___________________________________________
Die meisten Grafiken auf dieser Website können durch Anklicken mit der linken Maustaste vergrößert dargestellt werden. Sollte dies nicht funktionieren, steht mir die entsprechende Grafik leider nicht in einer größeren Auflösung zur Verfügung.
Hinter Textstellen in blauer
Farbe verstecken sich Links, entweder zu anderen Seiten dieser Website oder zu externen Sites (z.B. Wikipedia, Youtube ...).
Hedwig Lachmann 1865-1918
Schwermut
Mir ist, wie wenn in einer Sommernacht
Die Menschen schweigsam in den Lauben sitzen.
Die Luft ist schwer. Ein Wolkenhimmel dacht
Sich über ihnen. Und die Fernen blitzen.
Sie fragen in die Höh: Kommt wohl ein Sturm?
Und legen spät sich und bekümmert schlafen.
Und lauschen oft gepresst, ob nicht vom Turm
Ihr Ohr im Halbschlaf Glockenklänge trafen.
Joseph Victor von Scheffel 1826-1886
Die Sommernacht hat mir's angetan,
Das ist ein schweigsames Reiten,
Leuchtkäfer durchschwirren den dunkeln Grund
Wie Träume, die einst zu guter Stund'
Das sehnende Herz mir erfreuten.
Rainer Maria Rilke 1875-1926
Städtische Sommernacht
Unten macht sich aller Abend grauer,
Und das ist schon Nacht, was da als lauer
Lappen sich um die Laternen hängt.
Aber höher, plötzlich ungenauer,
Wird die leere leichte Feuermauer
Eines Hinterhauses in die Schauer
Einer Nacht hinaufgedrängt,
Welche Vollmond hat und nichts als Mond.
Und dann gleitet oben eine Weite
Weiter, welche heil ist und geschont,
Und die Fenster an der ganzen Seite
Werden weiß und unbewohnt.
Rainer Maria Rilke 1875-1926
Sommerabend
Die große Sonne ist versprüht,
der Sommerabend liegt im Fieber,
und seine heiße Wange glüht.
Jach* seufzt er auf: "Ich möchte lieber ..."
Und wieder dann: "Ich bin so müd ..."
Die Büsche beten Litanein,
Glühwürmchen hangt, das regungslose,
dort wie ein ewiges Licht hinein;
und eine kleine weiße Rose
trägt einen roten Heiligenschein.
*jach adj. Veraltet für: schnell und heftig
Rainer Maria Rilke 1875-1926
Stimmungsbild
Graue Dämmerungen hängen
überm weiten Wiesenplan, -
müd, mit rotgelaufnen Wangen
kommt der Tag im Westen an.
Atemlos dort sinkt er nieder
hinter Hängen goldumsäumt,
seine lichtermatten Lider
fallen mählich zu. - Er träumt. -
Träumt manch sonnig Traumgebilde..
Leis vom Himmel schwebt dahin,
jetzt die Nacht und neigt sich milde,
Sterne lächelnd über ihn...
Georg Trakl 1887-1914
Abend in Lans
Wanderschaft durch dämmernden Sommer
An Bündeln vergilbten Korns vorbei. Unter getünchten Bogen,
Wo die Schwalbe aus und ein flog, tranken wir feurigen Wein.
Schön: o Schwermut und purpurnes Lachen.
Abend und die dunklen Düfte des Grüns
Kühlen mit Schauern die glühende Stirne uns.
Silberne Wasser rinnen über die Stufen des Walds,
Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.
Freund; die belaubten Stege ins Dorf.
Karl Ludwig Friedrich Mezger 1810-1885
Sommerabend
Goldenrot erglüht der Sonnenball,
Majestätisch dort hinab er gleitet;
Durch den Abend, der sich ringsum breitet,
Tönt vom Dorf herüber Glockenschall.
Nach des Tages versengend heißer Glut
hebt das Welke sich zu neuem Leben.
