daß es Heimat erführ'

oder den Heimwehschmerz.

 

 

William M. Pratt, Gathering Firewood
William M. Pratt (1854-1936) war ein schottischer Maler.

 

Hubert von Herkomer, Gathering Fuel
Sir Hubert von Herkomer (1849-1914) war ein deutsch-britischer Maler und Bildhauer, Regisseur und Filmemacher und Schriftsteller.
 

Georg Trakl 1887-1914

Im Winter

 

Der Acker leuchtet weiß und kalt.

Der Himmel ist einsam und ungeheuer.

Dohlen kreisen über dem Weiher

Und Jäger steigen nieder vom Wald.

 

Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.

Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.

Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten

Und langsam steigt der graue Mond.

 

Ein Wild verblutet sanft am Rain

Und Raben plätschern in blutigen Gossen.

Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.

Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.

 

 

Mykola Kornylijowytsch Pymonenko, Out of the Woods
Mykola Kornylijowytsch Pymonenko (1862-1912) war ein ukrainischer Maler der Russischen Avantgarde, Schöpfer zahlreicher Genrebilder,[2] und Teilnehmer der russischen künstlerischen Bewegung der Peredwischniki.
 

Arthur Melville, The Rush Gatherers - Winter Fuel
Arthur Melville (1855-1904) war ein schottischer Maler. Er gilt als einer der besten Aquarellisten seiner Zeit.

Joachim Ringelnatz 1883-1934

Draußen schneit's

 

Wir hatten ein Schaukelpferd vorher gekauft.

Aber nachher kam gar kein Kind.

Darum hatten wir damals das Pferd dann Bubi getauft. –

 

Weil nun die Holzpreise so unerschwinglich sind;

Und ich nun doch schon seit Donnerstag

Nicht mehr angestellt bin, weil ich nicht mehr mag;

Haben wir's eingeteilt. Und zwar:

Die Schaukel selbst für November,

Kopf und Beine Dezember,

Rumpf mit Sattel für Januar.

 

Ich gehe nie wieder in die Fabrik.

Ich habe das Regelmäßige dick.

Da geht das Künstlerische darüber abhanden.

Wenn die auch jede Woche bezahlen,

Aber nur immer Girlanden und wieder Girlanden

Auf Spucknäpfe malen,

Die sich die Leute doch nie begucken,

Im Gegenteil noch drauf spucken, – –

Das bringt ja ein Pferd auf den Hund.

 

Als freier Künstler kann ich bis mittags liegen

Bleiben. – Na und die Frau ist gesund.

Es wird sich schon was finden, um Geld beizukriegen.

Anna und ich haben vorläufig nun

Erst mal genug mit dem Bubi zu tun.

Rumpf zersägen, Beine rausdrehn,

Nägel rausreißen, Fell abschälen.

Darüber können Wochen vergehn.

Das will auch gelernt und verstanden sein,

Sonst kann man sich daran zu Tode quälen.

Solches Holz ist härter als Stein.

Dann spalten und Späne zum Anzünden schneiden

Und tausenderlei.

Aber das tut uns gut, uns beiden,

Sich mal so körperlich auszuschwitzen.

 

Außerdem kann man ja dabei

Ganz bequem auf dem Sofa sitzen;

Raucht seine Pfeife, trinkt seinen Tee,

Und vor allem: Man ist eben frei!

Man hat sein eigenes Atelier.

Man hat seinen eigenen Herd;

Da wird ein Feuerchen angemacht –

Mit Bubipferd –,

Daß die Esse kracht.

Und die Anna singt und die Anna lacht.

Da können wir nach Belieben

Die Arbeit auf später verschieben.

Denn wenn man das Gas uns sperren läßt

Oder kein Bier ohne Bargeld mehr gibt,

Dann kriechen wir gleich nach Mittag ins Nest

Und schlafen, solange es uns beliebt.

 

Freilich: Der feste Lohn fällt nun fort,

Aber die Freiheit ist auch was wert.

Und das mit dem Schaukelpferd

Ist jetzt unser Wintersport.

 

 

Édouard Frère, Gathering Sticks
Pierre Édouard Frère (1819-1886) war ein französischer Genremaler.

