Lachse, Gründling, Bürschling, Hecht,
sind im Januar nicht schlecht,
doch Bedingung ist zumeist:
Erst erwischen, eh' man speist.
unbekannter Autor
Ohne Schlittschuh und Schellengeläut'
Ist der Januar ein böses Heut'.
Johann Wolfgang von Goethe
Der Januar (lateinisch mensis Ianuarius), in Teilen des oberdeutschen Sprachraums zudem und in Österreich und Südtirol fast ausschließlich Jänner, ist der erste Monat des Jahres im gregorianischen und im julianischen Kalender. Er hat 31 Tage. Veraltete Namensformen sind Hartung, Hartmonat, Schneemonat, Eismond, Wintermonat oder Wolfsmonat.
Benannt ist er nach dem römischen Gott Janus, der mit zwei Gesichtern dargestellt wird. Er gilt als Gott des Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge, der Türen und der Tore. Im Amtsjahr des römischen Kalenders war der Ianuarius ursprünglich der elfte Monat und hatte 29 Tage. Mit der Umstellung des Jahresbeginns vom 1. März auf den 1. Januar im Jahre 153 v. Chr. wurde der Ianuarius zum ersten Monat des Kalenders. Nach Cäsars Kalenderreform erfolgte im julianischen Kalender ab dem Jahr 45 v. Chr. durch Einschub von zwei Zusatztagen eine Verlängerung des Monats auf 31 Tage. Unter Kaiser Commodus wurde der Monat in Amazonius umbenannt, nach dem Tod des Kaisers erhielt er allerdings wieder seinen alten Namen zurück. (Wikipedia)
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Erich Kästner 1899-1874
Der Januar
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.
Die Amseln frieren.
Und die Krähen darben.
Und auch der Mensch hat seine liebe Not.
Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.
Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben.
Und wär so gerne gelb und blau und rot.
Umringt von Kindern wie der Rattenfänger,
tanzt auf dem Eise stolz der Januar.
Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.
Es heißt, die Tage würden wieder länger.
Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr.
Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern.
Und niemand hält sie auf und fordert Zoll.
Silvester hörte man’s auf allen Sendern,
dass sich auch unterm Himmel manches ändern
und, außer uns, viel besser werden soll.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und ist doch hunderttausend Jahre alt.
Es träumt von Frieden. Oder träumt’s vom Kriege?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.
Helene Krüger 1861 - um 1940
Januar
Treffliche Frauen in ewiger Jugend,
Grundverschieden, doch schön allzumal,
Schlingen den Reigen der wechselnden Jahre,
Liebliche Schwestern, zwölf an der Zahl.
Flockenumtanzt auf geflügelten Sohlen,
Rosig und jung kommt das neue Jahr,
Führet die erste der Schwestern zur Erde,
Frostig und herbe – den Januar.
Pelzwerk und Stahlschuh liebt diese Schöne,
Lockt die Jugend zu kraftvollem Sport,
Macht es den Alten am Ofen behaglich,
Pflegt die Geselligkeit fort und fort.
Öffnet den Reichen zum Wohltun die Hände,
– Winter bringt manche soziale Not, –
Klopft an die Herzen mit ernster Mahnung:
Teile dem Hungrigen liebreich dein Brot.
Dreißig und einmal im Fluge der Tage
Grüßt sie die Menschen in Stadt und Land,
Dann hinter wehenden Nebeln verschwindend
Reicht ihr die folgende Schwester die Hand.
Breviarium Grimani Januar
Breviarium Grimani, Stundenbuch des Domenico Grimani, Das berühmte Breviarium Grimani mit über 1600 durchgehend illuminierten Seiten gilt als eines der schönsten Zeugnisse der flämischen Buchmalerei
des frühen 16. Jahrhunderts. Um 1510-1520 in Brügge und Gent entstanden, waren zahlreiche berühmte Miniaturisten an seiner Entstehung beteiligt, darunter Gerard David, Simon Bening und Gerard
Horenbout.
Ernst Lissauer 1882-1927
Januar
Ich bin erwacht aus toter Winterruh’,
Es taut mein Blut, lang war es zugefroren.
