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Rudolf Georg Binding 1867-1938
Juni
Wohin steigt er – unserer Liebe verliebter Kalender?
Auf zur Höhe des Jahres mit der steigenden Sonne.
Lassen wollen wir auch die Erde nicht
wenn sie sich sonnab wendet in ihrem Laufe.
Aber wir werden ihr doch nur zögernd folgen
mit dem großen Vorrat unserer Sommer.
Très Riches Heures, Juin
Très Riches Heures - Die Brüder von Limburg (Paul, Johan und Herman) waren niederländische Miniaturmaler.Das Stundenbuch des Herzogs von Berry (französisch Les Très Riches Heures du Duc de Berry bzw.
kurz Très Riches Heures) ist das berühmteste illustrierte Manuskript des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein ausgesprochen reichhaltig verziertes Stundenbuch, das 208 Blätter mit 21,5 cm Breite
und 30 cm Höhe enthält, von denen etwa die Hälfte ganzseitig bebildert sind.
Joachim Ringelnatz 1883-1934
Müder Juniabend
Blühende Kastanienzweige
Strecken ihre Tatzen vor.
Wenn ich jetzt das rechte Ohr,
Weil es taub ist, rückwärts neige,
Höre ich einen Spatzenchor.
Weil mich dessen Plärr so kalt
Läßt, und angeregt von Tatzen,
Suche ich jetzt mit Gewalt
Einen Pickel aufzukratzen,
Der im Grund zwar noch nicht reif ist,
Doch mich hinten an der Scharte,
Wo beim Affen noch der Schweif ist,
Schikaniert. Da plötzlich zischt
Schnupfen in die Speisekarte.
Rasches Taschentuch verwischt
Rotz und Preise der Gemüse
Und Salate. Und ich grüße
Eine Dame, die vorbeigeht
Und mich kennt, mir auch gefällt.
Wobei leise was entzweigeht,
Was den Hosenträger hält.
Breviarium Grimani - Juni
Breviarium Grimani, Stundenbuch des Domenico Grimani. Das berühmte Breviarium Grimani mit über 1600 durchgehend illuminierten Seiten gilt als eines der schönsten Zeugnisse der flämischen Buchmalerei
des frühen 16. Jahrhunderts. Um 1510-1520 in Brügge und Gent entstanden, waren zahlreiche berühmte Miniaturisten an seiner Entstehung beteiligt, darunter Gerard David, Simon Bening und Gerard
Horenbout.
Fridolin Hofer 1861-1940
Juni
Juni streift mit warmer Hand
letzte Blüten von den Bäumen.
Wie enttaucht verwelkten Träumen,
schaut aus dunkler Blätterwand
junge Frucht in lichtes Land.
Alfred Biehler 1863-1902
Juni
Das ist der Mond, der die Erfüllung preist,
die Schönheit, die den Glanz auf Erden reißt
und früh schon schenkt die ersten Gaben hin,
Blüten und Früchte —, beides ist Gewinn.
Was Frühling überzieht mit jungem Hoffen,
es steht uns jetzt in vollem Wachstum offen,
und was den Mai umgab als erste Süchte,
das schenkt er uns —, die frühen Früchte.
Erdbeere rot am feuchten Boden klebt,
der Kirsche Rund herab zur Erde strebt,
sie alle warten der Johannisnacht,
die hell im Dunkel über ihnen wacht.
Auch Dornenwehr ist an den Stiel gedrängt,
doch drüber hin die Knospenrose hängt:
das Schönste, was das Leben hat zu geben,
wir dürfen es im Rosenkelch erleben.
Wie Morgentau noch frisch die Blätter säumt,
und doch die Sinnlichkeit darinnen träumt
und uns verwirrt, erhöht zu Rausch und Liedern
als Echo lasst uns solchen Reiz erwidern.
Hier stehst du Jahr auf deinem Höhepunkt,
die Sonnenkraft mit goldnen Strahlen prunkt,
und da die Rosen duften, der Jasmin,
und süße Düfte durch den Äther ziehn,
Wirkt sie betäubend, Juni, deine Pracht,
die unsere Welt zum Bacchanale macht,
zur Sinfonie, die führt den Sommer ein,
braust auf in Früchten und rauscht auf im Wein!
