BuchKult
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Arthur Ernest Streeton,

Cherry Blossom, 1924
Sir Arthur Ernest Streeton (1867-1943) war einer der heute noch bekanntesten australischen Maler.
 

Utagawa Hiroshige, Kirschblüte
Utagawa Hiroshige (1797-1858) war zusammen mit Kuniyoshi und Kunisada einer der drei stilbildenden Meister des japanischen Farbholzschnitts am Ende der Edo-Zeit.

Eduard Mörike 1804-1875

Er ist's

 

Frühling läßt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land

Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen

Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist's!

Dich hab ich vernommen!

 

Franz Hecker, Kirschbaumblüte
Franz Hecker (1870-1944) war ein deutscher Maler und Graphiker. Seine Ausbildung erhielt er von 1890 bis 1893 an der Kunstakademie Düsseldorf, an der er unter anderem Fritz Overbeck, Otto Modersohn und Heinrich Vogeler kennenlernte und seither oft die Künstlerkolonie Worpswede besuchte.

Karl Ernst Knodt 1856-1917

Er ists!

 

Weisse, erwachte Kirschenbäume,

Dahinter ein Kranz frischrankender Lärchen,

Darüber ein Himmel voll blauer Träume –:

O Welt, o Herz! Ist das nicht der Frühling?

 

Und eine Seele, gestimmt zum Singen,

Und eine Sehnsucht, selig zum Sterben,

Und eine Liebe, reich zum Zerspringen –:

Herz, das ist der wahrhaftige Frühling!

 

 

Fritz von Wille, Cherry Kirschbaumblüten mit Blick auf das Dalbendener Schullandhaus
Friedrich (Fritz) Gustav August Julius Philipp Rudolf von Wille (1860-1941) war ein deutscher Landschaftsmaler.

Georg Heym 1887-1912

Printemps

 

Ein Feldweg, der in weißen Bäumen träumt,

in Kirschenblüten, zieht fern über Feld.

Die hellen Zweige, feierlich erhellt,

zittern im Abend, wo die Wolke säumt,

 

ein düstrer Berg, den Tag mit goldnem Grat,

ganz hinten, wo ein kleiner Kirchturm blinkt.

Das Glöckchen sanft im lichten Winde klingt

herüber goldnen Tons auf grüner Saat.

 

Ein Ackerer geht groß am Himmelsrand.

Davor, wie Riesen schwarz, der Stiere Paar,

ein Dämon vor des Himmels tiefer Glut.

 

Und eine Mühle faßt der Sonne Haar

und wirbelt ihren Kopf von Hand zu Hand

auf schwarze Au, der langsam sinkt, voll Blut.

 

 

 

Ferdinand Hodler, Blühender Kirschbaum, 1905
Ferdinand Hodler (1853-1918) war ein Schweizer Maler des Symbolismus und des Jugendstils.
 

Jean Paul 1763-1825

Im Frühling

 

Ich sage euch, 's ist alles heilig jetzt,

Und wer im Blühen einen Baum verletzt,

Der schneidet ein wie in ein Mutterherz.

Und wer nur eine Blume pflückt zum Scherz

Und sie dann von sich schleudert sorgenlos,

Der reißt ein Kind von seiner Mutter Schoß.

Und wer dem Vogel jetzt die Freiheit raubt,

Der sündiget an eines Sängers Haupt,

Und wer im Frühling bitter ist und hart,

Vergeht sich wider Gott, der sichtbar ward.

 

 

 

Peder Mørk Mønsted, Grandmother and Granddaughter in a Blooming Garden
Peder Mørk Mønsted (1859-1941) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Ricarda Huch 1864-1947

 

Von allen Zweigen perlt der goldne Schaum,

Auf allen Bäumen flammen Blütenbrände,

Unzählbar lacht der Kuckuck durch den Raum,

Frag ich ihn bang nach meines Lebens Ende.

Es blüht und lebt bis an der Erde Saum,

Wird blühn und leben, singt er, ohne Wende –

Als wäre Frühling nicht ein kurzer Traum.

Auch du bist ewig! Spare nicht, verschwende!

 

Léonard Jarraud, Pêchers en fleurs, Musée des Beaux Arts d'Angoulême
Léonard Jarraud (1848-1926) war ein französischer Maler.

