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Hexe
Als Hexe wird in Märchen und im spätmittelalterlichen Volksglauben eine mit Zauberkräften ausgestattete Frau bezeichnet, die Schadenzauber ausüben kann und eine Verbindung in Form eines Paktes oder einer Buhlschaft mit Dämonen oder dem Teufel hat, wobei auch weitere Kriterien hinzugefügt wurden.
Der Begriff wird auch als abwertende Bezeichnung bzw. Schimpfwort für eine bösartige, zänkische, unangenehme oder hässliche weibliche Person genutzt.
Als erste in der Literatur auftretende „Hexen“ gelten die striges Kirke und Medea, die mit Magie und Giften angeblich Menschen und Tiere verzaubern konnten.
Zur Zeit der Hexenverfolgung wurde der Begriff Hexe bzw. Hexer vereinzelt als Fremdbezeichnung auf Frauen und Männer angewandt, die unter dem Vorwurf der Zauberei („Hexerei“) verfolgt wurden. Später setzte er sich, insbesondere in der wissenschaftlichen Untersuchung des Phänomens „Hexenverfolgung“, allgemein durch.
Hexenwörter
Flusshexe
Kräuterhexe
Knusperhexe
Märchenhexe
Moorhexe
Waldhexe
Wetterhexe
Windhexe
verhext
hexenartig
Hexenbesen
Hexenei
Hexeneinmaleins
Hexenfex
hexenhaft
Hexenhaus
Hexenhäuschen
Hexenjagd
Hexenjäger
Hexenkessel
Hexenkostüm
Hexenkraut
Hexenküche
Hexenmehl
Hexenmeister
Hexenmilch
Hexenprobe
Hexenprozess
Hexenring
Hexenritt
Hexensabbat
Hexensalbe
Hexenschuss
Hexenstich
Hexentanz
Hexentanzplatz
Hexenverbrennung
Hexenverfolgung
Hexenwagen
Hexenwahn
Hexenwerk
Hexenzwirn
Hexer
Hexerich
hexisch
Felix Dahn 1834-1012
Die Hexe
Wenn du ein Hexlein richten soll't, blick' nicht ihr in die Augen,
Sonst wird dein töricht Herz ihr hold, kann nicht zum Richten taugen.
Das hat den Burggraf von Tirol geführt in Tod und Schande:
Der war ein junger Ritter wohl und Richter in dem Lande.
Zu Bozen an dem schwarzen Stein, da saßen Schöffen elfe:
»Die Hexe muß verbronnen sein« – sprach er – »so Gott mir helfe.
Du Klägerin, sag' an geschwind, wes willst du sie bezichten?«
»Sie ist ein höllisch Wechselkind, ihr Trachten bös und Dichten.
Sie hat eine scheue stille Art, das Mannsvolk zu betören,
Und wen sie anblickt stumm und zart, der muß ihr angehören.
Meinem Eh'herrn hat sie's angetan mit ihrem schwarzen Bli>Er folgt ihr nach auf Weg und Bahn, als führt' sie ihn am Stricke.
Der Fischer Kurt sprang in den See, – so wild muß't er sie lieben,
Den Schütz von Klausen hat's vor Weh' in Kampf und Tod getrieben;
In Kirch' und Messe geht sie nicht, ein Greu'l sind ihr die Glocken,
Und grünes Zauberkraut sie flicht in ihre schwarzen Locken.
Man weiß es nicht, woher sie kam, fremd ist ihr bunt Gewande,
Ihre Sprach' ist fremd und wundersam, sie hat kein Recht im Lande.«
»Ihr Schöffen, die das Recht ihr kennt, nun heisch' ich eure Stimmen!«
»Das Recht ist: eh' die Hexe brennt, soll erst die Hexe schwimmen;
Werft sie gebunden in den Teich, die Hexe kann nicht sinken,
Der Teufel trägt sie federgleich und läßt sie nicht ertrinken.«
Und von dem Stein der Burggraf schritt mit allem Volk zum Weiher:
Zwei Schergen schleppten die Hexe mit, gehüllt in dunkle Schleier.
»Halt – laßt mich erst dem Teufelskind in die Koboldaugen schauen:
Und ob sie Zauberkohlen sind, – mir soll davor nicht grauen.« –
Er reißt den Schleier fort mit Macht: – da war's um ihn geschehen:
Zwei schwarze Augen voll süßer Nacht, die haben ihn angesehen.
Sie kreuzt auf ihrer Brust die Arm', ihr dunkles Haar wallt prächtig,
Sie blicket auf in Todesharm: – der Blick war zaubermächtig!
