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Frederick Childe Hassam, Summer evening, 1886
Frederick Childe Hassam (1859-1935) war ein amerikanischer Maler des Impressionismus.

Hedwig Lachmann 1865-1918

Schwermut

 

Mir ist, wie wenn in einer Sommernacht

Die Menschen schweigsam in den Lauben sitzen.

Die Luft ist schwer. Ein Wolkenhimmel dacht

Sich über ihnen. Und die Fernen blitzen.

 

Sie fragen in die Höh: Kommt wohl ein Sturm?

Und legen spät sich und bekümmert schlafen.

Und lauschen oft gepresst, ob nicht vom Turm

Ihr Ohr im Halbschlaf Glockenklänge trafen.

 

 

Harald Slott-Møller, Three Women, Summer Evening
Harald Slott-Møller (1864-1937) war ein dänischer Maler und Keramiker. Zusammen mit seiner Frau, der Malerin Agnes Slott-Møller, war er Gründungsmitglied von Den Frie Udstilling (Die freie Ausstellung).

 

Joseph Victor von Scheffel 1826-1886

 

Die Sommernacht hat mir's angetan,

Das ist ein schweigsames Reiten,

Leuchtkäfer durchschwirren den dunkeln Grund

Wie Träume, die einst zu guter Stund'

Das sehnende Herz mir erfreuten.

 

 

 

Stanley Cursiter, A Summer Night
Stanley Cursiter (1887-1976) war ein schottischer Künstler.
 

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Städtische Sommernacht

 

Unten macht sich aller Abend grauer,

Und das ist schon Nacht, was da als lauer

Lappen sich um die Laternen hängt.

Aber höher, plötzlich ungenauer,

 

Wird die leere leichte Feuermauer

Eines Hinterhauses in die Schauer

Einer Nacht hinaufgedrängt,

Welche Vollmond hat und nichts als Mond.

 

Und dann gleitet oben eine Weite

Weiter, welche heil ist und geschont,

Und die Fenster an der ganzen Seite

Werden weiß und unbewohnt.

 

 

 

Frederick Childe Hassam,

Summer evening in Paris
Frederick Childe Hassam (1859-1935) war ein amerikanischer Maler des Impressionismus.
 

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Sommerabend

 

Die große Sonne ist versprüht,

der Sommerabend liegt im Fieber,

und seine heiße Wange glüht.

Jach* seufzt er auf: "Ich möchte lieber ..."

Und wieder dann: "Ich bin so müd ..."

 

Die Büsche beten Litanein,

Glühwürmchen hangt, das regungslose,

dort wie ein ewiges Licht hinein;

und eine kleine weiße Rose

trägt einen roten Heiligenschein.

 

*jach adj. Veraltet für: schnell und heftig

 

 

Walter Caffyn, A Summer Evening on the River Wey
Walter Wallor Caffyn (1845-1898) war ein britischer Maler.

Rainer Maria Rilke 1875-1926

Stimmungsbild

 

Graue Dämmerungen hängen

überm weiten Wiesenplan, -

müd, mit rotgelaufnen Wangen

kommt der Tag im Westen an.

 

Atemlos dort sinkt er nieder

hinter Hängen goldumsäumt,

seine lichtermatten Lider

fallen mählich zu. - Er träumt. -

 

Träumt manch sonnig Traumgebilde..

Leis vom Himmel schwebt dahin,

jetzt die Nacht und neigt sich milde,

Sterne lächelnd über ihn...

 

 

Waller Hugh Paton, Summer Evening at Penlester, Arran
Waller Hugh Paton (1828–1895) war ein schottischer Landschaftskünstler.

Georg Trakl 1887-1914

Abend in Lans

 

Wanderschaft durch dämmernden Sommer

An Bündeln vergilbten Korns vorbei. Unter getünchten Bogen,

Wo die Schwalbe aus und ein flog, tranken wir feurigen Wein.

 

Schön: o Schwermut und purpurnes Lachen.

Abend und die dunklen Düfte des Grüns

Kühlen mit Schauern die glühende Stirne uns.

 

Silberne Wasser rinnen über die Stufen des Walds,

Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.

Freund; die belaubten Stege ins Dorf.

 

 

Joseph Krachkovsky, Summer Evening in Ukraine
Joseph Krachkovsky (1854-1914) war ein polnischer Maler.

