St. Martin von Tours
Martin von Tours, lateinisch Martinus (* um 316/317 in Savaria, römische Provinz Pannonia prima, heute Szombathely, Ungarn; † 8. November 397 in Candes bei Tours in Frankreich), war der dritte Bischof von Tours. Er ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche und wird auch in der orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirche verehrt.
Meister des Riedener Altars, Mantelteilung des hl. Martin von Tours
Als Meister des Riedener Altars wird ein namentlich nicht bekannter gotischer Maler bezeichnet, der im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts in Bayerisch-Schwaben, eventuell in Kempten, Memmingen oder
auch im Kloster Ottobeuren tätig war.
Wilhelm Busch 1832-1908
Unbeliebtes Wunder
In Tours, zu Bischof Martins Zeit,
Gab's Krüppel viel und Bettelleut.
Darunter auch ein Ehepaar,
Was glücklich und zufrieden war.
Er, sonst gesund, war blind und stumm;
Sie sehend, aber lahm und krumm
An jedem Glied, bis auf die Zunge
Und eine unverletzte Lunge.
Das paßte schön. Sie reitet ihn
Und, selbstverständlich, leitet ihn
Als ein geduldig Satteltier,
Sie obenauf, er unter ihr,
Ganz einfach mit geringer Müh,
Bloß durch die Worte Hott und Hü,
Bald so, bald so, vor allen Dingen
Dahin, wo grad die Leute gingen.
Fast jeder, der's noch nicht gesehn,
Bleibt unwillkürlich stille stehn,
Ruft: "Lieber Gott, was ist denn das?"
Greift in den Sack, gibt ihnen was
Und denkt noch lange gern und heiter
An dieses Roß und diesen Reiter.
So hätten denn gewiß die zwei
Durch fortgesetzte Bettelei,
Vereint in solcherlei Gestalt,
Auch ferner ihren Unterhalt,
Ja, ein Vermögen sich erworben,
Wär' Bischof Martin nicht gestorben.
Als dieser nun gestorben war,
Legt man ihn auf die Totenbahr
Und tät' ihn unter Weheklagen
Fein langsam nach dem Dome tragen
Zu seiner wohlverdienten Ruh.
Und sieh, ein Wunder trug sich zu.
Fortsetzung unten
Anthonis van Dyck, Saint Martin sharing his cloak with a beggar
Sir Anthonis van Dyck, flämisch Antoon van Dyck (1599-1641), war ein flämischer Maler (insbesondere Porträts) und Grafiker des flämischen Barocks und freier Mitarbeiter von Peter Paul Rubens. Weitere
Versionen seines Namens sind Anton van Dyck und Anthony van Dyck.
Fortsetzung: Wilhelm Busch, Unbeliebtes Wunder
Da, wo der Zug vorüberkam,
Wer irgend blind, wer irgend lahm,
Der fühlte sich sogleich genesen,
Als ob er niemals krank gewesen.
Oh, wie erschrak die lahme Frau!
Von weitem schon sah sie's genau,
Weil sie hoch oben, wie gewohnt,
Auf des Gemahles Rücken thront.
"Lauf", rief sie, "laufe schnell von hinnen,
Damit wir noch beizeit entrinnen."
Er läuft, er stößt an einen Stein,
Er fällt und bricht beinah ein Bein.
Die Prozession ist auch schon da.
Sie zieht vorbei. Der Blinde sah,
Die Lahme, ebenfalls kuriert,
Kann gehn, als wie mit Öl geschmiert,
Und beide sind wie neugeboren
Und kratzen sich verdutzt die Ohren.
Jetzt fragt es sich: Was aber nun?
Wer leben will, der muß was tun.
Denn wer kein Geld sein eigen nennt
Und hat zum Betteln kein Talent
Und hält zum Stehlen sich zu fein
Und mag auch nicht im Kloster sein,
Der ist fürwahr nicht zu beneiden.
Das überlegten sich die beiden.
Sie, sehr begabt, wird eine fesche
Gesuchte Plätterin der Wäsche.
Er, mehr beschränkt, nahm eine Axt
Und spaltet Klötze, daß es knackst,
Von morgens früh bis in die Nacht.
Das hat Sankt Martin gut gemacht.
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin
ritt durch Schnee und Wind,
sein Roß das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut:
sein Mantel deckt' ihn warm und gut.