Peter Raadsig, A Winter Evening with People Gathering Firewood in the Woods
Johan Peter Raadsig (1806-1882) war ein dänischer Maler, der sich hauptsächlich mit Themen aus der dänischen und skandinavischen Geschichte befasste

Johannes Trojan 1837-1915

Wintersonnenschein

 

Wie lieblich fällt der Wintersonnenschein

Mit hellem Glanz ins Zimmer mir herein.

Eisblumen an den Fenstern taut er fort,

Die in der Nacht der Frost gewoben dort.

Auf armer Zimmerpflanzen Blättern dann

Weilt freundlich er und blickt sie tröstend an.

Aufglänzen Bilder jetzt, von ihm berührt,

Jetzt Bücherreihn, mit Gold von ihm verziert.

Sein Licht jetzt flimmernd um den Ofen spielt,

Als fragt' es scherzend, ob er es wohl fühlt.

Jetzt fällt ein Strahl auf ein geschliffnes Glas,

Und — o, seht her! — wie wunderbar ist das!

Aufleuchtet plötzlich an des Zimmers Wand

Ein Farbenbild, das zauberhaft entstand.

Dieselben bunten Farben sind es, die

Der Himmel einst den Fluren draußen lieh,

Die in den Blumenkelchen ohne Zahl

Einst wachgeküßt der Sommersonne Strahl;

Die, ach, verschwanden, als der grimme Gast,

Der Winter, kam. Wie schnell sind sie verblaßt!

Doch nicht für immer schwanden sie, es streut

Der Lenz sie wieder, wenn er sich erneut.

In Wald und Feld, auf Wiesen und am Rain

Schafft sie aufs neu der Frühlingssonnenschein.

Und jetzt im Winter schon zeigt sie mir all

Der Sonnenstrahl, gebrochen vom Kristall,

Vergänglicher noch als die bunte Pracht

Der Blumen, einem Traumbild gleich der Nacht.

Nicht an den Körpern haftend, nur ein Schein,

Und doch so schön, so leuchtend und so rein.

So glänzen sie am Wintertage mir,

Zukünft'ger Frühling, wie ein Gruß v on dir!

 

 

 

Henry James Johnstone, Gathering Firewood
Henry James Johnstone (1835–1907) war ein britischer Maler.
 

 

Ludwig Passini, Collecting Brushwood for Christmas
Ludwig Passini (1832-1903) war ein östereichischer Maler.
 

Johann Klaj 1616-1656

Vorzug des Winters

 

Ich stehe, kaum gehe, verfroren vom Eise,

nur schleiche, nicht weiche nach Altertums weise,

ich lebe und gebe gesundeste Speise,

          am Ofen ohn Frost

          da schmecket der Most

          zu Federwildskost.

 

Lasst blasen, lasst rasen der Jägerfrau Hörner,

den wacker im Acker zerstochen die Dörner

sich nähret, verzehret jetzt körnichte Körner,

          man schlachtet das Schwein

          und salzet es ein,

          daß lange muß sein.

 

Der Lenzen zu Kränzen die Sommerblüh pflocke,

zum Leben der Reben der Freudenherbst locke,

du drehe, du wehe mein Winter und flocke,

          da ruhet das Feld,

          da schläfet die Welt

          im fedrigen Zelt.

 

 

 

Boris Kustodiev, Frost Governor
Boris Mikhailowich Kustodiev (1878-1927) war ein russischer Maler und Grafiker.
 

Natalja Goncharowa, Winter, Sammlung von Brennholz, Tretjakov Galerie
Natalja Sergejewna Goncharowa (1881-1962) war eine russische Malerin, die der russischen Avantgarde zugerechnet wird.
 

Friedrich Halm 1806-1871

Schneegestöber

 

Schneegestöber wirbelt hin

Um die eisbelegten Scheiben,

Und behaglich vom Kamin

Schauen wir der Flocken Treiben.

 

Freuen uns, daß weich und lind

Wärme rings uns hält umwoben,

Während draußen Schnee und Wind

Kämpfend durcheinander toben.

 

Laß denn auch, wenn draußen wild

Alte Zeit und neue ringen,

Laß dieselbe Ruhe mild

Uns der Seele Mark durchdringen!