Karl Ludwig Friedrich Mezger 1810-1885

Sommerabend

 

Goldenrot erglüht der Sonnenball,

Majestätisch dort hinab er gleitet;

Durch den Abend, der sich ringsum breitet,

Tönt vom Dorf herüber Glockenschall.

 

Nach des Tages versengend heißer Glut

hebt das Welke sich zu neuem Leben.

Durch das Ährenfeld zieht leises Beben,

Während ringsum Feierstille ruht!

 

 

Hans Ole Brasen, Work on the Old Homestead, Sørup near Esrom, Summer Evening
Hans Ole Brasen (1849-1930) war ein dänischer Maler.

A. de Nora 1864-1936

Sommernacht

 

In dem tiefen, dunklen, weichen

Mutterschoß der Juninacht

Liegt der Sommer eingeschlummert

Und die Sternenhände streichen

Über seine Schläfen sacht.

 

Seine Schläfen glühn noch immer

Von des Tages Spiel und Tanz

Und vom Sonnenlichtgefunkel –

Sie erfüllen selbst das Dunkel

Mit geheimnisvollem Glanz.

 

Leis auf unsichtbaren Schwingen

Durch die tiefe Stille zieht

Nur des Schläfers heißer Atem

Und der Nachtigallen Singen,

Wie ein Mutterwiegenlied.

 

 

Walter Crane, Moonrise
Walter Crane (1845-1915) war ein englischer Maler und Illustrator und einer der führenden Vertreter des Arts and Crafts Movement.

Richard von Schaukal 1874-1942

Sommerabend

 

Das Blau des weiten Himmels ist erblaßt,

und alle Wipfel haben ausgerauscht.

Nur eine Amsel noch hat meinen Schritt belauscht.

Die Nacht hat unsichtbar die Welt umfaßt.

 

Bald wird die grüne Wand verdunkelt stehn:

wo sich das Helle zart vom Schatten hebt,

erloschnes Licht im eignen Schatten schwebt,

wird Finsternis aus blinden Augen sehn.

 

 

Helmi Biese, Summer Evening, Sunset
Helmi Katharina Biese (1867-1933) war eine finnische Malerin.

Hugo Salus 1866-1929

Sommernacht

 

Der blaue Sommerabend

Fließt in die silberweiße Nacht,

Vor meinem Haus der schöne Baum

Dehnt sich in dunkler Pracht.

 

Sehnsüchtige Stimmen seufzen

Und schluchzen aus dem dunklen Baum.

Mein schöner Baum im Dunkel,

Wir träumen den gleichen Sommertraum...

 

 

Eero Järnefelt, Moonlit Summer Night
Erik (Eero) Nikolai Järnefelt (1863-1937) war ein finnischer Maler des Realismus.

Heinrich Seidel 1842-1906

Sommernacht

 

Nun in dämmergrauem Dunkel

Ruht von heissem Tag die Flur -

In verglimmendem Gefunkel

Schwand der Sonne letzte Spur,

 

Schlummer hält die Welt umschlungen -

Nebel steigt im Wiesengrund,

Was am lauten Tag verklungen,

In der Stille wird es kund.

 

Sanftes Flüstern - zartes Weben -

Fern von Vogelruf ein Ton:

Herz, was soll dein leises Beben,

Ach, vergessen glaubt ich’s schon!

 

Nicht begräbt es Zeit und Wille,

Was dir einst das Herz bewegt -

Es befällt dich eine Stille,

Wo der alte Ton sich regt!

 

 

Willard Leroy Metcalf, Summer night no 2, 1914
Willard Leroy Metcalf (1858-1925) war ein amerikanischer Maler.

Ludwig Thoma 1867-1921

Sommernacht

 

Laue, stille Sommernacht,

Rings ein feierliches Schweigen,

Und am mondbeglänzten See

Tanzen Elfen ihren Reigen.

 

Unnennbares Sehnen schwillt

Mir das Herz. In jungen Jahren

Hab ich nie der Liebe Lust,

Nie der Liebe Glück erfahren.

 

Schmeichelnd spielt die linde Luft

Um die Stirne, um die Wangen.

Und es faßt mit Allgewalt

Mich ein selig-süßes Bangen.

 

Blaue Augen, blondes Haar

Soll ich bald mein eigen nennen?

