BuchKult
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Theodor Fontane 1819-1898

Frühling

 

Nun ist er endlich kommen doch

in grünem Knospenschuh;

Er kam, er kam ja immer noch,

die Bäume nicken sich's zu.

 

Sie konnten ihn all erwarten kaum,

nun treiben sie Schuss auf Schuss;

im Garten der alte Apfelbaum,

er sträubt sich, aber er muss.

 

Wohl zögert auch das alte Herz

und atmet noch nicht frei;

es bangt und sorgt: Es ist erst März,

und März ist noch nicht Mai.

 

O schüttle ab den schweren Traum

und die lange Winterruh:

Es wagt es der alte Apfelbaum,

Herze, wag's auch du.

 

 

Paul Eduard Crodel, Frühjahrslandschaft mit Ochsenpflug, 1886
Paul Eduard Crodel (1862-1928), war ein deutscher Landschaftsmaler und Mitbegründer der Münchner Sezession.
 

Kurt Tucholsky 1890-1935

Nicht! Noch nicht!

 

Ein leichter Suff umnebelt die Gedanken.

Verdammt! Der Frühling kommt zu früh.

Der Parapluie

steht tief im Schrank – die Zeitbegriffe schwanken.

 

Was wehen jetzt die warmen Frühlingslüfte?

Ein lauer Wind umsäuselt still

mich im April –

die Nase schnuppert ungewohnte Düfte.

 

Du lieber Gott, da ist doch nichts dahinter!

Und wie ein dicker Bär sich murrend schleckt,

zu früh geweckt,

so zieh ich mich zurück und träume Winter.

 

Ich bin zu schwach. Ich will am Ofen hocken –

die Animalität ist noch nicht wach.

Ich bin zu schwach.

Laternenschimmer will ich, trübe Dämmerung und dichte Flocken.

 

Pieter Bruegel der Jüngere, Spring
Pieter Bruegel der Jüngere (1564-1638), genannt de Helse Brueghel oder Höllenbrueghel, war ein brabantischer Genremaler.

Ludwig Eichrodt 1827 - 1892

Frühling

 

Frühling, bist du wiedergekommen?

Lieblicher Lenz, du lachendes Kind!

Kommst du auf dem Fluß geschwommen?

Oder kommst du mit dem Wind?

 

Unter den weichen singenden Wellen,

Aus den Wassern melodisch klar,

Über die Hügel, die waldig schwellen,

Luget dein kluges Augenpaar.

 

Schaue ich nur in dein sonniges Auge,

Küsse ich nur deinen wonnigen Mund,

Trink ich von deinem blühenden Hauche,

Wird auch mein winterlich Herze gesund!

 

Charles Edward Conder, Springtime
Charles Edward Conder (1868-1909) war ein in England geborener Maler, Lithograf und Designer.

Heinrich Heine 1797-1856

Frühlingsbotschaft

 

Leise zieht durch mein Gemüt

Liebliches Geläute.

Klinge, kleines Frühlingslied.

Kling hinaus ins Weite.

 

Kling hinaus, bis an das Haus,

Wo die Blumen sprießen.

Wenn du eine Rose schaust,

Sag, ich laß sie grüßen.

 

Felix Mendelsohn-Bartholdy ergänzte den Text

für seine Vertonung durch eine Strophe

von Hoffmann von Fallersleben,

die er als zweite dazwischenschob:

 

2/

Sprich zum Vöglein, das da singt

Auf dem Blütenzweige;

Sprich zum Bächlein, das da klingt,

Daß mir keines schweige!

 

Frédéric Bazille, Young Woman with Peonies
Frédéric Bazille oder auch Jean-Frédéric Bazille (1841-1870) war ein französischer Maler und gilt als einer der ersten Impressionisten.

Fred Endrikat 1890-1942

Späte Freuden

 

Wenn ich mir die Welt beseh',

möcht' ich wie ein Böcklein hopsen.

Gestern schmolz der letzte Schnee.

heute sprießen schon die Knopsen.

 

Ja, der Winter war so rauh,

eisig bliesen seine Stürme.

Heute strahlt der Himmel blau

über Dächer, über Türme.

 

Alles Leid ist fortgefegt

wie mit einem sanften Besen,

und das Herz so ruhig schlägt.

so, als wäre nichts gewesen.

 

Lieber Frühling, komm geschwind,

bleib recht lang in diesem Jahre.

Ach, ich freu' mich wie ein Kind.

wie ein Kind im grauen Haare.

 

Was das arme Herz erhofft,

ist nun wirklich eingetreten.

Schön sind späte Freuden oft

wenn sie sich nur nicht verspäten.

 

Alessio Issupoff, Lilacs in Bloom
Alessio Vladimirovic Issupoff (1889-1957) war ein russischer Maler.

