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De mortuis nihil nisi bene.

(Von den Toten [sag] nichts

wenn nichts Gutes)

Verfasser unbekannt

 

Jede Grabschrift lehrt uns,

daß wir nur zu sterben brauchen,

wenn wir gelobt sein wollen.

Unbekannt, Fliegende Blätter

 

 

Totentanz und Grabschrift

 

Nicht allzu viel haben die beiden Themen miteinander zu tun – lediglich der Tod eint die beiden. Während der Totentanz seinen Weg in die Hochkultur geschafft hat und dort zahlreiche Werke der bildenden Künste, der Literatur, des Theaters und des Films hervorrief, hat die Grabschrift ein doch eher bescheidenes Dasein gefristet.

 

Die hier gesammelten Beispiele von literarischen Grabschriften widersetzen sich den beiden oben genannten Mottos, hier gilt nur sehr beschränkt das „nisi bene“ (wenn nichts Gutes). Im Gegenteil: hier geht es hauptsächlich darum, den Dahingeschiedenen noch etwas Unrat hinterher zu werfen. Dabei reicht der Duktus von der augenzwinkernden, geradezu liebevollen Kollegenschelte eines Lessing über Lustiges, Boshaftes und Gehässiges bis zur Wuttirade eines Weckherlin.

 

Michael Wolgemut, Imago Mortis, 1493
Michael Wolgemut (1434-1519) war ein Maler und ein Meister des Holzschnitts. Er war Schüler von Hans Pleydenwurff und der wichtigste Vertreter der älteren fränkischen Schule sowie Vorbild und Lehrmeister Albrecht Dürers.

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Léonce Petit, La Danse Macabre, Fine Arts Museums San Francisco
Léonce Justin Alexandre Petit (1839-1884) war ein französischer Maler, Karikaturist und Radierer.

Totentanz

 

Der Totentanz oder Makabertanz (französisch Danse macabre) ist die im 14. Jahrhundert aufgekommene Darstellung des Einflusses und der Macht des Todes auf beziehungsweise über das Leben der Menschen. (Wikipedia)

 

Ein paar Links zum Thema

 

Wikipedia - Totentanz

sehr umfangreiche Seite mit vielen Links und Literaturangaben

 

Wikimedia - Danse Macabre

umfangreiche Bilder-Sammlung

 

Europäische Totentanz-Vereinigung

Danses Macabres d'Europe,

Bundesrepublik Deutschland e.V

 

Dänische Totentanz-Seite

 

Französische Seite La mort dans l'art

 

Schweizer Totentanz-Seite

 

 

Joseph Sattler, Illustration de La Danse de la Mort, Berlin, 1912
Joseph Kaspar Sattler (1867-1931) war ein Maler, Exlibriskünstler und Illustrator im Jugendstil.

Johann Michael Moscherosch 1601-1669

Grabschrift

 

Hie lieg ich Hanß Schlickebrod

Und bitt dich lieber Herre Gott /

Das ewig Leben wollst geben mir:

Wie ich wollt haben geben dir /

Wann du wärest Hanß Schlickebrod

Und ich wär lieber Herre Gott.

 

 

 

Totenreigen, Illustration, 1691

Otto Weiß 1849-1915

Grabschrift für einen Bösartigen

 

Bleib stehen, o Wanderer!

Hier liegt ein Mensch,

der in der Blüte seines Lebens

viel zu spät starb!

 

 

Der Lübecker Totentanz, 1701,  Kolorierte Federlithographie aus "Ausführliche Beschreibung und Abbildung des Todtentanzes in der St. Marien-Kirche zu Lübeck", Lübeck 1842. Die Zeichnung nach der Kopie von 1701 von Anton Wortmann.
Der Lübecker Totentanz war ein Bilderzyklus in der Lübecker Marienkirche von 1463. Er wurde 1701 durch eine Neufassung ersetzt, diese wurde 1942 zerstört. Der Lübecker Totentanz gehörte zu den bekanntesten und wirkmächtigsten Darstellungen seiner Art.