Und der Ehe Hochgefühl

Soll ich aus Erfahrung kennen.

 

In der lauen Sommernacht

Wird sie dann im Bette sitzen,

"Männchen", fragt sie, "sag mir doch,

Mußt du auch so gräßlich schwitzen?"

 

 

Charles Cottet,  Les Rayons du Soir, 1892
Charles Cottet (1863-1925) war ein französischer Maler des Post-Impressionismus.

Leon Vandersee ?-1907

Sommerabend

 

Wunderbare Abendstille!

Gottes Friede senkt sich nieder;

In dem Grase zirpt die Grille,

In dem Herzen keimen Lieder.

 

Fern im Osten senkt sich tiefer

Purpurrot die Abendsonne,

Dunkel steh'n die schlanken Kiefer -

Welches Schauspiel, welche Wonne!

 

Blütenbalsam tränkt die Lüfte,

Sanfter, süßer Sommerabend!

O wie wirken deine Düfte

Herzerquickend, herzelabend.

 

Durch die Felder noch zu schweifen

An des Waldes dichtem Saume!

Wie Gedanken schnell hier reifen

In des Dichters holdem Traume!

 

Eins fehlt noch zu meinem Glücke —

Sieh' da kommt sie schon gesprungen;

Und wie strahlten ihre Blicke,

Als ich ihr mein Lied gesungen.

 

Gustave Cariot, La Seine à Paris - Soleil Levant sur Le Pont-Neuf
Gustave Camille Gaston Cariot (1872-1950) war ein französischer Maler.

Karl Hermann Schauenburg 1819-1876

Sommerabend

 

Der glühe Abendhimmel malt den See,

Ein süßer Frieden wehet durch die Flur —

Ach, weinen möcht' ich immer, wenn ich seh'

Dies ganze, große Glück in der Natur.

 

Wie wird des Geistes Hülle mir so schwer, —

Hebt mich, ihr goldnen Wolken, tragt mich fort!

Zerfließen möchte ich in diesem Meer

Von Glück und sterben wie ein einsam Wort.

 

 

Harald Sohlberg, Summer Night
Harald Oskar Sohlberg (1869-1935) war ein norwegischer Maler und Grafiker.

Georg Scherer 1824-1909

Sommernacht

 

Nun breitet ihre dunklen Flügel

Die Nacht aus über Feld und Wald;

Dort taucht der Mond herauf am Hügel,

Und auch der letzte Laut verhallt.

 

Die Blume nickt am Rand der Quelle,

Der Vogel schläft auf schlankem Ast,

Und friedlich ruhn an sichrer Stelle

Die Menschen von des Tages Last.

 

Da schwebt ein Engel durch die Räume

Und singt und spielt ein heilig' Lied;

Ein Schauern gehet durch die Bäume,

Wo segnend er vorüberzieht.

 

Er segnet Obst und Korn und Reben

Und träuft den Tau auf Blüt' und Blatt,

Er segnet im Vorüberschweben

Die Schläfer auf der Lagerstatt.

 

Er senkt in ihre Brust den Frieden,

Taucht in Vergessenheit den Schmerz,

Und die durch Zeit und Raum geschieden,

Die führt er liebend Herz an Herz. -

 

Und wenn der Morgenstern dann wieder

Erlischt in Wolken, goldgesäumt,

Da hebt der Mensch vom Schlaf die Glieder

Und sinnt, wie er so schön geträumt.

 

 

George Clausen, Summer Night
George Clausen (1852-1944) war ein britischer Künstler, der mit Öl und Aquarell, Radierung, Mezzotinta, Trockenpunkt und gelegentlich Lithografien arbeitete.

Heinrich Seidel 1842-1906

 

Nimmer weiß ich, wie's gekommen,

War es doch, als müßt' es sein,

Daß mein Herz du hingenommen -

Gar so heimlich schlich es ein.

 

So wie Blumen still erblühen,

Wie im Lenz ergrünt die Au,

Wie nach heißen Tages Glühen

Hold und labend sinkt der Tau.

 

Nicht bestürmt mich wild Verlangen

Glutenvoller Sehnsuchtsnacht! -

Wie der Mond kam es gegangen

In der stillen Sommernacht.

 

 

Frits Thaulow, Une nuit d'été - Clair de lune dans le Pas-de-Calais
Frits Thaulow, eigentlich Johan Frederik Thaulow (1847-1906), war ein norwegischer Maler des 19. Jahrhunderts.

