BuchKult
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Max Rimböck, Christmas interior
Max Rimböck (1890–1956) war ein deutscher Maler.
 

Ernst Anschütz 1780-1861

O Tannenbaum

 

O Tannenbaum, O Tannenbaum,

Wie treu sind deine Blätter.

Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,

Nein auch im Winter wenn es schneit.

O Tannenbaum, O Tannenbaum,

Wie grün sind deine Blätter!

 

O Tannenbaum, O Tannenbaum,

Du kannst mir sehr gefallen!

Wie oft hat schon zur Winterszeit

Ein Baum von dir mich hoch erfreut!

O Tannenbaum, O Tannenbaum,

Du kannst mir sehr gefallen!

 

O Tannenbaum, O Tannenbaum,

Dein Kleid will mich was lehren:

Die Hoffnung und Beständigkeit

Gibt Mut und Kraft zu jeder Zeit!

O Tannenbaum, O Tannenbaum,

Dein Kleid will mich was lehren.

 

Viggo Johansen, Merry Christmas, 1891
Viggo Johansen (1851-1935) war ein dänischer Maler und Zeichner.

 

Elizabeth Adela Forbes,

The Christmas Tree
Elizabeth Adela Forbes (1859-1912) war eine kanadische Malerin des Spätimpressionismus und wichtige Vertreterin der Newlyn School, einer Künstlerkolonie des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
 

Hanns von Gumppenberg 1866-1928

Christbaumnüsse

 

Kehrt der Weihnachtsabend wieder,

Friedvoll und verheißungshold,

Schmückt man viele tauben Nüsse

Festlich mit dem Flittergold.

 

Und die goldnen Nüsse leuchten

Herrlich in dem Lichtermeer,

Wundersame Märchenfrüchte –

Innen aber sind sie leer.

 

Und wie reich die schönen schimmern

So von außen, so von fern,

Höher wären sie zu schätzen,

Bärgen sie den süßen Kern:

 

Dienten sie nicht blos den Träumen

Eine Stunde oder zwei,

Gäben sie auch brav zu zehren,

Wenn das Friedensfest vorbei.

 

Stanislaw Zukowski, Heiligabend (Interieur mit einem Weihnachtsbaum)
Stanislaw Zukowski (1873–1944) war ein polnischer Impressionist.
 

Gustav Falke 1853-1916

Weihnachtsbäume

 

Nun kommen die vielen Weihnachtsbäume

aus dem Wald in die Stadt herein.

Träumen sie ihre Waldesträume

wieder beim Laternenschein?

 

Könnten sie sprechen! Die holden Geschichten

von der Waldfrau, die Märchen webt,

was wir uns erst alles erdichten,

sie haben das alles wirklich erlebt.

 

Da steh'n sie nun an den Straßen und schauen

wunderlich und fremd darein,

als ob sie der Zukunft nicht trauen,

es muß doch was im Werke sein!

 

Freilich, wenn sie dann in den Stuben

im Schmuck der hellen Kerzen stehn,

und den kleinen Mädchen und Buben

in die glänzenden Augen sehn.

 

Dann ist ihnen auf einmal, als hätte

ihnen das alles schon mal geträumt,

als sie noch im Wurzelbette

den stillen Waldweg eingesäumt.

 

Dann stehen sie da, so still und selig,

als wäre ihr heimlichstes Wünschen erfüllt,

als hätte sich ihnen doch allmählich

ihres Lebens Sinn enthüllt;

 

Als wären sie für Konfekt und Lichter

vorherbestimmt, und es müßte so sein,

und ihre spitzen Nadelgesichter

sehen ganz verklärt darein.

 

Antoni Adam Piotrowski, Ubieranie choinki (Den Weihnachtsbaum schmücken), 1916
Antoni Adam Piotrowski, auch Antoni Pyotrovski (1853-1924) war ein polnischer Maler und Zeichner.
 

 

Xavier Gosé i Rovira, Christmas illustration, Rijksmuseum
Xavier Gosé i Rovira (1876-1915) war ein katalanischer Maler und Illustrator, der im Jugendstil und im Art Déco arbeitete.
 

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

Der Weihnachtsbaum

 

Von allen den Bäumen jung und alt,

Von allen den Bäumen groß und klein,

Von allen in unserm ganzen Wald,

Was mag doch der allerschönste sein?

Der schönste von allen weit und breit

Das ist doch allein, wer zweifelt dran?