Gotthold Ephraim Lessing 1729-1781

Grabschrift auf einen Gehenkten

 

Hier ruht er, wenn der Wind nicht weht.

 

 

Gotthold Ephraim Lessing 1729-1781

Grabschrift auf Kleist

 

O Kleist! dein Denkmal dieser Stein?

Du wirst des Steines Denkmal sein.

 

 

Gotthold Ephraim Lessing 1729-1781

Grabschrift auf Voltairen

 

Hier liegt – wenn man euch glauben wollte,

Ihr frommen Herrn, – der längst hier liegen sollte.

Der liebe Gott verzeih aus Gnade

Ihm seine »Henriade«,

Und seine Trauerspiele,

Und seiner Verschen viele!

Denn, was er sonst ans Licht gebracht,

Das hat er ziemlich gut gemacht.

 

 

 

Gerhard Altzenbach,

Der Tod als Armbrustschütze
Gerhard Altzenbach

(* vor 1590, † nach 1672) war ein Kölner Verleger, Kunst- und Buchhändler.

Wilhelm Busch 1832-1908

 

Wirklich, er war unentbehrlich!

Überall, wo was geschah,

Zu dem Wohle der Gemeinde,

Er war tätig, er war da.

 

Schützenfest, Kasinobälle,

Pferderennen, Preisgericht,

Liedertafel, Spritzenprobe,

Ohne ihn, da ging es nicht.

 

Ohne ihn war nichts zu machen,

Keine Stunde hatt' er frei.

Gestern, als sie ihn begruben,

War er richtig auch dabei.

 

 

St.-Petri-Kirche, Weiser und Narr, Totentanz
Der Wolgaster Totentanz ist eine Totentanz-Darstellung in der Petrikirche zu Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern. Der Totentanz wurde um 1700 von dem Maler und Reeder Caspar Siegmund Köppe angefertigt.

Johann Martin Miller 1750-1814

Grabschrift eines Betrügers

 

Nachdem er lang genug die Oberwelt betrogen,

Ist er, zu gleichem Zweck, ins Unterreich gezogen:

Das letzte Schelmenstück hat er am Arzt vollbracht;

Er stirbt – weil dieser ihm zum Leben Hoffnung macht.

 

 

 

Simone Baschenis,

Der Totentanz von San Vigilio in Pinzolo, Trentino, Detail
Simone II. Baschenis (ca.1495-1555) war ein italienischer Maler, der zu einer der beliebtesten Wandermal-werkstätten in den Regionen Bergamo und Trentino gehörte.
 

Otto Weiß 1849-1915

Grabschrift

 

Hier liegt Frau R., geb. am 1. November 1837,

gest. am 1. November 1907.

Nun hat sie den rastlos bösen Mund für immer geschlossen.

Friede ihren Bekannten und Verwandten!

 

Totentanz der Kirche Maria im Fels (Ausschnitt) in Beram
Römisch-katholische Wallfahrtskirche St. Maria im Fels oder St. Maria auf den Steintafeln in Beram, Istrien, Kroatien
 

Johann August Weppen 1741-1812

Grabschrift eines Mineralogen

 

Er suchte Steine durch sein ganzes Leben,

Und suchte nie sich satt.

Hier hat man einen ihm gegeben,

Woran er G'nüge hat.

 

 

 

Hans Holbein, Totentanz,

Der Krämer
Hans Holbein der Jüngere (1497 oder 1498-1543) war ein deutscher Maler.

Leopold Friedrich Günther von Goeckingk 1748-1828

Grabschrift auf einen Geitzigen

 

Hier ruht Avar, im Wuchern einst ein Held,

Wenn anders er kann Ruhe dafür haben,

Dass man ihn für sein bares Geld,

Nicht gratis, hat begraben.

 

 

Grabschrift, von einem Witwer aufgesetzt

 

Hier ruht mein selig Eheweib

In dieses Grabes Höhle.

Zuweilen waren wir ein Leib,

Doch niemals eine Seele.

 

 

Adriaen Pietersz. van de Venne, Dance Death
Adriaen Pietersz. van de Venne (1589-1662) war ein niederländischer Maler und Dichter.
 

