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Alfred Lichtenstein 1889-1914
Sommerfrische
Der Himmel ist wie eine blaue Qualle.
Und rings sind Felder, grüne Wiesenhügel -
Friedliche Welt, du große Mausefalle,
Entkäm ich endlich dir ... O hätt ich Flügel -
Man würfelt. Säuft. Man schwatzt von Zukunftsstaaten.
Ein jeder übt behaglich seine Schnauze.
Die Erde ist ein fetter Sonntagsbraten,
Hübsch eingetunkt in süße Sonnensauce.
Wär doch ein Wind ... zerriß mit Eisenklauen
Die sanfte Welt. Das würde mich ergetzen.
Wär doch ein Sturm ... der müßt den schönen blauen
Ewigen Himmel tausendfach zerfetzen.
Fred Endrikat 1890-1942
Sommerfrische
Man soll nicht in die Sommerfrische gehen,
man wird doch seines Lebens nicht so richtig froh.
Ob da nun Berges- oder Meereslüfte wehen,
auf dem Balkon zu Hause weht es grade so.
Man wird gepiesackt von den Schnaken und den Mücken,
im Meer die Quallen sind auch nicht sehr angenehm.
Und dann an alle Welt das Ansichtskartenschicken.
Nee, nee, mir ist schon mies von alledem.
Ich frage Sie: ist das vielleicht Erbauung,
wenn man da schwitzend auf die Berge klimmt?
Und dann: das fremde Wasser stört mir die Verdauung.
Laß mich in Ruh mit diesem ganzen Zimt.
Was brauch ich Schwarzwald? Ich hab' eine Edeltanne
und laß' den Ventilator durch mein Zimmer wehn.
Statt in den See, kriech' ich in meine Badewanne.
Nee, nee, man soll nicht in die Sommerfrische gehn.
Robert Walser 1878-1956
Sommer
Im Sommer isst man grüne Bohnen,
Pfirsiche, Kirschen und Melonen.
In jeder Hinsicht schön und lang,
bilden die Tage einen Klang.
Durch Länder fahren Eisenbahnen,
auf Häuser flattern lust`ge Fahnen.
Wie ist`s in einem Boote schön,
umgeben von gelinden Höhn.
Das Hochgebirge trägt noch Schnee,
die Blumen duften. Auf dem See
kann man mit Glücklichsein und Singen
vergnügt die lange Zeit verbringen.
Reich bin ich durch ich weiß nicht was,
man liest ein Buch und liegt im Gras
und hört von üb`rall her die dummen
unnützen Mücken, Fliegen summen.
Wilhelm Busch 1832-1908
Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Hell aufgeblüht im Sonnenschein.
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.
Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.
Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.
Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.
ein alter Esel fraß die ganze
Von ihm so heiß geliebte Pflanze.
Richard Dehmel 1863-1920
Klarer Tag
Der Himmel leuchtet aus dem Meer;
ich geh und leuchte still wie er.
Und viele Menschen gehn wie ich,
sie leuchten alle still für sich.
Zuweilen scheint nur Licht zu gehn
und durch die Stille hinzuwehn.
Ein Lüftchen haucht den Strand entlang:
o wundervoller Müßiggang.
Fred Endrikat 1890-1942
Ferien
Es ist so schön, in freier Zeit zu wühlen –
an den Minuten wie am Süßholz kauen –
mit den Gedanken Tennis oder Fußball spielen –
aus den Ideen ein Kartenhäuslein zu erbauen –
auf einer Wolke über Berg und Tal zu reiten –
der Wind als treuer Köter hinterdrein –
auf einem Glockenton in weite Fernen gleiten –
und in der Einsamkeit nicht einsam und allein zu sein.
Otto Julius Bierbaum 1865-1910
Sommer
Singe, meine liebe Seele,
Denn der Sommer lacht.
Alle Farben sind voll Feuer,
Alle Welt ist eine Scheuer,
Alle Frucht ist aufgewacht.
Singe, meine liebe Seele,
Denn das Glück ist da.
Zwischen Aehren, welch ein Schreiten!
Flimmernd tanzen alle Weiten,
Gott singt selbst Hallelujah.
Johannes Schlaf 1862-1941
Sommer
Grüne Schleier
Weit gesponnen.
Gleißend und gleitend. —
Ich sinke
In Farben und Sommerwärme,
Duftschwere, schwüle, summende Sommerwärme.