Der Baum, der da grünet allezeit,

Den heute mir bringt der Weihnachtsmann. -

 

Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht,

Dann holet er ihn bei Sternenschein

Und schlüpfet, eh' einer sich's gedacht,

Gar heimlich damit ins Haus hinein.

Dann schmückt er mit Lichtern jeden Zweig,

Hängt Kuchen und Nüss' und Äpfel dran:

So macht er uns Alle freudenreich,

Der liebe, der gute Weihnachtsmann.

 

 

Carl Larsson, Christmas Tree Confetti
Carl Olof Larsson (1853-1919) war ein schwedischer Künstler.

Victor Blüthgen 1844-1920

Zu Weihnachten

 

Das ist der liebe Weihnachtsbaum.

Ja solch ein Baum!

Der grünt bei Schnee, der glänzt bei Nacht

wie die himmlische Pracht,

trägt alle Jahre seine Last,

Äpfel und Nüsse am selben Ast,

Zuckerwerk obendrein –

so müßten alle Bäume sein!

Nun hat ihn gebracht der Weihnachtsmann,

drei Kinder steh'n und seh'n ihn an.

 

Das erste spricht:

»Der ist doch Weihnacht das Schönste, nicht?«

Das andre: »Woher an Äpfeln und Nüssen

Gold und Silber wohl kommen müssen?

Ich denk mir, das Christkind faßte sie an,

gleich war Gold oder Silber dran.«

Das dritte: »Christkind müßte einmal

den ganzen Wald so putzen im Tal;

dann würde gleich aller Schnee zergeh'n,

und dann – das gäb ein Spazierengeh'n!«

 

Nikolai Feschin, Elka - Den Weihnachtsbaum schmücken, 1917
Nikolai Iwanowitsch Feschin (1881-1955) war ein russischer später US-amerikanischer Künstler.

 

Marcel Rieder, Christmas Tree
Marcel Rieder (1862-1942) war ein französischer Maler.

Karl Gerok 1815-1890

Des armen Knaben Christbaum

 

Was für ein fröhlich Tun und Treiben

Am Weihnachtsmarkt bis in die Nacht,

Wie funkelt durch erhellte Scheiben

Der schönen Waren bunte Pracht!

Wer kaufen will, muss heut noch laufen.

Dass er den Christbaum schmücken mag,

Wer feil hat, will noch heut verkaufen,

Denn morgen ist Bescherungstag.

 

Doch sieh, wie mit betrübten Mienen

Dort an der Ecke, frosterstarrt,

Vom nahen Gaslicht hell beschienen,

Ein Knabe noch des Käufers harrt;

Er hat den Christbaum selbst geschnitten

Mit saurer Müh im Tannenwald,

Sein schüchtern Auge scheint zu bitten:

„O kauft mir ab, die Nacht ist kalt!“

 

„Kauft ab, ihr könnt so lustig lachen,

Ihr habt das Glück, und ich die Not;

Was soll ich mit dem Christbaum machen?

Die Mutter krank, der Vater tot!“

Doch Niemand, der des bleichen Kleinen

Und seines Baums gewahren mag,

Vorbei rennt jeder mit dem Seinen, --

Und heut ist schon der letzte Tag!

 

Doch schau, da kommt mit muntrem Schritte

In Sammetpelz und Federhut –

Die schöne Mutter in der Mitte –

Ein Kinderpärchen wohlgemut;

Den Korb gefüllt mit Weihnachtsgaben,

Trabt hinterher des Hauses Knecht –

„O Mutter, sieh den Baum des Knaben,

Der ist für uns noch eben recht!“

 

Die schöne Mutter zahlt in Eile

Dem Knaben sein Viergroschenstück,

Er dankt – und schaut noch eine Weile

Den Frohen nach mit trübem Blick:

Wir wird sein Christbaum morgen funkeln

Im fremdem Haus, im Kerzenschein,

Und ach! im Kämmerlein, im dunkeln,

Wie still wird seine Weihnacht sein!

 

Drum Kinder, wenn, bekränzt mit Gaben,

Euch euer Christbaum fröhlich brennt,

Denkt, ob ihr nicht den bleichen Knaben

Und seine kranke Mutter kennt?

Und geht und trocknet ihm die Wangen

Und lernet von dem heilgen Christ.

Dass zwar vergnüglich das Empfangen,

Doch seliger das Geben ist!