Karl Friedrich Müchler 1763-1857

Grabschrift eines Rechenmeisters

 

Des Rechnens satt, lieg' ich nun hier im Grabe;

Denn rechnend, leider, mußt' ich in die Brüche gehn.

Wenn ich mich nicht verrechnet habe,

So werd' ich wieder auferstehn.

 

 

Wenzel Hollar, Procession of the Dance of Death
Wenzel Hollar (1607-1677), auch Wenceslaus oder Václav Hollar, war ein böhmischer Zeichner und Kupferstecher, der den größten Teil seines Lebens in England verbrachte.

Klabund 1890–1928

Grabschrift für eine Jungfrau

 

Hier ruht die Jungfrau Emma Puck aus Hinterstallupeinen,

Eine Mutter hatte sie eine, einen Vater hatte sie keinen.

In Unschuld erwuchs sie auf dem Land wie eine Lilie.

Da kam sie in die Stadt zu einer Rechnungsratsfamilie.

Hier hat sich erst ihr wahres Herz gezeigt,

Indem sie gar nicht mehr zur Jungfrau hingeneigt.

Bald kam das erste Kind. Was half da alles Greinen!

Männer hatte sie viel, aber einen Mann hatte sie keinen.

 

 

 

Bruno Héroux, Ein Totentanz - Zwölf Stichradierungen und Sinnsprüche, 1939-1943, Blatt 4
Louis Carl Bruno Héroux (1868-1944) war ein deutscher Maler, Grafiker, Schrift- und Exlibriskünstler.

Max Kalbeck 1850 -1921

Grabschrift eines Beamten

 

Wie gerne ließ er sich vertreten,

Der nun in kühler Erde ruht.

Vielleicht, indes wir für ihn beten,

Liegt drunten nur sein Substitut.

 

 

Grabschrift

 

Hier liegt ein Ehemann

In wohlverdienter Ruh´,

Erst schloß er eines, dann

Das andre Auge zu.

 

 

 

Frans Francken der Jüngere, Death playing the violin
Frans Francken der Jüngere (1581-1642) war ein flämischer Maler und Zeichner des Barock.
 

Johann August Weppen 1741-1812

Die widersprechende Grabschrift

 

nach dem Französischen

 

Hier ruht ein schlechter Kerl - aus einem der edelsten Stämme; -

Ein Cäsar unsrer Zeit - doch eine feige Memme -

Ein geschickter Doktor - aber kaum halb klug -

Ein unbekannter Mensch - und doch berühmt genug -

Ein Mann, der alles wüsst’ — und doch im Grunde nichts -

Ein angenehmer Mann - doch mürrischen Gesichts -

Genug des Widerspruchs! Mein Leser, weißt du was?

Er war der große Mann, der Tonnen Golds besaß.

 

 

 

Matthäus Merian der Ältere,

Todten-Tantz, Doctor,

nach: Basler Totentanz
Matthäus Merian der Ältere (1593-1650) war ein schweizerisch-deutscher Kupferstecher und Verleger aus der vornehmen Basler Familie Merian.
 

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau 1616-1679

Eines unwissenden Artztes

 

Des Todes Lietenant hat sich hieher gesellt /

Nach dem sein Recipe* viel hundert hingefällt.

Mich wundert daß der Tod nicht seiner hat verschonet /

Und ihm den treuen Dienst / so er gethan / belohnet.

 

*Rezept

 

Stamper R. after C. Sharp, Skeletons dancing
Stamper R. (nähere Angaben nicht zu ermitteln)
Christopher Sharp (1722-1797) war ein britischer Künstler.

Friedrich von Logau 1605-1655

Fröhlicher Tod

 

Es ist ein fröhlich Ding um aller Menschen Sterben:

Es freuen sich darauf die gerne-reichen Erben;

Die Priester freuen sich, das Opfer zu genießen;

Die Würmer freuen sich an einem guten Bissen;

Die Engel freuen sich, die Seelen heimzuführen;

Der Teufel freut sich, im Fall sie ihm gebühren.