Durch das Ährenfeld zieht leises Beben,
Während ringsum Feierstille ruht!
A. de Nora 1864-1936
Sommernacht
In dem tiefen, dunklen, weichen
Mutterschoß der Juninacht
Liegt der Sommer eingeschlummert
Und die Sternenhände streichen
Über seine Schläfen sacht.
Seine Schläfen glühn noch immer
Von des Tages Spiel und Tanz
Und vom Sonnenlichtgefunkel –
Sie erfüllen selbst das Dunkel
Mit geheimnisvollem Glanz.
Leis auf unsichtbaren Schwingen
Durch die tiefe Stille zieht
Nur des Schläfers heißer Atem
Und der Nachtigallen Singen,
Wie ein Mutterwiegenlied.
Richard von Schaukal 1874-1942
Sommerabend
Das Blau des weiten Himmels ist erblaßt,
und alle Wipfel haben ausgerauscht.
Nur eine Amsel noch hat meinen Schritt belauscht.
Die Nacht hat unsichtbar die Welt umfaßt.
Bald wird die grüne Wand verdunkelt stehn:
wo sich das Helle zart vom Schatten hebt,
erloschnes Licht im eignen Schatten schwebt,
wird Finsternis aus blinden Augen sehn.
Hugo Salus 1866-1929
Sommernacht
Der blaue Sommerabend
Fließt in die silberweiße Nacht,
Vor meinem Haus der schöne Baum
Dehnt sich in dunkler Pracht.
Sehnsüchtige Stimmen seufzen
Und schluchzen aus dem dunklen Baum.
Mein schöner Baum im Dunkel,
Wir träumen den gleichen Sommertraum...
Heinrich Seidel 1842-1906
Sommernacht
Nun in dämmergrauem Dunkel
Ruht von heissem Tag die Flur -
In verglimmendem Gefunkel
Schwand der Sonne letzte Spur,
Schlummer hält die Welt umschlungen -
Nebel steigt im Wiesengrund,
Was am lauten Tag verklungen,
In der Stille wird es kund.
Sanftes Flüstern - zartes Weben -
Fern von Vogelruf ein Ton:
Herz, was soll dein leises Beben,
Ach, vergessen glaubt ich’s schon!
Nicht begräbt es Zeit und Wille,
Was dir einst das Herz bewegt -
Es befällt dich eine Stille,
Wo der alte Ton sich regt!
Ludwig Thoma 1867-1921
Sommernacht
Laue, stille Sommernacht,
Rings ein feierliches Schweigen,
Und am mondbeglänzten See
Tanzen Elfen ihren Reigen.
Unnennbares Sehnen schwillt
Mir das Herz. In jungen Jahren
Hab ich nie der Liebe Lust,
Nie der Liebe Glück erfahren.
Schmeichelnd spielt die linde Luft
Um die Stirne, um die Wangen.
Und es faßt mit Allgewalt
Mich ein selig-süßes Bangen.
Blaue Augen, blondes Haar
Soll ich bald mein eigen nennen?
Und der Ehe Hochgefühl
Soll ich aus Erfahrung kennen.
In der lauen Sommernacht
Wird sie dann im Bette sitzen,
"Männchen", fragt sie, "sag mir doch,
Mußt du auch so gräßlich schwitzen?"
Leon Vandersee ?-1907
Sommerabend
Wunderbare Abendstille!
Gottes Friede senkt sich nieder;
In dem Grase zirpt die Grille,
In dem Herzen keimen Lieder.
Fern im Osten senkt sich tiefer
Purpurrot die Abendsonne,
Dunkel steh'n die schlanken Kiefer -
Welches Schauspiel, welche Wonne!
Blütenbalsam tränkt die Lüfte,
Sanfter, süßer Sommerabend!
O wie wirken deine Düfte
Herzerquickend, herzelabend.
Durch die Felder noch zu schweifen
An des Waldes dichtem Saume!