 

Laß uns froh der innern Glut,

Will uns Wintersturm umnachten,

Flüchten in der Liebe Hut

Und des Lebens Frost verachten.

 

Mag dann wirr wie Flockenschwarm

Tag für Tag vorübertreiben,

Bleiben uns die Herzen warm,

Wird die Zeit auch hell uns bleiben.

 

Mag dann fliehen Jahr für Jahr,

Wenn wir wie vor Jahren lieben,

Dann ergraut uns wohl das Haar,

Doch wir selbst sind jung geblieben.

 

John McGhie, Driftwood
John McGhie (1867-1952) war ein schottischer Künstler.

Robert Gemmell Hutchison, Collecting Driftwood
Robert Gemmell Hutchison (1855–1936) war ein schottischer Landschaftsmaler.

Ludwig Hölty 1748-1776

Trinklied im Winter

 

Das Glas gefüllt!

Der Nordwind brüllt,

Die Sonn' ist niedergesunken!

Der kalte Bär

Blinkt Frost daher,

Getrunken, Brüder, getrunken!

 

Die Tannen glühn

Hell im Kamin,

Verstreuen knatternd die Funken!

Der edle Rhein

Gab uns den Wein,

Getrunken, Brüder, getrunken!

 

Der edle Most

Verscheucht den Frost,

Und zaubert Frühling hernieder;

Der Trinker sieht

Den Hain entblüht

Und Büsche wirbeln ihm Lieder!

 

Er hört Gesang,

Und Harfenklang,

Und schwankt durch blühende Lauben;

Ein Mädchenchor

Rauscht schnell hervor,

Und bringt ihm goldene Trauben!

 

Sauf' immerfort,

O Winternord,

Im schneebelasteten Haine;

Nur streu dein Eis,

O lieber Greis,

In keine Flaschen mit Weine!

 

Die stolze Frau

Färb braun und blau,

Die Ahnenschwindel erfüllet;

Nur mußt du fliehn

Den Hermelin,

Der junge Busen verhüllet!

 

Peder Mørk Mønsted, Winter Landscape
Peder Mørk Mønsted (1859-1941) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Ludvig Munthe, Faggot Gatherers, Moonlight
Ludvig Munthe (1841-1896) war ein norwegischer Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule.

Frederik Rohde, Winter Day in the Forest
Niels Frederik Martin Rohde (* 27. Mai 1816 in Kopenhagen; † 14. Juli 1886 in Frederiksberg) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Rainer Maria Rilke 1875-1926

 

Die hohen Tannen atmen heiser

im Winterschnee, und bauschiger

schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.

Die weißen Wege werden leiser,

die trauten Stuben lauschiger.

 

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:

Im grünen Ofen kracht ein Scheit

und stürzt in lichten Lohgewittern, –

und draußen wächst im Flockenflittern

der weiße Tag zur Ewigkeit.

 

Karl Raupp, On the Chiemsee
Karl Raupp (1837-1918) war ein deutscher Maler.

Giovanni Segantini, Rückkehr vom Wald, 1890
Giovanni Segantini (1858-1899) war ein in Welschtirol als österreichischer Staatsbürger geborener Maler des realistischen Symbolismus.Er galt als Meister der Hochgebirgslandschaft und begann früh mit der Freilichtmalerei.

Nikolai Swertschkow, Carrying Firewood
Nikolai Jegorowitsch Swertschkow (1817-1898) war ein russischer Maler.

Ludwig Eichrodt 1827-1892

Winterfreuden

 

Nicht nur der Sommer, sondern auch

Der Winter hat sein Schönes,

Wiewohl man friert bei seinem Hauch,

So ist doch dies und jenes

Im Winter wirklich angenehm,

Besonders daß man sich bequem

Kann vor dem Frost bewahren,

Und auch im Schlitten fahren.

 

Das weite Feld ist kreidenweiß,

Wem machte das nicht Freuden?

Die Knaben purzeln auf dem Eis,

Wenn sie zu hurtig gleiten,

Und ist nicht die Bemerkung schön,

Bei Leuten, die zu Fuße geh'n,

Daß sie schier alle springen

Und mit den Händen ringen?