Richard Dehmel 1863-1920

Der Frühlingskasper

 

Weil nun wieder Frühling ist,

Leute,

streu ich butterblumengelber Kasper

lachend

lauter lilablaue Asternblüten

hei ins helle Feld!

 

Lilablaue Astern, liebe Leute,

Astern

blühn im deutschen Vaterland bekanntlich

bloß im Herbst.

 

Aber Ich, ich butterblumengelber Kasper,

streue,

weil nun wieder heller Frühling ist,

tanzend

tausend dunkelblaue Asternblüten

hei in alle Welt!

 

Edward Atkinson Hornel, Idylle printanière, 1905, Gent.
Edward Atkinson Hornel (1864-1933) war ein schottischer Maler des Spätimpressionismus und wichtiger Vertreter der Glasgow Boys, einer Künstlergruppe aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Heinrich Seidel 1842-1906

Frühlingsbote

 

Der Frühling weiß zu finden

Mich tief in Stadt und Stein,

Gießt mir ins Herz den linden

Fröhlichen Hoffnungsschein.

 

Manch' grüne Wipfel lauschen

Zwischen den Dächern vor,

Ein Lerchenklang durch's Rauschen

Der Stadt schlägt am mein Ohr.

 

Ein Schmetterling als Bote

Flattert im Wind vorbei,

Hinschwebend über das todte

Steinerne Einerlei.

 

 

Hans Baluschek, Frühlingswind, Berlinische Galerie
Hans Baluschek (1870-1935) war ein deutscher Maler, Grafiker und Schriftsteller.

Kurt Tucholsky 1890-1935

Der Lenz ist da!

 

Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,

Dann im Kalender und dann in der Luft,

Und endlich hüllt auch Fräulein Adelgunde

Sich in die frischgewaschene Frühlingsluft.

 

Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze?

Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?

Doch seine Triebe kennen keine Grenze –

Dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.

 

Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:

Man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,

Und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbe

Geblümte Kleid – ja, hat das Gott gewollt?

 

Die ganze Fauna treibt es immer wieder:

Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid –

die feine Dame senkt die Augenlider,

Der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.

 

Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,

Ein Fußtritt trifft den armen Romeo –

Mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören…

Und das geht alle, alle Jahre so.

 

Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline,

Stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. –

Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine…

Was will man tun? Man macht es schließlich mit.

 

Albert Edelfelt, Pariisin Luxembourgin puistossa – Jardin du Luxembourg Paris ,1887, Ateneum
Albert Gustaf Aristides Edelfelt (1854-1905) war ein finnlandschwedischer Maler und Graphiker.

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Mit einem gemalten Band

 

Kleine Blumen, kleine Blätter

Streuen mir mit leichter Hand

Gute junge Frühlings-Götter

Tändelnd auf ein luftig Band.

 

Zephir, nimms auf deine Flügel,

Schlings um meiner Liebsten Kleid!

Und so tritt sie vor den Spiegel

All in ihrer Munterkeit.

 

Sieht mit Rosen sich umgeben,

Selbst wie eine Rose jung.

Einen Blick, geliebtes Leben!

Und ich bin belohnt genung.

 

Fühle, was dies Herz empfindet,

Reiche frei mir deine Hand,

Und das Band, das uns verbindet,

Sei kein schwaches Rosenband!

 

 

Akseli

Gallen-Kallela, Spring
Akseli Gallen-Kallela (1865-1931) war ein finnischer Maler, Architekt und Designer.
 

Otto Prechtler 1813-1881

Wer keinen Frühling hat

 

Wer keinen Frühling hat, dem blüht er nicht!

Wer schweigt, dem tönt kein Echo hier auf Erden!

Weß Herz nicht dichtet, der faßt kein Gedicht,

Und wer nicht liebt, dem wird nicht Liebe werden.

 

Was ist der Geist, der nie zum Geiste spricht,

Der selbstgefällig will in sich verwesen?

Was ist ein Gemüt, das nie die Rinde bricht?

Was eine Schrift, die nicht und nie zu lesen?

 

Es findet jeder Geist verwandte Geister!

Kein Herz, das einsam ohne Liebe bricht!

Nur wer sich selbst verlor, ist ein Verwaister!

Wer keinen Frühling hat, dem blüht er nicht!

 

Ford Madox Brown, The Pretty Baa-Lambs
Ford Madox Brown (1821-1893) war ein englischer Maler aus dem Kreis der Präraffaeliten.

Cäsar Flaischlen 1864-1920

Ich möchte still am Wege stehn

 

Ich möchte still am Wege stehn

und möcht' es Frühling werden sehn,

ich könnt' noch immer wie ein Kind

bei jeder kleinen Knospe säumen!

Und klänge in den kahlen Bäumen

ein Vogeltriller … ach, ich könnt',

mir einen langen Sommer träumen

voll Klang und Glanz und Sonnenschein

und glücklich sein!