Wie Gedanken schnell hier reifen
In des Dichters holdem Traume!
Eins fehlt noch zu meinem Glücke —
Sieh' da kommt sie schon gesprungen;
Und wie strahlten ihre Blicke,
Als ich ihr mein Lied gesungen.
Karl Hermann Schauenburg 1819-1876
Sommerabend
Der glühe Abendhimmel malt den See,
Ein süßer Frieden wehet durch die Flur —
Ach, weinen möcht' ich immer, wenn ich seh'
Dies ganze, große Glück in der Natur.
Wie wird des Geistes Hülle mir so schwer, —
Hebt mich, ihr goldnen Wolken, tragt mich fort!
Zerfließen möchte ich in diesem Meer
Von Glück und sterben wie ein einsam Wort.
Georg Scherer 1824-1909
Sommernacht
Nun breitet ihre dunklen Flügel
Die Nacht aus über Feld und Wald;
Dort taucht der Mond herauf am Hügel,
Und auch der letzte Laut verhallt.
Die Blume nickt am Rand der Quelle,
Der Vogel schläft auf schlankem Ast,
Und friedlich ruhn an sichrer Stelle
Die Menschen von des Tages Last.
Da schwebt ein Engel durch die Räume
Und singt und spielt ein heilig' Lied;
Ein Schauern gehet durch die Bäume,
Wo segnend er vorüberzieht.
Er segnet Obst und Korn und Reben
Und träuft den Tau auf Blüt' und Blatt,
Er segnet im Vorüberschweben
Die Schläfer auf der Lagerstatt.
Er senkt in ihre Brust den Frieden,
Taucht in Vergessenheit den Schmerz,
Und die durch Zeit und Raum geschieden,
Die führt er liebend Herz an Herz. -
Und wenn der Morgenstern dann wieder
Erlischt in Wolken, goldgesäumt,
Da hebt der Mensch vom Schlaf die Glieder
Und sinnt, wie er so schön geträumt.
Heinrich Seidel 1842-1906
Nimmer weiß ich, wie's gekommen,
War es doch, als müßt' es sein,
Daß mein Herz du hingenommen -
Gar so heimlich schlich es ein.
So wie Blumen still erblühen,
Wie im Lenz ergrünt die Au,
Wie nach heißen Tages Glühen
Hold und labend sinkt der Tau.
Nicht bestürmt mich wild Verlangen
Glutenvoller Sehnsuchtsnacht! -
Wie der Mond kam es gegangen
In der stillen Sommernacht.
Georg Reicke 1863-1923
Sommernacht
Sammetweiche silberne Sommernacht.
Alle Wege von dichtem Laub überdacht.
Strassen alle in weisses Licht getaucht.
Alle Seelen von Dämmerglanz überhaucht.
Leise nur klingt ein Liedchen. Leis tritt ein Fuss.
Heimlich tauscht liebende Seele vertrauten Gruss
und über Felder schwebt, über schweigende Welt
Sternenatem, der Himmel an Erde hält.
Theodor Storm 1817-1888
Die Nachtigall
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen;
Da sind von ihrem süßen Schall,
Da sind in Hall und Widerhall
Die Rosen aufgesprungen.
Sie war doch sonst ein wildes Kind;
Nun geht sie tief in Sinnen,
Trägt in der Hand den Sommerhut
Und duldet still der Sonne Glut
Und weiß nicht, was beginnen.
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen;
Da sind von ihrem süßen Schall,
Da sind in Hall und Widerhall
Die Rosen aufgesprungen.
Ludwig Seeger 1810-1864
Sommernacht
Die beste Zeit im Jahr ist mein,
Da singen alle Vögelein,
Himmel und Erben ist über voll,
Viel gut Gesang da lautet wohl,
Voran die liebe Nachtigall
Macht Alles fröhlich überall
Mit ihrem lieblichen Gesang,
Des muss sie immer haben Dank.
Martin Luther.