Georg Heym 1887-1912
Juni-Nachmittag
Der Juniregen rauscht im Blätterwald.
Vom stillen Flusse an der Insel steigt
Des Wassers warmer Rauch auf. Ringsum schweigt
Der Vögel Stimme. Nur der Kuckuck ruft
Durch graue Dämmrung. Von des Waldes Boden
Erhebt der Duft sich von der toten Jahre
Versunknen Blättern, mischt sich dem Geruch
Der Felder, drauf die jungen Saaten blühn
Und des Holunders, der in Blüte steht
Am Waldesrand. Von ferne her erklingt
Des Kirchturms Läuten zu dem Vesperdienst.
Sonst hörst du keinen Laut, als nur des Regens
Eintönges Rauschen in dem Blätterwald.
Paul Klee 1879-1940
Ende Juni
die Nacht geht so schnell
so groß schaut der Tag.
nur eines allein
ist nah
im Ich ein Gewicht
ein kleiner Stein.
ein Auge welches sieht – sonderbarer Blick –
das andere welches fühlt
Du still allein,
Ihr Ungeheuer
mein Herz ist euer,
mein Herz ist dein!
nur verhallende Schritte die Bitte.
Wilhelm Busch 1832-1908
Zum Geburtstag
Der Juni kam. Lind weht die Luft.
Geschoren ist der Rasen.
Ein wonnevoller Rosenduft
Dringt tief in alle Nasen.
Manch angenehmes Vögelein
Sitzt flötend auf den Bäumen,
Indes die Jungen, zart und klein,
Im warmen Neste träumen.
Flugs kommt denn auch dahergerennt,
Schon früh im Morgentaue,
Mit seinem alten Instrument
Der Musikant, der graue.
Im Juni, wie er das gewohnt,
Besucht er einen Garten,
Um der Signora, die da thront,
Mit Tönen aufzuwarten.
Er räuspert sich, er macht sich lang,
Er singt und streicht die Fiedel,
Er singt, was er schon öfter sang;
Du kennst das alte Liedel.
Und wenn du gut geschlafen hast
Und lächelst hold hernieder,
Dann kommt der Kerl, ich fürchte fast,
Zum nächsten Juni wieder.
Erich Kästner 1899-1974
Der Juni
Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.
Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.
Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.
Es wird und war. Es war und wird.
Aus Kälbern werden Rinder
und, weil's zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.
Die Vögel füttern ihre Brut
und singen nur noch selten.
So ist's bestellt in unsrer Welt,
der besten aller Welten.
Spät tritt der Abend in den Park,
mit Sternen auf der Weste.
Glühwürmchen ziehn mit Lampions
zu einem Gartenfeste.
Dort wird getrunken und gelacht.
In vorgerückter Stunde
tanzt dann der Abend mit der Nacht
die kurze Ehrenrunde.
Am letzten Tische streiten sich
ein Heide und ein Frommer,
ob's Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.
Theodor Storm 1817-1888
Juni
Leichtherzig ist die Sommerzeit!
Getändelt wird, geküßt, gefreit,
Ein Kränzel auch wohl wird gemacht,
An Hochzeit nimmer gern gedacht.
Theodor Storm 1817-1888
Verloren
Was Holdes liegt mir in dem Sinn,
Das ich vor Zeit einmal besessen;
Ich weiß nicht, wo es kommen hin,
Auch, was es war, ist mir vergessen.
Vielleicht – am fernen Waldesrand,
Wo ich am lichten Junimorgen
– Die Kinder klein und klein die Sorgen –
Mit dir gesessen Hand in Hand,
Indes vom Fels die Quelle tropfte,
Die Amsel schallend schlug im Grund,
Mein Herz in gleichen Schlägen klopfte
Und glücklich lächelnd schwieg dein Mund;
In grünen Schatten lag der Ort –
Wenn nur der weite Raum nicht trennte,
Wenn ich nur dort hinüberkönnte,
Wer weiß! – vielleicht noch fänd ich's dort.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Juni
Hinter jenem Berge wohnt
Sie, die meine Liebe lohnt.