 

Winslow Homer, Girl and Daisies, 1878
Winslow Homer (1836-1910) war ein US-amerikanischer Zeichner und Maler.

Friedrich Hölderlin 1770-1843

Der Frühling

 

Wenn auf Gefilden neues Entzücken keimt

Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich

An Bergen, wo die Bäume grünen,

Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,

           

O! welche Freude haben die Menschen! froh

Gehn an Gestaden Einsame, Ruh' und Lust

Und Wonne der Gesundheit blühet,

Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.

 

Albin Egger-Lienz, Garçon au printemps, 1923, Wien, Musée Léopold
Albin Egger-Lienz (1868-1926) war ein österreichischer Maler.

Fred Endrikat 1890-1942

Pessimist im Lenz

 

Die Sonne lacht. Ja, ja – die hat gut lachen,

sie steht am Himmel – frisch, fromm, frei und froh.

Wenn ich die Sonne wär' – ich würd' es auch so machen.

Mir geht mit Grundeis leider der Popo.

 

Der Flieder blüht. Ja, ja – der hat gut blühen,

ihn schützt der Zaun und eine Gartentür.

Er ist geschützt vor Ochsen und den Kühen.

Ich stehe außerhalb – und wer schützt mir?

 

Die Amsel lockt. Ja, ja – die hat gut locken,

sie sitzt im Baum, es jubelt fern und nah.

Es jubeln alle Kirchen, Kuh- und Käseglocken:

Der Lenz und der Gerichtsvollzieher sind da.

 

Istvan Csók, The Awakening of Spring
Istvan Csók (1865-1961) war ein ungarischer Maler.

Ludwig Uhland 1787-1847

Frühlingslied des Rezensenten

 

Frühling ists, ich laß es gelten,

Und mich freuts, ich muß gestehen,

Daß man kann spazieren gehen,

Ohne just sich zu erkälten.

 

Störche kommen an und Schwalben,

Nicht zu frühe! nicht zu frühe!

Blühe nur, mein Bäumchen, blühe!

Meinethalben, meinethalben!

 

Ja! ich fühl ein wenig Wonne,

Denn die Lerche singt erträglich,

Philomele nicht alltäglich,

Nicht so übel scheint die Sonne.

 

Daß es keinen überrasche,

Mich im grünen Feld zu sehen!

Nicht verschmäh ichs auszugehen,

Kleistens ›Frühling‹ in der Tasche!

 

Joža Uprka, Spring Sunshine
Joža Uprka war ein tschechischer Maler und Grafiker, dessen Werk Elemente der Romantik und des Jugendstils kombiniert, um das Volksleben Südmährens zu dokumentieren.

Luise Otto-Peters 1819-1895

Erwachen

 

Der Frühling ist gekommen

Nach langer Winterszeit,

Das Eis ist fortgeschwommen,

Kein Weg ist mehr verschneit.

 

Die Lerchen singend schweben

Ob frisch ergrünter Flur,

Ringsum ein blühend Leben

Und neuen Schaffens Spur.

 

Ich weiß nicht was geschehen

In meiner eignen Brust?

Nie konnt ich so verstehen

Des Werdens ganze Lust.

 

Ein jubelndes Entzücken

Mich immer mehr erfüllt:

Was Glück ist – was Beglücken

Das wird mir jetzt enthüllt.

 

Die Liebe ist gekommen

Mit aller ihrer Macht!

Ihr Weckruf ward vernommen

Wie ich es nie gedacht.

 

Und aller Vöglein Lieder

Sie tönen in mir auch

Und Alles klinget wieder

Wie Offenbarungshauch.

 

 

Harald Slott-Møller, Spring
Harald Slott-Møller (1864-1937) war ein dänischer Maler und Keramiker. Zusammen mit seiner Frau, der Malerin Agnes Slott-Møller, war er Gründungsmitglied von Den Frie Udstilling (Die freie Ausstellung).
 

Ludwig Anzengruber 1839 - 1889

Frühling

 

Wenn wir mit jedem neuen Jahre

Sich schmücken sehen Wald und Flur,

Beschleicht uns neidisches Empfinden

Ob unsers Lebens flücht'ger Spur.

 

Der Neid, daß uns kein Frühling wieder

Will kehren nach der Jugend Tagen,

Daß Bäumen gleich mit kahlen Ästen

Wir winterlich zum Himmel ragen!

 

Daß sich mit Blüten und mit Düften

Allimmerdar der Lenz erneut,

Indes das Schicksal auch nicht eine

Der Blumen auf den Weg uns streut!

 

Doch möchten wir uns nur bespiegeln

Im tiefen Born des Selbsterkennens,

Wir fänden selbst, als abgestorben,

Uns wert des Fällens und Verbrennens.