 

 

 

Anonymus

16. Jh.,

The Dance of Death, Metropolitan Museum of Art

Abraham a Santa Clara 1644-1709

Grabschrift der Alten

 

Krampel, Krüppel, Krippelwar,

Liegt aller hierunder,

Stelzen, Krücken, Paar und Paar,

Du glaubst nicht, was für Plunder.

Wir haben lange Jahr erreicht

und schimpelweiß Parocken,

Das Gsicht war ganz und gar erbleicht,

Die Wangen gleich den Socken.

Der matte Leib, das Trampeltier,

Tät nichts als Husten Pfnausen,

Die Nasen gleich dem Schleifergschier,

Pfui Deixl, es macht ein Grausen.

Das Herlferbein nicht mehr im Mund,

Das Mail ein leere Taschen,

Wir brachten oft drei ganzer Stund,

Ein Bröckel Brot zu naschen.

Da matte Haupt, der Zitterkopf,

Tät immer den Takt geben.

Es zeigte genug der Klobentopf:

Zum la, mi, fa geht´s Leben,

Und dennoch, wie der bissig Tod

Nach uns oft täte schnappen,

Da wollten wir bald hi bald hot,

Er soll uns nicht ertappen.

Nit gern, nit gern, nit gerne dann

Ließen wir unser Leben.

Es war nicht um den Tod zu tun,

Sondern Rech´nerschaft zu geben.

 

Der Basler Totentanz, auch als Tod von Basel bekannt, bezeichnet ein Bild, welches im Spätmittelalter in Basel auf die Innenseite der Friedhofsmauer bei der Predigerkirche gemalt wurde und den Totentanz darstellte.
 

Maximilian Bern 1849-1923

Künstler Grabschrift

 

Hier ruht jemand, dem das Leben

Beim beschwerdereichen Wandern

Alles schuldig stets geblieben

Wie er andern.

 

 

Edward Hull, Danse Macabre - Death sees a dustman
Edward Hull (1823-1906) war ein britischer Grafiker.
 

Johann August Weppen 1741-1812

Grabschrift des Kreonts

 

Kreont sah nicht umsonst die Welt,

Er lernte für sein bares Geld -

Die Frechheit ungezogner Briten,

Den steifen Stolz hispanscher Sitten,

Der Franzen Leichtsinn, und erwarb

Von allen diesen seltnen Gaben

Sich eine Fertigkeit, die wenig einzeln haben,

Kam so geschmückt nach Haus’ und starb.

 

 

 

Jakob von Wil, Pabst, Luzerner Totentanz, Detail
Jakob von Wil (1586-1619) war ein Schweizer Maler.

Leopold Friedrich Günther von Goeckingk 1748-1828

Grabschrift auf einen Faulenzer

 

Hier ruht Herr van der Klee,

Wie er geruht im Leben,

Nur hat man, statt des Kanapee,

Ihm einen Sarg gegeben.

 

 

Auf den Tod eines tragischen Schauspielers

 

Der oft zum Schein' vor unsern Augen starb,

Und Geld damit, nur Beifall nicht, erwarb,

Doch heute wirklich ist gestorben,

Hat endlich Beifall sich, statt Geldes, heut erworben.

 

 

 

Georg Kneipp,

Tod und Narr, Totentanz, 1834
Georg Kneipp (1793 – 1862) war ein deutscher Maler.

Karl Gustav Brinckmann 1764-1847

Grabschrift

 

Hier ruht in stiller Grabesnacht

Ein zärtlich Weib nun aus von Kummer, Not und Leiden,

Die sie, getreu bis ans Verscheiden,

Viel’ Jahre lang — dem besten Mann gemacht.

 

 

 

Daniel Chodowiecki, Totentanz - Fischweib
Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801) war der populärste deutsche Kupferstecher, Grafiker und Illustrator des 18. Jahrhunderts.
 

Friedrich von Hagedorn 1708-1754

Grabschrift des Neodars

 

Neodar, seiner Freunde Plage,

Ruht hier, und hört zu fragen auf.

Das Fragen war sein Lebenslauf,

Und er verschied in einer Frage.

