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Das muss man dem Frühling hoch anrechnen:
Alle Jahre besingen ihn die Dichter,
und er kommt trotzdem wieder.
Karl Valentin 1882-1948
Johannes Trojan 1837-1915
Einzugsberechtigt
Naht sich, ermächtigt
Von der Behörde,
Der Lenz der Erde.
Bei günstigem Wetter
Erscheinen Blätter,
Um das zu loben,
Was kommt von oben.
Geprüfte Lerchen,
Gefolgt von Störchen
Mit Meldescheinen
Ziehn an auf Rainen.
Von Veilchendüften
Erfüllt sind Triften;
Was zur Vergnügung
Dient – laut Verfügung.
Grün färbt der Wald sich,
Wos Volk alsbald sich
Der Vöglein gattet,
Nachdems gestattet.
Die Frösche laichen
In Kalmusteichen
Gehobnen Hauptes –
Der Staat erlaubt es.
Vermerkt in Listen
Durch Polizisten
Läßt sich auf Flieder
Der Käfer nieder.
Um zu erfüllen
Des Landraths Willen
Muß Hafer sprießen
Und Spargel schießen.
Für Frühlingsgaben,
Umsonst zu haben,
Dankt der Regierung
Durch gute Führung.
Franz Hessel 1880-1941
Der Frühlingsdichter
Manchem Dichter ist's gegeben,
Bei dem angenehmen Wetter
In dem Schatten grüner Blätter
Ganz allein sich auszuleben.
Aber ich verlorner Knabe
Fluche zu dem holden Lenze,
Wenn ich niemand bei mir habe,
Der entsprechend mich ergänze.
Und ich pflege nur zu reimen
Auf verwandte Animalien,
Statt enthaltsam hinzuträumen
An beliebten Vegetalien.
Auch die Traum-Adelaiden
Können mich nicht mehr erlösen,
Und ich finde meinen Frieden
Nur bei Miezen, Rosen, Resen.
Eines braven Mädchens Hüfte
Müssen meine Hände streicheln,
Wenn die sanften Frühlingslüfte
Meinen Künstlerhut umschmeicheln.
Dann erst fühl ich den bezweckten
Dichterdran auf grüner Flur,
Und mit Faltern und Insekten
Werde ich ein Stück Natur.
Bilder und Gedichte zum Thema Frühling gibt es zuhauf. Die Größe der Seiten bzw. die Anzahl der Bilder, Texte und sonstigen Elemente sind vom Provider vorgegeben und haben etwas mit zumutbaren Ladezeiten zu tun.
Deshalb war es geboten eine Auswahl zu treffen und ein wenig Struktur in das vorliegende Material zu bringen.
Herausgekommen sind vier Seiten: Vorfrühling, Menschen im Frühling, Baumblüte und der Rest.
Diese Aufteilung bezieht sich im Wesentlichen auf die Bilder, nur beim Thema Vorfrühling bot sich eine parallele Zuordnung von Bild und Gedicht an. In den übrigen Abschnitten sind die lyrischen Werke den Bildern eher zufällig zugeordnet.
Als Vorfrühling wird die Zeit des Übergangs vom Winter zum Frühling bezeichnet, eine Zeit die meist von heftigen Schwankungen in Temperatur und anderen Wetterphänomenen gekennzeichnet ist. Was die Anzahl der Bilder zum Thema angeht, so sind hier die Künstler aus Skandinavien und dem eurasischen Osten am stärksten vertreten, wohl weil bei ihnen der Winter länger und heftiger seine Herrschaft ausübte als im Westen. Man wird wahrscheinlich eher nach Zeichen einer bevorstehenden Veränderung Ausschau gehalten und diese wahrgenommen und dokumentiert haben: Schneeschmelze und damit verbunden drohende Überschwemmungen, Wandlungen im Tier- und Pflanzenreich, Veränderungen des Lichts etc.
Menschen im Frühling zeigt die vielfältigen Wirkungen des Frühlings auf das menschliche Leben. Arbeit, Freizeit und öffentliches Leben nehmen nach der winterlichen Isolation wieder neue Formen an.
Die Baumblüte bietet eine ungeheure Fülle an Bildern. "Die Flitterwochen der Bäume" (Ludwig Scharf) faszinierte insbesondere die impressionistischen Vertreter der Malerei.
Der Rest: hier findet sich, was den übrigen Kategorien nicht zuzuordnen war oder was den oben genannten technisch bedingten Beschränkungen zum Opfer fiel.
Fred Endrikat 1890-1942
Wenn's liebe Sönnchen scheint
Wenn's liebe Sönnchen scheint, weht meist ein milder Ostwind,
dann ist man gut gelaunt, das Herz vor Freude hupft.
Doch bläst des Abends spät ein rauher Frühlingsfrostwind,
ist man sehr leicht verstimmt, verärgert und verschnupft.
Am allerbesten ist, daß man nicht grollt und weint,
auch wenn mal nicht das liebe Sönnchen scheint.
Wenn's liebe Sönnchen scheint, dann kommen Mück' und Fliegen.
In großen Schwärmen sieht man sie zum Lichte ziehn.
Doch wenn der Sturmwind fegt, daß sich die Bäume biegen,
verschwinden alle in der Dunkelheit und fliehn.
In ihrem Unterschlupf, da sitzen sie vereint
und warten, bis das liebe Sönnchen scheint.
Wenn's liebe Sönnchen scheint, dann gibt es frohe Feste,
dann sind sie alle da, dann geht es ein und aus.
Doch ist die Tafel leer, verschwinden bald die Gäste.