 

 

 

Anonym,  Christmas Tree Decoration, 19. Jahrhundert

 

Elsa Khokhlovkin, Kinder am Weihnachtsbaum
Elsa Davidovna Khokhlovkin (1934-) ist eine russische Malerin.

Ernst Moritz Arndt 1769-1860

Der Weihnachtsbaum

 

Steht er da der Weihnachtsbaum

Wie ein bunter goldner Traum,

Spiegelt Unschuldkinderglück,

All sein Paradies zurück.

 

Und wir schau'n und denken dann,

Wie uns heut das Heil begann,

Wie das Kindlein Jesus Christ

Heut zur Welt geboren ist;

 

Wie das Kind von Himmelsart

Lag auf Stroh und Halmen hart,

Wie der Menschheit Hort und Trost

Erdenelend hat erlost.

 

Also steh'n und schauen wir

Gottes Lust und Gnade hier:

Was uns in dem Kindlein zart

Alles heut geboren ward.

 

Blüh' denn, leuchte, goldner Baum,

Erdentraum und Himmelstraum,

Blüh' und leucht' in Ewigkeit

Durch die arme Zeitlichkeit!

 

Sei uns Bild und sei uns Schein,

Daß wir sollen fröhlich sein,

Fröhlich durch den süßen Christ,

Der des Lebens Leuchte ist.

 

Sei uns Bild und sei uns Schein,

Daß wir sollen tapfer sein

Auf des Lebens Pilgerbahn,

Kämpfend gegen Lug und Wahn.

 

Sei uns Bild und sei uns Schein,

Daß wir sollen heilig sein,

Rein wie Licht und himmelklar,

Wie das Kindlein Jesus war.

 

 

Anonym, Weihnachtsbaum, 1848

 

Anonym,

Christmas Tree, 1907

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

Der Traum

 

Ich lag und schlief; da träumte mir

ein wunderschöner Traum:

Es stand auf unserm Tisch vor mir

ein hoher Weihnachtsbaum.

 

Und bunte Lichter ohne Zahl,

die brannten ringsumher;

die Zweige waren allzumal

von goldnen Äpfeln schwer.

 

Und Zuckerpuppen hingen dran;

das war mal eine Pracht!

Da gab’s, was ich nur wünschen kann

und was mir Freude macht.

 

Und als ich nach dem Baume sah

und ganz verwundert stand,

nach einem Apfel griff ich da,

und alles, alles schwand.

 

Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,

und dunkel war’s um mich.

Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,

sag an, wo find‘ ich dich?

 

Anonym, Weihnachtsabend im protestantischen Deutschland, aus: Das festliche Jahr
Das festliche Jahr in Sitten, Gebräuchen und Festen der germanischen Völker. Mit gegen 130 in den Text gedruckten Illustrationen, vielen Tonbildern u. s. w. Spamer, Leipzig 1863

Karl von Gerok 1815-1890

Herein

 

Das Glöcklein erklingt: Ihr Kinder, herein!

Kommt alle, die Türe ist offen!

Da stehn sie, geblendet vom goldigen Schein,

von Staunen und Freude betroffen.

Wie schimmert und flimmert von Lichtern der Baum!

Die Gaben zu greifen, sie wagen's noch kaum,

sie stehn wie verzaubert in seligem Traum. -

So nehmt nur mit fröhlichen Händen,

ihr Kleinen, die köstlichen Spenden!

Und mächtig ertönen die Glocken im Chor,

zum Hause des Herrn uns zu rufen:

Das Fest ist bereitet und offen das Tor,

heran zu den heiligen Stufen!

Und steht ihr geblendet vom himmlischen Licht,

und fasst ihr das Wunder, das göttliche, nicht:

Ergreift, was die ewige Liebe verspricht,

und lasst euch den seligen Glauben,

ihr Kinder des Höchsten, nicht rauben!

Und hat er die Kinder nun glücklich gemacht,

die großen so gut wie die kleinen,

dann wandert der Engel hinaus in die Nacht,

um anderen zum Gruß zu erscheinen.

Am Himmel, da funkeln die Sterne so klar,

auf Erden, da jubelt die fröhliche Schar. -

So tönen die Glocken von Jahr zu Jahr,

so klingt es und hallt es auch heute,

o seliges Weihnachtsgeläute!