 

Und wenn man sich versehen hat,

Mit Holz, um einzuheizen,

So muß die Wärme früh und spat

Uns zum Vergnügen reizen,

Man richtet mit zufried'nem Sinn

Den Rücken an den Ofen hin,

Und wärmet sich nach Kräften

Für Haus- und Hofgeschäften.

 

Ein altes Buch zur Abendzeit

Muß ich zumeist doch lieben,

Wenn man da liest die Albernheit

Der Vorzeit schön beschrieben,

Man sitzt und liest und freuet sich

Und danket Gott herzinniglich

Genügsam und bescheidten

Für uns're jetzgen Zeiten.

 

 

Jean-François Millet, Wood chopper
Jean-François Millet (1814-1875) war ein französischer Maler des Realismus.
 

Carl Larsson, Woodcutters in the Forest
Carl Olof Larsson (1853-1919) war ein schwedischer Künstler.

 

John Everett Millais,

Winter fuel, 1873
Sir John Everett Millais (1829-1896) war ein britischer Maler aus dem Kreis der Präraffaeliten.
 

Leon Vandersee* ?-1907

Winterabend

 

Das Feuer knistert im Ofen,

Hell lodert die rote Glut –

Wir rücken dicht an die Flammen,

So plaudert und träumt sich's gut.

 

Hier innen trauliche Wärme

Und süßer Maiblumenduft –

Dort draußen das Flockengeriesel

Und eisige Winterluft.

 

Leg noch ein Scheit zu den andern

Und schüre die Flammenglut,

Dann gib mir, Lieb, deine Hände –

So plaudert und träumt sich's gut.

 

*eigentlich Helene von Tiedemann

 

 

George Henry Boughton, Gathering Firewood in Winter
George Henry Boughton (1833-1905) war ein englisch-US-amerikanischer Landschafts- und Genremaler sowie Illustrator.
 

Val Prinsep, The Gamekeeper's Daughter
Valentine Cameron "Val" Prinsep (1838-1904) war ein britischer Maler der präraffaelitischen Schule.
 

 

George Clausen, Gathering Firewood
George Clausen (1852-1944) war ein britischer Künstler, der mit Öl und Aquarell, Radierung, Mezzotinta, Trockenpunkt und gelegentlich Lithografien arbeitete.
 

Conrad Ferdinand Meyer 1825-1898

Die Füße im Feuer

 

Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm

Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Roß

Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust

Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.

Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell

Und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann ...

 

"Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt

Nach Nîmes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Rock!"

"Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmerts mich?

Tritt ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!"

Der Reiter tritt in einen dunkeln Ahnensaal,

Von eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt,

Und je nach seines Flackerns launenhaftem Licht

Droht hier ein Hugenott im Harnisch, dort ein Weib,

Ein stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild ...

Der Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd

Und starrt in den lebendgen Brand. Er brütet, gafft ...

Leis sträubt sich ihm das Haar. Er kennt den Herd, den Saal ...

Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.

Den Abendtisch bestellt die greise Schaffnerin

Mit Linnen blendend weiß. Das Edelmägdlein hilft.

Ein Knabe trug den Krug mit Wein. Der Kinder Blick

Hangt schreckensstarr am Gast und hangt am Herd entsetzt ...

Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.

 

"Verdammt! Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal!

Drei Jahre sinds ... Auf einer Hugenottenjagd ...

Ein fein, halsstarrig Weib ... 'Wo steckt der Junker? Sprich!'

Sie schweigt. 'Bekenn!' Sie schweigt. 'Gib ihn heraus!' Sie schweigt.

Ich werde wild. Der Stolz! Ich zerre das Geschöpf ...

Die nackten Füße pack ich ihr und strecke sie

Tief mitten in die Glut ... 'Gib ihn heraus!' ... Sie schweigt ...

Sie windet sich ... Sahst du das Wappen nicht am Tor?

Wer hieß dich hier zu Gaste gehen, dummer Narr?

Hat er nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich." -

Eintritt der Edelmann. "Du träumst! Zu Tische, Gast ..."

 

Fortsetzung unten

 

 

Pieter Snayers, Les Quatre Saisons - L'Hiver, Tours, Musée des Beaux Arts
Pieter Snayers (1592-1667; auch Peeter bzw. Petrus Snayers) war ein flämischer Maler.