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Leise weht ein erstes Blühn

 

Leise weht ein erstes Blühn

Von den Lindenbäumen,

Und, in meinen Träumen kühn,

Seh ich Dich im Laubengrün

Hold im ersten Muttermühn

Kinderhemdchen säumen.

 

Singst ein kleines Lied dabei,

Und Dein Lied klingt in den Mai:

 

Blühe, blühe Blütenbaum

Tief im trauten Garten.

Blühe blühe Blütenbaum,

Meiner Sehnsucht schönsten Traum

Will ich hier erwarten.

 

Blühe, blühe Blütenbaum,

Sommer wird dirs zahlen.

Blühe, blühe Blütenbaum.

Schau, ich säume einen Saum

Hier mit Sonnenstrahlen.

 

Isaak Lewitan, Spring in Italy
Isaak Iljitsch Lewitan (1860-1900) war einer der bedeutendsten russischen Maler des Realismus.

Johann Klaj 1616-1656

Vorzug des Frühlings

 

Im Lenzen, da glänzen die blümigen Auen

Die Auen, die bauen die perlenen Tauen,

Die Nymphen in Sümpfen ihr Antlitz beschauen.

          Es schmilzet der Schnee,

          Man segelt zur See,

          Bricht güldenen Klee.

 

Die Erlen den Schmerlen den Schatten versüßen,

Sie streichen, sie laichen in blaulichten Flüssen,

Die Angel aus Mangel und Reißen beküssen,

          Die Lerche, die singt,

          Das Haberrohr klingt,

          Die Schäferin springt.

 

Die Hirten in Hürden begehen den Maien.

Man zieret und führet den singenden Reien,

die Reien die schreien um neues Gedeihen.

          Die Herde, die schellt –

          der Rüde, der bellt –

          das Euter, das schwellt.

 

John William Godward, Landscape blossoming red almond
John William Godward (1861-1922) war ein britischer Maler des Neoklassizismus.

Erich Mühsam 1878-1934

Frühling

 

Das Fell der Erde schäumt in Wellen.

Aus Bäumen und aus Schollen quellen

des Frühlings Knospen auf wie Gischt. –

Dröhnt, Fluten, – zischt!

Schlagt an die Dünen meiner Brust!

Treibt Frühlingsgrün aus meinen dürren Hängen!

Macht Leid zu Lust

und meine Liebe zu Gesängen!

 

 

Vincent van Gogh, Abricotier en fleurs, 1888 Zürich, Kunsthaus
Vincent Willem van Gogh (1853-1890) war ein niederländischer Maler und Zeichner; er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.
 

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

Er ruft sie

 

Die Luft ist wie voll Geigen,

Von allen Blütenzweigen

Das weiße Wunder schneit;

Der Frühling tobt im Blute,

Zu allem Übermute

Ist jetzt die allerbeste Zeit.

 

Komm her und laß dich küssen!

Du wirst es dulden müssen,

Daß dich mein Arm umschlingt.

Es geht durch alles Leben

Ein Pochen und ein Beben:

Das rote Blut, es singt, es singt.

 

Henry William Banks Davis, Obstgarten mit Schafen im Frühling (in Wales), 1909
Henry William Banks Davis (1833–1914) war ein englischer Maler.

Hugo von Hofmannsthal 1874-1929 

Lebensquell

 

Die Frühlingsfluten ziehn durch meinen Geist

Verwandte Gärung fühl ich sich ergießen

Durch tausend Knospen, die sich heut erschließen,

Und neues Leben dampft und quillt und kreist.

 

Das ist des ewgen Jugendbrunnens Fließen,

Der jedem Jahr die gleiche Fülle weist:

In neuer, feuchtverklärter Schönheit gleißt

Was er benetzt, und locket zum Genießen:

 

Gedanken, kommt und trinkt euch neues Leben:

Du scheue Hoffnung, fastverklungnes Fühlen,

Du halbverzagtes, wegemüdes Streben,

 

Laßt euch von lichter Lebensflut umspülen,

Ihr Träume, Bilder, die ich täglich schaue,

Daß euch auf immer dieser Glanz betaue.

 

Cornelis Vreedenburgh, Garden with Blossoming Tree
Cornelis Vreedenburgh (1880-1946) war ein niederländischer Maler.

Gustav Falke 1853-1916

Der Tulpenbaum

 

Der Tulpenbaum hat über Nacht

All seine Blumen aufgemacht,

Die weißen Sterne leuchten weit

In ihrer keuschen Herrlichkeit.