Du fragst bei diesem Leichenstein:

Ward er durch Fragen klug? Ach nein!

 

 

 

Wenzel Hollar,

Old man, Danse Macabre
Wenzel Hollar (1607-1677), auch Wenceslaus oder Václav Hollar, war ein böhmischer Zeichner und Kupferstecher, der den größten Teil seines Lebens in England verbrachte.
 

Gottlieb Konrad Pfeffel 1736-1809

Grabschrift eines Fechtmeisters

 

In ihm erlosch ein großes Licht

Der Kunst, die Fuchtel zu regieren;

Nur einen Kniff verstand er nicht:

Des Todes Sense zu parieren.

 

 

 

Hans Holbein, Totentanz, Der Ritter
Hans Holbein der Jüngere (1497 oder 1498-1543) war ein deutscher Maler.

Johann August Weppen 1741-1812

Grabschrift auf Pilar

 

Hier, Wandrer, ruht Pilar!

Wirst du die Grabschrift fragen,

Was er im Leben war,

So wird sie dir - doch nein!

Sie schweigt; es steht nicht fein,

Von Toten Böses zu sagen.

 

 

Albrecht Kauw nach Manuel, Danse Macabre of the Dominican cemetery of Bern
Albrecht Kauw (1616-1681/1682) war ein elsässischer Maler.
Niklaus Manuel, genannt Deutsch, (ca.1484-1530) war ein Dichter, Maler, Graphiker, Holzschnittmeister, Reformator und Berner Staatsmann.

Johann Joachim Ewald 1727-1762

Grabschrift des Harpax

 

An dieses Goldbergs Fuß liegt Harpax, der so karg

Als dieser Berg sein Gold verbarg;

Du darfst o Wandrer! nicht sein Grab mit Thränen netzen

Er war nicht mehr als dieser Berg zu schätzen.

 

 

Carl Julius Milde nach Notke, Der Lübecker Totentanz, Detail einer Abzeichnung des Totentanzes durch Carl Julius Milde von 1852 mit Domherr, Edelmann und Arzt vor der Silhouette Lübecks
Carl Julius Milde (1803-1875) war ein deutscher Maler und Zeichner.
Bernt Notke (um 1435 – vor dem 12. Mai 1509) war ein in Nordeuropa bekannter Lübecker Maler und Werkstattleiter.
 

Friedrich Rückert 1788-1866

Scharnhorsts Grabschrift

 

Scharnhorst, der edle Horst der Scharen,

Der unermüdet seit fünf Jahren

Ein Preußenheer im stillen schuf;

Als er das Heer ins Feld geführet

Und sah, es hielt sich, wie's gebühret,

Starb er: erfüllt war sein Beruf.

 

 

Albin Egger-Lienz, Totentanz
Albin Egger-Lienz (1868-1926) war ein österreichischer Maler.

Ignaz Franz Castelli 1781-1862

Grabschrift

 

Mein Weib deckt dieser Grabstein zu.

Gott schenkte ihr - - und mir die Ruh. —

 

 

 

 

Martin Opitz von Boberfeld 1597-1639

Silvii Grabschrift

 

Hier lieget Silvius, der nichts umsonst getan:

Es schmerzt ihn, daß man dies umsonst hier lesen kann.


 

José Guadalupe Posada, Skelette, Calaveras auf Fahrrädern, ca. 1900
José Guadalupe Posada (1854-1913) war ein mexikanischer Kupferstecher und Karikaturist.

Carl Friedrich Drollinger 1688-1742

Grabschrift eines guten Manns

 

Hier ligt ein Mann von klugem Raht.

Der zweyerley begangen hat,

Damit er Ruhm erwarbe.

Denn erstlich lebt er manche Stund;

Und da er nicht mehr leben kunnt,

Bedacht er sich, und starbe.

 

 

Hans Meyer, Totentanz Radfahrer
Hans Meyer (1846-1919) war ein deutscher Maler und Kupferstecher.

Johann August Weppen 1741-1812

Grabschrift auf Herrn v. V.