Droben an des Berges Mauer
Auf der Lauer
Steht und lugt des Mondes Schein
Schüchtern in die Welt herein;
Doch der Tag hat noch zu schaffen,
Und mit überglühten Waffen
Hält er Wacht
Vor dem Tor der schönen, lauen,
Silberblauen
Sommernacht.
Durch die Abendflammen schweifen
Dunkle Streifen;
An den Sternen hin und her
Weht der Wald, ein grünes Meer.
In's Gebet der Abendglocken
Schlagen Nachtigallen, locken
Süß und sacht
Uns hinaus in diese laue,
Silberblaue
Sommernacht.
Bleiche Geisterinseln schwimmen
Und verglimmen,
Kaum berührt von leisem Hauch,
In dem lichten Zauberrauch;
Ätherharfen zittern linde,
Ferner Welten Frühlingswinde
Sind erwacht
Über dieser schönen, lauen
Silberblauen
Sommernacht.
Aufgetan die feuchten Augen,
Einzusaugen
Diesen hohen, stillen Geist,
Der ob unfern Häuptern kreist,
Bis die ersten Morgenblitze
An der höchsten Alpenspitze
Angefacht,
Wandeln wir durch diese laue,
Silberblaue
Sommernacht.
Otto Julius Bierbaum 1865-1910
An die Nacht
Düfteschwüle, feuchteschwere,
Rauschende, raunende, sterneleere,
Schwarze, samtene Sommernacht!
Mein Herz lauscht an deines bange,
Nimm von mir, was mich so lange
Müde hat gemacht.
Sieh, ich flüchte mich in deine
Arme, siehe Nacht, ich weine,
Und ich kenne mich nicht mehr.
Stille Mutter, heilige, große,
Sieh mein Haupt in deinem Schooße,
Banger Wehen schwer.
Nimm mich ein in deine Güte,
Hürde mich in dein Gehüte,
Das der Müden Hafen ist:
Küsse mild mich ins Vergehen,
Die du aller Lebenswehen
Linde Löserin bist.
Otto Weddigen 1851-1940
Sommerabend
Wunderbare Abendstille!
Gottes Friede senkt sich nieder;
In dem Grase zirpt die Grille,
In dem Herzen keimen Lieder.
Fern im Osten senkt sich tiefer
Purpurrot die Abendsonne,
Dunkel steh'n die schlanken Kiefer -
Welches Schauspiel, welche Wonne!
Blütenbalsam tränkt die Lüfte,
Sanfter, süßer Sommerabend!
O wie wirken deine Düfte
Herzerquickend, herzelabend.
Durch die Felder noch zu schweifen
An des Waldes dichtem Saume!
Wie Gedanken schnell hier reifen
In des Dichters holdem Traume!
Eins fehlt noch zu meinem Glücke —
Sieh' da kommt sie schon gesprungen;
Und wie strahlten ihre Blicke,
Als ich ihr mein Lied gesungen.
Johanna Wolff 1858-1943
Sommernacht
Klee und Nachtviolen duften
süß bedrängend durch das Dunkel.
O wie lieb ich diese Düfte
und wie lieb ich diese Nacht!
Und mein Ruder gleitet leise
durch die Wellen mondumflimmert.
O wie lieb ich diese Wellen
und wie lieb ich diesen Glanz!
Wenn aus dunkelblauen Tiefen
mit den Lüften, mit den Düften
ein Vergessen und Verlieren
mich umdämmert weich und sacht,
und mein Nachen lautlos gleitet
durch die Nacht.
Hermann Hesse 1877-1962
Lampions in der Sommernacht
Warm in dunkler Gartenkühle
Schweben bunte Ampelreihn,
Senden aus dem Laubgewühle
Zart geheimnisvollen Schein.
Eine lächelt hell zitronen,
Rot und weiße lachen feist,
Eine blaue scheint zu wohnen
Im Geäst wie Mond und Geist.