 

Es ist, als hätts die Nacht bedacht,

Was Liebes sie dem Tag vermacht,

Damit von ihrem Märchenglanz

Ein Schimmer leb in seinem Kranz.

 

Er aber, überreich an Licht,

Bedarf der fremden Sterne nicht,

Und bald entblättert, schnell und sacht,

Das liebliche Geschenk der Nacht.

 

 

Stanley Spencer, Landscape with Magnolia
Sir Stanley Spencer (1891-1959) war ein britischer Maler.
 

Luise Büchner 1821 - 1877

Frühlingslied

 

Es kam der Frühling mit Herrschermacht,

Da wollt' ich ein Lied ihm singen;

Er strahlte so hold in lieblichster Pracht –

Wie sollt' es da nicht gelingen?

 

Ich sah mir die Blüthenbäume an,

Dran alle Knospen gesprungen,

Sie waren gleich Bräuten angethan,

Von Schleier und Myrth' umschlungen.

 

Es nickten Blumen an jedem Steg,

Als ob sie selber sich streuten

Den schlanken Bräuten auf ihren Weg,

Beim Maienglockenläuten.

 

Die grünen Blätter im Buchenhain,

Umhaucht von weißem Gefieder,

Sie flüstern in alle Welt hinein

Die süßesten, wonnigsten Lieder.

 

Es lauschet den Tönen die Lerch' im Feld,

Es lauschen die Nachtigallen,

Aus Blüthensträuchern, vom Himmelszelt

Klingt wieder das fröhliche Schallen.

 

O, Frühling! Frühling! so hold und licht!

Fast will mir das Herz zerspringen!

Du – selbst der Schöpfung höchstes Gedicht,

Wer könnte dich würdig besingen?

 

John Joseph Enneking, Spring Hillside
John Joseph Enneking (1841-1916) war ein amerikanischer impressionistischer Maler, der mit der Boston School verbunden war.

Theobald Kerner 1817-1907

Frühlingswünsche

 

Im Frühling, wenn sich Baum und Strauch

Hat bräutlich angezogen,

Da kommen mir die Wünsche auch

Gleich Lerchen angeflogen.

 

Ich möchte sein ein stolzer Baum,

Hoch in den Himmel ragen;

Ich möcht' des Waldes grünen Raum

Als flinkes Reh durchjagen.

 

Ein starker Adler möcht' ich sein,

Aufwärts zur Sonne streben;

Ich möcht' der Blumen bunte Reih'n

Als Schmetterling durchschweben.

 

Ich möcht' als Sturm durch Meere hin

Wild tanzen meinen Reigen –

Ich blieb am liebsten wer ich bin,

Wenn du nur wär'st mein eigen.

 

Emil Jakob Schindler, Frühling in Hacking, Österreichische Galerie Belvedere
Emil Jakob Schindler (1842-1892) war ein österreichischer Landschaftsmaler.

Karl Ernst Knodt 1856-1917

Junger Lenz

 

Über eines Winters Sehnsucht

Schüttet der Lenz die Blüten aus.

Erfüllung leuchtet von allen Bäumen,

Wieder pflückst du Veilchen zum Strauss.

 

Wieder hörst du die Wälder erwachen,

Auf weicher Weide flötet der Chor

Der Kinder, und goldene Schlüsselblumen

Schliessen dir auf des Lebens Tor.

 

Theodoor Verstraete, Printemps à Schoore, Tournai, Musée des Beaux Arts
Theodoor Verstraete (1850-1907), auch Theodor Verstraete und Théodore Verstraete geschrieben, war ein belgischer realistischer Maler und Grafiker.

Christian Morgenstern 1871-1914

Butterblumengelbe Wiesen

 

Butterblumengelbe Wiesen,

sauerampferrot getönt, –

o du überreiches Sprießen,

wie das Aug dich nie gewöhnt!

 

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,

wunderblütenschneebereift –

ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,

wie die Brust sie kaum begreift

 

Robert Payton Reid,

Blossom Time
Robert Payton Reid (1859-1945) war ein schottischer akademischer Maler.

Hoffmann von Fallersleben 1798-1874

 

Die Bäume blühen überall,

die Blumen blühen wieder,

und wieder singt die Nachtigall

nun ihre alten Lieder.

