Da liegen nun die Kartoffeln,
und schlafen ihrer Auferstehung entgegen.
Georg Christoph Lichtenberg 1742-1799
Friedrich Theodor von Vischer 1807–1887
Denke nur: auch die Kartoffel
Ist ein Kind der Erdenmutter
Und – erlaub mir, alter Stoffel –
Schmackhaft namentlich mit Butter.
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Joachim Ringelnatz 1883-1934
Abschiedsworte an Pellka
Jetzt schlägt deine schlimme Stunde,
du Ungleichrunde,
du Ausgekochte, du Zeitgeschälte,
du Vielgequälte,
du Gipfel meines Entzückens.
Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens
mit der Gabel! - - Sei stark!
Ich will auch Butter und Salz und Quark
Oder Kümmel, auch Leberwurst in dich stampfen.
Musst nicht so ängstlich dampfen.
Ich möchte dich doch noch einmal erfreun.
Soll ich Schnittlauch über dich streun?
Oder ist dir nach Hering zumut?
Du bist ein so rührend junges Blut. -
Deshalb schmeckst du besonders gut.
Wenn das auch egoistisch klingt,
So tröste dich damit, du wundervolle
Pellka, dass du eine Edelknolle
Warst, und dass dich ein Kenner verschlingt.
Wilhelm Busch 1832-1908
Pfannkuchen und Salat
Von Fruchtomletts da mag berichten
Ein Dichter aus den höhern Schichten.
Wir aber, ohne Neid nach oben,
Mit bürgerlicher Zunge loben
Uns Pfannekuchen und Salat.
Wie unsre Liese delikat
So etwas backt und zubereitet,
Sei hier in Worten angedeutet.
Drei Eier, frisch und ohne Fehl,
Und Milch und einen Löffel Mehl,
Die quirlt sie fleißig durcheinand
Zu einem innigen Verband.
Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,
Zerstückelt sie und mengt die Zwiebel
Mit Öl und Salz zu einer Brühe,
Daß der Salat sie an sich ziehe.
Um diesen ferner herzustellen,
Hat sie Kartoffeln abzupellen.
Da heißt es, fix die Finger brauchen,
Den Mund zu spitzen und zu hauchen,
Denn heiß geschnitten nur allein
Kann der Salat geschmeidig sein.
- Fortsetzung unten -
- Fortsetzung Busch, Pfannkuchen und Salat -
Hierauf so geht es wieder heiter
Mit unserem Pfannekuchen weiter.
Nachdem das Feuer leicht geschürt,
Die Pfanne sorgsam auspoliert,
Der Würfelspeck hineingeschüttelt,
So daß es lustig brät und brittelt,
Pisch, kommt darüber mit Gezisch
Das ersterwähnte Kunstgemisch.
Nun zeigt besonders und apart
Sich Lieschens Geistesgegenwart,
Denn nur zu bald, wie allbekannt,
Ist solch ein Kuchen angebrannt.
Sie prickelt ihn, sie stochert ihn.
Sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn
Und lüftet ihn, bis augenscheinlich
Die Unterseite eben bräunlich,
Die umgekehrt geschickt und prompt
Jetzt ihrerseits nach oben kommt.
Geduld, es währt nur noch ein bissel,
Dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.
Doch späterhin die Einverleibung,
Wie die zu Mund und Herzen spricht,
Das spottet jeglicher Beschreibung,
Und darum endet das Gedicht.
Robert Müller, Kartoffelernte Friedrich II - der König überall
Robert Müller (später: Warthmüller, 1859-1895) war ein deutscher Maler.
Friedrich der Große war bekannt für seine unangekündigten Inspektionsreisen durch sein Land. Anlässlich seiner Einführung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel per Anordnung 1756 kontrollierte
der Große König auch die Bauern in den Dörfern. Eine solche Szene hat Robert Müller (gen. Warthmüller, 1712-1786) in seinem Gemälde "Die Kartoffelernte" festgehalten.
Große Hungersnot in Irland 1845-1849
Die als Große Hungersnot (irisch An Gorta Mór; englisch Great Famine oder Irish potato famine) in die Geschichte eingegangene Hungersnot zwischen 1845 und 1849 war die Folge mehrerer durch die damals neuartige Kartoffelfäule ausgelöster Missernten, durch die das damalige Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung Irlands, die Kartoffel, vernichtet wurde. Die Folgen der Missernten wurden durch die Laissez-faire-Ideologie und die wirtschaftsliberale Politik der Whig-Regierung unter Lord John Russell noch erheblich verschärft.
Infolge der Hungersnot starben eine Million Menschen, etwa zwölf Prozent der irischen Bevölkerung. Weitere zwei Millionen wanderten aus. (Wikipedia)
Gustave Brion, Récolte des pommes de terre pendant l'inondation du Rhin en 1852 - Kartoffelernte während der Rheinflut 1852, Nantes Musée d'Arts,
Das Rheinhochwasser im September 1852 war das stärkste Hochwasser am Oberrhein seit der Flut von 1342, die als «Jahrtausendereignis» gilt.
Gustave Adolphe Brion (1824-1877) war ein französischer Maler des Realismus.
Kartoffelrevolution
Als „Kartoffelrevolution“ wird die Hungerrevolte bezeichnet, die sich zwischen dem 21. April und 22./23. April 1847 in der preußischen Hauptstadt Berlin ereignete.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kartoffelrevolution
https://dewiki.de/Lexikon/Kartoffelrevolution
https://www.preussenchronik.de/begriff_jsp/key=begriff_kartoffelrevolution.html
http://geschichtsmaterialien.dragonerareal.org/kartoffelrevolution/
Moritz von Schwind, Das Echo, Der Teufel und der Kartoffelwucherer, Holzschnitt, Fliegende Blätter, 1847
Moritz Ludwig von Schwind (1804-1871) war ein österreichischer Maler und Zeichner der Spätromantik.
Kartoffel-Wucherer "Ueber und über schwarz, das ist eine Freude für Unsereins."
Echo - Beelzebub "Ueber und über schwarz, das ist eine Freude für Unsereins."
"Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln!"
ruft man aus, wenn die bisher gültige Arbeitsanweisung durch eine genau zuwiderlaufende ersetzt wird.
Urheber dieser Redensart war Friedrich Wülfing, der 1881 in den 'Fliegenden Blättern', Nr. 1885 eine Karikatur mit dem Text veröffentlichte, worin im Manöver vom Kommandeur befohlen wird, dass ein Trupp Soldaten in einen Kartoffelacker einzurücken hat, während bald darauf der Befehl kommt, dass der Acker zur Vermeidung von Flurschäden wieder zu räumen sei.
"Die dümmsten Bauern
haben die dicksten Kartoffeln."
oder
"Die kubischen Dimensionen der Solanum Tuberosum stehen in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität ihres rustikalen Kultivators."
oder
„Die Expansion der interranen Tuberosa steht in inverser Proportionalität zur intellektuellen Kapazität des kultivierenden Agronoms.“