Er hielt die Hand vors Angesicht, er tät sich baß verfärben:
»Halt! – Sie ist keine Hexe nicht! – Sie ist rein! – Sie soll nicht sterben!«
»Die Hexe muß verbronnen sein!« – So sprachen da die Elfe
»Du bist behext: – gedenke fein: du schwurst, so Gott dir helfe!«
Sie halten dem Grafen Schwert und Hand, sie zerren sie fort zum Weiher
Und als er sich zornig losgewandt, – im Wasser schwamm ihr Schleier.
Er springt ihr nach, er faßt sie wohl: – da täten sie beide sinken:
So mußte der Burggraf von Tirol um eine Hex' ertrinken.
Friedrich Wilhelm Nietzsche 1844-1900
Die kleine Hexe
So lang noch hübsch mein Leibchen,
Lohnt sichs schon, fromm zu sein.
Man weiss, Gott liebt die Weibchen,
Die hübschen obendrein.
Er wird's dem art'gen Mönchlein
Gewisslich gern verzeihn,
Dass er, gleich manchem Mönchlein,
So gern will bei mir sein.
Kein grauer Kirchenvater!
Nein, jung noch und oft roth,
Oft gleich dem grausten Kater
Voll Eifersucht und Noth!
Ich liebe nicht die Greise,
Er liebt die Alten nicht:
Wie wunderlich und weise
Hat Gott dies eingericht!
Die Kirche weiss zu leben,
Sie prüft Herz und Gesicht.
Stäts will sie mir vergeben: –
Ja wer vergiebt mir nicht!
Man lispelt mit dem Mündchen,
Man knixt und geht hinaus
Und mit dem neuen Sündchen
Löscht man das alte aus.
Gelobt sei Gott auf Erden,
Der hübsche Mädchen liebt
Und derlei Herzbeschwerden
Sich selber gern vergiebt!
So lang noch hübsch mein Leibchen,
Lohnt sich's schon, fromm zu sein:
Als altes Wackelweibchen
Mag mich der Teufel frein!
Josef Weinheber 1892-1945
Die Hexe
Sie begriffen's nicht anders. Denn ich war jung,
hatte Feuer im Blick und im Blute Schwung
und war biegsam wie eine Echse.
Der Erste, der kam - er war herrisch und schön -
sah mich an, nahm mich lächelnd. Dann ließ er mich stehn,
spie aus und sagte -: Du Hexe!
Der Zweite hat mich krank gemacht,
der Dritte ins Kriminal gebracht -
dort hab' ich den Schliff erhalten.
Die Schule war gründlich, die Schule war gut:
Jetzt bin ich zwanzig - und bis ins Blut
das, was sie mich immer schalten.
Jetzt leb' ich nur noch dem einen Zweck:
Daß sie zusamt ihrer Schande Dreck
von mir zurückgenießen.
Bin alle Abend auf dem Strich,
und alle Nächte strichle ich mich
in ihr christliches Gewissen.
Bin eine Hexe! Der Jünglinge Traum
wird giftig an meinem Flittersaum,
die Frömmsten mach' ich zu Tieren.
Mit Seuche und Zwietracht brech' ich los,
heiliger Familie behüteten Schoß
laß ich mein Wunder spüren.
So ist es recht und so werden wir quitt.
Ich reit' auf dem Besen und sie reiten mit zur Hölle!
Und die Hölle ist hier, und die Hölle sind wir,
doch was darüber ist, gehört mir:
Unsterblich Teil meiner Seele.
Und die Sünden heiß und der Makel groß
sind die Scheiter, gerichtet zum Flammenstoß,
der diesen Leib hier verbrenne!
Dann steigt die Seele - unschuldig Ding! -
als ein weißer, gaukelnder Schmetterling
in den Frühling himmlischer Schöne.
Paul Cornel 1846-1899
Die Hexe
Die alte Gret hat Augen rot
Und eine spitze Nase,
Sie reitet, sagt man, durch den Schlot
Und tanzet bis zum Morgenrot
Mit Teufeln in dem Grase.
Ich bin ein Bursch mit keckem Mut,
Die Alte fürcht' ich nimmer,
Und fürchte nicht die ganze Brut,
Den Teufelstanz, die Höllenglut
Mit ihrem Schwefelschimmer.
Margretlein jung hat Augen blau
Und rote, runde Wangen,
Und wenn ich sie beim Tanz erschau'.
Dann flimmert alles gelb und grau,
Mich überschleicht ein Bangen.
