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Pascal

Dagnan-Bouveret, Marguerite au Sabbat
Pascal Adolphe Jean Dagnan (1852-1929), genannt Dagnan-Bouveret war ein französischer Maler.
 

 

Hans Baldung, Hexensabbat
Hans Baldung (1484-1545), auch Hans Baldung Grien genannt, war ein deutscher Maler, Zeichner und Kupferstecher zur Zeit Albrecht Dürers.
 

 

Émile-Antoine Bayard,

La danse du Sabbat.
Émile-Antoine Bayard (1837-1891) war ein französischer Illustrator. 

William Beard, The Witches Convention
William Holbrook Beard (1823-1900) war ein amerikanischer Maler, der vor allem durch seine Tiermalerei bekannt wurde.

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

 

Zu Hersfeld im Kloster der Prior sprach:

„Der Bruder Medardus ward alt und schwach.

Ich glaube, sein Stündlein ist heute gekommen

Geh, Bruder Beicht’ger, hinein zu dem Frommen,

Vernimm das Geständnis von seinen Sünden:

Zwar weiß ich, du wirst nicht viele finden.

Er dienet dem Kloster heut fünfzig Jahr’,

Im Klosterschatten verbleichte sein Haar;

Er hat gefastet, er hat sich kasteit,

Wohl vorbereitet zur Seligkeit,

Er ist der heiligste von uns allen

Und wird dem Allmächtigen wohlgefallen.“

Der Beichtiger schlug an Medardus’ Tor.

Von innen tönte kein Ruf hervor,

Der Beichtiger trat wohl über die Schwelle

Und schritt hinein in Medardus Zelle

Und Stunde auf Stunde nach Stunde verrann.

Die Mönche schauten sich staunend an:

„Er, der unsträflich in Worten und Thaten,

Was kann Medardus an Sünden verraten?“

 

 

Fortsetzung s.u.

 

José Benlliure y Gil, Aquelarre de brujas, 1876
José Benlliure y Gil (1855-1937) war ein spanischer Maler.

 

Louis Boulanger, The Round of the Sabbath or Witches' Sabbath
Louis Boulanger (1806-1867) war ein französischer Maler der Romantik.

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung

 

Die Vesperglocke mit dumpfen Schall,

sie rief zur Kapelle die Mönche all’,

sie beugten die Häupter. Sie knieten im Kreise,

für Bruder Medardus sie beteten leise.

Da horch. Da von ferne herüberklang

mit klagender Stimme ein düstrer Gesang.

Der Prior hob sich vom Boden empor,

Die Mönche lauschten und neigten das Ohr:

Aus Medardus Zelle der Sang erklingt,

das ist Medardus, der also singt:

Sie lauschten und horchten: „Was mag es sein?

Das sind nicht Gebete und Litanei’n,

das klingt wie sündige, weltliche Worte?“

Und siehe, und siehe, herein in die Pforte

der Beichtiger kam voll Schrecken und Hast.

„Wir haben den Teufel im Kloster zu Gast,

Medardus ist dem Versucher verfallen,

Medardus ringt in des Satans Krallen!“

 

Fortsetzung s.u.

 

Dance of the Witches under the Walnut Tree of Benevento, British Museum

 

Frans Francken der Jüngere, The Witches' Sabbath
Frans Francken der Jüngere (1581-1642) war ein flämischer Maler und Zeichner des Barock.

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Der Prior setzte die Kerze in Brand,

die heilig geweihte und nahm sie zur Hand;

die Mönche taten alle, wie er,

und hinter dem Prior schritten sie her;

von Wand und Gewölbe scholl dröhnend wieder

die Klagestimme der singenden Brüder:

„Vor Sündenfrevel, vor Satans Spott,

bewahr’ uns in Gnaden, allmächtiger Gott!“

Die Zelle war offen bleich hager und mager

lag Bruder Medardus auf kärglichem Lager,

die Hände gefaltet in betender Wut,

die starrenden Augen voll sehnender Glut,

und von den stammelnden Lippen sprang

rastlos und ohn’ Ende der wilde Gesang.

Das Lied das hatte so seltsamen Ton,

wie sehnende Liebe, wie lästernder Hohn,

als trüge von fernher herüber die Luft

fremdländischer Blumen bestrickenden Duft.