 

Leopold von Kalckreuth, Children by the Christmas tree
Leopold Karl Walter Graf von Kalckreuth (1855-1928) war ein deutscher Maler, Grafiker und Lehrer.

Heinrich Seidel 1842-1906

Der Weihnachtsbaum

 

Schön ist im Frühling die blühende Linde,

bienendurchsummt und rauschend im Winde,

hold von lieblichen Düften umweht.

Schön ist im Sommer die ragende Eiche,

die riesenhafte, titanengleiche,

die da in Wetter und Stürmen besteht.

Schön ist im Herbst des Apfelbaums Krone,

die sich dem fleißigen Pfleger zum Lohne

beugt von goldener Früchte Pracht,

aber noch schöner weiß ich ein Bäumchen

strahlt in der eisigen Winternacht.

 

Keiner kann mir ein schöneres zeigen:

Lichter blinken in seinen Zweigen,

goldene Äpfel in seinem Geäst,

und mit schimmernden Sternen und Kränzen

sieht man ihn leuchten, sieht man ihn glänzen

anmutsvoll zum lieblichen Fest.

Von seinen Zweigen ein träumerisch Düften

weihrauchwolkig weht in den Lüften,

füllet mit süßer Ahnung den Raum!

Dieser will uns am besten gefallen,

ihn verehren wir jauchzend von allen,

ihn, den herrlichen Weihnachtsbaum!

 

 

Francis Luis Mora, Rosemary’s Christmas
Francis Luis Mora (1874-1940) war ein in Uruguay geborener US-amerikanischer Maler.
 

Hermann Kletke 1813-1886

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen

 

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen,

Wie glänzt er festlich, lieb und mild,

Als spräch’ er: wollt in mir erkennen

Getreuer Hoffnung stilles Bild.

 

Die Kinder stehn mit hellen Blicken,

Das Auge lacht, es lacht das Herz;

O fröhlich’, seliges Entzücken!

Die Alten schauen himmelwärts.

 

Zwei Engel sind hereingetreten,

Kein Auge hat sie kommen sehn,

Sie gehn zum Weihnachtstisch und beten,

Und wenden wieder sich und gehn:

 

„Gesegnet seid ihr alten Leute,

Gesegnet sei du kleine Schaar!

Wir bringen Gottes Segen heute

Dem braunen, wie dem weißen Haar.

 

Zu guten Menschen, die sich lieben,

Schickt uns der Herr als Boten aus,

Und seid Ihr treu und fromm geblieben,

Wir treten wieder in dies Haus!“ –

 

Kein Ohr hat ihren Spruch vernommen,

Unsichtbar jedes Menschen Blick,

Sind sie gegangen, wie gekommen,

Doch Gottes Segen blieb zurück!

 

Marianne von Werefkin, Christmas Tree
Marianne von Werefkin (1860-1938) war eine russische Malerin.

 

Anonym, aus: The Bookshelf for boys and girls Children's Book of Fact and Fancy (1912)
 

Theodor Storm 1817-1888

Weihnachtsabend

 

An die hellen Fenster kommt er gegangen

Und schaut in des Zimmers Raum;

Die Kinder alle tanzten und sangen

Um den brennenden Weihnachtsbaum.

 

Da pocht ihm das Herz, daß es will zerspringen;

»Oh«, ruft er, »laßt mich hinein!

Was Frommes, was Fröhliches will ich euch singen

Zu dem hellen Kerzenschein.«

 

Und die Kinder kommen, die Kinder ziehen

Zur Schwelle den nächtlichen Gast;

Still grüßen die Alten, die Jungen umknien

Ihn scheu in geschäftiger Hast.

 

Und er singt: »Weit glänzen da draußen die Lande

Und locken den Knaben hinaus;

Mit klopfender Brust, im Reisegewande

Verläßt er das Vaterhaus.

 

Da trägt ihn des Lebens breitere Welle –

Wie war so weit die Welt!

Und es findet sich mancher gute Geselle,

Der's treulich mit ihm hält.

 

Tief bräunt ihm die Sonne die Blüte der Wangen,

Und der Bart umsprosset das Kinn;

Den Knaben, der blond in die Welt gegangen,

Wohl nimmer erkennet ihr ihn.

 

Aus goldenen und aus blauen Reben

Es mundet ihm jeder Wein;

Und dreister greift er in das Leben

Und in die Saiten ein.