 

Es wäre auch in uns oft wieder

Ein neuer Frühling aufgewacht,

Wenn nicht der Herzen eis'ge Kälte

Ihn rasch erstarren hätt' gemacht!

 

 

Alfred East, Steps to Maruyama
Sir Alfred East (1849-1913) war ein britischer Maler.

Friedrich Rückert 1788-1866

Ich hab in mich gesogen

 

Ich hab’ in mich gesogen,

Den Frühling treu und lieb,

Dass er, der Welt entflogen,

Hier in der Brust mir blieb.

 

Hier sind die blauen Lüfte,

Hier sind die grünen Aun,

Die Blumen hier, die Düfte,

Der blühende Rosenzaun.

 

Und hier am Busen lehnet

Mit süssem Liebesach,

Die Liebste, die sich sehnet

Den Frühlingswonnen nach.

 

Sie lehnt sich an zu lauschen

Und hört in stiller Lust

Die Frühlingsströme rauschen

In ihres Dichters Brust.

 

Da quellen auf die Lieder

Und strömen über sie

Den vollsten Frühling nieder,

Den mir der Gott verlieh.

 

Und wie sie, davon trunken,

Umblicket rings im Raum,

Blüht auch von ihren Funken

Die Welt, ein Frühlingsstraum

 

vertont durch Robert Schumann

 

Karel Vítezslav Masek, Spring, 1903, Private Collection
Karel Vítezslav Mašek (1865-1927) war ein tschechischer Maler, Illustrator und Architekt des Jugendstils und Symbolismus.

Max Dauthendey 1867-1918

 

Nie sangen die Vögel so lüstern.

Sonne und Winde flüstern

Von weichen, wonnigen Frauen,

Alle Bäume hangen voll Küsse,

Alle Lippen müssen verlangen,

Der Frühling ist hungersäend

Über die Erde gegangen.

 

 

 

Émile Vernon, Springtime
Paul Émile Vernon (1872-1920) war ein französischer Maler.

Eduard Mörike 1804-1875

Im Frühling

 

Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:

Die Wolke wird mein Flügel,

Ein Vogel fliegt mir voraus.

Ach, sag mir, all-einzige Liebe,

Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!

Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

 

Der Sonnenblume gleich

steht mein Gemüte offen,

Sehnend, sich dehnend

In Lieben und Hoffen.

Frühling, was bist du gewillt?

Wann werd ich gestillt?

 

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,

Es dringt der Sonne goldner Kuss

Mir tief bis ins Geblüt hinein;

Die Augen, wunderbar berauschet,

Tun, als schliefen sie ein,

Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

 

Ich denke dies und denke das,

Ich sehne mich, und weiss nicht recht, nach was:

Halb ist es Lust, halb ist es Klage;

Mein Herz, o sage,

Was webst du für Erinnerung

In golden grüner Zweige Dämmerung?

– Alte unnennbare Tage!

 

 

Hans Thoma, Frühlingsmelodie, 1914
Hans Thoma (1839-1924) war ein deutscher Maler und Grafiker.
 

Joseph von Eichendorff 1788-1857

Frische Fahrt

 

Laue Luft kommt blau geflossen,

Frühling, Frühling soll es sein!

Waldwärts Hörnerklang geschossen,

Mut’ger Augen lichter Schein,

Und das Wirren bunt und bunter

Wird ein magisch wilder Fluß,

In die schöne Welt hinunter

Lockt dich dieses Stromes Gruß.

 

Und ich mag mich nicht bewahren!

Weit von Euch treibt mich der Wind,

Auf dem Strome will ich fahren,

Von dem Glanze selig blind!

Tausend Stimmen lockend schlagen,

Hoch Aurora flammend weht,

Fahre zu! ich mag nicht fragen,

Wo die Fahrt zu Ende geht!

 

 

 

Frank Weston Benson, Spring, 1895
Frank Weston Benson (1862–1951) war ein US-amerikanischer Impressionist.
 

Johann Christian Günther 1695-1723

Frühling

 

Hier setze dich, verschämtes Kind!

Hier ist gut sein, hier laß uns bleiben,

Wo Wind und Lind gesprächig sind,

Und Feld und Wald den Gram vertreiben;

In dieser grünen Einsamkeit,

Wo Bach und Stein und Blätter rauschen

Soll weder List, Gefahr noch Neid

Den süßen Frühlingsscherz belauschen.

 

Die Schätze deiner keuschen Zucht

Und der noch unberührten Brüste

Sind wahrlich eine seltne Frucht,

Nach der ich innerlich gelüste;

Erschrick nicht vor der schnellen Hand

Und laß sie um den Busen spielen,

Ich führe dich in einen Stand,

Des Lebens Kern und Mark zu fühlen.