Es war ein Lied, wie man keines vernahm,

das jemals aus menschlicher Kehle kam,

so in klagendem Leid, so in jauchzender Lust,

das Entsetzen und Wonne erfasste die Brust.

Die Mönche sie schwangen die heiligen Kerzen:

„Fleuch, Satan, entweiche aus seinem Herzen!“

Sie schwangen die Kreuze, die heiligen Bilder,

Medardus’ Gesang ward wilder und wilder,

und tief in die schaudernden Seelen drang

das sündige Lied, das Medardus sang.

 

Fortsetzung s.u.

 

Frans Francken der Jüngere, Hexenversammlung
Frans Francken der Jüngere (1581-1642) war ein flämischer Maler und Zeichner des Barock. 

Jacob de Gheyn II, Hexensabbat
Jacob de Gheyn II. oder auch Jacques de Gheyn II. genannt (1565-1629) war ein niederländischer Maler und Graveur.

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Die Mönche beschlich es wie sehnender Schauer,

verlorenen Lebens tief nagende Trauer.

Sie dachten an Dinge, die einst sie besessen,

an Tage der Jugend, die lange vergessen.

Und mählich, allmählich verstummte der Chor,

sie schwiegen und lauschten und neigten das Ohr.

Der Prior, ein frommer, ein eifriger Geist,

er stand voller Schrecken und blickte im Kreis,

zu Bruder Medardus erhob er die Stimme

und sprach in frommen, in eiferndem Grimme:

„Darfst du mir verführen die heiligen Brüder?

Verdammter, so fahre zur Hölle hernieder!“

Und siehe, vom Lager Medardus sich hob,

ein leuchtender Glanz sein Antlitz umwob,

sein starrendes Aug’ in die Ferne blickte,

als säh’ er ein Bild, das tief ihn entzückte.

Und plötzlich die strömende Träne ihm rann.

Zu den Brüdern zu sprechen Medardus begann

 

Fortsetzung s.u.

 

Claes Jacobsz van der Heck, Scène de Sabbat, Musée-hôtel Bertrand, Châteauroux
Claes Jacobsz van der Heck (1575-1652) war ein niederländischer Maler des Goldenen Zeitalters.

 

Claes Jacobsz van der Heck,

Scène de Sabbat, Detail 1

Claes Jacobsz van der Heck, Scène de Sabbat Detail 2

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Ich war ein Priester, war fromm wie ihr,

voll Andacht las ich das heil’ge Brevier,

ich las es in Ängsten, ich las es in Glut,

denn jung war mein Leib und heiß mein Blut.

Die blonden Locken vom Haupt mir flossen

Wie strömendes Gold, das darüber gegossen,

und als man hineinschnitt die erste Tonsur,

das war es, als mähte man Frühlingsflur.

Es war zur Zeit, als im deutschen Land

Der böse Teufel zur Macht erstand,

als er die Weiber zur Buhlschaft verführte

und als man Hexen zum Brandpfahl schnürte.

Damals geschah’s, ich saß allein,

in tiefer Nacht, bei der Lampe Schein,

da schlug es klopfend an meine Thür:

‚Komm, Priester, heraus, man verlangt nach dir.’

Die Nacht war schwarz, dumpf heulte der Sturm,

man führete mich hinaus an den Turm,

tief unter die Erde, auf gleitenden Stufen -

mir war es, als würd’ ich zur Hölle gerufen.

Man gab eine Fackel in meine Hand

und wies mir ein Loch in der steinernen Wand:

‚Zur Hexe, die morgen in Feuers Pein

ihre Sünden büßt, da geh’ du hinein,

Bereite sie betend zu seligem Sterben,

entreiss’ ihre Seele dem ew’gen Verderben.

 

Fortsetzung s.u.

 

Hexentanzplatz in Trier - Flugblatt, 1594

 

Karel Vítezslav Mašek, Kupalo, 1914
Karel Vítezslav Mašek (1865-1927) war ein tschechischer Maler, Illustrator und Architekt des Jugendstils und Symbolismus.