O glücklich, wer doch singt und lacht,

daß auch der Frühling sein gedacht.

 

 

 

Charles Edward Wilson,

Apple Blossom
Charles Edward Wilson (1853-1941) war ein britischer Aquarellist und Genremaler.

Anna Ritter 1865-1921

Frühlingssegen

 

Der Schlehbusch am Wege

Schimmert in Blüthen,

An den Geländen

Des Thales entlang

Schreitet der Frühling

Mit segnenden Händen.

Über den Wiesen

Hängt Glockenklang,

Früsternde Stimmchen

Erwachen im Dorn,

Und auf den Feldern,

Aus Schollen und Ritzen,

Lugt es hervor

Mit grünlichen Spitzen,

Das heilige Korn.

 

William Stewart MacGeorge, Sloe Blossom
William Stewart MacGeorge (1861-1931) war ein kanadischer Maler.
 

Else Lasker-Schüler 1865-1945

Frühling

 

Wir wollen wie der Mondenschein

Die stille Frühlingsnacht durchwachen,

Wir wollen wie zwei Kinder sein.

Du hüllst mich in dein Leben ein

Und lehrst mich so wie du zu lachen.

 

Ich sehnte mich nach Mutterlieb

Und Vaterwort und Frühlingsspielen,

Den Fluch, der mich durchs Leben trieb,

Begann ich, da er bei mir blieb,

Wie einen treuen Feind zu lieben.

 

Nun blühn die Bäume seidenfein

Und Liebe duftet von den Zweigen.

Du mußt mir Mutter und Vater sein

Und Frühlingsspiel und Schätzelein

Und ganz mein eigen.

 

Claude Monet, Tree in Flower near Vétheuil
Claude Monet (1840-1926) war ein bedeutender französischer Maler.

Barthold Heinrich Brockes 1680-1747

Kirschblüte bei der Nacht

 

Ich sahe mit betrachtendem Gemüte

Jüngst einen Kirschbaum, welcher blühte,

In kühler Nacht beim Mondenschein;

Ich glaubt', es könne nichts von größrer Weiße sein.

Es schien, ob wär ein Schnee gefallen.

Ein jeder, auch der kleinste Ast

Trug gleichsam eine rechte Last

von zierlich-weißen runden Ballen.

Es ist kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt,

Indem daselbst des Mondes sanftes Licht

Selbst durch die zarten Blätter bricht,

Sogar den Schatten weiß und sonder Schwärzer hat.

Unmöglich, dacht ich, kann auf Erden

Was Weißers aufgefunden werden.

 

Indem ich nun bald hin, bald her

Im Schatten dieses Baumes gehe,

Sah ich von ungefähr

Durch alle Blumen in die Höhe

Und ward noch einen weißern Schein,

Der tausendmal so weiß, der tausendmal so klar,

Fast halb darob erstaunt, gewahr.

Der Blüte Schnee schien schwarz zu sein

Bei diesem weißen Glanz. Es fiel mir ins Gesicht

Von einem hellen Stern ein weißes Licht,

Das mir recht in die Seele strahlte.

Wie sehr ich mich an Gott im Irdischen ergetzte,

Dacht ich, hat Er dennoch weit größere Schätze.

Die größte Schönheit dieser Erden

Kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.

 

Juliette Wytsman, Cerisiers en fleurs
Juliette Wytsman, geb. Trullemans (1866-1925) war eine belgische Landschaftsmalerin.

Ernst Stadler 1883-1914

Frühlingsnacht

 

Die Kirschbaumblüten im lichtdurchschwemmten Garten

Sind wie Kandelaber von Millionen Kerzen,

Die das Vollmondfeuer angesteckt. Die zarten Kissen

Grüngesprengten Rasens zwischen Krokusbeeten

Sind besteckt mit weißen Perlensäumen,

Und die kühle spiegelhelle Luft

Ist ein feiner Schleier von gewebtem Silber,

Den die Lenznacht heimlich glühend um die

Weiße warme Nacktheit ihrer Glieder hängt.

 

Fritz von Wille, Blühender Kirschzweig mit Blick auf die Müllenborner Felder
Friedrich (Fritz) Gustav August Julius Philipp Rudolf von Wille (1860-1941) war ein deutscher Landschaftsmaler.

Christian Wagner 1835-1918

Blühender Kirschbaum

 

Ungezählte frohe Hochzeitsgäste.