 

Beschau die Werke der Natur,

Betrachte Bäume, Feld und Tiere,

Und lerne, wie der Liebe Spur,

Dich überall zum Scherzen führe!

Wodurch sind ich und du denn da?

Zu was bist du nebst mir geboren?

Der, so die Welt im Wesen sah,

Hat uns zum Lieben auserkoren!

 

Michael Ancher, Children and young girls picking flowers in a field north of Skagen
Michael Peter Ancher (1849-1927) war ein dänischer Maler.

Hermann Lingg 1820-1905

Frühlingssegen

 

Mein Herz, aus goldnen Jugendtagen,

Aus glücklicher Vergangenheit

In grünes Laub ist's ausgeschlagen,

Da lebt's und atmet und gedeiht.

 

Die Sehnsucht aber, die ich hatte,

Und mancher wundersüße Traum,

Sie säuseln jetzt im Lindenblatte

Und flüstern in dem Tannenbaum.

 

Ich lebe, wo die Finken schlagen,

Man kann mich in der Blütezeit

Nach Haus in einem Zweige tragen,

Gefangen bin ich und befreit.

 

Es bringt mir in der Morgenkühle

Des Sonntags reine Himmelslust

Die längst entschlummerten Gefühle

Erinnernd wieder in die Brust.

 

 

Hans Andersen Brendekilde, Hus i Lille Næstved, 1904
Hans Andersen Brendekilde (1857-1942) war ein dänischer Maler.
 

Hugo von Hofmannsthal 1874-1929 

Abend im Frühling

 

Er ging. Die Häuser waren alle groß.

Am lichten Himmel standen schon die Sterne.

Die Erde war den Winter wieder los.

Er fühlte seine Stimme in der Kehle

Und hatte seine Hände wieder gerne.

 

Er war sehr müde, aber wie ein Kind.

Er ging die Straße zwischen vielen Pferden.

Er hätte ihre Stirnen gern berührt

Und rief ihr frühres Leben sich zurück

Mit unbewußten streichelnden Gebärden.

 

Ernst Eitner, Frühling
Wilhelm Heinrich Ernst Eitner (1867-1955) war ein deutscher Maler des Impressionismus.

Peter Hammerschlag 1902-1942

Technischer Frühling

 

Mein Motorrad grast froh am Rain.

Der Frühling kommt. Die Stoppuhr schlägt.

Ich sehe wie ein Bäuerlein

Den Dampf-Pflug flott geschultert trägt.

 

Halb schüchtern naht ein Hanomag

Und küßt mein Rad auf beide Pneus ...

Die Platte trillert Lerchenschlag.

(Gespielt von den Jack-Hylton-Boys.)

 

Die Schwalben hocken in der Luft.

Der Telegraphendraht ist fort.

Lautsprecher nach dem Weibchen ruft.

Die Schnecken treiben Schnellkriechsport.

 

Im Himmel sitzt zur Stunde wohl

Der liebe Gott, so sanft und nett

Im sternbesäten Overall

Vor seinem großen Schalterbrett ...

 

Wir wollen fröhlich tun und spieln

Mit Tönen, Wellen, Stahl und Strahl.

Wenn wir uns dann verzweifelt fühln,

So hilft er uns wohl noch einmal ...

 

Grant Wood, Spring Turning, 1936, Reynolda House Museum of American Art
Grant DeVolson Wood, genannt Grant Wood, (1891-1942) war ein US-amerikanischer Maler des amerikanischen Regionalismus der 1930er Jahre.

Rudolf Presber 1868-1935

Der Moderne

 

Nun hab' ich mein grämliches Winterweh

Sechs Monde mystisch gehütet

Und hab' auf manchem ästhetischen Tee

Pessimistische Eier gebrütet.

 

Mein Büchlein, das meinen Gram umschloß,

Kam in die besten Familien;

Mein Büchlein, das meinen Kummer ergoß

Auf stilisierte Lilien.

 

Die schlanken Mondänen durchforschten's mit Fleiß,

Und heimlich lasen's die Zofen;

Und alle tranken literweis

Mein Herzblut aus meinen Strophen.

 

Sie lobten an meiner Seele Not

Die Feuer, die zuckend verflammten,

Und sprachen von meinem nahen Tod

Mit der Ruhe des Standesbeamten…

 

Doch heut' ist draußen der Frühling erwacht,

Schon duftet's nach hellen Syringen –

Mein Herz spürt die Sonne und klopft und lacht

Und hört die Knospen springen.

 

Mein Herz zerreißt seinen Trauerflor,

Meine Jugend wird wieder munter,

Sie haut der Sorge eins hinter das Ohr

Und schmeißt sie die Treppe hinunter.

 

Vom junggrünen Teppich der Wiese her

Klingen Schalmeien und Tänze…

So werf' ich hinter der Fliehenden her

Die raschelnden Lorbeerkränze.