 

Der Mann hat so viel Guts getan,

Dass man von ihm nichts Böses sagen kann.

Er stiftete so vieles Unheil an,

Dass man von ihm nichts Gutes sagen kann.

 

 

 

Hieronymus Hess,

Basler Todtentanz -

40 Tod und Schuster
Hieronymus Hess (1799-1850) war ein Schweizer Zeichner und Maler.

Leopold Friedrich Günther von Goeckingk 1748-1828

Auf den Knicker Adrian

 

Geknickert hat zwar Adrian sonst arg,

Nun aber wimmelt's um ihn her von Gästen,

Nun gibt er alles was er hat, zum Besten;

Wer's sehen will, seh' hier in seinen Sarg.

 

 

Bei Frontins Tode

 

So ist er todt, der Mann von blauen Dunst,

Der große Held

In der Verstellungskunst?

Ach! wenn er sich nur diesmal nicht verstellt!

 

 

Felix Nussbaum, Triumph des Todes - Die Gerippe spielen zum Tanz, 1944
Felix Nussbaum (1904-1944) war ein deutscher Maler der Neuen Sachlichkeit.

Ignaz Franz Castelli 1781-1862

Beförderung im Tode

 

Er kränkte sich so viele Jahr',

Daß er den Adel nicht erworben,

Ging dann zu einer Räuberschar,

Und wenn er auch nicht Hochgeboren war,

So ist er jetzt doch Hochgestorben.

 

 

Edward Hull, Danse Macabre - Death finds an author writing his life
Edward Hull (1823-1906) war ein britischer Grafiker.

Christian Friedrich Daniel Schubart 1739-1791

Gellert’s Grabschrift

 

Hier liegt - steh Wanderer, und schau!

Die Wahrheit schreibt:

"Der beste Mann für eine Frau -

Und unbeweibt.

»Der beste Vater eines Sohns -

Und ohne Sohn.

"Der Würdigste des größten Lohns -

Und ohne Lohn.

»Der erste Weise seiner Zeit

Und ohne Rang.

»Es lauschten alle Söhne Teut's,

Wenn Gellert sang.

»Sein Lohn ist dieser schlechte Stein. -

Der Wandrer geht,

Wünscht alles in der Welt zu seyn,

Nur kein Poet.

 

Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)

war ein deutscher Dichter und Moralphilosoph der Aufklärung.

 

 

Georg Kneipp, Totentanz, Tod und Krämer, 1834
Georg Kneipp (1793 – 1862) war ein deutscher Maler.

Carl Friedrich Drollinger 1688-1742

Grabschrift eines Geitzigen

 

Hier ligt in seiner Ruhestatt

Ein Mann von listigem Geschlechte,

Der sich zu Tod gehungert hat,

Damit er nicht verarmen möchte.

 

 

Helga Druml, Fresko Totentanz, Aufbahrungshalle Saak, Marktgemeinde Nötsch im Gailtal, Kärnten
Helga Druml (*1972) ist eine österreichische Künstlerin.

Ludwig Wilhelm Friedrich Seeger 1810-1864

Grabschrift

 

Die Blume aller Frömmigkeit

ist endlich auch verdorrt:

Den Sabbat hielt er strenger

als sein königliches Wort!

 

 

Bleibacher Totentanz, Die Kapelle spielt auf
Der Totentanz von Bleibach im Elztal, zur Gemeinde Gutach-Bleibach im Breisgau gehörend, ist ein Wandgemälde und im südbadischen Raum einmalig, weil er bis heute vollständig erhalten geblieben.

Christian Wernicke 1661-1725

Grabschrift

 

Der weder Nothdurft noch den Lecker

Bezahlt, noch Weinschenk' oder Bäcker,

Noch Krämer, Schuster oder Schneider,

Der Allen lehrte die Geduld,

Der hat – o Wunder! und o leider! –

Bezahlet der Natur die Schuld.

 

 

Matthäus Merian der Ältere, Todten-Tantz, Narr, nach: Basler Totentanz
Matthäus Merian der Ältere (1593-1650) war ein schweizerisch-deutscher Kupferstecher und Verleger aus der vornehmen Basler Familie Merian.
 