Groß und kleine, einfach und betresste:

Herrn und Frauen, Edelfräulein, Ritter,

Ungezählte Väter wohl und Mütter;

Ungezählte Kinder, Großmatronen,

Jägerinnen viel und Amazonen,

Freche Dirnen wohl mit Ernsten, Frommen

Auf dem Edelhof zusammenkommen.

 

Ungezählte bräutlich schöne Zimmer,

Da und dort wohl mädchenhafter Flimmer,

Ungezählte rosge Hochzeitsbetten

Und daneben heimlich traute Stätten;

rosenfarbig ausgeschlagne Stübchen

Für die Harfnerinnen und Schönliebchen;

Ungezählte Schalen mit Getränken,

Ungezählte Köche wohl und Schänken,

Ungemessner Raum zu freiem Walten

In dem Hochzeitshause ist enthalten.

 

Ungezähltes Kommen oder Gehen,

Abschiednehmen, Kehren, Wiedersehen,

Essen, Trinken, Tanzen, Liebesgrüßen,

Liebgewordnes wohl umarmen müssen;

Ungezähltes inniges Umfassen,

Götterfreies wohl gewähren lassen;

Ungezähltes Leid und Selbstvergessen

In dem luftgen Saale, – währenddessen

Ungezählte selige Minuten

An dem Freudenheim vorüberfluten.

 

 

George Inness, Apple Blossom Time, 1883
George Inness (1825-1894) war ein amerikanischer tonalistischer Maler.
 

Emanuel Geibel 1815-1884

Frühlingslied

 

Mit geheimnisvollen Düften

Grüßt vom Hang der Wald mich schon,

Über mir in hohen Lüften

Schwebt der erste Lerchenton.

 

In den süßen Laut versunken

Wall' ich hin durchs Saatgefild,

Das noch halb vom Schlummer trunken

Sanft dem Licht entgegenschwillt.

 

Welch ein Sehnen! welch ein Träumen!

Ach, du möchtest vorm Verglühn

Mit den Blumen, mit den Bäumen,

Altes Herz, noch einmal blühn.

 

Antonín Hudeček, Blühender Apfelbaum
Antonín Hudeček(1872-1941) war ein tschechischer, post-impressionistischer Landschaftsmaler.

Martin Greif 1839-1911

Frühlingswunsch

 

O Sonnenstrahl in blauer Luft,

Was schaffest du für Leben!

Zur Wiege wandelst du die Gruft

In deinem Wunderweben.

 

Die abgestorbnen Sträucher blühn,

Verzagte Knospen springen –

O, könnte mit dem ersten Grün

Sich auch das Herz verjüngen!

 

Hans am Ende, Frühlingstag, 1898, Bremen
Hans am Ende (1864-1918) war ein deutscher Maler des Impressionismus und Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede.

Nikolaus Lenau 1802-1850

Lenz

 

Die Bäume blühn,

Die Vöglein singen,

Die Wiesen bringen

Ihr erstes Grün.

 

Schier tut's mir leid,

Zu treten die Erden

Und ihr zu gefährden

Ihr neues Kleid.

 

Sie hat nicht acht,

Ob Knospenspringen

Und Frühlingssingen

Mich traurig macht.

 

Nikolay Bogdanov-Belsky, Bloomy Apple Garden, 1935
Nikolay Petrovich Bogdanov-Belsky (1886-1945) war ein russischer Maler.

Ludwig Heinrich Christoph Hölty 1748-1776

Frühlingslied

 

Es ist ein halbes Himmelreich,

Wenn, Paradiesesblumen gleich,

Aus Klee die Blumen dringen;

Und wenn die Vögel silberhell

Im Garten hier, und dort am Quell,

Auf Blütenbäumen singen.

 

Doch holder blüht ein edles Weib,

Von Seele gut und schön von Leib,

In frischer Jugendblüte.

Wir lassen alle Blumen stehn,

Das liebe Weibchen anzusehn

Und freun uns ihrer Güte.

 

Joseph Krachkovsky, Spring Blossoms in Gurzuf
Joseph Krachkovsky (1854-1914) war ein polnischer Maler.

A. de Nora 1864-1936

Blütenzeit

 

Durch die Nacht, die monderglühte,

flog der Schelm, der Frühling, heut

Mit der großen Zuckertüte

Und nun ist mit weißer Blüte

Baum und Strauch und Flur bestreut.