Georg Reicke 1863-1923

Sommernacht

 

Sammetweiche silberne Sommernacht.

Alle Wege von dichtem Laub überdacht.

Strassen alle in weisses Licht getaucht.

Alle Seelen von Dämmerglanz überhaucht.

 

Leise nur klingt ein Liedchen. Leis tritt ein Fuss.

Heimlich tauscht liebende Seele vertrauten Gruss

und über Felder schwebt, über schweigende Welt

Sternenatem, der Himmel an Erde hält.

 

 

Edvard Munch, Summer night, Inger on the beach, 1889
Edvard Munch (1863-1944) war ein norwegischer Maler und Grafiker des Symbolismus.

Theodor Storm 1817-1888

Die Nachtigall

 

Das macht, es hat die Nachtigall

Die ganze Nacht gesungen;

Da sind von ihrem süßen Schall,

Da sind in Hall und Widerhall

Die Rosen aufgesprungen.

 

Sie war doch sonst ein wildes Kind;

Nun geht sie tief in Sinnen,

Trägt in der Hand den Sommerhut

Und duldet still der Sonne Glut

Und weiß nicht, was beginnen.

 

Das macht, es hat die Nachtigall

Die ganze Nacht gesungen;

Da sind von ihrem süßen Schall,

Da sind in Hall und Widerhall

Die Rosen aufgesprungen.

 

 

Joaquín Sorolla, Setting sun, Biarritz, 1906
Joaquín Sorolla y Bastida (1863-1923) war ein spanischer Maler und Grafiker des Impressionismus.

Ludwig Seeger 1810-1864

Sommernacht

 

Die beste Zeit im Jahr ist mein,

Da singen alle Vögelein,

Himmel und Erben ist über voll,

Viel gut Gesang da lautet wohl,

Voran die liebe Nachtigall

Macht Alles fröhlich überall

Mit ihrem lieblichen Gesang,

Des muss sie immer haben Dank.

Martin Luther.

 

 

Droben an des Berges Mauer

Auf der Lauer

Steht und lugt des Mondes Schein

Schüchtern in die Welt herein;

Doch der Tag hat noch zu schaffen,

Und mit überglühten Waffen

Hält er Wacht

Vor dem Tor der schönen, lauen,

Silberblauen

Sommernacht.

 

Durch die Abendflammen schweifen

Dunkle Streifen;

An den Sternen hin und her

Weht der Wald, ein grünes Meer.

In's Gebet der Abendglocken

Schlagen Nachtigallen, locken

Süß und sacht

Uns hinaus in diese laue,

Silberblaue

Sommernacht.

 

Bleiche Geisterinseln schwimmen

Und verglimmen,

Kaum berührt von leisem Hauch,

In dem lichten Zauberrauch;

Ätherharfen zittern linde,

Ferner Welten Frühlingswinde

Sind erwacht

Über dieser schönen, lauen

Silberblauen

Sommernacht.

 

Aufgetan die feuchten Augen,

Einzusaugen

Diesen hohen, stillen Geist,

Der ob unfern Häuptern kreist,

Bis die ersten Morgenblitze

An der höchsten Alpenspitze

Angefacht,

Wandeln wir durch diese laue,

Silberblaue

Sommernacht.

 

 

Edward Henry Potthast, A summer's night
Edward Henry Potthast (1857-1927) war ein US-amerikanischer impressionistischer Maler.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

An die Nacht

 

Düfteschwüle, feuchteschwere,

Rauschende, raunende, sterneleere,

Schwarze, samtene Sommernacht!

Mein Herz lauscht an deines bange,

Nimm von mir, was mich so lange

Müde hat gemacht.

 

Sieh, ich flüchte mich in deine

Arme, siehe Nacht, ich weine,

Und ich kenne mich nicht mehr.

Stille Mutter, heilige, große,

Sieh mein Haupt in deinem Schooße,

Banger Wehen schwer.

 

Nimm mich ein in deine Güte,

Hürde mich in dein Gehüte,

Das der Müden Hafen ist:

Küsse mild mich ins Vergehen,

Die du aller Lebenswehen

Linde Löserin bist.