 

Und für manche Dirne mit schwarzen Locken

Im Herzen findet er Raum; –

Da klingen durch das Land die Glocken,

Ihm war's wie ein alter Traum.

 

Wohin er kam, die Kinder sangen,

Die Kinder weit und breit;

Die Kerzen brannten, die Stimmlein klangen,

Das war die Weihnachtszeit.

 

Da fühlte er, daß er ein Mann geworden;

Hier gehörte er nicht dazu.

Hinter den blauen Bergen im Norden

Ließ ihm die Heimat nicht Ruh.

 

An die hellen Fenster kam er gegangen

Und schaut' in des Zimmers Raum;

Die Schwestern und Brüder tanzten und sangen

Um den brennenden Weihnachtsbaum.« –

 

Da war es, als würden lebendig die Lieder

Und nahe, der eben noch fern;

Sie blicken ihn an und blicken wieder;

Schon haben ihn alle so gern.

 

Nicht länger kann er das Herz bezwingen,

Er breitet die Arme aus:

»Oh, schließet mich ein in das Preisen und Singen,

Ich bin ja der Sohn vom Haus!«

 

 

Heinrich Ferdinand Werner, Der Weihnachtsbaum
Heinrich Ferdinand Werner (1867-1928) war ein deutscher Maler.
 

Christian Morgenstern 1871-1914

Das Weihnachtsbäumlein

 

Es war einmal ein Tännelein

mit braunen Kuchenherzlein

und Glitzergold und Äpflein fein

und vielen bunten Kerzlein.

 

Das war am Weihnachtsfest so grün,

als fing es eben an zu blüh‘n.

 

Doch nach nicht gar zu langer Zeit,

da stand‘s im Garten unten,

und seine ganze Herrlichkeit

war, ach, dahingeschwunden.

die grünen Nadeln war'n verdorrt,

die Herzlein und die Kerzlein fort.

 

Bis eines Tags der Gärtner kam,

den fror zu Haus im Dunkeln,

und es in seinen Ofen nahm -

Hei! Tat‘s da sprüh‘n und funkeln!

Und flammte jubelnd himmelwärts

in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

 

 

Paul Cornoyer, Christmas in Madison Square Park
Paul Cornoyer (1864-1923) war ein amerikanischer Maler.

Friedrich Wilhelm Weber 1813-1894

Christbaum

 

Der Winter ist ein karger Mann,

er hat von Schnee ein Röcklein an;

zwei Schuh von Eis

sind nicht zu heiß;

von rauhem Reif eine Mütze

macht auch nur wenig Hitze.

 

Er klagt: „Verarmt ist Feld und Flur!"

Den grünen Christbaum hat er nur;

den trägt er aus

in jedes Haus,

in Hütten und Königshallen:

den schönsten Strauß von allen!

 

 

Harry Bush, The Christmas Tree, 1933
Harry Bush (1883-1957) war ein britischer Maler.

Ada Christen 1839-1901

Christbaum

 

Hörst auch du die leisen Stimmen

   Aus den bunten Kerzlein dringen?

Die vergessenen Gebete

   Aus den Tannenzweiglein singen?

Hörst du auch das schüchternfrohe,

   Helle Kinderlachen klingen?

Schaust auch du den stillen Engel

   Mit den reinen, weißen Schwingen?

Schaust auch du dich selber wieder

   Fern und fremd nur wie im Traume?

Grüßt auch dich mit Märchenaugen

   Deine Kindheit aus dem Baume? ...

 

 

Aleksey Korin, Christmas Tree, 1910
Aleksey Mikhailovich Korin (1865-1923) war ein russischer Genremaler.
 

Peter Cornelius 1824-1874

Christbaum

 

Wie schön geschmückt der festliche Raum!

Die Lichter funkeln am Weihnachtsbaum!

O fröhliche Zeit! O seliger Traum!

 

Die Mutter sitzt in der Kinder Kreis;

nun schweiget alles auf ihr Geheiß:

sie singet des Christkinds Lob und Preis.

 

Und rings, vom Weihnachtsbaum erhellt,

ist schön in Bildern aufgestellt

des heiligen Buches Palmenwelt.

 

Die Kinder schauen der Bilder Pracht,

und haben wohl des Singen acht,

das tönt so süß in der Weihenacht!

 

O glücklicher Kreis im festlichen Raum!

O goldne Lichter am Weihnachtsbaum!

O fröhliche Zeit! O seliger Traum!