 

Zucker! Zucker! Nichts als Zucker!

Alles Bittre süß gemacht!

Schnuppernd streich ich armer Schlucker,

Büchergucker, Versedrucker,

Durch die neue Blütenpracht.

 

Soll ich schönre Schenken suchen?

Lieblich duftet um die Nas

Mir der frische Frühlingskuchen –

Unter Linden, unter Buchen

Leg ich mich ins grüne Gras.

 

Und ich strample mit den Füßen

Und bis in des Magens Grund

Laß ich mir den goldnen süßen

Honigseim der Sonne fließen

Durch den offnen Schleckermund.

 

Peder Mørk Mønsted, Garden with Blooming Lilac
Peder Mørk Mønsted (1859-1941) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

Flieder

 

(Erinnerungsblatt an M.M.)

 

Stille, träumende Frühlingsnacht ...

Die Sterne am Himmel blinzelten mild,

Breit stand der Mond wie ein silberner Schild,

In den Zweigen rauschte es sacht.

Arm in Arm und wie in Träumen

Unter duftenden Blütenbäumen

Gingen wir durch die Frühlingsnacht.

 

Der Flieder duftet berauschend weich;

Ich küsse den Mund dir liebeheiß,

Dicht überhäupten uns blau und weiß

Schimmern die Blüten reich.

Blüten brachst du uns zum Strauße,

Langsam gingen wir nach Hause,

Der Flieder duftete liebeweich ..

 

 

Mathias J. Alten, Lilacs
Mathias Joseph Alten (1871-1938) war ein deutsch-amerikanischer impressionistischer Maler.

Hermann Lingg 1820-1905

Frühlingslied

 

Der Frühling verschleiert nun wieder

Die Erde ganz

Mir zartem Laubgefieder,

Mit Blütenglanz;

Nun eilet zum Tanz

Hier unter dem blühenden Flieder!

 

Von schwellenden Zweigen hernieder

Singt sehnlich bang

Die Drossel so liebliche Lieder;

Ertöne noch lang

Du süßer Gesang

Hier unter dem blühenden Flieder!

 

Schwermütige Liebe, komm wieder,

Du schönstes Glück!

Vom Dunkel der Sterne schweb nieder

Zur Erde zurück,

Du schönstes Glück,

Hier unter dem blühenden Flieder!

 

 

Józef Mehoffer, Słońce majowe - Mai-Sonne
Józef Mehoffer (1869-1946) war ein polnischer Maler und Graphiker und einer der führenden Vertreter der Kunstrichtung Junges Polen.
 

August von Platen-Hallermünde 1796-1835

Den Geruch berauscht der Flieder

 

Den Geruch berauscht der Flieder,

Und Jasmine duften wieder;

Und der Ost, der kecke Freier,

Löst den Knospen ihre Mieder:

Du allein verhüllst dich ewig,

Schlägst vor mir die Augen nieder!

Bliese doch ein Wind und legte

Das Gewand an deine Glieder!

Nähm er meiner Seufzer einen

Auf sein rauschendes Gefieder!

O belohne deinen Sklaven,

Der so treu dir ist und bieder!

Doch du sprichst: Beglück ich jenen,

So verstummen seine Lieder!

 

Mathias J. Alten, Lilacs
Mathias Joseph Alten (1871-1938) war ein deutsch-amerikanischer impressionistischer Maler.

Ricarda Huch 1864-1947

Heimweh

 

Daß ich einmal doch zu Haus

Läg im Grase wieder!

Bienenschwarm beim Honigschmaus

Summt am blauen Flieder,

Zwitscherton vorüber mir

Aus der Amsel Kehle,

Leichte Wölkchen über mir,

Hoffnung in der Seele!

 

 

 

Ole Isaachsen, Lilac, National Museum of Art, Architecture and Design
Olaf (Ole) Wilhelm Isaachsen (1835-1893) war ein norwegischer Maler der Düsseldorfer Schule.

Arno Holz 1863-1929

Frühlingszauber

 

Nun muß sich wieder alles wenden,

Ich fühl's an meines Herzens Schlag,

Und schöner wird's an allen Enden

Und lieblicher mit jedem Tag.

 

Die Liebe schnürt ihr rothes Mieder,

Der Armuth schmeckt ihr trocknes Brod

Und süß klingt's nächtlich aus dem Flieder:

Im Frühling lächelt selbst der Tod!