 

 

Peder Severin Kroyer, Summer Evening on the South Beach of Skagen
Peder Severin Krøyer (1851-1909), war ein norwegisch-dänischer Maler der Künstlerkolonie Skagen. Seine Werke sind überwiegend der impressionistischen Freilichtmalerei zuzuordnen.

Otto Weddigen 1851-1940

Sommerabend

 

Wunderbare Abendstille!

Gottes Friede senkt sich nieder;

In dem Grase zirpt die Grille,

In dem Herzen keimen Lieder.

 

Fern im Osten senkt sich tiefer

Purpurrot die Abendsonne,

Dunkel steh'n die schlanken Kiefer -

Welches Schauspiel, welche Wonne!

 

Blütenbalsam tränkt die Lüfte,

Sanfter, süßer Sommerabend!

O wie wirken deine Düfte

Herzerquickend, herzelabend.

 

Durch die Felder noch zu schweifen

An des Waldes dichtem Saume!

Wie Gedanken schnell hier reifen

In des Dichters holdem Traume!

 

Eins fehlt noch zu meinem Glücke —

Sieh' da kommt sie schon gesprungen;

Und wie strahlten ihre Blicke,

Als ich ihr mein Lied gesungen.

 

 

Martinus Rørbye, Men of Skagen on a Summer Evening in Fair Weather, 1848, Copenhagen, State Art Museum
Martinus Christian Wesseltoft Rørbye (1803-1848) war ein dänischer Maler.

Johanna Wolff 1858-1943

Sommernacht

 

Klee und Nachtviolen duften

süß bedrängend durch das Dunkel.

O wie lieb ich diese Düfte

und wie lieb ich diese Nacht!

 

Und mein Ruder gleitet leise

durch die Wellen mondumflimmert.

O wie lieb ich diese Wellen

und wie lieb ich diesen Glanz!

 

Wenn aus dunkelblauen Tiefen

mit den Lüften, mit den Düften

ein Vergessen und Verlieren

mich umdämmert weich und sacht,

und mein Nachen lautlos gleitet

durch die Nacht.

 

 

Henri Le Sidaner, De tafel met lampions
Henri Le Sidaner (1862-1939) war ein französischer Maler.

Hermann Hesse 1877-1962

Lampions in der Sommernacht

 

Warm in dunkler Gartenkühle

Schweben bunte Ampelreihn,

Senden aus dem Laubgewühle

Zart geheimnisvollen Schein.

 

Eine lächelt hell zitronen,

Rot und weiße lachen feist,

Eine blaue scheint zu wohnen

Im Geäst wie Mond und Geist.

 

Eine plötzlich steht in Flammen,

Zuckt empor, ist rasch verloht …

Schwestern schauern still zusammen,

Lächeln, warten auf den Tod:

Mondblau, Weingelb, Sammetrot.

 

 

 

John Singer Sargent, Carnation, Lily, Lily, Rose, ca. 1885
John Singer Sargent (1856-1925) galt als der bedeutendste US-amerikanische Porträt-Maler seiner Zeit.
 

Angelika von Hörmann 1843-1921

In der Sommernacht da stand ich oft...

 

In der Sommernacht da stand ich oft

Am offenen Fenster allein,

Und märchenhaft durch die Bäume sah

Der lichte Mondenschein.

 

Ich träumte, ich wär' ein Fräulein schön

Auf einsam hohem Schloß;

Die Linden standen drunten im Thal

Als Kämpen hoch zu Roß.

 

Und fuhr der Wind durchs Land und bog

Die Zweige auf und ab,

So wär's ein süßer Minnegruß,

Den mir ein Ritter gab.

 

Vorbei der Traum. – Das Leben liegt

Ach nur zu klar vor mir;

O goldne Zeit, da ich geschwärmt,

Wie sehn' ich mich nach dir!

 

 

Heinrich Vogeler, Sommerabend, 1905
Johann Heinrich Vogeler (1872-1942) war ein deutscher Maler, Grafiker, Architekt, Designer, Pädagoge und Schriftsteller.

Joachim Ringelnatz 1883-1934

Deutsche Sommernacht

 

Wenn die Pfirsichpopos

Sich im Sekt überschlagen.

Und der Teufel legt los,

Uns mit Mücken zu plagen.

Und wir füllen einmal reichlich bloß

Einem Armen Tasche und Magen.

 

Doch es blähn sich Männerbäuche.

Tabakblau hängt sich an Sträuche.

