Wenn der Sommer sich verkündet,
Rosenknospe sich entzündet,
Wer mag solches Glück entbehren?
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832,
aus: Faust. Der Tragödie zweiter Teil, 1832. 1. Akt, Weitläufiger Saal mit Nebengemächern, Rosenknospen
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Johann Fercher von Steinwand 1828-1902
Herein!
Tritt ins Haus und sei mein Gast,
Draußen ist es schwüle,
Gönne deinem Herzen Rast,
Deinem Scheitel Kühle.
Magst du sein von fremdem Blut
Oder armer Gilde -
Blumen trägst du auf dem Hut,
Und im Auge Milde.
Friedrich Halm 1806-1871
Gedicht, du Seelenblütenflaum,
Gedicht, du Lebensflutenschaum,
Gedicht, du Äolsharfenklingen,
Du Flügelschlag von Engelschwingen,
Du Lethetrank, du Ahnungsblitz,
Du Sommernacht mit milder Vollmondhelle,
Du Rosenduft, du Himmelsblau der Seele,
Gedicht, Gedicht, mein Morgenstern. –
Peter van Bohlen 1796-1840
Der Sommer
Mit Sonnenglut und Mondesschimmer,
Mit Strömen, aufgeregt vom kühlen Bad;
Am Abend schön und mit gedämpftem Sehnen
Ist, Freundin, die Sommerzeit genaht.
Ein wasserkühles, flimmerndes Gewölbe,
Die Nächte glänzend mit des Mondes Schein,
Juwelen sind bereit und feuchter Sandel,
Dem Menschen ihren Liebesdienst zu weihn.
Im herrlich duftendem Gemache laben
Sich nun die Liebenden um Mitternacht
Am Weine, kräuselnd von der Gattin Odem,
Wenn Sang und Spiel die Sehnsucht angefacht.
Jakob Haringer 1898-1948
Albumblatt
Sommer durch die Lauben glüht,
Frühling zog vorbei –
Sing mir noch ein kleines Lied –
Kleines Lied vom Mai.
Wasser plätschern – trinken sacht
Meiner Armut Bild;
Einst ach hat die Frühlingsnacht
Mich in Samt gehüllt.
Sommer durch die Lauben glüht,
Frühling zog vorbei . . .
Sing mir noch ein kleines Lied –
Kleines Lied vom Mai.
Carl Hermann Busse 1872-1918
Der Sommer
Seht ihr den Sommer durch die Lüfte fliegen?
In Gold und Blau - so hab ich mir's gedacht;
Nun ist er wieder auf die Welt gestiegen,
Nun giebt's ein Blühn und Düften Tag und Nacht.
Die Falter wissen sich schon nicht zu lassen
Und taumeln glücklich in ein Meer von Licht,
Und Kinderjubel schallt auf allen Gassen,
Und überall ein Kinderangesicht.
Die kleinen Mädchen klatschen in die Hände
Und krähn vergnüglich in die blüh'nde Welt,
Und in der Stadt sind auch die kahlsten Wände
Vom glüh'nden Glanz des Sonnenscheins erhellt.
Der arme Schuster selbst ließ sein Trauer
Und hämmert lustig auf den alten Schuh,
Und vor der Werkstatt tönt vom Vogelbauer
Des gelben Sängers heller Klang dazu.
In allen Lüften wirbeln Lerchenlieder,
Und Schwalben schietzen durch die goldnen Höhn,
Und aus den Gärten düftet weißer Flieder -
Herrgott im Himmel, ist die Welt doch schön!
Rainer Maria Rilke 1875-1926
Übung am Klavier
Der Sommer summt. Der Nachmittag macht müde;
sie atmete verwirrt ihr frisches Kleid
und legte in die triftige Etüde
die Ungeduld nach einer Wirklichkeit,
die kommen konnte: morgen, heute abend –,
die vielleicht da war, die man nur verbarg;
und vor den Fenstern, hoch und alles habend,
empfand sie plötzlich den verwöhnten Park.
Da brach sie ab; schaute hinaus, verschränkte
die Hände; wünschte sich ein langes Buch
und schob auf einmal den Jasmingeruch
erzürnt zurück. Sie fand, daß er sie kränkte.
Stefan George 1868-1933
Hochsommer
Ton verklang auf den altanen ·
Aus den gärten klänge tönen ·
Unter prangenden platanen
Wiegen sich die stolzen Schönen ·
Keck in eleganten zieren
Sie am arm den kavalieren
Milder lauschen und mit süssen
Winken grüssen.
Ja die reifen die sich rühmen
Feiner kinder flink im spiel
Huldigen dem leichten stil ·
Auf den lippen eitle fragen ·
Von verlockenden parfümen
Hingetragen.
Pauken schweigen · sachte geigen.
Ferner tritt · es nahen reiter ·
Leises traben · langsam weiter ..
Zwanglos darf ein flüchtig raunen
Sie bestaunen.
Fröhliche galante leere
Feindlich trübem tatenmeere ·
Weise schlaffheit nur im bade
Wahre gnade.
Auf dem wasser ruderklirren ·
Gondel die vorüberfuhr ·
Sanfte takte sanftem kirren
Sich vereinen einer kleinen
Pompadur.
Ferdinand von Saar 1833-1906
Stadtsommer
Funkelnd über den Dächern
Liegt der heiße Strahl;
Ach, kein Lüften, kein Fächern
Lindert die sengende Qual.
Stumm in der Häuser Schatten
Gehen die Menschen hin;
Von Wäldern und grünen Matten
Träumt ihr lechzender Sinn.
Leiser rollen die Wagen,
Plätschert der Brunnen Fluth;
In solchen schlummernden Tagen
Selbst die Liebe ruht.
Einsam im weiten Raume
Schlummerst auch du, mein Herz,
Und leis' nur wie im Traume
Durchzuckt dich der Sehnsucht Schmerz.
Wilhelm Busch 1832-1908
Die Mücken
Dich freut die warme Sonne.
Du lebst im Monat Mai.
In deiner Regentonne,
Da rührt sich allerlei.
Viel kleine Tierlein steigen
Bald auf-, bald niederwärts,
Und, was besonders eigen,
Sie atmen mit dem Sterz.
Noch sind sie ohne Tücken,
Rein kindlich ist ihr Sinn.
Bald aber sind sie Mücken
Und fliegen frei dahin.
Sie fliegen auf und nieder
Im Abendsonnenglanz
Und singen feine Lieder
Bei ihrem Hochzeitstanz.
Du gehst zu Bett um zehne,
Du hast zu schlafen vor,
Dann hörst du jene Töne
Ganz dicht an deinem Ohr.
Drückst du auch in die Kissen
Dein wertes Angesicht,
Dich wird zu finden wissen
Der Rüssel, welcher sticht.
Merkst du, daß er dich impfe,
So reib mit Salmiak
Und dreh dich um und schimpfe
Auf dieses Mückenpack.