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Lisa Baumfeld 1877-1897
Sommertraum
Golddurchflammte Ätherwogen,
Schwerer Äste grüne Bogen,
Süß verwob'ne Träumerei'n…
Sommer, deine warmen Farben,
Helle Blumen, gold'ne Garben
Leuchten mir ins Herz hinein…
In dem Wald, dem dämm'rig düstern,
Hörst du's rauschen, lispeln, flüstern,
Elfenmärchen – Duft und Schaum…?
Blumenkinder nicken leise,
Lauschen fromm der alten Weise
Von des Waldes Sommertraum…
Und der See, der windumfächelt
Lallend plätschert, sonnig lächelt,
Netzt das Schilf aus lauem Born…
Rosen blühen am Gelände,
Rosenglut, wo ich mich wende,
Und im Herzen tief ein Dorn…
Joseph von Eichendorff 1788-1857
Es war als hätt der Himmel
Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis' die Wälder,
so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
Gustav Falke 1853-1916
Sommer
Ihr singt von schönen Frühlingstagen,
Von Blütenduft und Sonnenschein,
Ich will nichts nach dem Frühling fragen,
Nein Sommer, Sommer muss es sein.
Wo alles drängt und sich bereite
Auf einen goldnen Erntetag,
Wo jede Frucht sich schwellt und weitet
Und schenkt, was Süsses in ihr lag.
Auch ich bin eine herbe, harte,
Bin eine Frucht, die langsam reift.
O Glut des Sommers, komm! Ich warte,
Dass mich dein heisser Atem streift.
Die ungeheure Fülle an Bildern und Gedichten zum Thema Sommer drängte zu Auswahl und Struktur. So habe ich mich in diesem Jahr für sechs Themenbereiche entschieden:
Spezifische Werke zur Themenpalette gibt es allerdings – sieht man einmal von den Themen Garten, Mohn und Sommernacht ab – fast ausschließlich in der bildenden Kunst. Gedichte über Picknicks oder Sommer in den Häusern kommen nicht vor. Deshalb sind den auf diesen Seiten gezeigten Bildern Gedichte beigegeben, die eher allgemein den Sommer zum Inhalt haben.
Sommer als die Zeit, in der sich das private Leben in Gärten – wenn vorhanden – verlagert. Mahlzeiten vom Frühstück bis zum Abendessen werden dort eingenommen, Arbeiten werden nach Möglichkeit nach draußen verlegt, die Beschäftigung mit Kindern, familiäre Feiern, alles spielt sich im Schatten der Gärten an der „frischen Luft“ ab.
Was für die privaten Gärten gilt, hat – wenn auch mit Einschränkungen – für öffentliche Garten- und Parkanlagen in den Städten Gültigkeit.
Das Spektrum reicht von architektonisch ausgeklügelten Gartenanlagen bis zum üppigen Überschwang von Bauergärten, wo Nutzgarten und Augenweide eine Einheit bilden.
Nicht vergessen werden sollen die, die sich per se in den sommerlichen Gärten aufhalten: die kleinen und die großen, die jungen und die alten Gärtner, die für Pflege und Ernte sorgen.
Sind es im Frühling die Löwenzahnblüten die – allgegenwärtig - das Landschaftsbild mitprägen, so ist es im Sommer der Mohn, oder vielmehr: er war es. In Zeiten von Intensivlandwirtschaft und Herbiziden ist der Mohn weitgehend von den Feldern verschwunden, führt nur noch ein Schattendasein an Wegränder und Brachflächen. Dass dies einmal anders war, belegen die zahlreichen Werke der bildenden Kunst.
Auf der Seite Mohn I finden sich botanische Abbildungen, Mohn-Stilleben und Gemälde von Mohn in Hausgärten. Auf der Seite Mohn II geht es dann ganz ins Freie: Bilder von mohn-durchsetzten Wiesen und Getreidefeldern sowie von Feldern auf denen Mohn als Nutzpflanze angebaut wurde.
Picknick Entlehnung von frz. piquenique
„Mahlzeit im Freien, auf Ausflügen, bestehend aus mitgebrachten Speisen“ definiert das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache den Begriff. Darstellungen von Picknicks in der Kunst sind vielfältig, die bekannteste dürfte wohl Édouard Manets Das Frühstück im Grünen (frz. Le Déjeuner sur l’herbe) sein.