Wenn wir dann die Jacken ausziehn,

Und ein Bratenduft poussiert Jasmin –

 

In das dunkle Umunsschweigen

Senden zwei entfernte Geigen

Schwesterliche Melodie.

Uns durchglüht ein Urgedanke.

Und es wechseln runde, schlanke

Frauenbeine Knie um Knie.

 

Und auf einmal lacht die Runde,

Weil ein Herr aus einem Hunde

Hinten einen Faden nimmt.

 

Wenn dann wirklich alles, alles lacht,

Dann ist jene seltne deutsche Nacht,

Da mal alles stimmt.

 

 

 

Delphin Enjolras, A Summer Evening on the Riviera
Delphin Enjolras (1857-1945) war ein französischer Maler.
 

Rudolf Presber 1868-1935

In der Sommernacht

 

Es träumt die Nacht in Laubengängen,

Vom Schloß her jubelt hell das Fest,

Und müde von des Tags Gesängen

Schmiegt sich die Nachtigall ins Nest;

Der Mond spielt mit den blanken Kieseln,

Ein Wind wie leiser Bogenstrich -

Die steingefaßten Quellen rieseln,

Die Wasserrosen öffnen sich.

Und über weißem Marmorbecken,

Drin still der Sterne Bilder ruhn,

Gerahmt von dunklen Taxushecken

Reckt seinen Dreizack der Neptun.

 

Und wo der Eiche starke Rinde

Ein Herz um unsre Namen schlingt,

Da steh' ich lauschend, ob vom Winde

Geführt dein Lachen zu mir dringt;

Ob ihn, des sehnsuchtbange Seele

Dein lichterfülltes Haus umschleicht,

Kein einz'ger Ton aus deiner Kehle,

Kein Gruß aus deinem Glück erreicht;

Ob kein Gedanke will's dir raunen:

Im Garten steht ein stiller Gast,

Dem du im Lenzspiel deiner Launen

Die Sommernacht versprochen hast.

 

Da plötzlich... Nichts! Kein Weib im Fleische,

Kein Geist, der geht im Dunkeln um.

"Was soll mir das? Mein Freund, ich heische

'ne Pointe," grollt das Publikum.

"Meinst du, du darfst hier Tränen singen

Und glaubst dich straflos, wenn du's wagst,

Kunstvoll in Stimmung mich zu bringen,

Damit du plötzlich 'Mahlzeit' sagst?

Erst tust du sittsam wie ein Quäker -

Man kennt dich und man denkt: das wird.

Dann mimst du bloß den kleinen Schäker

Und sagst ganz ernst: ,Pardon, ihr irrt!'"

 

O Publikum, bei meinem Leben,

Nicht schamhaft hab' ich mich geziert,

Es muß auch Sommernächte geben,

In denen einmal nichts passiert.

Muß Dichter geben, die da wandern

Durch Gärten, rein und seelenklar,

Und tief moralisch, weil zum andern

Für dieses Mal kein Anlaß war.

Und willst du deshalb mich nicht loben

Und denkst von meinem Lied gering -

Ich war moralisch sehr gehoben,

Als ich um zwölf nach Hause ging...

 

 

Christian Eduard Boettcher, Sommernacht am Rhein
Christian Eduard Boettcher (auch: Christian Eduard Böttcher, 1818-1869) war ein deutscher Maler.

Julius Rodenberg 1831-1914

Sommerabend am Rhein

 

Nimm mich auf in Deine Hallen

Lieber Wald so grün und kühl —

Laß mich träumen, laß mich wallen,

Und Dein Flüstern und Dein Schallen

Stille mein erregt' Gefühl.

 

Freundlich führt mich diese Quelle

Wie an einem Silberband —

Sei gegrüßt mir, traute Stelle!

Durch des Waldes duft'ge Helle

Schweift der Blick ins offne Land.

 

Dorten aus des Thales Breite

Glänzt das Grün herauf des Rheins;

In der dämmerblauen Weite

Steht der Taunus und zur Seite

Liegt am Strom das goldne Mainz.

 

Deutscher Strom! Wie oft in jenen

Fremden Landen dacht ich dein —

Meere sah' ich weit sich dehnen,

Doch nach Dir ging all' mein Sehnen,

Und nun bist Du wieder mein!