Anton Mauve, The Wood Gatherer
Anton Mauve (1838-1888) war ein niederländischer Landschaftsmaler zum Ende des 19. Jahrhunderts.
 

Fortsetzung C.F. Meyer, Die Füße im Feuer

 

Da sitzen sie. Die drei in ihrer schwarzen Tracht

Und er. Doch keins der Kinder spricht das Tischgebet.

Ihn starren sie mit aufgerißnen Augen an -

Den Becher füllt und übergießt er, stürzt den Trunk,

Springt auf: "Herr, gebet jetzt mir meine Lagerstatt!

Müd bin ich wie ein Hund!" Ein Diener leuchtet ihm,

Doch auf der Schwelle wirft er einen Blick zurück

Und sieht den Knaben flüstern in des Vaters Ohr ...

Dem Diener folgt er taumelnd in das Turmgemach.

 

Fest riegelt er die Tür. Er prüft Pistol und Schwert.

Gell pfeift der Sturm. Die Diele bebt. Die Decke stöhnt.

Die Treppe kracht ... Dröhnt hier ein Tritt? Schleicht dort ein Schritt? ...

Ihn täuscht das Ohr. Vorüberwandelt Mitternacht.

Auf seinen Lidern lastet Blei, und schlummernd sinkt

Er auf das Lager. Draußen plätschert Regenflut.

 

Er träumt. "Gesteh!" Sie schweigt. "Gib ihn heraus!" Sie schweigt.

Er zerrt das Weib. Zwei Füße zucken in der Glut.

Aufsprüht und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt ...

"Erwach! Du solltest längst von hinnen sein! Es tagt!"

Durch die Tapetentür in das Gemach gelangt,

Vor seinem Lager steht des Schlosses Herr - ergraut,

Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.

 

Sie reiten durch den Wald. Kein Lüftchen regt sich heut.

Zersplittert liegen Ästetrümmer quer im Pfad,

Die frühsten Vöglein zwitschern, halb im Traume noch.

Friedselge Wolken schwimmen durch die klare Luft,

Als kehrten Engel heim von einer nächtgen Wacht.

Die dunkeln Schollen atmen kräftgen Erdgeruch,

Die Ebne öffnet sich. Im Felde geht ein Pflug,

Der Reiter lauert aus den Augenwinkeln: "Herr,

Ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit

Und wißt, daß ich dem größten König eigen bin.

Lebt wohl! Auf Nimmerwiedersehn!" Der andre spricht:

"Du sagsts! Dem größten König eigen! Heute ward

Sein Dienst mir schwer ... Gemordet hast du teuflisch mir

Mein Weib! Und lebst ... Mein ist die Rache, redet Gott."

 

Heinrich Zille, Herbst
Heinrich Rudolf Zille (1858-1929) war ein deutscher Grafiker, Maler und Fotograf. In seiner Kunst bevorzugte der Pinselheinrich genannte Zille Themen aus dem Berliner Volksleben, das er ebenso lokalpatriotisch wie sozialkritisch darstellte.

 

Willem Witsen, Sprokkelen
Willem Arnoldus Witsen (1860-1923) war ein niederländischer Maler, Zeichner, Fotograf und Schriftsteller.

Wilhelm Bendz, Winter lanscape from Funen, Kopenhagen, Hirschsprung Collection
Wilhelm Ferdinand Bendz (1804-1832) war ein dänischer Maler, der als Genre- und Porträtmaler des Goldenen Dänischen Zeitalters bekannt wurde.

Ich bin der Wald

Ich bin uralt

Ich hege den Hirsch

Ich hege das Reh

Ich schütz Euch vor Sturm

Ich schütz Euch vor Schnee

Ich wehre dem Frost

Ich wahre die Quelle

Ich hüte die Scholle

Bin immer zur Stelle

Ich bau Euch das Haus

Ich heiz Euch den Herd

Drum ihr Menschen

Haltet mich wert!

 

Autor unbekannt

Quelle: Inschrift an einem

niedersächsischen Forsthaus aus dem 17. Jhdt.

 

Ivan Endogurov, Gathering Brushwood
Ivan Ivanovic Endogurov (1861-1898) war ein russischer Landschaftsmaler und Aquarellist.
 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

BuchKult

Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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