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Ich schritt hinein in der Erde Bauch,

in meiner Kehle stockte der Hauch,

da kam von drüben ein Rascheln her,

Geklirr von Ketten und Seufzen schwer,

und sich, in der Mauer finsterster Ecke,

wie ein Tier des Waldes in seinem Verstecke,

da sah ich ein Weib, gebeugt und gebückt,

das Haupt an die triefende Mauer gedrückt.

Die Fackel heftet’ ich in den Ring,

der schwebend herab von der Wölbung hing,

ich sagte: ‚Wende zu mir dein Gesicht,

komm her, meine Schwester, und fürchte dich nicht.’

Ich sah, wie ihr Ohr meine Worte trank,

wie Hand nach Hand ihr vom Antlitz sank,

sie wandte das Haupt, sie schaute mich an,

auf ihren Knien kroch sie heran,

Ihr nackter Arm meine Knie’ umfing,

an meinem Antlitz ihr Auge hing,

ich schaute herab, der Fackel Licht,

umspielte ihr liebliches Angesicht;

da fühlt ich das Herz so süß mir erwarmen,

da quoll in die Augen mir heißes Erbarmen,

Meine Lippen verstummten in lautlosem Leide,

in schweigendem Jammer weinten wir beide.

 

Fortsetzung s.u.

 

Matthäus Merian der Ältere, Zauberey, 1626
Matthäus Merian der Ältere (1593-1650) war ein schweizerisch-deutscher Kupferstecher und Verleger aus der vornehmen Basler Familie Merian.

 

Matthäus Merian der Ältere, Zauberey, 1626 Detail Hexenschule

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Und als meine Tränen sie fließen sah,

mit bebenden Armen umfing sie mich da,

ein Schluchzen tief aus dem Busen ihr quoll,

von stammelnden Lippen ein Flüstern scholl:

„Du kannst noch weinen, du weinest um mich,

wie den gütigen Heiland, so liebe ich dich!“

Mich fasste der Schreck ob des sündigen Worts:

„Gedenke der Stunde, gedenke des Orts,

in Flammen soll morgen der Leib dir verderben.

Durch Busse entfliehe dem ewigen Sterben!“

Da sah sie mich an so bangen Gesichts:

„Was soll ich büßen, verbrach ich doch nichts?

Meine Eltern sind tot im Walde allein,

Großmutter und ich, wir wohnten zu Zwei’n.

Großmutter kannte manch’ heilsames Kraut,

manch Tränklein hat sie für Kranke gebraut,

Großmutter im Feuer verbrannten sie

eine Teufelshexe sie nannten sie.

Ein altes Lied Großmutter sang,

ich lernt’ es ihr ab, weil so süß es klang.

Sie sagte, es käme aus fernen Landen,

wo Liebeszauber die Menschen verstanden.

Ich sang’s und wusste nicht, was es bedeute,

da griffen sie mich hartherzige Leute,

und sperrten mich in den finsteren Turm;

sie sagen, es sei der höllische Wurm,

der singe aus mir zu der Menschen Verderben.

Drum soll ich morgen im Feuer sterben.“

 

Fortsetzung s.u.

 

Molitor U, Von den Unholden oder von den Hexen, aus Kaysersberg, Johannes, Die Emeis
Ulrich Molitor, auch (Ulrich) Molitoris (um 1442 - 1507 oder 1508), war Jurist, Kanzler von Tirol und Prokurator am Reichskammergericht.

 

Francis Cheyne Papé,

Monstrous goat
Francis Cheyne Papé (1878-1972) war ein englischer Künstler und Illustrator. 

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Ihre bebende Lippe berührte mein Ohr,

ihr Auge mich flehend in Ängsten beschwor,

ihr Busen drängte an meinen sich,

„Errette“, sprach sie, „errette mich!

So süß ist zu leben, so bitter der Tod,

und Feuers zu sterben, ist schreckliche Not!

Kein Wesen hab’ ich gekränkt und betrübt,

keine Sünde gethan, keinen Zauber geübt,

die Herzen der Menschen gleichen den Steinen,

du aber bist gut, du kannst noch weinen!

Der Wächter schläft, frei ist die Tür,

komm, lass mich flieh’n, entflieh’ mit mir!’