 

 

Franz Skarbina, Unter dem Weihnachtsbaum - Berliner Weihnachtszimmer, 1892, Stadtmuseum Berlin
Franz Skarbina (1849-1910) war ein Maler des deutschen Impressionismus, Zeichner, Radierer und Illustrator.

Friedrich de la Motte Fouqué 1777-1843

Gute Nacht

 

Allem schöne gute Nacht,

Was da schläft, und was noch wacht:

Kindern gold'ne Weihnachtsbäume,

Knaben Kampf's- und Minneträume,

Jungfrau'n reiner Unschuld Walten,

Dichtern glänzende Gestalten,

Müttern aus prophet'schem Bronnen

Ihrer Kinder künft'ge Wonnen,

Männern hoher Taten Mahnung,

Greisen nahes Friedens Ahnung;

Allem schöne gute Nacht,

Was da schläft, und was noch wacht!

 

Alexander Morawow, Weihnachtsbaum
Alexander Wiktorowitsch Morawow (1878-1951) war ein russischer Maler.

Johannes Trojan 1837-1915

Wiederfinden

 

Es kommt wohl um die Weihnachtszeit

Ein Tannenbäumchen in die Stadt,

Steht auf dem Markt, ganz überschneit

Und von dem Wege müd' und matt.

 

Und einer kommt und sucht sich's aus —

Dies Bäumchen grade dünkt ihn gut.

Wie er's mit Vorsicht trägt nach Haus,

Wird ihm das Herz so wohlgemut.

 

Er kennt das Bäumchen schon, doch weiß

Er's nicht; es war an einem Tag,

Als er, nach einer Wandlung heiß,

Auf stiller Heide ruhend lag.

 

Da sang ein Vogel ihm sein Lied

Wohl von des Bäumchens Wipfel vor;

Und wie er nun des Weges zieht

Klingt ihm das Lied, das Lied im Ohr.

 

 

Max Rimböck, Junge Frau vor dem Weihnachtsbaum, 1918
Max Rimböck (1890–1956) war ein deutscher Maler.

Friedrich Güll 1812-1879

Vor dem Christbaum

 

Da guck einmal, was gestern nacht

Christkindlein alles mir gebracht:

ein Räppchen,

ein Wägelein;

ein Käppchen

und ein Krägelein;

ein Tütchen

und ein Rütchen;

ein Büchlein

voller Sprüchlein;

das Tütchen, wenn ich fleißig lern,

ein Rütchen, tät ich es nicht gern,

und nun erst gar den Weihnachtsbaum,

ein schönrer steht im Walde kaum.

Ja, schau nur her und schau nur hin

und schau, wie ich so glücklich bin!

 

 

Felix Ehrlich, Weihnacht
Felix Ehrlich (1866-1931) war ein deutscher Porträt- und Genremaler.

Irina Nikolaevna Popova, Misha under the Christmas Tree
Irina Nikolaevna Popova (1923-1988) war eine russische Malerin.

Adele Schopenhauer 1797-1849

Weihnachten wird es für die Welt

 

Weihnachten wird es für die Welt!

Mir aber – ist mein Lenz bestellt,

Mir ging in solcher Jahresnacht

Einst leuchtend auf der Liebe Pracht!

Und an der Kindheit Weihnachtsbaum

Stand Englein gleich der erste Traum!

Und aus dem eiskrystall’nen Schooß

Rang sich die erste Blüte los –

Seitdem schau‘ ich nun jedes Jahr

Nicht was noch ist – nur was einst war!

 

 

Franz Doubek, Célébrations de Noël, 1909
František Bohumil Doubek, auch bekannt als Franz Doubek (1865-1952), war ein tschechischer Maler und Illustrator.

Änne Koken, Anzeige für Bahlsens, Leibniz-Cakes, 1910
Änne Koken (1885-1919) war eine deutsche Malerin und Künstlerin.
 

Robert Reinick 1805-1852

Christkind

 

Die Nacht vor dem heiligen Abend,

Da liegen die Kinder im Traum.

Sie träumen von schönen Sachen

Und von dem Weihnachtsbaum.

 

Und während sie schlafen und träumen,

Wird es am Himmel klar,

Und durch den Himmel fliegen

Drei Engel wunderbar.

 

Sie tragen ein holdes Kindlein,

Das ist der heil'ge Christ.

Es ist so fromm und freundlich,

Wie keins auf Erden ist.