Eine plötzlich steht in Flammen,
Zuckt empor, ist rasch verloht …
Schwestern schauern still zusammen,
Lächeln, warten auf den Tod:
Mondblau, Weingelb, Sammetrot.
Angelika von Hörmann 1843-1921
In der Sommernacht da stand ich oft...
In der Sommernacht da stand ich oft
Am offenen Fenster allein,
Und märchenhaft durch die Bäume sah
Der lichte Mondenschein.
Ich träumte, ich wär' ein Fräulein schön
Auf einsam hohem Schloß;
Die Linden standen drunten im Thal
Als Kämpen hoch zu Roß.
Und fuhr der Wind durchs Land und bog
Die Zweige auf und ab,
So wär's ein süßer Minnegruß,
Den mir ein Ritter gab.
Vorbei der Traum. – Das Leben liegt
Ach nur zu klar vor mir;
O goldne Zeit, da ich geschwärmt,
Wie sehn' ich mich nach dir!
Joachim Ringelnatz 1883-1934
Deutsche Sommernacht
Wenn die Pfirsichpopos
Sich im Sekt überschlagen.
Und der Teufel legt los,
Uns mit Mücken zu plagen.
Und wir füllen einmal reichlich bloß
Einem Armen Tasche und Magen.
Doch es blähn sich Männerbäuche.
Tabakblau hängt sich an Sträuche.
Wenn wir dann die Jacken ausziehn,
Und ein Bratenduft poussiert Jasmin –
In das dunkle Umunsschweigen
Senden zwei entfernte Geigen
Schwesterliche Melodie.
Uns durchglüht ein Urgedanke.
Und es wechseln runde, schlanke
Frauenbeine Knie um Knie.
Und auf einmal lacht die Runde,
Weil ein Herr aus einem Hunde
Hinten einen Faden nimmt.
Wenn dann wirklich alles, alles lacht,
Dann ist jene seltne deutsche Nacht,
Da mal alles stimmt.
Rudolf Presber 1868-1935
In der Sommernacht
Es träumt die Nacht in Laubengängen,
Vom Schloß her jubelt hell das Fest,
Und müde von des Tags Gesängen
Schmiegt sich die Nachtigall ins Nest;
Der Mond spielt mit den blanken Kieseln,
Ein Wind wie leiser Bogenstrich -
Die steingefaßten Quellen rieseln,
Die Wasserrosen öffnen sich.
Und über weißem Marmorbecken,
Drin still der Sterne Bilder ruhn,
Gerahmt von dunklen Taxushecken
Reckt seinen Dreizack der Neptun.
Und wo der Eiche starke Rinde
Ein Herz um unsre Namen schlingt,
Da steh' ich lauschend, ob vom Winde
Geführt dein Lachen zu mir dringt;
Ob ihn, des sehnsuchtbange Seele
Dein lichterfülltes Haus umschleicht,
Kein einz'ger Ton aus deiner Kehle,
Kein Gruß aus deinem Glück erreicht;
Ob kein Gedanke will's dir raunen:
Im Garten steht ein stiller Gast,
Dem du im Lenzspiel deiner Launen
Die Sommernacht versprochen hast.
Da plötzlich... Nichts! Kein Weib im Fleische,
Kein Geist, der geht im Dunkeln um.
"Was soll mir das? Mein Freund, ich heische
'ne Pointe," grollt das Publikum.
"Meinst du, du darfst hier Tränen singen
Und glaubst dich straflos, wenn du's wagst,
Kunstvoll in Stimmung mich zu bringen,
Damit du plötzlich 'Mahlzeit' sagst?
Erst tust du sittsam wie ein Quäker -
Man kennt dich und man denkt: das wird.
Dann mimst du bloß den kleinen Schäker
Und sagst ganz ernst: ,Pardon, ihr irrt!'"
O Publikum, bei meinem Leben,
Nicht schamhaft hab' ich mich geziert,
Es muß auch Sommernächte geben,
In denen einmal nichts passiert.