Meine Hand
Ruht in einem kühlen,
Leise kringelnden Braun,
Und meine trunkenen Sinne lächeln . . .
Otto Sommerstorff 1859-1934
Elegie aus der Sommerfrische
Wie ist‘s in unserm Sommerheim so traulich,
Wie wollen wir der Nerven Kraft erneuen,
Wie wollen wir uns friedlich und beschaulich
Der Sommerszeit, der freien, frohen, freuen!
Wir wollen ganz uns vor der Welt verschließen,
Uns nur an der Natur und ihren Gaben,
Die wir beglückt empfangen und genießen
Und mehr als unser Leben lieben, laben! -
So träumten wir. — Da kam ein Brief, o wehe!
Von zwei Cousinen, alten, seelenvollen;
Sie schrieben, dass sie diesmal unsre Nähe,
Um recht bei uns zu weilen, wählen wollen;
Sie hätten nicht an fremdem Ort gemietet,
Weil sie sich nach „Familienleben“ sehnten,
Und weil sie ganz besonders sich behütet,
Solang sie bei Verwandten wohnten, wähnten.
Uns brach das Herz, indem wir dieses lasen,
Und nur der Trost, der schwache, blieb uns allen:
Ein jeder Mensch hat schließlich seine Basen,
Die ihm zur Last in vielen Fällen fallen. —
Kaum hatten wir die Jungfrau’n überwunden,
Ließ sich ein Jüngling häuslich bei uns nieder;
An unserm Schreibtisch saß er viele Stunden, —
Da dichtete das Luder leider Lieder!
Wo gäb’ es Dichterlinge wohl hienieden,
Die sich so takt- und rücksichtsvoll erwiesen,
Dass sie uns nicht die Verse, die sie schmieden,
Die ach! so inhaltlosen lesen ließen?!
Und unser Jüngling war der Schlimmsten einer,
Die wie ein Alp auf unsrer Seele lasten;
So bald entrinnt den Tintenbolden keiner,
Den sie einmal mit festen Fäusten fassten.
Es ist uns heut noch völlig unverständlich,
Dass uns nicht allen das Gehirn erweichte! —
Wie jauchzten wir, als er uns endlich, endlich
Zum Abschied die verruchte Rechte reichte! —
Kaum hatten wir ein wenig Ruh im Hause,
Da kam ein Brief von Meier — wir erblassten!
„Sie wollten einige Zeit in unsrer Klause,
Eh’ sie zurück nach Dresden reisten, rasten.
Begleitet von drei Söhnen nämlich sei er,
Er müsse dies voll Vaterstolz erwähnen“ - -
Ja, glaubt denn dieser unglücksel’ge Meier,
Dass wir uns so nach seinen Söhnen sehnen?! ...
So ging die schöne Sommerszeit vorüber,
Und als die letzten Gäste uns verließen,
Da lagen sämtlich wir zu Bett, im Fieber. —
O mögen sie’s im bösen Busen büßen!
Christian Morgenstern 1871-1914
Es war ein solcher Vormittag
Es war ein solcher Vormittag,
wo man die Fische singen hörte,
kein Lüftchen lief, kein Stimmchen störte,
kein Wellchen wölbte sich zum Schlag.
Nur sie, die Fische, brachen leis
der weit und breiten Stille Siegel
und sangen millionenweis'
dicht unter dem durchsonnten Spiegel.
Dämmernd liegt der Sommerabend
Über Wald und grünen Wiesen;
Goldner Mond, im blauen Himmel,
Strahlt herunter, duftig labend.
Carl Hermann Busse 1872-1918
Blauer Sommer
Ein blauer Sommer glanz- und glutenschwer
Geht über Wiesen, Felder, Gärten her.
Die Sonnenkrone glüht auf seinen Locken,
Sein warmer Atem läutet Blütenglocken.
Ein goldnes Band umzieht die blaue Stirne,
Schwer aus den Zweigen fällt die reife Frucht
Und Sens' und Sichel blitzt auf Flur und Feld,
Und rot von Rosen ist die ganze Welt.
Wilhelm Busch 1832-1908
Fortuna lächelt, doch sie mag
nur ungern voll beglücken:
Schenkt sie uns einen Sommertag,
so schenkt sie uns auch Mücken.