Auch das Leben in den Häusern gewinnt im Sommer neue Qualitäten. Davon zeugen zahlreiche Gemälde von sommerlichen Interieurs. Das sommerliche Licht wird zum Gegenstand, sommerlich Blumenarrangements wie auch die Erweiterung des Wohnraums auf Balkone und Terrassen und in Gärten werden thematisiert.
Das Thema beschäftigt sowohl die Dichter als auch die Maler, wobei es letztere aus naheliegenden Gründen schwerer haben, Abend und Nacht darzustellen.
Richard Dehmel 1863-1920
Klarer Tag
Der Himmel leuchtet aus dem Meer;
ich geh und leuchte still wie er.
Und viele Menschen gehn wie ich,
sie leuchten alle still für sich.
Zuweilen scheint nur Licht zu gehn
und durch die Stille hinzuwehn.
Ein Lüftchen haucht den Strand entlang:
o wundervoller Müßiggang.
Christian Morgenstern 1871-1914
Am Meer
Wie ist dir nun,
meine Seele?
Von allen Märkten
des Lebens fern,
darfst du nun ganz
dein selbst genießen.
Keine Frage
von Menschenlippen
fordert Antwort.
Keine Rede
noch Gegenrede
macht dich gemein.
Nur mit Himmel und Erde
hältst du
einsame Zwiesprach.
Und am liebsten
befreist du
dein stilles Glück,
dein stilles Weh
in wortlosen Liedern.
Wie ist dir nun,
meine Seele?
Von allen Märkten
des Lebens fern
darfst du nun ganz
dein selbst genießen.
Max Dauthendey 1867-1918
Wir gehen am Meer im tiefen Sand
Wir gehen am Meer im tiefen Sand,
Die Schritte schwer und Hand in Hand.
Das Meer geht ungeheuer mit,
Wir werden kleiner mit jedem Schritt.
Wir werden endlich winzig klein
Und treten in eine Muschel ein.
Hier wollen wir tief wie Perlen ruhn,
Und werden stets schöner, wie die Perlen tun.
Josef Weinheber 1892-1945
Strand-Impression
Die Sonne blendet. Die Kabinen stinken.
Die Kasse wird gestürmt. Weiß liegt der Strand.
Die Augen einschichtiger Damen winken.
Die Schundmoral hat ihren schweren Stand.
Nun gilt es: Auf Verderben und Gedeih!
Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.
Hinein ins Volle! Schlanke Mädchenbeine
erschauern an dem grünlich-kühlen Naß.
Ein Schmer vom Kai kommt nicht mit sich ins reine.
Der Weise schweigt und denkt sich dies und das.
Gebuddel, Lachen und manch kleiner Schrei:
Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.
Die Blicke zünden. Heiß ist's! Herr Manasse
(blauweißes Schwimmkostüm) verbeugt sich leicht
vor einer Eva aus der Stadtgutgasse.
Dem Weisen wird die Denkerstirne feucht.
Schon wächst manch Ahnungslosen sein Geweih...
Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.
Die Rücken röten sich. Die Mutigen siegen.
Ansteckend wirkt der Foxtrott. Es ist rein
zum Staunen, wie die Hemmungen erliegen.
Der Weise flieht. - Doch flieht er nicht allein.
(Von höherer Schau aus ist das einerlei.)
Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.
Die Sonne blendet. Weidichte Gestrüppe
folgen dem Strand. Hier ist es still und gut.
Die Welt versinkt. Ganz ferne. Lipp' an Lippe
tut Liebe - nun, wie eben Liebe tut.
Die Weisheit ist zum Teufel - Eins ist zwei -
Es wälzt der Strom sich grau und groß vorbei.
Joachim Ringelnatz 1883–1934
Zum Schwimmen
(Die Brüder)
Plumps! Nun liegst du endlich drin,
Nun hat es wirklich nicht mehr Sinn,
Noch länger den Denker und Dichter zu mimen.
Sonst gibt's mal was mit dem ledernen Riemen!
Lacht mal den Onkel aus, ihr Kinder!
Wißt ihr's?
Das ist der Erfinder
Des drahtlosen Schwebeklistiers,
Der Panslapopel, der große Mann!
Wie Seidenpapier liegt die Hose an.
Der Doktor phil. und der Doktor jur. – –
Ja, pruste du nur!
Wie eifrig du spuckst
Und das Gespuckte noch einmal verschluckst.
Du »Autor« von »Das Leben von Stosch!« –
Eine Qualle bist du, ein schleimiger Frosch,
Ein wulstiger, schwulstiger, schwappliger, nasser.
