"Glattes Eis,
ein Paradeis für den,
der gut zu tanzen weiß."
Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft
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Wolfgang Müller von Königswinter 1816-1873
Schlittschuhlaufen
Der Winter geht so starr und kalt,
Der Teich ist festgefroren,
Frischauf die Schlittschuh angeschnallt,
Die Pelze um die Ohren!
Wir gleiten hin, wir gleiten her
Auf spiegelglattem Eise,
Wir schwingen uns die Kreuz und Quer
Und schlingen unsre Kreise.
Und plumpst auch Einer ’mal dahin,
Das darf nicht scheu ihn machen,
Er stehet auf mit frischem Sinn
Und er beginnt zu lachen.
Er mischt sich wieder in die Reihn
Und läuft in Freude weiter,
Denn auf dem Eis, da muß man sein
Recht munter, frisch und heiter.
Conrad Ferdinand Meyer 1825-1898
Die Schlittschuhe
"Hör, Ohm! In deiner Trödelkammer hangt
Ein Schlittschuhpaar, danach mein Herz verlangt!
Von London hast du einst es heimgebracht,
Zwar ist es nicht nach neuster Art gemacht,
Doch damasziert, verteufelt elegant!
Dir rostet ungebraucht es an der Wand,
Du gibst es mir!" Hier, Junge, hast du Geld,
Kauf dir ein schmuckes Paar, wie dirs gefällt!
"Ach was! Die damaszierten will ich, deine!
Du läufst ja nimmer auf dem Eis, ich meine?"
Der liebe Quälgeist lässt mir keine Ruh,
Er zieht mich der verschollnen Stube zu;
Da lehnen Masken, Klingen kreuz und quer
An Bayles staubbedecktem Diktionär,
Und seine Beute schon erblickt der Knabe
In dunkelm Winkel hinter einer Truhe:
"Da sind sie!" Ich betrachte meine Habe,
Die Jugendschwingen, die gestählten Schuhe.
Mir um die Schläfen zieht ein leiser Traum ...
"Du gibst sie mir!" ... In ihrem blonden Haar,
Dem aufgewehten, wie sie lieblich war,
Der Wangen edel Blass gerötet kaum! ...
In Nebel eingeschleiert lag die Stadt,
Der See, ein Boden spiegelhell und glatt,
Drauf in die Wette flogen, Gleis an Gleis
Die Läufer; Wimpel flaggten auf dem Eis ...
Sie schwebte still, zuerst umkreist von vielen
Geflügelten wettlaufenden Gespielen -
Dort stürmte wild die purpurne Bacchantin
Hier mass den Lauf die peinliche Pedantin -
Sie aber wiegte sich mit schlanker Kraft
Und leichten Fusses, luftig, elfenhaft
Glitt sie dahin, das Eis berührend kaum
Bis sich die Bahn in einem weiten Raum
Verlor und dann in schmalre Bahnen teilte.
Da lockt′ es ihren Fuss in Einsamkeiten,
In blaue Dämmerung hinauszugleiten
Ins Märchenreich; sie zagte nicht und eilte
Und sah, dass ich an ihrer Seite fuhr,
Nahm meine Hand und eilte rascher nur.
Bald hinter uns verklang der Menge Schall,
Die Wintersonne sank, ein Feuerball;
Doch nicht zu hemmen war das leichte Schweben,
Der selge Reigen, die beschwingte Flucht,
Und warme Kreise zog das rasche Leben
Auf harterstarrter, geisterhafter Bucht.
An uns vorüber schoss ein Fackellauf
Ein glüh Phantom, den grauen See hinauf ...
In stiller Luft ein ungewisses Klingen
Wie Glockenlaut, des Eises surrend Singen ...
Ein dumpf Getos, das aus der Tiefe droht -
Sie lauscht, erschrickt, ihr graut, das ist der Tod!
Jäh wendet sie den Lauf, sie strebt zurück,
Ein scheuer Vogel, durch das Abenddunkel,
Dem Lärm entgegen und dem Lichtgefunkel,
Sie löst gemach die Hand ... o Märchenglück! ...
Sie wendet sich von mir und sucht die Stadt,
Dem Kinde gleich, das sich verlaufen hat -
"Ei, Ohm, du träumst? Nicht wahr, du gibst sie mir,
Bevor das Eis geschmolzen?" ... Junge, hier.
Friedrich Gottlieb Klopstock 1724-1803
Der Eislauf
Vergraben ist in ewige Nacht
Der Erfinder grosser Name zu oft!
Was ihr Geist grübelnd entdeckt, nutzen wir;
Aber belohnt Ehre sie auch?
Wer nannte dir den kühneren Mann,
Der zuerst am Maste Segel erhob?
Ach verging selber der Ruhm dessen nicht,
Welcher dem Fuss Flügel erfand!
Und sollte der unsterblich nicht seyn,
Der Gesundheit uns und Freuden erfand,
Die das Ross muthig im Lauf niemals gab,
Welche der Reihn selber nicht hat?
Unsterblich ist mein Name dereinst!
Ich erfinde noch dem schlüpfenden Stahl
Seinen Tanz! Leichteres Schwungs fliegt er hin,
Kreiset umher, schöner zu sehn.
Fortsetzung unten
Fortsetzung Klopstock, Der Eislauf
Du kennest jeden reizenden Ton
Der Musik, drum gieb dem Tanz Melodie!
Mond, und Wald höre den Schall ihres Horns,
Wenn sie des Flugs Eile gebeut,
O Jüngling, der den Wasserkothurn
Zu beseelen weiss, und flüchtiger tanzt,
Lass der Stadt ihren Kamin! Kom mit mir,
Wo des Krystalls Ebne dir winkt!
Sein Licht hat er in Düfte gehüllt,
Wie erhellt des Winters werdender Tag
Sanft den See! Glänzenden Reif, Sternen gleich,
Streute die Nacht über ihn aus!
Wie schweigt um uns das weisse Gefild!
Wie ertönt vom jungen Froste die Bahn!
Fern verräth deines Kothurns Schall dich mir,
Wenn du dem Blick, Flüchtling, enteilst.
Fortsetzung unten
Fortsetzung Klopstock, Der Eislauf
Wir haben doch zum Schmause genung
Von des Hahnes Frucht? und Freuden des Weins?
Winterluft reizt die Begier nach dem Mahl;
Flügel am Fuss reizen sie mehr!
Zur Linken wende du dich, ich will
Zu der Rechten hin halbkreisend mich drehn;
Nim den Schwung, wie du mich ihn nehmen siehst:
Also! nun fleug schnell mir vorbey!
So gehen wir den schlängelnden Gang
An dem langen Ufer schwebend hinab.
Künstle nicht! Stellung, wie die, lieb' ich nicht,
Zeichnet dir auch Preisler nicht nach.
Was horchst du nach der Insel hinauf?
Unerfahrne Läufer tönen dort her!
Huf und Last gingen noch nicht übers Eis,
Netze noch nicht unter ihm fort.
Fortsetzung unten
Fortsetzung Klopstock, Der Eislauf
Sonst späht dein Ohr ja alles; vernim,
Wie der Todeston wehklagt auf der Flut!
O wie tönts anders! wie hallts, wenn der Frost
Meilen hinab spaltet den See!
Zurück! lass nicht die schimmernde Bahn
Dich verführen, weg vom Ufer zu gehn!
Denn wo dort Tiefen sie deckt, strömts vielleicht,
Sprudeln vielleicht Quellen empor.
Den ungehörten Wogen entströmt,
Dem geheimen Quell entrieselt der Tod!
Glittst du auch leicht, wie diess Laub, ach dorthin;
Sänkest du doch, Jüngling, und stürbst!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874
Der Eislauf
Der See ist zugefroren
Und hält schon seinen Mann.
Die Bahn ist wie ein Spiegel
Und glänzt uns freundlich an.
Das Wetter ist so heiter,
Die Sonne scheint so hell.
Wer will mit mir ins Freie?
Wer ist mein Mitgesell?
Da ist nicht viel zu fragen:
Wer mit will, macht sich auf.
Wir geh'n hinaus ins Freie,
Hinaus zum Schlittschuhlauf.
Was kümmert uns die Kälte?
Was kümmert uns der Schnee?
Wir wollen Schlittschuh laufen
Wohl auf dem blanken See.
Da sind wir ausgezogen
Zur Eisbahn alsobald,
Und haben uns am Ufer
Die Schlittschuh angeschnallt.
Das war ein lustig Leben
Im hellen Sonnenglanz!
Wir drehten uns und schwebten,
Als wär's ein Reigentanz.