Muß Dichter geben, die da wandern
Durch Gärten, rein und seelenklar,
Und tief moralisch, weil zum andern
Für dieses Mal kein Anlaß war.
Und willst du deshalb mich nicht loben
Und denkst von meinem Lied gering -
Ich war moralisch sehr gehoben,
Als ich um zwölf nach Hause ging...
Julius Rodenberg 1831-1914
Sommerabend am Rhein
Nimm mich auf in Deine Hallen
Lieber Wald so grün und kühl —
Laß mich träumen, laß mich wallen,
Und Dein Flüstern und Dein Schallen
Stille mein erregt' Gefühl.
Freundlich führt mich diese Quelle
Wie an einem Silberband —
Sei gegrüßt mir, traute Stelle!
Durch des Waldes duft'ge Helle
Schweift der Blick ins offne Land.
Dorten aus des Thales Breite
Glänzt das Grün herauf des Rheins;
In der dämmerblauen Weite
Steht der Taunus und zur Seite
Liegt am Strom das goldne Mainz.
Deutscher Strom! Wie oft in jenen
Fremden Landen dacht ich dein —
Meere sah' ich weit sich dehnen,
Doch nach Dir ging all' mein Sehnen,
Und nun bist Du wieder mein!
Weiter zieht es mich zum Teiche,
Der dort in der Tiefe ruht;
Trauerweide neigt das bleiche
Laub hernieder und der weiche
Sommerwind bewegt die Fluth.
Und dazu das Nachtgeläute
Aus dem Kloster Klarenthal —
Wenn ich je mich Deiner freute,
Sommernacht, so ist es heute,
Heut' empfind' ich Dich einmal!
Heut' empfind' ich jedes Wehen,
Das durch Wald und Wiese kreist,
Und zur Seite, ungesehen,
Mein' ich, müßte heut mir stehen
Meiner fernen Tage Geist.
"Kämpfe fort", spricht er, "hienieden;
Und wenn Du Dein Ziel erreicht,
Ist auch Dir ein Glück beschieden,
Das an Wärme, das an Frieden
Diesem Sommerabend gleicht!"
Klabund 1890–1928
Sommerabend im Tiergarten
Feuchtwarmer Brodem wallt mir in die Nase.
Auf dunkler Bank ein Liebespärchen stöhnt.
Der Mond, der diesen Krempel längst gewöhnt,
Kroch in ein flockig Wolkenbett. Geblase
Zirpt aus den Zelten, wo die rot und weissen
Lampions durch flächenhafte Bäume gleissen,
Lebendig Mosaik, ein flimmernd Muster.
Dicht vor mir müssen Gymnasiasten traben;
Ich höre, wie der eine überlaut
Dem Freund die neue Liebe anvertraut:
Sie muss den Brief noch mit der Frühpost haben ...
An meine Stirn schlägt taumelnd ein Liguster.
Anton Müller 1870-1939
Sommerabend
Dort im dämmernden Bosket
Schimmern seh' ich's, höre sprechen
Und ein liebliches Duett
Schalkhaft kichernd unterbrechen.
Schöne Damen, Sommernacht,
Duft auch der Orangenblüte:
Wieder zeigt ihr eure Macht
Dem poetischen Gemüte.
Der ich unversehns jedoch
Kam zu runzeligen Jahren,
Nur verstohlen darf ich noch
Mir das junge Herz bewahren.
Darf ein ruhiges Asyl
Idealen Wesen gönnen
Und den holdesten so viel
Herz auch, als sie brauchen können.
Paul Scheerbart 1863-1915
Sommernacht
Nun laßt uns wieder preisen
Die große prächtige Sommernacht!
Nun laßt uns wieder trinken
Den schweren Feuertrank!
Nun laßt uns wieder jubeln!
Wir sind ja gar nicht müd und krank.
Nun laßt uns wieder dichten
Den wildesten tollsten Bacchantengesang!