Die Adern rinnen, offen stehn die Poren,
Ich spüre tief: es geht dem Frühling zu.
Klar fließt in mir Lichtjanuar.
Es wächst der Tag, es schwillt das Jahr.
Fritz Lemmermayer 1857-1932
Januar - Februar
Frau Sonne kommt noch immer nicht,
Starr hängt das Eis im Grund,
Die Blumen aber öffnen schon
Im Wald den zarten Mund.
Schneerosen blühen scheu hinauf,
So bleich wie Schnee und Tod;
Es ist, als ob sie schauerten
Vor Winters dunkler Not.
Die Wolken ziehen schwer und grau,
Als wär's zum Strafgericht,
In dürren Zweigen saust der Wind,
Der Vöglein Lied klingt nicht.
Und Blätter decken die Erde zu
Gleich einer Bahre Tuch ...
Du, liebend Herz, sei nicht verzagt,
Lies in dem offnen Buch!
Die bleichen Blumen künden dir
Ein neues Leben an —
Ein neues Leben hoff' auch du,
Wenn eines abgetan!
Heinrich Federer 1866-1928
Januar im Dorf
Ich schiebe die Fensterflügel: es schneit —
Das Gesims ist wie mit Zucker bestreut,
Und artig darauf der Vogelzehen
Trippelnde Bettelschrift zu sehen.
Großvater nickt im Stuhl und träumt,
Ob wohl der Tod noch lange säumt?
Er grüßt den Freund im Winterbild
Schon wie im Spiegel, so nah und mild.
Die dämmrige Stube in allen Ecken
Lockt zum Verspinnen und zum Verstecken.
Da springt der Knab' hinterm Tisch herfür,
Wirft die Lippe auf und rumpelt zur Tür.
Und watet mit dem Schlitten zum Walde,
Der sommers von der hellen Halde
Wie eine blaue Wolke schaut —
Nun ist er verwittert und ergraut. —
Wie still weitum! Nur Spatzennecken, —
Ein Wässerchen glückst unter Schneewolldecken,
Und leis wie Birmbaumsblüten fallen,
Flocken von himmlischen Dolden wallen.
Aus den Dächern rauchen blaue Kringel,
Doch nichts rührt meinen harten Schlingel.
So war's ja im letzten Winter auch,
Das ist ein alter, bekannter Brauch.
Doch diese Pfoten im Schnee, fürwahr,
Die sah er nicht im letzten Jahr.
Ob es ein Fuchs, ein Marder gewesen?
Nie hat er ein Schulbuch so innig gelesen.
Dann schnaubt er grimmig und steift das Knie:
Ein Glück, dass es floh, das Teufelsvieh! —
Sitzt auf und haucht in die roten Hände
Und schießt ohne Pfad ins Talgelände.
Und es fliegen an ihm die schneeigen Bäume,
Die Hütten, die Menschen vorbei wie Träume.
Ihm brausen die Ohren, er jauchzet vor Glück,
Lässt Vögel und Zeiten und Welten zurück!
Emil Besser 1863-?
Januar
Das weite todesmüde Schweigen;
Die kalte Klarheit in der Luft;
Die Bäume mit den kahlen Zweigen;
Auf frischem Schnee ein blauer Duft;
– Und drunter all das junge Leben,
Um dessen still verborgnes Sein
Schon ahnungsvolle Träume schweben
Von einer Welt im Sonnenschein.
Betty Paoli 1814-1894
Weg am Winterstrand
Das Meer hat die Spuren des Sommers gelöscht
bald wird auch die Sonne vereisen
in der Januarnebelwand
setz deine Gedanken dort in den Kahn
von Fischern an den Strand geschoben
zum Winterschlaf
häng deine Gedanken
in das kahle Astwerk der Bäume
unter den Orgeltönen der rauhen See
erst auf dem Rückweg
hol sie dir wieder
sammel sie ein
Geläutert
Robert Reinick 1805-1852
Januar
Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,
Der Himmel grau, die Erde weiß;
Hei, wie der Wind so lustig pfeift,
Hei, wie er in die Backen kneift!