Im Schnee saß, im Schnee saß,
im Schnee da saß ein armer Mann,
hatt' Kleider nicht, hatt' Lumpen an.
"O helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bittre Frost mein Tod!"
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zog die Zügel an,
sein Roß stand still beim armen Mann,
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt'
den warmen Mantel unverweilt.
Sankt Martin, Sankt Martin
Sankt Martin gab den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
Sankt Martin aber ritt in Eil'
hinweg mit seinem Mantelteil.
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin legt sich müd' zur Ruh
da tritt im Traum der Herr dazu.
Er trägt des Mantels Stück als Kleid
sein Antlitz strahlet Lieblichkeit.
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin sieht ihn staunend an,
der Herr zeigt ihm die Wege an.
Er führt in seine Kirch' ihn ein,
und Martin will sein Jünger sein.
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin wurde Priester gar
und diente fromm an dem Altar,
das ziert ihn wohl bis an das Grab,
zuletzt trug er den Bischofsstab.
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin, o du Gottesmann,
nun höre unser Flehen an,
O bitt' für uns in dieser Zeit
und führe uns zur Seligkeit.
Martinstag
Der Martinstag (auch Sankt-Martins-Tag oder Martinsfest, in Bayern und Österreich auch Martini, von lat. [Festum Sancti] Martini, „Fest des heiligen Martin“) ist im Kirchenjahr das Fest des heiligen Martin von Tours am 11. November. Das Datum des gebotenen Gedenktags im römischen Generalkalender, das sich auch in orthodoxen Heiligenkalendern, im evangelischen Namenkalender und dem anglikanischen Common Worship findet, ist von der Grablegung des Bischofs Martin von Tours am 11. November 397 abgeleitet. Der Martinstag ist in Mitteleuropa von zahlreichen Bräuchen geprägt, darunter das Martinsgansessen, der Martinszug und das Martinssingen. hier weiterlesen (Wikipedia)
Bauernregeln zu St. Martin
"St. Martin ist ein harter Mann
für den, der nicht bezahlen kann."
"Ist es um Martini trüb',
wird der Winter gar nicht lieb."
"Martinstag trüb,
macht den Winter lind und lieb;
ist er hell,
macht er das Wetter zur Schell!"
"Nach Martinitag viel Nebel sind,
so wird der Winter meist gelind."
"Ist St. Martin trüb, wird der Winter lieb.
Ist St. Martin hell, wird er kalt für Äll'."
"Wie St. Martin führt sich ein,
soll zumeist der Winter sein."
"Ist um Martini der Baum schon kahl,
macht der Winter keine Qual."
"Wenn's Laub nicht vor Martini fällt,
kommt 'ne große Winterkält'."
oder: " … sich der Winter lange hält".
"Hat Martini weißen Bart,
wird der Winter lang und hart."
Bauernregeln zu St. Martin
"St. Martin weiß, Winter lang und kalt."
"Schneit es auf Martini ein
wird ein' weiße Weihnacht sein."
"St. Martin kommt nach alter Sitten
gern auf einem Schimmel geritten"
"Wenn um St. Martin Regen fällt,
ist`s um den Weizen schlecht bestellt."
"Auf Martini Sonnenschein,
tritt ein kalter Winter ein."
"St. Martins Sommer währt nicht lange."
"St. Martin setzt sich schon mit Dank,
zum warmen Ofen an die Bank."
"Der heilige Martin
will Feuer im Kamin"
"Ist die Martinsgans am Brustbein braun,
wird man mehr Schnee als Kälte schaun.
Ist sie aber weiß,
kommt weniger Schnee und Eis."
Sankt-Martins-Umzug
In vielen Regionen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, in Luxemburg sowie in Ostbelgien, Südtirol und Oberschlesien sind Umzüge zum Martinstag üblich. Bei den Umzügen ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen der Dörfer und Städte. Begleitet werden sie häufig von einem auf einem Schimmel sitzenden Reiter, der mit einem roten Mantel den heiligen Martin als römischen Soldaten darstellt. In Bregenz wird dieser Brauch Martinsritt genannt, im Rheinland Martinszug und in Vianden (Luxemburg) Miertchen. Häufig wird auch die legendarische Schenkung des Mantels an den Bettler nachgestellt. Bei dem Umzug werden Martinslieder gesungen, häufig begleitet von einer Blaskapelle. Die Laternen werden oft vorher im Unterricht der Grundschulen und in Kindergärten gebastelt.