Wir gehen leise, man hört uns nicht;

die Fackel erlischt, uns verrät kein Licht,

die Turmespforte geht in das Feld,

niemand uns sieht, niemand uns hält,

wenn morgen der Schreie der Hähne schallt,

sind wir schon ferne, im fernen Wald;

der Wald ist dunkel, der Wald ist dicht,

ich weiß eine Stelle, sie finden uns nicht,

ich weiß eine Stelle, ich weiß einen Platz,

da liegt verborgen ein alter Schatz;

Wir werden suchen, du wirst ihn heben,

Wir ziehen ferne, wir werden leben

im fernen Lande, du nur mit mir,

ewig und ewig ich nur mit dir!

Du hast kein Weib an das Herz noch gedrückt,

du weißt nicht wie Weibes Liebe beglückt,

reicher an Liebe sollst du werden,

als jemals Menschen waren auf Erden!

Die Sterne wandeln, die Stunden ziehn,

es ist Zeit, komm, lass uns entfliehn!

 

Fortsetzung s.u.

 

 

Illarion Prjanischnikow, Hexensabath
Illarion Michailowitsch Prjanischnikow (1840-1894) war ein russischer Maler.
 

Arthur Rackham, The Witches' Sabbath
Arthur Rackham (1867-1939) war ein britischer Illustrator, der durch seine zahlreichen Buchillustrationen, insbesondere für Volksmärchen und andere Kinderbücher, bekannt wurde.

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Ihr heißer Odem wie Sturmwind ging,

ihr weisser Arm meinen Nacken umfing,

ihr dunkles Haar, wie Fittich der Nacht,

umfloss des Leibes herrliche Pracht

in meinem Haupte, in meiner Brust

war schwindelnde Wonne, tödliche Lust;

ich beugte mich nieder, ich wollte sie küssen,

da fühlt’ ich mich schaudernd rückwärts gerissen:

„Du küssest die Hexe, du segnest die Schuld,

du hast keinen Teil mehr an göttlicher Huld!“

Auf meinen Lippen starb das Wort,

von meinem Herzen stieß ich sie fort,

Entsetzen jagte mich aus der Kammer

da schrie sie mir nach in Verzweiflung und Jammer;

sie brach zur Erde, sie lag auf den Steinen,

dumpf hinter mir hört ich sie schluchzen und weinen!’

 

Fortsetzung s.u.

 

Marcantonio Raimondi, d'après Girolamo Genga, Sur le chemin du Sabbat, gravure au burin, vers 1520
Marcantonio Raimondi (1475-1534) war ein italienischer Kupferstecher der Renaissance.

Jusepe de Ribera, Hecate, Procession to a Witches Sabbath
Jusepe de Ribera (1591-1652) war ein aus Spanien stammender Maler, der im Neapel der Barockzeit tätig war.

Paul-Elie Ranson, Les Sorcières autour du feu, 1891, Musée Maurice Denis, Saint-Germain-en-Laye
Paul-Elie Ranson (1864-1909) war ein französischer Designer und Maler des Symbolismus sowie Gründer der Pariser Académie Ranson.

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Ich aber ging, ging hinaus in die Nacht,

auf den Knien betend hab’ ich gewacht,

bis die Nacht entwich, bis der Schrecken begann

und es kam der Schrecken, der Tag brach an.

Der Himmel brannte in Morgen – Flammen,

die Menschen rotteten sich zusammen,

im Felde draußen, von Scheitern geschichtet

stand dunkel und düster der Holzstoß errichtet

und aller Augen hingen am Pfahl

da stand sie und harrte ihrer Qual.

Wie taumelnde Vögel, verflattert im Meer

so glitten voll Angst ihre Augen umher;

da trat ich heran mit dem Kruzifix,

ihr Auge erfasste mich suchenden Blicks,

und siehe, und siehe verstohlener Weise

da neigte ihr Haupt sie, da nickte sie leise,

und ein Lächeln erstand in dem süßen Gesicht

wie der scheidenden Sonne verlöschendes Licht.

 

Fortsetzung s.u.

 

 

Salvator Rosa, The Witches' Sabbath, Museum of Fine Arts
Salvator Rosa (1615-1673) war ein italienischer Zeichner, Maler, Dichter und Schauspieler.

Cornelis Saftleven, Sabba di streghe, ca.1640, Art Institute of Chicago
Cornelis Saftleven (um 1607-1681) war ein niederländischer Maler und Radierer. 