Nun laßt uns lustig selig sein!
Wein! Wein in die alte Laube hinein!
Schon funkeln die Sterne da oben.
Hei! Stürmisch das Glas erhoben!
Sommernacht, sei gepriesen!
Die bunten Lampen bringt auch herbei!
Und auch die besten Zigarren!
In einer prächtigen Sommernacht
Soll man prassen, schlemmen und schwelgen!
Sigmund Schott 1818-1895
Sommerabend
Dort im dämmernden Bosket
Schimmern seh' ich's, höre sprechen
Und ein liebliches Duett
Schalkhaft kichernd unterbrechen.
Schöne Damen, Sommernacht,
Duft auch der Orangenblüte:
Wieder zeigt ihr eure Macht
Dem poetischen Gemüte.
Der ich unversehns jedoch
Kam zu runzeligen Jahren,
Nur verstohlen darf ich noch
Mir das junge Herz bewahren.
Darf ein ruhiges Asyl
Idealen Wesen gönnen
Und den holdesten so viel
Herz auch, als sie brauchen können.
Rudolf Georg Binding 1867-1938
Sommernacht
Wie so sanft sich Licht in Dunkel
wandelt, fast als wär’s das Gleiche.
Dunstgespinst von ewger Kunkel
sinkt auf dämmernde Bereiche.
Baum und Strauch und Wiesen gleiten
aus den Fesseln der Begrenzung
wie erlöst in den befreiten
Raum der zarteren Beglänzung.
Still ins Mondlicht ausgebreitet
scheint sich alles nun verwandter
und des Leibs vergessen gleitet
Seel und Seele zueinander.
Frida Schanz 1859-1944
Sommerabend
Wie stehn nun die großen stolzen
Rosen so zart am Strauch!
Das Abendrot ist verschmolzen
Zu silbergoldenem Hauch!
Des Tages Lärm ist verronnen
Zu hallender Feierruh.
Die Bäche gehn wie versonnen
Dem dämmernden Strome zu.
Die Sterne sind wach geworden.
Kühl weht’s von der Gräser Tau.
Von der Wälder schwarzdunklen Borden
Schleppts wie duftiges Schleierblau.
Adolf Friedrich von Schack 1815-1894
Sommernacht
Nacht des Südens, blau und heiter,
Durch des Abends goldnes Thor
Schwebst du leuchtend wie ein zweiter,
Wie ein schönrer Tag empor.
Deine Schatten selbst sind heller
Als im Norden unser Licht,
Und die Stunden rinnen schneller,
Denn die Trauer kennst du nicht.
Wem das Herz noch unzerfallen
Und die Seele klar wie du,
Sanft in deinen Schlummerhallen
Schließe dem das Auge zu!
Aber mir, dem Ruhelosen,
Ist vertrauter dort die Nacht,
Wo die Wetterbäche tosen
Und im Sturm die Föhre kracht;
Wo die schweren Nebel triefen
Um den Klippenstrand der Seen,
Und aus dunklen Wassertiefen
Schattenbilder auferstehn.
Helene Branco 1816-1894
Sommernacht
Dort des Mondes Zauberspiegel
Hängt im dunklen Rahm der Nacht,
Blumen schaun mit sanftem Auge,
Wie erstaunt ob eigner Pracht.
In den Locken grüner Moose
Spielt der Feuerwürmer Schein,
Wirkt geheim dem Haupt der Erde
Gold'ne Flammenblumen ein.
Die Fontainen gießen Silber
In den dunklen Wolkenflor,
Winde heben Meereswogen
Grünen Hügeln gleich empor.
Und die hohen Wolken malen
Mir ein lächelnd Traumgesicht,
Wenn die sanften Sternen-Blicke
Nieder gießen mildes Licht.
Sterne! ihr seid Gottgedanken,
Ihr senkt Schlummer auf die Trift,
Ihr haucht Frieden auf die Schläfer,
Wonn' und Glanz in Silberschrift.