Wenn je ein Weiblein hexen kann,
So ist es nur das junge;
Mich hat es ganz im Zauberbann,
Wie das geschah und wo und wann,
Verschweiget meine Zunge.
Pieter van der Heyden, Keisnijder of de heks van Mallegem - heks van Mallegem MET
Pieter van der Heyden (um 1530 - nach 1572) war ein flämischer Kupferstecher.Er fertigte für den Verleger Hieronymus Cock Kupferstiche nach Vorlagen Hieronymus Boschs, Pieter Bruegels d.Ä., Frans
Floris', Hans Bols und Lambert Lombards.
Karl Kraus 1874-1936
Hexenszenen
(Macbeth)
Ein freier Platz. Donner und Blitz. Die drei Hexen.
Erste Hexe
Sagt, wann treffen wir
drei zusammen:
Wenn Donner krachen oder wenn Blitze flammen?
Zweite
Wenn verzischt des
Schlachtbrands Funken,
Wenn die Erde Blut getrunken.
Dritte
Eh die Sonne noch versunken.
Erste
Wo der Ort?
Zweite
Die Heide dort.
Dritte
Da hört Macbeth unser Wort.
Alle drei
Schön ist häßlich,
häßlich schön.
Wir weichen wie Wolken und Windeswehn.
(Sie verschwinden.)
Fortsetzung s.u.
Karl Kraus 1874-1936
Hexenszenen
- Fortsetzung -
Die Heide. Donner und Blitz. Die drei Hexen.
Erste Hexe
Schwester, sag an, was hast du vollbracht?
Zweite
Hab Säue gewürgt bis in sinkende Nacht.
Dritte
Schwester, was du?
Erste
War auch nicht faul.
Ein Schifferweib hatte Pflaumen im Maul
Und fraß und fraß und
wurde nicht satt.
»Will fressen«, sprach ich, »an deiner Statt«.
»Pack dich, du Hexe!« die Vettel schreit.
Ihr Mann ist nach Aleppo heut.
Da schwimm ich nach in einemfort
Und geh als Ratte dann an Bord
Ihn plagen, plagen, plagen!
Zweite
Ein gutes Werk!
Dritte
Ein Werk des Heils!
Erste
Ich werde tüchtig
meinesteils
Dort nisten, necken, nagen.
Dann sei nicht am Tag und nicht in der Nacht
Keine Ruh, und kein Auge ihm zugemacht.
Aber meines sieht, wie die Gestalt
Immer welker wird und runzlig und alt.
Das Kähnlein, geht es schon nicht unter,
Dreht es sich doch um sich selber munter!
Pflückte ein Pfand mir fürs Gelingen.
Zweite
Ei, laß sehn, was tätst du bringen?
Erste
Ei, es befühlt sich weich wie Pflaumen.
Dritte
Weis her, es wässert mir
schon der Gaumen.
Weis her, las sehn!
Erste
Eines Wuchrers Daumen.
Ein fetter Fang, den ich mir fing.
Ich lutschte an dem
dicken Ding.
Als er getrost am Galgen hing.
Dritte
Soll dir kommen früh und spat.
Fortsetzung s.u.
„Eine Hexe mit dämonischer Macht,
den Himmel niederzulegen,
die Erde aufzuhängen,
Quellen zu verhärten,
Berge zu schmelzen,
Geister heraufzuholen,
Götter herabzuziehen,
Sterne auszulöschen,
tatsächlich die Unterwelt zu illuminieren."
Lucius Apuleius, Der goldene Esel
Karl Kraus 1874-1936
Hexenszenen
- Fortsetzung -
(Trommelschall.)
Hört die Trommeln! Macbeth naht!
Alle drei
Schwestern, die durch
Meer und Land
Leichten Fußes umgewandt,
Macht die Runde Hand in Hand,
Macht die Runde um und um,
Krumm ist grad und grad ist krumm,
Legt den Bann und schlingt das Band!
aus: Worte in Versen IX, S. 33
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Der Zauberlehrling
Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort' und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
Bist schon lange Knecht gewesen:
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!
Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.
Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!
Fortsetzung s.u.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Der Zauberlehrling
- Fortsetzung -
Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
Kann ichs lassen;
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!
Willsts am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten.
Fortsetzung s.u.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Der Zauberlehrling
- Fortsetzung --
Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Naß und nässer.
Wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
Werd ich nun nicht los.
»In die Ecke,
Besen! Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.«
Carl Spitzweg, Hexenmeister
Franz Carl Spitzweg
(veraltet auch: Karl Spitzweg; 1808-1885)
war ein deutscher Maler und Zeichner
der Spätromantik und des Biedermeiers.