 

Und blinzelt zur Nacht mir ein lustiger Stern,

Ich folg' ihm augenblicklich –

O Gott, wie bin ich unmodern!

O Gott, wie bin ich glücklich!

 

 

Frederick Walker, Spring, 1864, London, Victoria and Albert Museum.
Frederick Walker (1840-1875) war ein englischer Maler.

Auguste Kurs 1815-1892

In den duftenden Frühling will ich hinaus

 

In den duftenden Frühling will ich hinaus,

Hinweg aus dem kalten, beengenden Haus

In die freie verlockende Weite;

Was soll mir der Bücher verdrießlicher Kram,

Die ich immer und immer vergeblicher nahm,

Ich werfe sie freudig zur Seite.

 

Denn find' ich nicht draußen der Blätter genug?

Da schimmert geheimnißvoll jeglicher Zug

Von des Ewigen eigenen Händen,

Das wieget die übrigen Lettern wohl auf,

So will ich denn auch in geflügeltem Lauf

Von dem Einen zum Andern mich wenden.

 

Da bin ich nun draußen und blicke umher,

Wie wird das Studiren schon wieder mir schwer,

Hier unter den blühenden Bäumen!

Sie senden schon Blüthe auf Blüthe mir zu,

So will ich hier rasten in seliger Ruh,

Und will nur genießen und träumen.

 

 

Bernard Essers, Zaaiende man
Bernard Essers (1893-1945) war ein niederländischer Grafiker.

Fred Endrikat 1890-1942

Frühling ist's!

 

Frühling ist's! Die Hennen glucksen.

Veilchen raus - und weiße Buxen.

Frauen schnüren sich geringer,

und der Bauer schiebt den Dünger.

Fliegen klettern unverdrossen

auf den Nasensommersprossen.

Ringsum blüht's an allen Hecken -

und es riecht aus den Ap'theken.

Ich steck mir voll Übermut

'nen Sonnenstrahl an meinen Hut.

Freudig jubeln und frohlocken

Kirchen-, Kuh- und Käseglocken.

Frühling wird's mit Vehemenz.

Auf grünen Filzpantoffeln naht der Lenz!

 

Eugene Damas, La cueillette des pissenlits
Eugene Damas (1848-1917) war ein französischer Maler.

Hugo Ball 1886-1927

Frühlingstänzerin

 

In deinen Blicken wiegt sich der Frühling,

Rosengeflecht und ein Apfelzweig

Schaukeln ihn duftend einher.

 

Auf deiner Lippen Granat- und Marmorsitz

Streiten zehntausend Lerchen in süßem Tumult

Wähnend sie säßen im Morgenrot.

 

Wo deine lieblich errötenden Füße schreiten,

Schlägt aus dem Boden ein holder Schwall von Musik

Und erstürmt sich den Himmel.

 

Wippend dem zierlichen Schmetterling gleich

Schreitest du tanzerhobenen Arms

Wie über schwankendes Seil.

 

Wenn deine tastenden Brüste den Atem der Gärten verspüren,

Heben und senken sie sich, zugespitzt,

In verworrnen Gedanken.

 

Zierlich ist deine Seele, dem Rotkehlchen gleich,

Und so ängstlich, daß sie bei plötzlichem Wort

Flatternd im Käfig sich stößt.

 

Arthur Frank Mathews, Spring Dance
Arthur Frank Mathews (1860-1945) war ein amerikanischer tonalistischer Maler und einer der Gründer der Arts and Crafts Movement.

Heinrich Seidel 1842-1906

Frühling

 

Das Bächlein rinnt vom Berge nieder wieder,

Weil Eis und Schnee in allen Gauen thauen,

Und Vöglein, die dem Lenz dem lauen trauen,

Trägt aus dem Süden ihr Gefieder wieder.

 

Es klingen ihre süssen Lieder wieder

Am Bach, wo Veilchen wir die blauen schauen,

Und auf den neubelebten Auen bauen

Ihr Nest in Rosen sie und Flieder wieder.

 

Wenn Nachtigallen in Syringen singen,

Darf da der Dichter in dem Reigen schweigen?

O nein, es soll auch ihn zum Singen zwingen!

 

Wenn auf zum Aether Lerchenschwingen dringen,

Soll auch der Dichter, was ihm eigen, zeigen

Und seine Reime hold zum Klingen bringen!

 

aus: Reimkunststücke, aus der Mappe des lyrischen Dichters Johannes Köhnke

 

Daniel Ridgway Knight, Springtime
Daniel Ridgway Knight (1839-1924) war ein US-amerikanischer Maler.

Isolde Kurz 1853-1944

Frühlingslied

 

Lieblich im Lenzeshauch

Baden die Glieder,

Seele, der Schmetterling,

Löst sein Gefieder.