Den Rest trinkt man allein, und es wird still im Haus.
Beim leeren Glase erst kennt man den wahren Freund,
nicht aber, wenn das liebe Sönnchen scheint.
Max Herrmann-Neiße 1886-1941
Die Eisheiligen
Die Eisheiligen stehen mit steif gefrorenen Bärten,
aus denen der kalte Wind Schneekörner kämmt,
früh plötzlich in den blühenden Frühlingsgärten,
Nachzügler, Troß vom Winter, einsam, fremd.
Eine kurze Weile nur sind sie hilflos, betroffen,
dann stürzt die Meute auf den Blumenpfad.
Sie können nicht, sich lang zu halten, hoffen;
so wüsten sie in sinnlos böser Tat.
Von den Kastanien reißen sie die Kerzen
und trampeln tot der Beete bunten Kranz,
dem zarten, unschuldsvollen Knospenglück
bereiten sie hohnlachend Schmerzen,
zerstampfen junges Grün
in geisterhaft verbissenem Kriegestanz.
Plötzlich mitten in all dem Toben und Rasen
ist ihre Kraft vertan,
und die ersten warmen Winde blasen
aus der Welt den kurzen Wahn.
Johann Peter Hebel 1760-1826
Im Frühling
's Bäumli blüeiht, und 's Brünnli springt.
Potz tausig los wie 's Vögeli singt!
Me het si Freud und frohe Muetht,
und 's Pfifli, nei, wie schmeckts so guet!
aus: Der allezeit vergnügte Tabakraucher
Giuseppe Arcimboldo,
Der Frühling, 1573, Louvre
Giuseppe Arcimboldo (um 1526-1593) war ein italienischer Maler der Spätrenaissance, speziell des Manierismus. Berühmt sind seine Tafelbilder, auf denen er Blumen, Früchte oder Gemüse, aber auch
anorganische Objekte wie Bücher darstellte und daraus überraschende Porträts oder Stillleben komponierte.
Alfred Lichtenstein 1889-1914
Frühling
Ein gewisser Rudolf rief:
Ich hab' viel zu viel gegessen.
Ob's bekömmlich ist sehr fraglich.
Nach so fettem Mittagessen
Fühl' ich mich recht unbehaglich.
Doch ich rülpse hübsch und rauche
Zigaretten hin und wieder.
Liegend auf dem schweren Bauche
Pieps ich lauter Frühlingslieder.
Sehnsuchtsvoll wie auf der Rampe
Quietscht die Stimme aus der Kehle.
Und wie eine alte Lampe
Blakt der Wind die saure Seele.
Ricarda Huch 1864-1947
Halt ein, maßloser Frühling
Halt ein, maßloser Frühling,
Der uns mit Blühen tötet!
Um Haus und Stamm und Fels drängt sich Holunder,
Von allen Mauern stürzt sich die Akazie
In rosigen Kaskaden,
Und labyrinthisch schlingt sich um Betörte
Der zaubernde Jasmin.
Die Wiesen schwellen bunt und schäumen über.
Saft quillt aus tausend Kelchen
Und Trunkenheit.
Der Äther singt, die Erde selber taumelt.
Stürzt sie der Sonne zu?
Halt ein!
Heinrich Heine 1797-1856
Wahrhaftig
Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein,
dann knospen und blühen die Blümlein auf;
Wenn der Mond beginnt seinen Strahlenlauf,
Dann schwimmen die Sternlein hintendrein;
Wenn der Sänger zwei süße Äuglein sieht,
Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüt; -
Doch Lieder und Sterne und Blümelein,
Und Äuglein und Mondglanz und Sonnenschein,
Wie sehr das Zeug auch gefällt,
So machts doch noch lang keine Welt.
Fred Endrikat 1890-1942
Regenwetter
Da sitzt man nun und wartet auf die Sonne.
Der Himmel baumelt wie ein nasser Sack hernieder.
Aus Wolkenfetzen blickt ein Schimmer hin und wieder
in meine Kammer wie in eine Regentonne.
Man wartet schon am Abend auf den nächsten Morgen.
Der kommt mit Wasserstiefeln und mit einer Nebelmütze,
klopft an das Fenster und schiebt durch die Ritze
schon wieder ein Paket mit neuen Sorgen.
Man wartet still von einem Jahr zum andern,
es schmerzt die Brust, die Seele wird zermürbt.
Die Jahre und die Ideale wandern,
bis daß der letzte Hoffnungsschimmer stirbt.
Da hockt man nun in seiner Regentonne
und findet niemals die ersehnte Ruh.
Man sitzt und wartet, wartet auf die Sonne –
und wenn sie da ist, zieht man die Gardinen zu.
Fred Endrikat 1890-1942
Der Philosoph ohne Regenschirm
Es ist nicht alles schön auf dieser wunderschönen Welt,
Novemberstürme gibt es auch im Monat Mai.
Beschimpfe nicht den Regen, der auf dich herniederfällt,
bedenk: Der meiste Regen fällt an dir vorbei.
Karl Valentin 1882-1948
Die vier Jahreszeiten
Wie herrlich ist's doch im Frühling!
Im Frühling, da ist's mir so wohl.
Oh wäre es immer nur Frühling,
Im Frühling, da fühl ich mich wohl
Der Frühling, der hat so was Eignes,
Der Frühling besitzet die Kraft.
Oh bliebe es immer nur Frühling,
Der Frühling gibt Mut uns und Kraft!
Wie herrlich ist's doch im Sommer!
Im Sommer …
Wie herrlich ist's doch im Herbst!
Im Herbst …
Wie herrlich ist's doch im Winter!
Im Winter …