 

 

 

Edmund Blair Leighton, Lilac
Edmund Blair Leighton (1852-1922) war ein englischer Maler, der im präraffaelitischen und romantischen Stil malte.
 

Karl Ernst Knodt 1856-1917

An den Flieder

 

Flieder, blütenfroher Flieder,

schlägst du bald die Augen auf,

deine leuchtenden blauen Augen?

 

Sehnsucht nach dir durchblüht das Land,

Veilchen sind fort. Noch reden nicht Rosen.

Aber die leisen Glöckchen des Maien

läuten. Sie lockten dich immer herbei.

 

Heiß brennt die Sonne,

heißer die heimliche Sehnsucht nach dir.

 

Flieder, blühst du,

stillt sich die Sehnsucht, –

lösest ganz leise die Flügel der Seele,

lähmst durch ein wonnig-weiches Ermüden

die vor Erwartung erregten Gedanken,

wandelnd Lust und Leid in lauter

blühendes, liebendes All-Empfinden.

 

Hans Andersen Brendekilde, Landevej med blomstrende syrener og guldregn
Hans Andersen Brendekilde (1857-1942) war ein dänischer Maler.

Karl Kraus 1874-1936

Flieder

 

Nun weiß ich doch, 's ist Frühling wieder.

Ich sah es nicht vor so viel Nacht

und lange hatt' ich's nicht gedacht.

Nun merk' ich erst, schon blüht der Flieder.

 

Wie fand ich das Geheimnis wieder?

Man hatte mich darum gebracht.

Was hat die Welt aus uns gemacht!

Ich dreh' mich um, da blüht der Flieder.

 

Und danke Gott, er schuf mich wieder,

indem er wiederschuf die Pracht.

Sie anzuschauen aufgewacht,

so bleib' ich stehn. Noch blüht der Flieder.

 

Antal Neogrady, Garden Bench by Lilac Bush
Antal (Laszlo) Neogrady (1861-1942) war ein ungarischer Maler.

Anna Ritter 1865-1921

Und um die Holzbank duftete der Flieder

 

Weißt du den Abend noch? Die Ulme hing

Die dichten Zweige schützend um uns nieder,

Der Bach schoß glucksend unterm Zaun vorbei

Und um die Holzbank duftete der Flieder.

 

So süß, so süß! Die laue Nachtluft floß

In weichen Wogen schmeichelnd um die Glieder.

Die Grille zirpte leis im hohen Gras,

Und um die Holzbank duftete der Flieder.

 

Vom Himmel sank ein Stern in jähem Zug,

Lichtscheue Falter huschten hin und wieder,

Dein Arm umfaßte mich, wir waren jung...

Und um die Holzbank duftete der Flieder.

 

Isaak Lewitan, Spring, White, lilacs, c.1895
Isaak Iljitsch Lewitan (1860-1900) war einer der bedeutendsten russischen Maler des Realismus.

Börries Freiherr von Münchhausen 1874-1945

Weißer Flieder

 

Naß war der Tag – die schwarzen Schnecken krochen,

Doch als die Nacht schlich durch die Gärten her,

Da war der weiße Flieder aufgebrochen,

Und über alle Mauern hing er schwer.

 

Und über alle Mauern tropften leise

Von bleichen Trauben Perlen groß und klar,

Und war ein Duften rings, durch das die Weise

Der Nachtigall wie Gold geflochten war.

 

 

 

Henri

Fantin-Latour, White Lilacs
Ignace Henri Jean Théodore Fantin-Latour, genannt Henri Fantin-Latour (1836-1904) war ein französischer Maler und Lithograf.
 

Nikolaus Lenau 1802-1850

Frühlingsgedränge

 

Frühlingskinder im bunten Gedränge,

Flatternde Blüten, duftende Hauche,

Schmachtende, jubelnde Liebesgesänge

Stürzen ans Herz mir aus jedem Strauche.

Frühlingskinder mein Herz umschwärmen,

Flüstern hinein mit schmeichelnden Worten,

Rufen hinein mit trunkenem Lärmen,

Rütteln an längst verschlossenen Pforten.

Frühlingskinder, mein Herz umringend,

Was doch sucht ihr darin so dringend?

