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Fundsachen 3

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Fred Endrikat 1890-1942

Sprichwörter

 

Man darf dem Tag nicht vor dem Abend dankbar sein

und soll das Schicksal nicht für alles loben.

Ein Gutes kommt niemals allein,

und alles Unglück kommt von oben.

 

Die Peitsche liegt im Weine.

Die Wahrheit liegt beim Hund.

Morgenstund hat kurze Beine.

Lügen haben Gold im Mund.

 

Ein Meister nie alleine bellt.

Vom Himmel fallen keine Hunde.

Dem Glücklichen gehört die Welt.

Dem Mutigen schlägt keine Stunde.

 

 

Fred Endrikat (1890-1942)

Gedanken beim steifen Grog

 

Wo ein Grog ist - da ist auch ein Keller.
Wo eine Zeche - ist auch ein Preller.
Wo ein Tsching - da ist auch ein Bum.
Wo ein Kümmel - da ist auch ein Rum.

Wo ein Mat ist - ist auch ein rose.
Wo ein Wind - ist auch eine Hose.
Wo ein Luv ist - ist auch ein Lee.
Wo ein W - da ist auch ein C.

Wo eine Ana - ist auch die lyse.
Wo eine Kom ist - ist auch die büse.
Wo ein Kauta - da ist auch ein bak.
Wo ein Dudel - da ist auch ein Sack.

Wo ein Säbel - da ist auch die Scheide.
Wo ein Schorf ist - da ist auch die Heide.
Wo ein Labs ist - da ist auch ein kaus.
Wo eine Freude - da ist auch ein Haus.

Wo ein Stein ist - da ist auch ein häger.
Wo ein Schorn - ist auch ein steinfeger.
Wo ein Kampf ist - da ist auch ein Sieg.
Wo eine Jungfer - da ist auch ein Stieg.

Wo ein Amboss - da ist auch ein Hammer.
Wo eine Katze - ist auch ein Jammer.
Wo eine Hexe - da ist auch ein Schuss.
Wo ein Kurz ist - da ist auch ein Schluss.

 

Nach dem Reichsstrafgesetz

 

Du hast mir in's Auge gestochen (§ 223),

Hast mir meinen Frieden geraubt (§ 249),

Du hast mir mein Herz gestohlen (§ 242),

Mit Wahnsinn bedroht mein Haupt (§ 241).

Du hast in mir Brand gestiftet (§ 306),

Hast meine Ruhe gestört (§ 360 Ziff. 11),

Hast mich mit Thränen vergiftet (§ 229),

Betrogen mich unerhört (§ 263).

Du hast einen Andern begünstigt (§ 257),

Du hast mir so Vieles verhehlt (§ 258),

Du hast mich durch Liebreiz bestochen,

Als ich Dich zur Liebsten gewählt (§ 109).

Zuerst hast meinem Bewerben

Geleistet Du Widerstand (§ 113),

Dann hieltest Du widerrechtlich

Gefangen Herz und Hand (§ 239).

Oft hast Du um Gnade gebettelt (§ 360 Zisf. 4),

Und manchen Schmuck und Putz

Erpreßt mit gewaltigen Küssen (§ 253)

Aus strafbarem Eigennutz (§ 292).

Du löstest die heiligsten Bande (§ 243 Z. 6, § 250 Z. 2),

Der Untreue klag' ich Dich an (§ 206).

Mit Meineid (§ 153) hast Du zerstört mir

Die ganze Lebens-Bahn (§ 305).

Führ' immer Du heimliche Waffen (§ 367 Ziff. 9),

Mir wird nicht länger bang —

Ich lasse zur Strafe Dich sitzen

Dein ganzes Leben lang (§ 14, § 17).

 

von Miris

aus: Fliegende Blätter, Bd.46, Nr.1646, S44 f.

 

 

Friedrich Theodor von Vischer 1807-1887

Prähistorische Ballade

 

Ein Ichthyosaur sich wälzte

  Am schlammigen, mulstrigen Sumpf.

Ihm war in der Tiefe der Seele

  So säuerlich, saurisch und dumpf,

 

So dämlich, so zäh und so traurig,

  So schwer und so bleiern und stumpf;

Er stürzte sich in das Moorbad

  Mit platschendem, tappigen Pflumpf.

 

Da sah er der Ichthyosaurin,

  So zart und so rund und so schlank,

Ins schmachtende Eidechsenauge,

  Da ward er vor Liebe so krank.

 

Da zog es ihn hin zu der Holden

  Durchs klebrige Urweltgemüs,

Da ward aus dem Ichthyosauren

  Der zärtlichste Ichthyosüß.

 

 

Julius Exner, Fanøpige med høstdragt og strude - Frau aus Fanø mit Ernte-Tracht und Strauß, 1899

Johann Julius Exner (1825-1910) war ein dänischer Genremaler.

Joachim Ringelnatz

Kindergebetchen

 

Erstes

 

Lieber Gott, ich liege

Im Bett. Ich weiß, ich wiege

Seit gestern fünfunddreißig Pfund.

Halte Pa und Ma gesund.

Ich bin ein armes Zwiebelchen,

Nimm mir das nicht übelchen.

   

 

Zweites

      

Lieber Gott, recht gute Nacht.

Ich hab noch schnell Pipi gemacht,

Damit ich von dir träume.

Ich stelle mir den Himmel vor

Wie hinterm Brandenburger Tor

Die Lindenbäume.

Nimm meine Worte freundlich hin,

Weil ich schon sehr erwachsen bin.

 

 

Drittes

 

Lieber Gott mit Christussohn,

Ach schenk mir doch ein Grammophon.

Ich bin ein ungezognes Kind,

Weil meine Eltern Säufer sind.

Verzeih mir, daß ich gähne.

Beschütze mich in aller Not,

Mach meine Eltern noch nicht tot

Und schenk der Oma Zähne.

 

 

Hanns von Gumppenberg 1866-1928

Schwerer Unglücksfall

 

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind

Sitzen neben einander vorm Ururspind

Auf dem Urstuhl, Großmutterstuhl, Mutterstuhl, Stühlchen.

 

Das Kind spricht: »Ich lob' mir mein Kinderspielchen.«

Die Mutter: »Ich bin so voll Mutterglück.«

Großmutter: »Den Großmutterstrumpf ich strick'.«

Urahne: »Mir ist so urahnungsvoll –«

 

Da stürzt das Spind mit Donnergeroll!

Erschlagen sind vom Ururspind

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind.

 

nach Gustav Schwab

 

 

Fred Endrikat (1890-1942)

Seufzerfamilie

 

Ein Seufzer schwebte ganz allein
hoch über einem Birkenhain.
Der Seufzer seufzte tief und schwer:
»O weh, o weh, es quält mich sehr,
dass ich ein männlicher Seufz-er.
Ich wünsche Seelensympathie
mit einer weiblichen Seufz-sie.«
Der Seufzer war so intensiv,
dass er sein Weib ins Leben rief.
Bevor der Mond am Himmel hing,
der Seufz-er die Seufz-sie umfing.
Er herzte sie und küsste sie:
»Du meine einzige Seufz-sie.«
Sie seufzten glücklich alle zwei,
ach, war das eine Seufzerei.
Sie gingen ineinander auf,
und, siehe da - am Morgen drauf
thront auf der Birke als Prinzess
ein kleines, winziges Seufz-es.
Es tönte lieblich durch den Mai
jetzt die Familienseufzerei
wie ein gefühlsharmonisches
Konzert von Seufz-er, -sie und -es.
So war es - so wird's immer sein:
Ein Seufzer kommt niemals allein.

 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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