 

Und wie es durch den Himmel

Still über die Häuser fliegt;

Schaut es in jedes Bettchen,

Wo nur ein Kindlein liegt.

 

Und freut sich über alle,

Die fromm und freundlich sind,

Denn solche liebt von Herzen

Das liebe Himmelskind.

 

Wird sie auch reich bedenken

Mit Lust auf's Allerbest',

Und wird sie schön beschenken

Zum morgenden Weihnachtsfest.

 

Heut' schlafen noch die Kinder

Und seh'n es nur im Traum.

Doch morgen tanzen und springen

Sie um den Weihnachtsbaum.

 

Karl Müller, Eine Weihnachtsbescherung für Cholera-Waisen in Hamburg, aus: Die Gartenlaube (1892) b 869
Karl Josef Müller, auch Carl Josef Müller (1865-1942) war ein deutscher Maler und Lithograf, der seine Bilder mit Karl Müller signierte, meist mit dem Zusatz Hamburg.
 

 

Anonym,

The Children Danced Gayly Around The Tree, 1882
 

 

Aus:

Robert Reinick, Märchen-, Lieder- und Geschichtenbuch. Bielefeld und Leipzig, Velhagen & Klasing
 

Joachim Ringelnatz 1883-1934

Einsiedlers Heiliger Abend

 

Ich hab’ in den Weihnachtstagen –

Ich weiß auch, warum –

Mir selbst einen Christbaum geschlagen,

Der ist ganz verkrüppelt und krumm.

 

Ich bohrte ein Loch in die Diele

Und steckte ihn da hinein

Und stellte rings um ihn viele

Flaschen Burgunderwein.

 

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter

Zu sparen, ihn abend noch spät

Mit Löffeln, Gabeln und Trichter

Und anderem blanken Gerät.

 

Ich kochte zur heiligen Stunde

Mir Erbsenuppe und Speck

Und gab meinem fröhlichen Hunde

Gulasch und litt seinen Dreck.

 

Und sang aus burgundernder Kehle

Das Pfannenflickerlied.

Und pries mit bewundernder Seele

Alles das, was ich mied.

 

Es glimmte petroleumbetrunken

Später der Lampendocht.

Ich saß in Gedanken versunken.

Da hat’s an der Tür gepocht.

 

Und pochte wieder und wieder.

Es konnte das Christkind sein.

Und klang’s nicht wie Weihnachtslieder?

Ich aber rief nicht: “Herein!”

 

Ich zog mich aus und ging leise

Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,

Und dankte auf krumme Weise

Lallend dem lieben Gott.

 

 

C. Müller, Weihnachtsbaum, 1914

Lebensdaten nicht zu ermitteln

Ernst Moritz Arndt 1769-1860

Weihnachtsbaum

 

Prangst du, schöner Weihnachtsbaum,

Meiner Kindheit goldner Traum?

Strahlst du, süßes Himmelslicht,

Das die Heidenwelt durchbricht?

Bist du, Sehnsucht aller Frommen,

Heut zur Welt herabgekommen?

 

Ja, es kam ein Kindlein klein,

Dass wir sollten selig sein:

Denn aus diesem Kindlein klein

Glänzte heller Gottesschein,

Engel klangen Jubellieder

Auf die dunkle Erde nieder.

 

Herrlich ging der Morgenstern

Alles Lichtes auf vom Herrn.

Über alle Welten weit

Jauchzt und klingt und singt es heut

Hell aus Millionen Seelen,

Was die Engel sich erzählen.

 

Schau’ mein Herz, schau fromm und still

Was der Baum dir sagen will:

Dass der süsse Jesus Christ

Heut zu uns gekommen ist,

Dass, dem alle Engel dienen,

Als dein Bruder ist erschienen.

 

Bete, schaue fromm und still,

Was der Baum dir sagen will:

Hell wie dieses Tages Schein,

Hoch und hell und klar und rein

Soll der Christen fröhlich Leben

Von der Erd’ zum Himmel schweben.

 

 

Istvan Czok, Züzü under the Christmas Tree
Istvan Csok (1865-1961) war ein ungarischer Maler.

Arno Holz 1863-1929

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln

 

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln

Die Weihnacht ihre Sterne funkeln!

Die Engel im Himmel hört man sich küssen

Und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen ...