Sage, Berg, was ist denn das?
Ist mir doch, als wärst du Glas,
Und ich wär nicht weit davon;
Denn sie kommt, ich seh es schon,
Traurig, denn ich bin nicht da,
Lächelnd, ja, sie weiß es ja!
Nun stellt sich dazwischen
Ein kühles Tal mit leichten Büschen,
Bächen, Wiesen und dergleichen,
Mühlen und Rändern, den schönsten Zeichen,
Daß da gleich wird eine Fläche kommen,
Weite Felder unbeklommen
Und so immer, immer heraus,
Bis mir an Garten und Haus!
Aber wie geschichts?
Freut mich das alles nicht –
Freute mich des Gesichts
Und der zwei Äuglein Glanz,
Freute mich des leichten Gangs,
Und wie ich sie seh
Vom Zopf zur Zeh!
Sie ist fort, ich bin hier,
Ich bin weg, bin bei ihr.
Wandelt sie auf schroffen Hügeln,
Eilet sie das Tal entlang,
Da erklingt es wie mit Flügeln,
Da bewegt sichs wie Gesang.
Und auf diese Jugendfülle
Dieser Glieder frohe Pracht
Harret einer in der Stille,
Den sie einzig glücklich macht.
Liebe steht ihr gar zu schön,
Schönres hab ich nie gesehn!
Bricht ihr doch ein Blumenflor
Aus dem Herzen selbst hervor.
Denk ich: soll es doch so sein!
Das erquickt mir Mark und Bein;
Wähn ich wohl, wenn sie mich liebt,
Daß es noch was Beßres gibt?
Und noch schöner ist die Braut,
Wenn sie sich mir ganz vertraut,
Wenn sie spricht und mir erzählt,
Was sie freut und was sie quält.
Wie’s ihr ist und wie’s ihr war,
Kenn ich sie doch ganz und gar.
Wer gewänn an Seel und Leib
Solch ein Kind und solch ein Weib!
Theobald Nöthig 1841-1900
Juninacht
Sterne künden die Nacht.
Glänzend wie Schwanengefieder
senkt sie zur Erde sich nieder.
Liebchen habe nun acht!
Rings wie Nebel empor
heben sich Zaubergestalten.
Nymphen jetzt Zwiegespräch halten,
zärtlich seufzend im Rohr.
Oberon ruft zum Tanz;
Elfen umfangen sich lüstern.
Horch, in den Zweigen das Flüstern!
Sieh, im Grase der Glanz!
Mohn blüht feurig im Korn,
wo sie im Reigen sich drehen.
Schleier wie Spinngeweb weben
früh an Distel und Dorn.
Tauiger Hauch küßt wach
blühende Rosen und Reben,
läßt ihren Wohlgeruch schweben,
bräutlich dir ins Gemach.
Küsse, küsse auch mich!
Liebchen, es bangt meine Seele,
daß mir der Geisterfürst stehle
als Titania dich.
Justinus Kerner 1786-1862
Trinklied im Juni
Was duftet von des Berges Haupt
So tief ins Tal hinab?
Die Rebe ist's, die neubelaubt
Sich blühend hebt am Stab.
Was regt sich in des Hauses Grund,
In den Gewölben tief?
Der Wein ist's, der in Fasses Rund
Schon längst gebunden schlief.
Die Blüte hat ihn aufgeregt,
Der Duft im Heimatland,
Daß er, von Sehnsucht tiefbewegt,
Will sprengen jetzt sein Band.
Zwingherren, Freunde, sind wir nicht,
Bringt die Pokale her!
Und laßt den Armen jetzt ans Licht,
Wie er es wünscht so sehr!
Und singend hebt dem Berge zu
Den schäumenden Pokal:
»Befreier, siehst die Heimat du
In Duft und Sonnenstrahl?«
Seht, wie mit tausend Augen er
Die Heimat schaut entzückt,
Aus der die Rebe blütenschwer
Ihm in die Augen blickt!
Er braust, er singt: »Willkommen du,
O Heimat voller Licht!
Und jetzt, ihr Lieben! trinkt nur zu!
Ich bin der letzte nicht!«
Du edler Saft! du dringst mit Macht
Uns in das Herz hinein!