 

Weiter zieht es mich zum Teiche,

Der dort in der Tiefe ruht;

Trauerweide neigt das bleiche

Laub hernieder und der weiche

Sommerwind bewegt die Fluth.

 

Und dazu das Nachtgeläute

Aus dem Kloster Klarenthal —

Wenn ich je mich Deiner freute,

Sommernacht, so ist es heute,

Heut' empfind' ich Dich einmal!

 

Heut' empfind' ich jedes Wehen,

Das durch Wald und Wiese kreist,

Und zur Seite, ungesehen,

Mein' ich, müßte heut mir stehen

Meiner fernen Tage Geist.

 

"Kämpfe fort", spricht er, "hienieden;

Und wenn Du Dein Ziel erreicht,

Ist auch Dir ein Glück beschieden,

Das an Wärme, das an Frieden

Diesem Sommerabend gleicht!"

 

 

Ernst Oppler, Abend an der Ostsee
Ernst Oppler (1867-1929) war ein Maler und Grafiker des deutschen Impressionismus.

Klabund 1890–1928

Sommerabend im Tiergarten

 

Feuchtwarmer Brodem wallt mir in die Nase.

Auf dunkler Bank ein Liebespärchen stöhnt.

Der Mond, der diesen Krempel längst gewöhnt,

Kroch in ein flockig Wolkenbett. Geblase

Zirpt aus den Zelten, wo die rot und weissen

Lampions durch flächenhafte Bäume gleissen,

Lebendig Mosaik, ein flimmernd Muster.

Dicht vor mir müssen Gymnasiasten traben;

Ich höre, wie der eine überlaut

Dem Freund die neue Liebe anvertraut:

Sie muss den Brief noch mit der Frühpost haben ...

An meine Stirn schlägt taumelnd ein Liguster.

 

 

Ludovic Vallée, Le jardin du bal Bullier, la nuit, 1902
Ludovic Vallée (1864-1939) war ein französischer Maler.

Anton Müller 1870-1939

Sommerabend

 

Dort im dämmernden Bosket

Schimmern seh' ich's, höre sprechen

Und ein liebliches Duett

Schalkhaft kichernd unterbrechen.

 

Schöne Damen, Sommernacht,

Duft auch der Orangenblüte:

Wieder zeigt ihr eure Macht

Dem poetischen Gemüte.

 

Der ich unversehns jedoch

Kam zu runzeligen Jahren,

Nur verstohlen darf ich noch

Mir das junge Herz bewahren.

 

Darf ein ruhiges Asyl

Idealen Wesen gönnen

Und den holdesten so viel

Herz auch, als sie brauchen können.

 

John Sloan, Music in the plaza, 1920
John French Sloan (1871-1951) war ein amerikanischer Grafiker und Maler, bekannt für seine künstlerischen Schilderungen des Alltagslebens in New York.

Paul Scheerbart 1863-1915

Sommernacht

 

Nun laßt uns wieder preisen

Die große prächtige Sommernacht!

Nun laßt uns wieder trinken

Den schweren Feuertrank!

Nun laßt uns wieder jubeln!

Wir sind ja gar nicht müd und krank.

Nun laßt uns wieder dichten

Den wildesten tollsten Bacchantengesang!

Nun laßt uns lustig selig sein!

Wein! Wein in die alte Laube hinein!

 

Schon funkeln die Sterne da oben.

Hei! Stürmisch das Glas erhoben!

Sommernacht, sei gepriesen!

Die bunten Lampen bringt auch herbei!

Und auch die besten Zigarren!

In einer prächtigen Sommernacht

Soll man prassen, schlemmen und schwelgen!

 

 

Charles Hodge Mackie, La danse du village
Charles Hodge Mackie (1862-1920) war ein schottischer Künstler.

Sigmund Schott 1818-1895

Sommerabend

 

Dort im dämmernden Bosket

Schimmern seh' ich's, höre sprechen

Und ein liebliches Duett

Schalkhaft kichernd unterbrechen.

 

Schöne Damen, Sommernacht,

Duft auch der Orangenblüte:

Wieder zeigt ihr eure Macht

Dem poetischen Gemüte.

 

Der ich unversehns jedoch

Kam zu runzeligen Jahren,

Nur verstohlen darf ich noch

Mir das junge Herz bewahren.