 

So heimlich war es die letzten Wochen,

Die Häuser nach Mehl und Honig rochen,

Die Dächer lagen dick verschneit

Und fern, noch fern schien die schöne Zeit.

Man dachte an sie kaum dann und wann.

Mutter teigte die Kuchen an

Und Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte,

Saß daneben und las und rauchte.

Da plötzlich, eh man sich's versah,

Mit einem Mal war sie wieder da.

 

Mitten im Zimmer steht nun der Baum!

 

Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum ...

Die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,

Herrgott, was gibt’s da nicht alles zu sehn!

Die kleinen Kügelchen und hier

Die niedlichen Krönchen aus Goldpapier!

Und an all den grünen, glitzernden Schnürchen

All die unzähligen, kleinen Figürchen:

Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,

Elefanten und kleine Kälbchen,

Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,

Dicke Kerle mit roten Nasen,

Reiche Hunde und arme Schlucker

Und Alles, Alles aus purem Zucker!

 

Ein alter Herr mit weißen Bäffchen

Hängt grade unter einem Äffchen.

Und hier gar schält sich aus seinem Ei

Ein kleiner, geflügelter Nackedei.

Und oben, oben erst in der Krone!!

Da hängt eine wirkliche, gelbe Kanone

Und ein Husarenleutnant mit silbernen Tressen –

Ich glaube wahrhaftig, man kann ihn essen!

 

In den offenen Mäulerchen ihre Finger,

Stehn um den Tisch die kleinen Dinger,

Und um die Wette mit den Kerzen

Puppern vor Freuden ihre Herzen.

Ihre großen, blauen Augen leuchten,

Indes die unsern sich leise feuchten.

Wir sind ja leider schon längst »erwachsen«,

Uns dreht sich die Welt um andre Achsen

 

Und zwar zumeist um unser Büro.

Ach, nicht wie früher mehr macht uns froh

Aus Zinkblech eine Eisenbahn,

Ein kleines Schweinchen aus Marzipan.

Eine Blechtrompete gefiel uns einst sehr,

Der Reichstag interessiert uns heut mehr;

Auch sind wir verliebt in die Regeldetri

Und spielen natürlich auch Lotterie.

Uns quälen tausend Siebensachen.

Mit einem Wort, um es kurz zu machen,

Wir sind große, verständige, vernünftige Leute!

 

Nur eben heute nicht, heute, heute!

 

Über uns kommt es wie ein Traum,

Ist nicht die Welt heut ein einziger Baum,

An dem Millionen Kerzen schaukeln?

Alte Erinnerungen gaukeln

Aus fernen Zeiten an uns vorüber

Und jede klagt: Hinüber, hinüber!

Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:

O selig, o selig, ein Kind noch zu sein.

 

 

Theodor Kittelsen, The Christmas Tree
Theodor Severin Kittelsen (1857-1914) war ein norwegischer Künstler.

 

Adolf Münzer, Titelseite aus Jugend 1898 Nr. 52
Adolf Münzer (1870-1953) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Es treibt der Wind im Winterwalde

 

Es treibt der Wind im Winterwalde

die Flockenherde wie ein Hirt

und manche Tanne ahnt wie balde

sie fromm und lichterheilig wird;

und lauscht hinaus. Den weissen Wegen

streckt sie die Zweige hin - bereit

und wehrt dem Wind und wächst entgegen

der einen Nacht der Herrlichkeit.

 

Spyridon Vikatos, Sapin de Noël, 1932, Gallérie Nationale d’art
Spyridon Vikatos, selten: Bikatos (1878-1960) war ein griechischer Maler.

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Bäume leuchtend

 

Bäume leuchtend, Bäume blendend,

Überall das Süße spendend.

In dem Glanze sich bewegend,

Alt und junges Herz erregend –

Solch ein Fest ist uns bescheret.

Mancher Gaben Schmuck verehret;

Staunend schaun wir auf und nieder,

Hin und Her und immer wieder.

 

Aber, Fürst, wenn dir’s begegnet

Und ein Abend so dich segnet,

Dass als Lichter, dass als Flammen

Von dir glänzten all zusammen

Alles, was du ausgerichtet,

Alle, die sich dir verpflichtet:

Mit erhöhten Geistesblicken

Fühltest herrliches Entzücken.

 

Vasily Polenov, Weihnachtsbaum
Vasily Dmitriyevich Polenov (1844-1927) war ein russischer Maler und Pädagoge.
 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

BuchKult

Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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