Und willst der Verfasser
Der Biographie sein!
Ziehe das Knie ein!
Nach auswärts die Beine!
Du Stubenhocker!
Hier sind ein paar Steine
Am Ufer recht locker. – –
Sieht aus wie Blaukraut mit Sommersprossen.
Na? Eins, zwei, drei – vier, fünf, die Hände geschlossen!
Und: eins, zwei, drei – vier, fünf; noch besser, viel besser!
Ich werde dir was von wegen Professor!
Los: eins, zwei, drei – vier, fünf. Du Schlumpsack, nur weiter!
Wird's? Eins, zwei, drei – vier, fünf. Nun 'ran an die Leiter!
Du ausgeschwängertes Schwielenschwein!
Ein Wort – und ich stoße dich nochmals hinein.
Ernst Blass 1890-1939
Strand
Wir fühlen Sand und Sommer und die Wellen,
Die nachmittags an unsre Träume spülen,
Und sehen in dem Duft von frischen Kühlen
Sehr sichre Segler hell vorüberschnellen.
Und während wir die leichtbeladnen Stunden
Halb spielend und halb fliehend übergleiten,
Steht still in unsern Blicken, ohne Wunden,
Altkluge Trauer und der Glanz der Weiten.
Joachim Ringelnatz 1883–1934
Abend am Strand
Abendglühgold zittert auf träumender See.
Eine Möwe zieht ihre einsamen Kreise.
Auf dem Wasser treibend, ein Boot. Und leise, leise
Bringt mir der Wind eine müde Weise. – –
Närrisches Herz, was stimmt dich so weh?
Wilhelm Busch 1832-1908
Im Sommer
In Sommerbäder
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Dokter,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.
Von Winterszenen,
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt,
Wenn, Dank der Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht.
Blitz & Donner
Regenbogen
Die Naturgewalten des Sommers
Carl Busse 1872-1918
Vor dem Gewitter
Schwül drückte die Luft und der Tag versank,
Und die Lande lagen in Träumen,
Wie pochende Reue flüsterte bang
Der Thauwind in den Bäumen.
Kein Licht am Himmel, der Vollmond schlief
In dunklen Wolkengezelten,
Ein Vogel schwirrte, und geisterhaft rief
Sein Schrei durch die ängstlichen Welten.
Sonst hörtest du nichts; nur hier und da
Schwergehend ein Atemholen -
Wie Frauenhaarduft, betäubend und nah -
Von Rosen und Nachtviolen.
Zwei Fledermäuse flatterten grau,
Und hinter den thauwindgescheuchten,
Fliehenden Wolken, schweflig und blau,
Glühte ein Wetterleuchten.
Joachim Winterfeld von Damerow 1873-1934
Heraufziehendes Gewitter
Erd' und Himmel, grell besonnt,
sind bedrängt von dumpfem Glühen.
Tief am flimmernden Horizont
wächst ein bleiches Blühen.
Brünstiger Atem wiegt und wellt
raschelnde Ähren, die reifensmatten.
Über dem jäh erblassenden Feld
ziehende Wolkenschatten.
Zögernd schwindet der Sonnenglast,
reglos stehen die Roggenschläge.
Unter der finsteren Wolkenlast
bleichen die Weiden am Wege.
Weiß in die grollende Wetternacht
flatternde Schmetterlinge,
wie Gebetlein angstentfacht,
so kleinlaut und geringe.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Sommer
Der Sommer folgt. Es wachsen Tag und Hitze,
und von den Auen dränget uns die Glut;
doch dort am Wasserfall, am Felsensitze
erquickt ein Trunk, erfrischt ein Wort das Blut.
Der Donner rollt, schon kreuzen sich die Blitze,
die Höhle wölbt sich auf zur sichern Hut,
dem Tosen nach kracht schnell ein knatternd Schmettern;
doch Liebe lächelt unter Sturm und Wettern.
Gottfried Keller 1819-1890
Es dämmert, es dämmert den See herab,
Die Wasser sind gar so dunkel;
Doch wann der Blitz über den Bergen strahlt,
Was ist das für ein Gefunkel!
Dann tun dem Schiffer die Augen weh,
Er sputet sich ängstlich zu Lande,
Wo gaffend der Feierabend steht
Am fahlerleuchteten Strande.