Hab ichs verraten euch jüngst im Traume,

Schlummernd unter dem Blütenbaume?

Brachten euch Morgenwinde die Sage,

Daß ich im Herzen eingeschlossen

Euren lieblichen Spielgenossen,

Heimlich und selig – ihr Bildnis trage?

 

Achille Laugé, Flowering Almond Trees, Cailhau
Achille Laugé (1861-1944) war ein französischer Maler des Pointillismus.

Ludwig Scharf 1864-1938

Frühlings-Hymne

 

Dieser blaue Frühlingsmorgen-Himmel

Und dies junge frische Blattgewimmel,

Drin der Wind von Ast zu Aste springt –

Bis sich Blatt mit Blatt im Tanze schwingt –

 

Diese Flitterwochenzeit der Bäume,

Ihre ersten Sonnen-Blütenträume

Unterm blauen Hochzeitsbaldachin –

Dieses golddurchwirkte Farbenglühn …

 

O, dies unaussprechlich zarte Beben,

Leib-inLeib- und Seel-in-Seel-Verweben,

Dies Beseeltsein stummster Kreatur,

Offenbarend ihre Gottnatur! …

 

Bad dich nun, mein Herz, von Staub und Asche!

Wind und Sonne deine Pulse wasche!

Tauche ganz ins golden-grüne Meer!

Wirf im goldnen Blau

Deiner Sehnsucht Arme hin und her! …

 

Olga Wisinger-Florian, Frühling
Olga Wisinger-Florian (1844-1926) war eine österreichische Malerin des Impressionismus.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

 

Komm her und laß dich küssen!

Die Luft ist wie voll Geigen,

Von allen Blütenzweigen

Das weiße Wunder schneit;

Der Frühling tobt im Blute,

Zu allem Übermute

Ist jetzt die allerbeste Zeit.

 

Komm her und laß dich küssen!

Du wirst es dulden müssen,

Daß dich mein Arm umschlingt.

Es geht durch alles Leben

Ein Pochen und ein Beben:

Das rote Blut, es singt, es singt.

 

Raymond Thibésart, Printemps
Raymond Thibésart (1874-1968) war ein französischer Maler.

Anna Ritter 1865-1921

Der Frühling blüht!

 

Der Frühling blüht! Herz – war er je so schön?

Lag je ein solcher Schimmer auf den Höhn

Und in den Thälern solch ein lieber Glanz?

Ein jeder Baum trägt seinen Blüthenkranz –

Auch du, mein Haupt, willst unter grünen Zweigen

Dich ahnungsvoll dem Glück entgegen neigen.

 

Die beiden Hände drück' ich auf die Brust –

Ist's Schmerz, der drinnen lodert, ist es Lust?

Ach, wunderlich verwoben und verwebt

Ist Beides mir, und meine Sehnsucht schwebt

Darüber hin, aus dieses Frühlings Zagen

In der Erfüllung Frieden mich zu tragen.

 

Alfred Sisley, The terrace at Saint-Germain, Spring, 1875
Alfred Arthur Sisley (1839-1899) war ein englischer Maler des Impressionismus, der in Frankreich lebte und wirkte.

Hugo von Hofmannsthal 1874-1929 

Blühende Bäume

 

Was singt in mir zu dieser Stund

Und öffnet singend mir den Mund,

Wo alle Äste schweigen

Und sich zur Erde neigen?

 

Was drängt aus Herzensgrunde

Wie Hörnerschall zutag

Zu dieser stillen Stunde,

Wo alles träumen mag

Und träumend schweigen mag?

 

An Ästen, die sich neigen,

Und braun und dunkel schweigen,

Springt auf die weiße Blütenpracht

Und lacht und leuchtet durch die Nacht

Und bricht der Bäume Schweigen,

Dass sie sich rauschend neigen

Und rauschend ihre Blütenpracht

Dem dunklen Grase zeigen!

 

So dringt zu dieser stillen Stund

Aus dunklem, tiefem Erdengrund

Ein Leuchten und ein Leben

Und öffnet singend mir den Mund.

Und macht die Bäum erbeben,

Dass sie in lichter Blütenpracht

Sich rauschend wiegen in der Nacht!

 

Antonie Lodewijk Koster, Blooming tulip fields and fruit trees
Antonie Lodewijk Koster (1859-1937) war ein niederländischer Landschaftsmaler und Radierer.

 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

BuchKult

Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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