Doch meint er’s mit den Leuten gut,
Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.
Ihr Stubenhocker, schämet euch.
Kommt nur heraus, tut es uns gleich.
Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn
Da hebst erst recht der Jubel an!
Georg Reicke 1863-1923
Die heiligen drei Könige
Der Wintertag liegt auf dem Dörfchen stumm,
die heiligen drei Könige gehen heut um.
Der Erste schreitet gebeugt einher,
sein Alter und Krone drücken ihn schwer.
Der Zweite führt trippelnd ein Kind an der Hand,
ihn fröstelt im Königs-Bettlergewand.
Der Dritte hebt hoch empor sein Gesicht –
er grüßt eines blinkenden Sternes Licht.
Und als sie die dörfliche Runde vollbracht,
hat jeder sich schweigend davon gemacht.
Im Armenhaus auf der Ofenbank
schlürft bald der Erste den wärmenden Trank.
Sein böses Weib trifft der Zweite an,
sie schlägt das Kind und sie schimpft den Mann.
Der Dritte hat stumm sich hinausgewandt
und schaut übern Schnee und das dunkelnde Land –
schaut lange hinauf zu den Sternenhöhn,
kann sich und ihr Leuchten doch nimmer verstehn!
Otto Julius Bierbaum 1865-1910
Die heiligen drei Könige des Elends
Über einem Häusel, ganz weiß beschneet,
Golden ein flimmernder Funkelstern steht.
Weiß alle Wege, die Bäume alle weiß,
Milde des goldenen Sternes Gegleiß.
Gelb aus dem Fenster ein Lichtschein schräg
Über das Gärtchen, über den Weg.
Sieh, da über den Feldweg quer
Stakt ein steingrauer Alter her;
Ganz in Lumpen und Flicken getan,
Und hält vor dem Hause an.
Haucht in die Hände und sieht sich um,
Blickt zum Sterne und wartet stumm.
Kommt von der andern Seite an
Wieder ein alter zerlumpter Mann.
Geben sich beide stumm die Hand,
Starren zum Sterne unverwandt.
Kommt ein dritter und grüßt die zwei,
Raunen und tuscheln und deuten die drei.
Blicken zum Sterne, blicken zur Tür;
Tritt ein bärtiger Mann herfür:
"Kamt in Mühen und Sehnen weit;
Geht nach Hause! Es ist nicht die Zeit ..."
Senken die Köpfe die drei und gehn
Müde fort. Es hebt sich ein Wehn,
Hebt sich ein Stürmen, Wirbeln, Gebraus,
Und der goldene Stern löscht aus.
Josef Weinheber 1892-1945
Jänner
Das Jahr geht an mit weißer Pracht.
Drei König stapfen durch die Nacht.
Das Rehlein scharrt den harten Grund,
klar ziehn die Stern in ernster Rund.
Der Weg verweht, das Haus so still,
der Bauer liest in der Postill,
der Ofen singt, die Stund vergeht,
nur sacht! Wir kommen nie zu spät.
Um Fabian, Sebastian
hebt neu der Baum zu saften an,
und an dem Tag von Pauls Bekehr
ist halb der Winter, hin und her.
Otto Baisch 1840-1892
Was in Liebe begonnen ist,
Bleibe, wenn das Flücht'ge verronnen ist.
* * *
Stechpalmen grüßen
Allzeit lebendig,
Lehren uns scharf sein,
Aber beständig.
* * *
Was in starrender Winterszeit
Unter dem Schneefeld still gedeiht,
Kommt im Frühling hervor als Keim,
Kommt im Sommer als Ernte heim.
So auch reife die Geistessaat
Sicher und still zu beglückender Tat.
Emil Besser 1863-?
Januar
Das weite todesmüde Schweigen;
Die kalte Klarheit in der Luft;
Die Bäume mit den kahlen Zweigen;
Auf frischem Schnee ein blauer Duft;
– Und drunter all das junge Leben,
Um dessen still verborgnes Sein
Schon ahnungsvolle Träume schweben
Von einer Welt im Sonnenschein.