Die heutige Form des Martinszuges, bei welcher der heilige Martin als Soldat oder als Bischof mitreitet, entstand um die Wende zum 20. Jahrhundert im Rheinland, nachdem es schon vorher Lichterzüge in Form von „Lärmumzügen mit Lichtern“ oder als geordneter, von Erwachsenen geleiteter Umzug (1867 aus Dülken belegt) gab. Im Oktober 2017 beantragte eine Initiative von 73 Sankt-Martins-Vereinen die Anerkennung der von ihnen gepflegten Tradition als Immaterielles Kulturerbe im Sinne der UNESCO. Heutige Martinszüge sind meist überpfarrlich, schulorientiert und katechetisch ausgerichtet. Das Rollenspiel der „Mantelteilung“ akzentuiert den Appell zum mitmenschlichen Helfen, der im nachträglichen Rückgriff auf die Martinslegende den teilnehmenden Kindern vermittelt werden soll.
Zum Abschluss gibt es häufig ein großes Martinsfeuer. Heutzutage erhalten Kinder in Westdeutschland dann einen Stutenkerl (westfälisch) oder Weckmann (rheinisch) aus Hefeteig mit Rosinen. In Süddeutschland sind kleine Martinsgänse aus Keks- oder Hefeteig, aber auch Martinshörnchen oder Laugenbrezeln üblich. In Teilen des Ruhrgebiets, des Sauerlands und anderen Teilen Deutschlands erhalten die Kinder eine „Martinsbrezel“ – eine Brezel aus süßem Hefeteig, in manchen Regionen bestreut mit Hagelzucker. (Wikipedia)
Am Vorabend des Martinstages, am 10. November, findet die traditionelle Martinsfeier statt. Sie gilt sowohl dem
Stadtpatron, dem heiligen Martin von Tours als auch Martin Luther, der in Erfurt studiert hat und ins Kloster eingetreten ist. Martini hat für Erfurt deshalb eine besondere Bedeutung und die beiden
großen Kirchen feiern gemeinsam ein ökumenisches Fest.
Tausende, unter ihnen viele Kinder mit Lampions, strömen aus allen Himmelsrichtungen auf den Domplatz, um diesem großen Ereignis beizuwohnen. (Text: Stadt Erfurt)
Ich geh mit meiner Laterne
1. Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne, da unten leuchten wir.
Der Hahn der kräht, die Katz miaut.
Rabimmel, rabammel, rabumm.
Der Hahn der kräht, die Katz miaut.
Rabimmel, rabammel, rabumm - bumm, bumm.
2. [...] Ein Lichtermeer zu Martins Ehr. [...]
3. [...] Laternenlicht, verlösch mir nicht. [...]
4. [...] Ein Kuchenduft, liegt in der Luft. [...]
5. [...] Der Martinsmann, der zieht voran. [...]
6. [...] Wie schön es klingt, wenn jeder singt. [...]
7. [...] Beschenkt uns heut, ihr lieben Leut. [...]
8. [...] Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus! [...]
Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne
1. Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und Sterne.
Brenne auf mein Licht,
Brenne auf mein Licht,
aber nur meine liebe Laterne nicht.
2. Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und Sterne.
Sperrt ihn ein, den Wind,
Sperrt ihn ein, den Wind,
er soll warten, bis wir alle zu Hause sind.
3. Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und Sterne.
Bleibe hell, mein Licht,
Bleibe hell, mein Licht,
denn sonst strahlt meine liebe Laterne nicht!
Heinrich Seidel 1842-1906
Abends wenn es dunkel wird
1. Abends, wenn es dunkel wird,
und die Fledermaus schon schwirrt,
ziehn wir mit Laterne aus
in den Garten hinterm Haus.
Und im Auf- und Niederwallen
lassen wir das Lied erschallen:
Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne.
2. Plötzlich aus dem Wolkentor
kommt der gute Mond hervor,
wandelt seine Himmelsbahn,
wie ein Hauptlaternenmann.
Leuchtet bei dem Sterngefunkel,
lieblich aus dem blauen Dunkel
Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne.
3. Ei, nun gehen wir nach Haus,
blasen die Laternen aus,
lassen Mond und Sternlein leuchten
in der Nacht allein,
bis die Sonne wird erwachen,
alle Lampen auszumachen.
Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne.