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William Trost Richards, Early Summer, Brooklyn Museum
William Trost Richards (1833-1905) war ein US-amerikanischer Landschafts- und Marinemaler.
 

Lisa Baumfeld 1877-1897

Sommertraum

 

Golddurchflammte Ätherwogen,

Schwerer Äste grüne Bogen,

Süß verwob'ne Träumerei'n…

Sommer, deine warmen Farben,

Helle Blumen, gold'ne Garben

Leuchten mir ins Herz hinein…

 

In dem Wald, dem dämm'rig düstern,

Hörst du's rauschen, lispeln, flüstern,

Elfenmärchen – Duft und Schaum…?

Blumenkinder nicken leise,

Lauschen fromm der alten Weise

Von des Waldes Sommertraum…

 

Und der See, der windumfächelt

Lallend plätschert, sonnig lächelt,

Netzt das Schilf aus lauem Born…

Rosen blühen am Gelände,

Rosenglut, wo ich mich wende,

Und im Herzen tief ein Dorn…

 

 

 

Elin

Danielson-Gambogi, 

Flowers in the meadow
Elin Kleopatra Danielson-Gambogi (1861-1919) war eine finnlandschwedische Malerin, die vornehmlich für realistische Porträts bekannt wurde.
 

Julian Onderdonk, Bluebonnet Scene, 1921
Robert Julian Onderdonk (1882-1922) war ein Maler des Texanischen Impressionismus, der oft als "Vater der texanischen Malerei" bezeichnet wurde
 

Joseph von Eichendorff 1788-1857

Es war als hätt der Himmel

 

Es war, als hätt der Himmel

die Erde still geküsst,

dass sie im Blütenschimmer

von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,

die Ähren wogten sacht,

es rauschten leis' die Wälder,

so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte

weit ihre Flügel aus,

flog durch die stillen Lande,

als flöge sie nach Haus.

 

Johanne Frimodt, A Field of Buttercups by the Coast
Johanne Nicoline Louise Frimodt (1861-1920) war eine dänische Malerin.

Emile Claus, Zomer, 1893, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen
Emile Claus (1849-1924) war ein belgischer Maler.

Gustav Falke 1853-1916

Sommer

 

Ihr singt von schönen Frühlingstagen,

Von Blütenduft und Sonnenschein,

Ich will nichts nach dem Frühling fragen,

Nein Sommer, Sommer muss es sein.

 

Wo alles drängt und sich bereite

Auf einen goldnen Erntetag,

Wo jede Frucht sich schwellt und weitet

Und schenkt, was Süsses in ihr lag.

 

Auch ich bin eine herbe, harte,

Bin eine Frucht, die langsam reift.

O Glut des Sommers, komm! Ich warte,

Dass mich dein heisser Atem streift.

 

Henri Biva, Landscape with a Pond
Henri Biva (1848-1929) war ein französischer Maler.

Carl Frederik Aagaard, View of a Forest Lake with an Angler and his Family, 1880
Carl Frederik Aagaard (1833-1895) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Isaak Iljitsch Lewitan, Lilii
Isaak Iljitsch Lewitan (1860-1900) war einer der bedeutendsten russischen Maler des Realismus.

 

 

Die ungeheure Fülle an Bildern und Gedichten zum Thema Sommer drängte zu Auswahl und Struktur. So habe ich mich in diesem Jahr für sechs Themenbereiche entschieden:

  • Sommer in Gärten
  • Sommergärten
  • Mohn I & II
  • Picknick
  • Sommer im Haus – Interieurs
  • Sommerabend - Sommernacht I & II

 

Spezifische Werke zur Themenpalette gibt es allerdings – sieht man einmal von den Themen Garten, Mohn und Sommernacht ab – fast ausschließlich in der bildenden Kunst. Gedichte über Picknicks oder Sommer in den Häusern kommen nicht vor. Deshalb sind den auf diesen Seiten gezeigten Bildern Gedichte beigegeben, die eher allgemein den Sommer zum Inhalt haben.

 

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Sommer in Gärten

Sommer als die Zeit, in der sich das private Leben in Gärten – wenn vorhanden – verlagert. Mahlzeiten vom Frühstück bis zum Abendessen werden dort eingenommen, Arbeiten werden nach Möglichkeit nach draußen verlegt, die Beschäftigung mit Kindern, familiäre Feiern, alles spielt sich im Schatten der Gärten an der „frischen Luft“ ab.

Was für die privaten Gärten gilt, hat – wenn auch mit Einschränkungen – für öffentliche Garten- und Parkanlagen in den Städten Gültigkeit.

 

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Sommergärten

Das Spektrum reicht von architektonisch ausgeklügelten Gartenanlagen bis zum üppigen Überschwang von Bauergärten, wo Nutzgarten und Augenweide eine Einheit bilden.

Nicht vergessen werden sollen die, die sich per se in den sommerlichen Gärten aufhalten: die kleinen und die großen, die jungen und die alten Gärtner, die für Pflege und Ernte sorgen.

 

 

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Mohn I & II

Sind es im Frühling die Löwenzahnblüten die – allgegenwärtig - das Landschaftsbild mitprägen, so ist es im Sommer der Mohn, oder vielmehr: er war es. In Zeiten von Intensivlandwirtschaft und Herbiziden ist der Mohn weitgehend von den Feldern verschwunden, führt nur noch ein Schattendasein an Wegränder und Brachflächen. Dass dies einmal anders war, belegen die zahlreichen Werke der bildenden Kunst.

 

Auf der Seite Mohn I finden sich botanische Abbildungen, Mohn-Stilleben und Gemälde von Mohn in Hausgärten. Auf der Seite Mohn II geht es dann ganz ins Freie: Bilder von mohn-durchsetzten Wiesen und Getreidefeldern sowie von Feldern auf denen Mohn als Nutzpflanze angebaut wurde.

 

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Picknick  Entlehnung von frz. piquenique

 

„Mahlzeit im Freien, auf Ausflügen, bestehend aus mitgebrachten Speisen“ definiert das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache den Begriff. Darstellungen von Picknicks in der Kunst sind vielfältig, die bekannteste dürfte wohl Édouard Manets Das Frühstück im Grünen (frz. Le Déjeuner sur l’herbe) sein.

 

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Sommer im Haus – Interieurs

 

Auch das Leben in den Häusern gewinnt im Sommer neue Qualitäten. Davon zeugen zahlreiche Gemälde von sommerlichen Interieurs. Das sommerliche Licht wird zum Gegenstand, sommerlich Blumenarrangements wie auch die Erweiterung des Wohnraums auf Balkone und Terrassen und in Gärten werden thematisiert.

 

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Sommerabend & Sommernacht

 

Das Thema beschäftigt sowohl die Dichter als auch die Maler, wobei es letztere aus naheliegenden Gründen schwerer haben, Abend und Nacht darzustellen.

 

 

Frank Weston Benson, Summer, 1909
Frank Weston Benson (1862–1951) war ein US-amerikanischer Impressionist.

Richard Dehmel 1863-1920

Klarer Tag

 

Der Himmel leuchtet aus dem Meer;

ich geh und leuchte still wie er.

 

Und viele Menschen gehn wie ich,

sie leuchten alle still für sich.

 

Zuweilen scheint nur Licht zu gehn

und durch die Stille hinzuwehn.

 

Ein Lüftchen haucht den Strand entlang:

o wundervoller Müßiggang.

 

Konstantin Gorbatov, Capri
Konstantin Iwanowitsch Gorbatov (1876-1945) war ein russischer Vertreter des Post-Impressionismus und Professor der Petersburger Kunstakademie.

Christian Morgenstern 1871-1914

Am Meer

 

Wie ist dir nun,

meine Seele?

Von allen Märkten

des Lebens fern,

darfst du nun ganz

dein selbst genießen.

 

Keine Frage

von Menschenlippen

fordert Antwort.

Keine Rede

noch Gegenrede

macht dich gemein.

Nur mit Himmel und Erde

hältst du

einsame Zwiesprach.

Und am liebsten

befreist du

dein stilles Glück,

dein stilles Weh

in wortlosen Liedern.

 

Wie ist dir nun,

meine Seele?

Von allen Märkten

des Lebens fern

darfst du nun ganz

dein selbst genießen.

 

Winslow Homer, Gloucester Harbor, 1873
Winslow Homer (1836-1910) war ein US-amerikanischer Zeichner und Maler.

Max Dauthendey 1867-1918

Wir gehen am Meer im tiefen Sand

 

Wir gehen am Meer im tiefen Sand,

Die Schritte schwer und Hand in Hand.

Das Meer geht ungeheuer mit,

Wir werden kleiner mit jedem Schritt.

Wir werden endlich winzig klein

Und treten in eine Muschel ein.

Hier wollen wir tief wie Perlen ruhn,

Und werden stets schöner, wie die Perlen tun.

 

Joaquín Sorolla, After Bathing
Joaquín Sorolla y Bastida (1863-1923) war ein spanischer Maler und Grafiker des Impressionismus.

Josef Weinheber 1892-1945     

Strand-Impression

 

Die Sonne blendet. Die Kabinen stinken.

Die Kasse wird gestürmt. Weiß liegt der Strand.

Die Augen einschichtiger Damen winken.

Die Schundmoral hat ihren schweren Stand.

Nun gilt es: Auf Verderben und Gedeih!

Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.

 

Hinein ins Volle! Schlanke Mädchenbeine

erschauern an dem grünlich-kühlen Naß.

Ein Schmer vom Kai kommt nicht mit sich ins reine.

Der Weise schweigt und denkt sich dies und das.

Gebuddel, Lachen und manch kleiner Schrei:

Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.

 

Die Blicke zünden. Heiß ist's! Herr Manasse

(blauweißes Schwimmkostüm) verbeugt sich leicht

vor einer Eva aus der Stadtgutgasse.

Dem Weisen wird die Denkerstirne feucht.

Schon wächst manch Ahnungslosen sein Geweih...

Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.

 

Die Rücken röten sich. Die Mutigen siegen.

Ansteckend wirkt der Foxtrott. Es ist rein

zum Staunen, wie die Hemmungen erliegen.

Der Weise flieht. - Doch flieht er nicht allein.

(Von höherer Schau aus ist das einerlei.)

Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.

 

Die Sonne blendet. Weidichte Gestrüppe

folgen dem Strand. Hier ist es still und gut.

Die Welt versinkt. Ganz ferne. Lipp' an Lippe

tut Liebe - nun, wie eben Liebe tut.

Die Weisheit ist zum Teufel - Eins ist zwei -

Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.

 

Gustave Caillebotte, Le plongeur
Gustave Caillebotte (1848-1894) war ein französischer Maler des Impressionismus, Kunstsammler, Mäzen und Bootsbauer.

Joachim Ringelnatz 1883–1934

Zum Schwimmen

 

(Die Brüder)

 

Plumps! Nun liegst du endlich drin,

Nun hat es wirklich nicht mehr Sinn,

Noch länger den Denker und Dichter zu mimen.

Sonst gibt's mal was mit dem ledernen Riemen!

 

Lacht mal den Onkel aus, ihr Kinder!

Wißt ihr's?

Das ist der Erfinder

Des drahtlosen Schwebeklistiers,

 

Der Panslapopel, der große Mann!

Wie Seidenpapier liegt die Hose an.

Der Doktor phil. und der Doktor jur. – –

Ja, pruste du nur!

 

Wie eifrig du spuckst

Und das Gespuckte noch einmal verschluckst.

Du »Autor« von »Das Leben von Stosch!« –

Eine Qualle bist du, ein schleimiger Frosch,

Ein wulstiger, schwulstiger, schwappliger, nasser.

Und willst der Verfasser

Der Biographie sein!

Ziehe das Knie ein!

Nach auswärts die Beine!

Du Stubenhocker!

Hier sind ein paar Steine

Am Ufer recht locker. – –

Sieht aus wie Blaukraut mit Sommersprossen.

Na? Eins, zwei, drei – vier, fünf, die Hände geschlossen!

Und: eins, zwei, drei – vier, fünf; noch besser, viel besser!

Ich werde dir was von wegen Professor!

Los: eins, zwei, drei – vier, fünf. Du Schlumpsack, nur weiter!

Wird's? Eins, zwei, drei – vier, fünf. Nun 'ran an die Leiter!

Du ausgeschwängertes Schwielenschwein!

Ein Wort – und ich stoße dich nochmals hinein.

 

Paul Signac, Saint-Tropez - Le Port au soleil couchant, 1892
Paul Signac (1863-1935) war ein französischer Maler und Grafiker und neben Georges Seurat der bedeutendste Künstler des Neo-Impressionismus bzw. Pointillismus.

Ernst Blass 1890-1939

Strand

 

Wir fühlen Sand und Sommer und die Wellen,

Die nachmittags an unsre Träume spülen,

Und sehen in dem Duft von frischen Kühlen

Sehr sichre Segler hell vorüberschnellen.

 

Und während wir die leichtbeladnen Stunden

Halb spielend und halb fliehend übergleiten,

Steht still in unsern Blicken, ohne Wunden,

Altkluge Trauer und der Glanz der Weiten.

 

 

 

Mary Cassatt, Summertime, ca. 1894
Mary Stevenson Cassatt (1844-1926) war eine US-amerikanische Grafikerin und Malerin des Impressionismus.

Joachim Ringelnatz 1883–1934

Abend am Strand

 

Abendglühgold zittert auf träumender See.

Eine Möwe zieht ihre einsamen Kreise.

Auf dem Wasser treibend, ein Boot. Und leise, leise

Bringt mir der Wind eine müde Weise. – –

 

Närrisches Herz, was stimmt dich so weh?

 

Évariste Carpentier, Coucher de soleil à Ostende
Évariste Carpentier (1845-1922) war ein belgischer Maler des Post-Impressionismus.

Wilhelm Busch 1832-1908

Im Sommer

 

In Sommerbäder

Reist jetzt ein jeder

Und lebt famos.

Der arme Dokter,

Zu Hause hockt er

Patientenlos.

 

Von Winterszenen,

Von schrecklich schönen,

Träumt sein Gemüt,

Wenn, Dank der Götter,

Bei Hundewetter

Sein Weizen blüht.

 

Martin Johnson Heade, Newburyport Meadows, Metropolitan Museum of Art
Martin Johnson Heade (1819-1904) war ein US-amerikanischer Maler.

 

 

Blitz & Donner

Regenbogen

Die Naturgewalten des Sommers

Iwan Choultsé, A storm on the horizon
Iwan Fedorowitsch Choultsé (1874-1939) war ein Maler des russischen Realismus.

Albert Bierstadt Aufziehendes Gewitter im Tal
Albert Bierstadt (1830-1902) war ein amerikanischer Maler deutscher Herkunft.

Carl Busse 1872-1918

Vor dem Gewitter

 

Schwül drückte die Luft und der Tag versank,

Und die Lande lagen in Träumen,

Wie pochende Reue flüsterte bang

Der Thauwind in den Bäumen.

 

Kein Licht am Himmel, der Vollmond schlief

In dunklen Wolkengezelten,

Ein Vogel schwirrte, und geisterhaft rief

Sein Schrei durch die ängstlichen Welten.

 

Sonst hörtest du nichts; nur hier und da

Schwergehend ein Atemholen -

Wie Frauenhaarduft, betäubend und nah -

Von Rosen und Nachtviolen.

 

Zwei Fledermäuse flatterten grau,

Und hinter den thauwindgescheuchten,

Fliehenden Wolken, schweflig und blau,

Glühte ein Wetterleuchten.

 

Nikolai Dubowski, Es ist still geworden. Vor dem Sturm, 1890, Russisches Museum
Nikolai Nikanorowitsch Dubowskoj (1859-1918) war ein russischer Landschaftsmaler.

Isaak Lewitan, In the Vicinity of the Savvino-Storozhevsky Monastery
Isaak Iljitsch Lewitan (1860-1900) war einer der bedeutendsten russischen Maler des Realismus.

Joachim Winterfeld von Damerow 1873-1934

Heraufziehendes Gewitter

 

Erd' und Himmel, grell besonnt,

sind bedrängt von dumpfem Glühen.

Tief am flimmernden Horizont

wächst ein bleiches Blühen.

 

Brünstiger Atem wiegt und wellt

raschelnde Ähren, die reifensmatten.

Über dem jäh erblassenden Feld

ziehende Wolkenschatten.

 

Zögernd schwindet der Sonnenglast,

reglos stehen die Roggenschläge.

Unter der finsteren Wolkenlast

bleichen die Weiden am Wege.

 

Weiß in die grollende Wetternacht

flatternde Schmetterlinge,

wie Gebetlein angstentfacht,

so kleinlaut und geringe.

 

Giuseppe De Nittis, The Approach of the Storm
Giuseppe Gaetano De Nittis (1846-1884) war ein italienischer Maler des Impressionismus.

Pyotr Suchodolski, Approaching Storm, Sheep on a River Bank
Pyotr Alexandrovitch Suchodolski (1835–1903) war ein russischer Maler.

 

Hans Thoma, Stille vor dem Sturm
Hans Thoma (1839-1924) war ein deutscher Maler und Grafiker.
 

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Sommer

 

Der Sommer folgt. Es wachsen Tag und Hitze,

und von den Auen dränget uns die Glut;

doch dort am Wasserfall, am Felsensitze

erquickt ein Trunk, erfrischt ein Wort das Blut.

 

Der Donner rollt, schon kreuzen sich die Blitze,

die Höhle wölbt sich auf zur sichern Hut,

dem Tosen nach kracht schnell ein knatternd Schmettern;

doch Liebe lächelt unter Sturm und Wettern.

 

George Inness, The Wheat Field, Cleveland Museum of Art
George Inness (1825-1894) war ein amerikanischer tonalistischer Maler.

Bruce Crane, Impending Storm
Robert Bruce Crane (1857-1937) war ein US-amerikanischer Maler.

Józef Chelmonski, Przed burza - Vor dem Sturm
Józef Marian Chelmonski (1849-1914) war ein polnischer Maler.

Gottfried Keller 1819-1890

 

Es dämmert, es dämmert den See herab,

Die Wasser sind gar so dunkel;

Doch wann der Blitz über den Bergen strahlt,

Was ist das für ein Gefunkel!

 

Dann tun dem Schiffer die Augen weh,

Er sputet sich ängstlich zu Lande,

Wo gaffend der Feierabend steht

Am fahlerleuchteten Strande.

 

Die Leute freuen und fürchten sich

Und wünschen ein gutes Ende

Und daß der Herr sein Schloßengericht

Nicht in den Krautgarten sende!

 

Jetzt zischt der Strahl in die laue Flut

Wie eine feurige Kette,

Der dumme Haufen ergreift die Flucht

Und kriecht erschrocken zu Bette!

 

Wann Gott einen guten Gedanken hat,

Dann sagt man: Es wetterleuchtet!

Gib acht, du Gesindel, daß nicht einmal

In deine Wirtschaft er leuchtet!

 

Wolodymyr Orlowskyj, Harvest, 1882
Wolodymyr Donatowytsch Orlowskyj (1842-1914) war ein ukrainischer Landschafts- und Genremaler des Realismus.

George Inness, The Storm, 1885
George Inness (1825-1894) war ein amerikanischer tonalistischer Maler.

Nikolaus Lenau 1802-1850

Das Gewitter

 

Noch immer lag ein tiefes Schweigen

Rings auf den Höhn; doch plötzlich fuhr

Der Wind nun auf zum wilden Reigen,

Die sausende Gewitterspur.

 

Am Himmel eilt mit dumpfem Klange

Herauf der finstre Wolkenzug:

So nimmt der Zorn im heißen Drange

Den nächtlichen Gedankenflug.

 

Der Himmel donnert seinen Hader;

Auf seiner dunklen Stirne glüht

Der Blitz hervor, die Zornesader,

Die Schrecken auf die Erde sprüht.

 

Der Regen stürzt in lauten Güssen;

Mit Bäumen, die der Sturm zerbrach,

Erbraust der Strom zu meinen Füßen; –

Doch schweigt der Donner allgemach.

 

Maxim Worobjow, Oak, Struck by Lightning
Maxim Nikiforowitsch Worobjow (1787-1855) war ein russischer Landschaftsmaler der Romantik.

 

Jens Juel, Tordenvejr i udkanten af en by, Statens Museum for Kunst
Jens Jørgensen Juel (1745-1802) war ein dänischer Maler.

August Stramm 1874-1915

Gewitter

 

Schwarz fletscht in Weiß

Die blauspielfrohen Dünste starren hagelgelb.

Helle flackert

Täubt zu Boden.

Wüten

Steinigt

Schlossen!

Tottoll krallet um die Nacht.

Matt aufadert Blau das Recken

Bebet bäumet

Wuchtet

Hebt sich

Stemmt die Fäuste

Hartscharfkantig

Schellet Wolken

Hellet Ängste

Steht und streckt sich

Packt das Gurgeln

Und zerwürgt es

Nach ihm stürzend

Sich verbeißend

Kollernd rollend

In

Die

Leere!

Augen

Schleiern auf und schluchzen!

Tränen

Wellen

Lösen

Schrecken!

Lichter

Grellen

Hoch im Bogen!

Klänge

Schwingen

Freie

Starke

Sonnsiegklänge!

 

Victor Gabriel Gilbert, Caught in the storm
Victor Gabriel Gilbert (1847-1933) war ein französischer Maler.

Karl Ludwig, Sommerregen
Karl Julius Emil Ludwig, auch Carl Ludwig (1839-1901), war ein deutscher Landschaftsmaler der Münchner Schule.

Martin Greif 1839-1911

Nach dem Gewitter

 

Das Wetter ist niedergegangen,

Die Wolken, die grollend und grau

Ins schwüle Gebirge gehangen,

Sie stillten der Wälder Verlangen,

Gelöst in unendlichen Thau;

Der Himmel ward heiter und blau.

 

Wohl zittern wie flammend die Lüfte,

Doch kühlet ein Wehen sie lind

Und trägt durch die dampfenden Klüfte

Der Kräuter gewürzige Düfte;

Wo rege die Wipfel noch sind,

Erschauern die Sträucher im Wind.

 

Breit fluthet der Bach von den Fällen,

Der wirbelnd im Thale noch schwillt;

Rings tausend lebendige Quellen

Enteilen mit murmelnden Wellen:

Der Balsam, der köstliche, quillt,

Der Durst ist in Strömen gestillt.

 

Jules Breton, L'Arc en ciel à Courrières, 1855, Paris, Petit Palais
Jules Adolphe Aimé Louis Breton (1827-1906) war ein französischer Maler.

Christoffer Wilhelm Eckersberg, Rainbow above a Farm in the Village of Spejlsby on Møn
Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783-1853) war einer der bedeutendsten dänischen Maler des 19. Jahrhunderts.

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Regen und Regenbogen

 

Auf schweres Gewitter und Regenguß

Blickt’ ein Philister zum Beschluß

Ins weiterziehende Grause nach,

Und so zu seinesgleichen sprach:

Der Donner hat uns sehr erschreckt,

Der Blitz die Scheunen angesteckt,

Und das war unsrer Sünden Teil!

Dagegen hat, zu frischem Heil,

Der Regen fruchtbar uns erquickt

Und für den nächsten Herbst beglückt.

Was kommt nun aber der Regenbogen

An grauer Wand herangezogen?

Der mag wohl zu entbehren sein,

Der bunte Trug! der leere Schein!

 

Frau Iris aber dagegen sprach:

Erkühnst du dich zu meiner Schmach?

Doch bin ich hier ins All gestellt

Als Zeugnis einer bessern Welt,

Für Augen, die vom Erdenlauf

Getrost sich wenden zum Himmel auf

Und in der Dünste trübem Netz

Erkennen Gott und sein Gesetz.

Drum wühle du, ein andres Schwein,

Nur immer den Rüssel in den Boden hinein

Und gönne dem verklärten Blick

An meiner Herrlichkeit sein Glück.

 

Jean-François Millet, The Rainbow
Jean-François Millet (1814-1875) war ein französischer Maler des Realismus.

Arhip Kuindji, Regenbogen, 1905
Arhip Ivanovich Kuindji (1841-1910) war ein russischer Maler des Realismus.

Die Arbeit läuft nicht davon,

während du deinem Kind einen Regenbogen zeigst,

aber der Regenbogen wartet nicht,

bis du mit der Arbeit fertig bist.

Chinesisches Sprichwort

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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