Cornelis Saftleven, Sabba di streghe, ca.1640, Art Institute of Chicago Detail

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Die lodernde Fackel der Henker schwang,

ihr lechzendes Aug’ in meine Auge sich trank;

die Flamme griff in das dürre Geäst,

ihr starrenden Augen hielten mich fest;

die Funken flogen wie prasselnder Staub,

ihr Lippen erbebten wie sinkendes Laub,

und plötzlich, und plötzlich vernahm ich ein Klingen,

vom brennenden Holzstoß begann sie zu singen!

Wie Frühlingsregen, durchrauschend die Nacht

so ergriff mich des Liedes süßselige Macht;

mir war’s, als trüge herüber die Luft

fremdländischer Blumen bestrickenden Duft,

als spräch’ eine Stimme zu meinen Ohren

vom seligen Glück, das für ewig verloren.

Die Flamme ergriff ihren nackten Fuß,

Sie neigte sich scheidend zum letzten Gruß;

Der schwarze Rauch sie wirbelnd umschwoll.

ihr klagender Sang aus dem Rauche scholl,

dumpf brausend die Flamme zum Himmel sprang,

wie zitternde Glocken ertönt’ ihr Gesang

die Ohren bedeckt’ ich mit meinen Händen:

„Das Singen, das Singen, wann wird es enden?“

Ich wandte mich schaudernd, ich floh von dem Ort,

die klagende Stimme zog mit mir fort,

wohin ich entfloh, wohin ich entwich,

der Gesang, der Gesang, er begleitete mich.

Ob ich schlummernd lag, ob ich betend gewacht,

zu jeglicher Stunde, bei Tag und bei Nacht,

seit jenem Tage die fünfzig Jahr,

ich höre ihn immer und immerdar!“

 

Fortsetzung s.u.

 

 

Satan sits on his throne at the centre of a witches' sabbath

Carl Strathmann, Hexensabbath
Carl Strathmann (1866-1939) war ein in München tätiger deutscher Maler und Illustrator des Jugendstils und des Symbolismus.

 

David Teniers d.J., Demons and witches arrive at the sabbath
David Teniers d.J. (1610-1690) war ein flämischer Maler, Zeichner und Kurator.

 

Ernst von Wildenbruch  1845-1909

Das Hexenlied

- Fortsetzung -

 

Medardus fuhr auf, wild war sein Gesicht:

„Ich höre sie wieder, vernehmt ihr es nicht?

Den Gang herauf, es kommt durch die Tür

sie tritt auf die Schelle ist hier, ist hier!

Du reines Weib, das sie Hexe genannt,

du süßer Leib, den sie schändend verbrannt,

ihr schwellenden Lippen, ihr Augen voll Güte,

du spielender Glieder süß quellende Blüte,

du liebende Wonne, die einst sich mir bot,

und die ich verachtend verstieß in den Tod,

du rufst mich zum Heil, das ich frevelnd verlor,

du öffnest zur Seligkeit selbst mir das Tor,

nach fünfzig Jahren voll Busse und Pein,

ich komme, um ewiglich bei dir zu sein!“

 

Er reckte die Arme, er streckte die Glieder

„Medardus ist tot,“ dumpf sprachen’s die Brüder.

Sie knieten im Kreis. Durch die Fenster brach

der grauende Morgen; der Prior sprach:

„Was Menschenaugen nicht fassen, noch seh’n,

dort oben ist einer, der wird es versteh’n,

er hat gesprochen: „Mein ist das Gericht“

geht beten, ihr Brüder und richtet nicht!“

 

 

David Teniers d.J, Scène de Sabbat, Poitiers, Musée Sainte Croix
David Teniers d.J. (1610-1690) war ein flämischer Maler, Zeichner und Kurator.

David Teniers d.J. Follower, The Witches Sabbath

Frans Verbeeck, Witches Sabbath
Frans Verbeeck (um 1510-1570) war ein flämischer Maler und Stecher. 

 

Domenicus van Wijnen,

The witches' Sabbath by moonlight
Domenicus van Wijnen (1658-1700) war ein niederländischer Maler des Goldenen Zeitalters.
 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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