 

Darf ein ruhiges Asyl

Idealen Wesen gönnen

Und den holdesten so viel

Herz auch, als sie brauchen können.

 

 

Ferdinand du Puigaudeau, Voiliers sur la Mer, le Soir, 1910
Ferdinand du Puigaudeau (1864-1930) war ein französischer Maler.

Rudolf Georg Binding 1867-1938

Sommernacht

 

Wie so sanft sich Licht in Dunkel

wandelt, fast als wär’s das Gleiche.

Dunstgespinst von ewger Kunkel

sinkt auf dämmernde Bereiche.

 

Baum und Strauch und Wiesen gleiten

aus den Fesseln der Begrenzung

wie erlöst in den befreiten

Raum der zarteren Beglänzung.

 

Still ins Mondlicht ausgebreitet

scheint sich alles nun verwandter

und des Leibs vergessen gleitet

Seel und Seele zueinander.

 

 

Adelsteen Normann, Mitternacht in Norwegen
Eilert Adelsteen Normann (1848-1918) war ein norwegischer Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule.

Frida Schanz 1859-1944

Sommerabend

 

Wie stehn nun die großen stolzen

Rosen so zart am Strauch!

Das Abendrot ist verschmolzen

Zu silbergoldenem Hauch!

 

Des Tages Lärm ist verronnen

Zu hallender Feierruh.

Die Bäche gehn wie versonnen

Dem dämmernden Strome zu.

 

Die Sterne sind wach geworden.

Kühl weht’s von der Gräser Tau.

Von der Wälder schwarzdunklen Borden

Schleppts wie duftiges Schleierblau.

 

 

Julius Paulsen, Sommernacht - Høsterkøb, Kopenhagen, Hirschsprung Collection
Julius Paulsen (1860-1940) war ein dänischer Maler.

Adolf Friedrich von Schack 1815-1894

Sommernacht

 

Nacht des Südens, blau und heiter,

Durch des Abends goldnes Thor

Schwebst du leuchtend wie ein zweiter,

Wie ein schönrer Tag empor.

 

Deine Schatten selbst sind heller

Als im Norden unser Licht,

Und die Stunden rinnen schneller,

Denn die Trauer kennst du nicht.

 

Wem das Herz noch unzerfallen

Und die Seele klar wie du,

Sanft in deinen Schlummerhallen

Schließe dem das Auge zu!

 

Aber mir, dem Ruhelosen,

Ist vertrauter dort die Nacht,

Wo die Wetterbäche tosen

Und im Sturm die Föhre kracht;

 

Wo die schweren Nebel triefen

Um den Klippenstrand der Seen,

Und aus dunklen Wassertiefen

Schattenbilder auferstehn.

 

 

Thorarinn Thorlaksson, Summer Evening in Reykjavík
Thorarinn B. Thorlaksson (1867-1924) war ein isländischer Maler.

Helene Branco 1816-1894

Sommernacht

 

Dort des Mondes Zauberspiegel

Hängt im dunklen Rahm der Nacht,

Blumen schaun mit sanftem Auge,

Wie erstaunt ob eigner Pracht.

 

In den Locken grüner Moose

Spielt der Feuerwürmer Schein,

Wirkt geheim dem Haupt der Erde

Gold'ne Flammenblumen ein.

 

Die Fontainen gießen Silber

In den dunklen Wolkenflor,

Winde heben Meereswogen

Grünen Hügeln gleich empor.

 

Und die hohen Wolken malen

Mir ein lächelnd Traumgesicht,

Wenn die sanften Sternen-Blicke

Nieder gießen mildes Licht.

 

Sterne! ihr seid Gottgedanken,

Ihr senkt Schlummer auf die Trift,

Ihr haucht Frieden auf die Schläfer,

Wonn' und Glanz in Silberschrift.

 

 

Adelsteen Normann, A Summer's Night in Svolvaer, Lofoten
Eilert Adelsteen Normann (1848-1918) war ein norwegischer Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule.

Georg Macco, Polar Night, View of Magdalene Bay, Spitzbergen
Georg Macco (1863-1933) war ein deutscher Landschaftsmaler und Illustrator der Düsseldorfer Schule und des Expressionismus.

Iwan Choultsé, Midnight Sun in Kings Bay, Spitzberg
Iwan Fedorowitsch Choultsé (1874-1939) war ein Maler des russischen Realismus.

 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

BuchKult

Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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