Hoch bis zur Sonne

Schwillt mir das Herz,

Ach, und die Wonne

Mischt sich mit Schmerz.

Möchte zum Himmelsblau

Jubelnd mich heben,

Möcht' in der grünen Au

Wurzeln und kleben,

Möcht' in den Gluten

Schmelzend vergehn,

Still mich verbluten

An Sehnsuchtswehn.

 

Kannst nicht zum Himmelsblau

Jubelnd dich heben.

Sollst nicht in grüner Au

Wurzeln und kleben,

Aber dies Dehnen,

Weltenumfangen,

Liebendes Sehnen

Am nächsten zu hangen,

Schwanken und Beben,

Jubel und Schmerz,

Das ist dein Leben,

O Menschenherz.

 

 

Ivana Kobilca, Poletje
Ivana Kobilca (1861-1926) war eine slowenische Malerin.
 

Ilse von Stach 1879-1941

Frühling

 

Wie soll mein Herz den Frühling überstehn,

wenn sonnentrunken wieder rings auf Erden

die Knospe schwillt in ahnungsvollem Werden

und tausend Wünsche durch die Täler gehn ...

Wie soll mein Herz den Frühling überstehn!

 

Den Frühling, den auch du so sehr geliebt,

wenn, wo ein Herz um deines fast vergangen,

zwei Augen leuchtend gross an dir gehangen,

ein Lippenpaar, das immer gibt und gibt.

Wie hat dein Herz den Frühling dann geliebt! -

 

Und wieder wird's von Tal zu Tale wehn,

dieselbe liebeselge Frühlingsfeier,

dann stehn die Birken keusch im Hochzeitsschleier,

und durch die Nächte wird ein Flüstern gehn -

Wie soll mein Herz den Frühling überstehn!

 

 

 

George Clausen, Apple blossom
George Clausen (1852-1844) war ein britischer Künstler, der mit Öl und Aquarell, Radierung, Mezzotinta, Trockenpunkt und gelegentlich Lithografien arbeitete.
 

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Will dir den Frühling zeigen ...

 

Will dir den Frühling zeigen,

der hundert Wunder hat.

Der Frühling ist waldeigen

und kommt nicht in die Stadt.

 

Nur die weit aus den kalten

Gassen zu zweien gehn

und sich bei den Händen halten –

dürfen ihn einmal sehn.

 

Frederick Childe Hassam, Spring in Central Park, 1908
Frederick Childe Hassam (1859-1935) war ein amerikanischer Maler des Impressionismus.

Jakob Bosshart 1862-1924

Lenz

 

Blätterrausch,

Duftender Maien,

Erdenrausch,

Wandern zu zweien!

Singen und Sehnen

In Stube und Wald,

Kindliches Wähnen

Und stille Gewalt,

Hoffen und Bangen

Und Jubeln und Zagen,

Glühende Wangen

Und zitterndes Wagen,

Fliehen und Suchen und Küsse ergattern –

Hörst du die Finken im Fliederbusch flattern?

 

Fritz Syberg, Spring
Christian Friedrich Wilhelm Heinrich Syberg, bekannt als Fritz Syberg, (1862-1939) war ein dänischer Maler und Illustrator.

Pauline Schanz 1828-1913

Nun ist das Wunder neu gescheh'n

 

Nun ist das Wunder neu gescheh'n,

Des Grabes Riegel ist zersprungen;

Doch ihr habt schweigend zugeseh'n,

Daß Leben sich dem Tod entrungen.

 

Kein Halleluja himmelwärts

Hat euren Dank emporgetragen,

Aus der verjüngten Erde Herz

In grünen Flammen ausgeschlagen.

 

Ungläubig Volk, vor deinem Blick

Kehrt Jahr um Jahr von Land zu Landen

Der Wunder herrlichstes zurück:

Wach auf! Der Frühling ist erstanden

 

Ungläubig Volk, wach' auf, wach' auf!

Der Segen kommt einhergeschritten;

Noch gibt der Herr dir Brot vollauf,

Wie damals in der Wüste Mitten.

 

Die Blüte ringt vom Ast sich los,

Des Erntesegens duft'ger Bote,

Der Halm quillt aus der Erde Schoß,

Es reift das Korn und wird zum Brote.

 

Die Beere wächst, die Traube schwillt,

Des Weines goldne Wellen steigen,

Daß Labung deinen Becher füllt,

Hell aus der Rebe herben Zweigen.

 

Wohin du blickst, ein Wunder taucht

Aus jeder Knospe enger Hülle;

Ungläubig Volk, das Wunder braucht,

Wach' auf und sieh' der Wunder Fülle!