Die Leute freuen und fürchten sich
Und wünschen ein gutes Ende
Und daß der Herr sein Schloßengericht
Nicht in den Krautgarten sende!
Jetzt zischt der Strahl in die laue Flut
Wie eine feurige Kette,
Der dumme Haufen ergreift die Flucht
Und kriecht erschrocken zu Bette!
Wann Gott einen guten Gedanken hat,
Dann sagt man: Es wetterleuchtet!
Gib acht, du Gesindel, daß nicht einmal
In deine Wirtschaft er leuchtet!
Nikolaus Lenau 1802-1850
Das Gewitter
Noch immer lag ein tiefes Schweigen
Rings auf den Höhn; doch plötzlich fuhr
Der Wind nun auf zum wilden Reigen,
Die sausende Gewitterspur.
Am Himmel eilt mit dumpfem Klange
Herauf der finstre Wolkenzug:
So nimmt der Zorn im heißen Drange
Den nächtlichen Gedankenflug.
Der Himmel donnert seinen Hader;
Auf seiner dunklen Stirne glüht
Der Blitz hervor, die Zornesader,
Die Schrecken auf die Erde sprüht.
Der Regen stürzt in lauten Güssen;
Mit Bäumen, die der Sturm zerbrach,
Erbraust der Strom zu meinen Füßen; –
Doch schweigt der Donner allgemach.
August Stramm 1874-1915
Gewitter
Schwarz fletscht in Weiß
Die blauspielfrohen Dünste starren hagelgelb.
Helle flackert
Täubt zu Boden.
Wüten
Steinigt
Schlossen!
Tottoll krallet um die Nacht.
Matt aufadert Blau das Recken
Bebet bäumet
Wuchtet
Hebt sich
Stemmt die Fäuste
Hartscharfkantig
Schellet Wolken
Hellet Ängste
Steht und streckt sich
Packt das Gurgeln
Und zerwürgt es
Nach ihm stürzend
Sich verbeißend
Kollernd rollend
In
Die
Leere!
Augen
Schleiern auf und schluchzen!
Tränen
Wellen
Lösen
Schrecken!
Lichter
Grellen
Hoch im Bogen!
Klänge
Schwingen
Freie
Starke
Sonnsiegklänge!
Martin Greif 1839-1911
Nach dem Gewitter
Das Wetter ist niedergegangen,
Die Wolken, die grollend und grau
Ins schwüle Gebirge gehangen,
Sie stillten der Wälder Verlangen,
Gelöst in unendlichen Thau;
Der Himmel ward heiter und blau.
Wohl zittern wie flammend die Lüfte,
Doch kühlet ein Wehen sie lind
Und trägt durch die dampfenden Klüfte
Der Kräuter gewürzige Düfte;
Wo rege die Wipfel noch sind,
Erschauern die Sträucher im Wind.
Breit fluthet der Bach von den Fällen,
Der wirbelnd im Thale noch schwillt;
Rings tausend lebendige Quellen
Enteilen mit murmelnden Wellen:
Der Balsam, der köstliche, quillt,
Der Durst ist in Strömen gestillt.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Regen und Regenbogen
Auf schweres Gewitter und Regenguß
Blickt’ ein Philister zum Beschluß
Ins weiterziehende Grause nach,
Und so zu seinesgleichen sprach:
Der Donner hat uns sehr erschreckt,
Der Blitz die Scheunen angesteckt,
Und das war unsrer Sünden Teil!
Dagegen hat, zu frischem Heil,
Der Regen fruchtbar uns erquickt
Und für den nächsten Herbst beglückt.
Was kommt nun aber der Regenbogen
An grauer Wand herangezogen?
Der mag wohl zu entbehren sein,
Der bunte Trug! der leere Schein!
Frau Iris aber dagegen sprach:
Erkühnst du dich zu meiner Schmach?
Doch bin ich hier ins All gestellt
Als Zeugnis einer bessern Welt,
Für Augen, die vom Erdenlauf
Getrost sich wenden zum Himmel auf
Und in der Dünste trübem Netz
Erkennen Gott und sein Gesetz.
Drum wühle du, ein andres Schwein,
Nur immer den Rüssel in den Boden hinein
Und gönne dem verklärten Blick
An meiner Herrlichkeit sein Glück.
Die Arbeit läuft nicht davon,
während du deinem Kind einen Regenbogen zeigst,
aber der Regenbogen wartet nicht,
bis du mit der Arbeit fertig bist.
Chinesisches Sprichwort