Johann Heinrich Voß 1751-1826

Grabschrift unsres Haushahns

 

An diesem Baume ruht

der Haushahn, treu und gut.

Er führt' ins achte Jahr

der lieben Hennen Schar.

Als wackrer Ehemann

rührt' er kein Krümchen an,

was wir ihm vorgebrockt,

bis er die Fraun gelockt.

Nun strotzt er nicht mehr

im Hofe stolz umher

und jagt aus seinem Ort

des Nachbarn Hühner fort.

Nun schützt er nicht vor Graun

im Sturm und Nacht die Fraun.

Nun wecket uns nicht früh

sein helles Kikeriki.

Vor Alter blind und taub,

sank er zuletzt in Staub.

Sein Kamm, so schön und rot,

hing nieder, bleich vom Tod.

Hier graben wir ihn ein,

wir Kinder, groß und klein,

und sagten wehmutsvoll:

du guter Hahn, schlaf' wohl!

 

 

Conrad und Rudolf Meyer, Sterbensspiegel
Conrad Meyer (1618-1689) Rudolf Meyer (1605-1638) waren Schweizer Künstler.
 

Leopold Friedrich Günther von Goeckingk 1748-1828

Auf einen faulen Bibliothekar

 

Man geb' ihm Landeskassen; dafür ist er der Mann!

Was man ihm anvertrauet, rührt er gewiss nicht an.

 

 

Grabschrift auf Junker Hansen

 

Ich, Junker Hans, von sechszehn Ahnen,

Der Lob der Hasen und Fasanen,

Harr' auf die Auferstehung hier.

Doch sollt' es, ach! in jenem Leben

Nicht Hasen noch Fasanen geben:

So lasst mich ruhn; was wollt ihr dort mit mir?

 

 

Thomas Rowlandson, The English Dance of Death
Thomas Rowlandson (1757-1827) war ein englischer Maler und Karikaturist.

Georg Rodolf Weckherlin 1584-1653

Der spanischen soldaten grabschrift

 

In diser erden ist ein saat

des gebeins, deren rat und that

befürdert des lands krieg und plagen.

Solt nu der grund so fruchtbar sein,

daß er für eins solt hundert tragen,

so verleih got, daß stets darein

der hagel, blitz und dunder schlagen.

 

Max Slevogt, Totentanz
Franz Theodor Max Slevogt (1868-1932) war ein deutscher Maler, Grafiker, Illustrator und Bühnenbildner des deutschen Impressionismus.

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Grabschrift

 

Als Knabe verschlossen und trutzig,

Als Jüngling anmaßlich und stutzig,

Als Mann zu Taten willig,

Als Greis leichtsinnig und grillig! –

Auf deinem Grabstein wird man lesen:

Das ist fürwahr ein Mensch gewesen!

 

 

 

Matthäus Merian der Ältere, Todten-Tantz, Der Schultheiß, nach: Basler Totentanz
Matthäus Merian der Ältere (1593-1650) war ein schweizerisch-deutscher Kupferstecher und Verleger aus der vornehmen Basler Familie Merian.
 

Ferdinand Alexander August Schnezler 1809-1853

Grabschrift

 

Ewiges Schwanken,

Ewiges Wanken,

Bis in die Schranken

Einiger Planken.

 

James Ensor, La mort et les masques, 1897 (MBA Liège)
James Sidney Ensor (1860-1949) war ein belgischer Maler und Zeichner, der neben Gemälden auch eine Vielzahl von Radierungen und Kaltnadelarbeiten schuf.
 

Johann Christoph Friedrich Haug 1761-1829

Napoleons Grabschrift

 

Hier liegt Napoleon.

Das Ander wißt Ihr schon.

 

Utagawa Kuniyoshi, Takiyasha the Witch and the Skeleton Spectre
Utagawa Kuniyoshi (1798-1861) war zusammen mit Hiroshige und Kunisada einer der drei stilbildenden Meister des japanischen Farbholzschnitts am Ende der Edo-Zeit.

 

 


 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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