 

 

Lauritz Andersen Ring,

At the French Windows - The Artist's Wife
Lauritz Andersen Ring, auch Lars Andersen Ring, eigentlich Lauritz Andersen (1854-1933) war ein dänischer Figuren-, Genre-, Landschafts-, Bildnismaler, Zeichner und Keramiker.
 

Stefan George 1868-1933

Gartenfrühlinge

 

Schimmer aus lichtgoldnem blatte

Treibt aus dem waldigen finster ..

Dass die bescheidene ginster

Ruhe der trauer beschatte!

 

Nah in den gärten duften die mandeln

Dort sah ich augen voll glut und traum

Ich will die gärten wieder durchwandeln

Hände baden im blumigen flaum.

 

Seltnerer vögel gefieder

Büsche in zierlichen kegeln!

Trunkene falter segeln

Reicher ertönen dort lieder.

 

Kostbarer wie sie die quelle verstreut

Schmächtigem springbrunn funken entstieben ..

Werden sie leuchten leuchten mir heut?

Werd ich die süssen traum-augen lieben?

 

Claude Monet, Frauen im Garten, 1866
Claude Monet (1840-1926) war ein bedeutender französischer Maler.

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Frühling übers Jahr

 

Das Beet, schon lockert

Sich's in die Höh',

Da wanken Glöckchen

So weiß wie Schnee;

Safran entfaltet

Gewalt'ge Glut,

Smaragden keimt es

Und keimt wie Blut.

Primeln stolzieren

So naseweis,

Schalkhafte Veilchen,

Versteckt mit Fleiß;

Was auch noch alles

Da regt und webt,

Genug, der Frühling,

Er wirkt und lebt.

 

Doch was im Garten

Am reichsten blüht,

Das ist des Liebchens

Lieblich Gemüt.

Da glühen Blicke

Mir immerfort,

Erregend Liedchen,

Erheiternd Wort;

Ein immer offen,

Ein Blütenherz,

Im Ernste freundlich

Und rein im Scherz.

Wenn Ros' und Lilie

Der Sommer bringt,

Er doch vergebens

Mit Liebchen ringt.

 

 

Carl Vilhelm Holsoe, Interior, Light of Spring
Carl Vilhelm Holsøe (1863-1935) war ein dänischer Maler.

Theodor Körner 1791-1813

Im Frühling

 

Morgenduft!

Frühlingsluft!

Glühend Leben,

Mutige Lust,

Freudiges Streben

In freudiger Brust!

Hinauf, hinauf

Auf der lichten Bahn

Dem Frühling entgegen!

Auf allen Fluren

Der Liebe Spuren,

Der Liebe Segen.

Wälderwärts

Zieht mich mein Herz,

Begaus, Bergein,

Frei in die Welt hinein,

Durch des Tages Glut,

Durch nächtlich Grausen.

Jugendmut

Will nicht weilen und hausen.

Wie alle Kräfte gewaltig sich regen,

Mit heißer Sehnsucht spät und früh,

Dem ewigen Morgen der Liebe entgegen,

Entgegen dem Frühling der Phantasie!

 

 

James Jebusa Shannon, Springtime, 1896
Sir James Jebusa Shannon (1862-1923) war ein anglo-amerikanischer Maler.
 

Joseph Victor von Scheffel 1826-1886

 

»Manch ein schwer Problema hab' ich

Prüfend in dem Katerherzen

Schon erwogen und ergründet,

Aber eins bleibt ungelöst mir,

Ungelöst und unbegriffen:

Warum küssen sich die Menschen?

's ist nicht Haß, sie beißen nicht,

Hunger nicht, sie fressen sich nicht.

's kann auch kein zweckloser, blinder

Unverstand sein, denn sie sind sonst

Klug und selbstbewußt im Handeln,

Warum also, frag' umsonst ich,

Warum küssen sich die Menschen;

Warum meistens nur die jüngern?

Warum diese meist im Frühling?

Über diese Punkte werd' ich

Morgen auf des Daches Giebel

Etwas näher meditieren.«

 

Jan Preisler, Spring
Jan Preisler (1872-1918) war ein tschechischer Maler und Grafiker.

Theodor Fontane 1819-1898

Frühlingslieder

 

Der Frühling hat des Winters Kette

Gelöst nach altem gutem Brauch;

O, daß er doch zerbrochen hätte

Die Ketten unserer Freiheit auch.

 

Er nahm das weiße Totenlinnen,

Das die gestorben Erde trug,

Und sieht die Fürsten weiter spinnen

An unsrer Freiheit Leichentuch.

 

Wird nie der Lenz der Freiheit kommen?

Und werden immer Schnee und Eis

Und nimmer Ketten uns genommen?

Es seufzt mein Herz: wer weiß, wer weiß?!

 

 

 

Lionel Percy Smythe, Springtime
Lionel Percy Smythe (1839-1918) war ein britischer Künstler und Radierer.

 

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Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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Franz Dewes

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