Wohlan! stoßt an! du sollst gebracht
Der teuren Heimat sein!
Und dem, der irrt am fremden Strand,
Und dem in Kerkernot,
Daß ihm erschein' sein Heimatland
Wie dir noch vor dem Tod.
Martin Greif 1839-1911
Juninächte
Juninächte, sternenlose,
In dem Blüthenmond der Rose!
Da das bange Herz dazu
Lieb' durchstürmte ohne Ruh',
Blitzgezuck und Wetterleuchten!
Und die Nachtigall im feuchten,
Thaubenetzten Busche tief
Wunderbare Laute rief.
Hatten uns so viel zu sagen,
Ließen hoch die Wolken jagen,
Blickten in den Flammenschein
Wie im tiefen Traum hinein.
A. de Nora 1864-1936
Sommernacht
In dem tiefen, dunklen, weichen
Mutterschoß der Juninacht
Liegt der Sommer eingeschlummert
Und die Sternenhände streichen
Über seine Schläfen sacht.
Seine Schläfen glühn noch immer
Von des Tages Spiel und Tanz
Und vom Sonnenlichtgefunkel –
Sie erfüllen selbst das Dunkel
Mit geheimnisvollem Glanz.
Leis auf unsichtbaren Schwingen
Durch die tiefe Stille zieht
Nur des Schläfers heißer Atem
Und der Nachtigallen Singen,
Wie ein Mutterwiegenlied.
Leon Vandersee ?-1907
Juni
Hörst du den Pirol? Die Linden blühn,
o Tage, so tief und golden –
an den Wegen Lichtnelken und Rosmarin
und schwankende Blütendolden.
Blaue Glyzinien, ein leuchtendes Meer,
dicht hängen die Trauben nieder,
über den Gartenzaun, süß und schwer
duftet der letzte Flieder . . .
Sonne im Herzen und Sonne im Blick –
jungholde Seligkeit trinken –
nichts denken, nichts fühlen als lauter Glück,
ehe die Schatten sinken –
Laß mich noch einmal so mit dir gehn
selig durch lachende Weiten,
laß uns durch Sonne und Blütenwehn
noch einmal wie Kinder schreiten . . .
Leon Vandersee ist das Pseudonym für Helene Tiedemann.
Sie veröffentlichte unter dem Pseudonym
Gedichte, Novellen und Skizzen in verschiedenen Zeitschriften.
Detlev Freiherr von Liliencron 1844-1909
Schöne Junitage
Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuß,
Bis der letzte Klang verklungen,
Weil nun alles schlafen muß –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Sonnengrüner Rosengarten,
Sonnenweiße Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beeten ruht –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Straßentreiben, fern, verworren,
Reicher Mann und Bettelkind,
Myrtenkränze, Leichenzüge,
Tausendfältig Leben rinnt –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Langsam graut der Abend nieder,
Milde wird die harte Welt,
Und das Herz macht seinen Frieden,
Und zum Kinde wird der Held –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Karl Ernst Knodt 1856-1917
Juni
Nächte hat er, weich und schwer.
... Durch das offne Kammerfenster
strömt der Junigeister Heer,
strömen all die Duftgespenster
vom Jasmin, Akazienstrauch,
von dem lilafarbnen Flieder,
und ein übermächtger Hauch
löst die tagesmüden Glieder.
Auch die Rosen wollen schon
ersten Duft zum Träumer tragen;
in dem Drängen klingt ein Ton
nach vom Nachtigallenschlagen.
O du weiche, schwere Nacht,
sing nun noch das Lied der Lieder,
singe von der höchsten Macht:
von der Liebe sing mir wieder!
Ludwig Christoph Heinrich Hölty 1748-1776
An ein Johanniswürmchen
Helle den Rasen, lieber Glühwurm, helle
Diese wankenden Blumen, wo mein Mädchen
Abendschlummer schlummerte; wo ich ihre Träume belauschte.
Helle den Rasen, lieber Glühwurm, daß ich
Jede wankende Frühlingsblume küße,
Jedes Silberglöckchen des grünen Rasens Fülle mit Thränen!
Gertrud Kolmar 1894-1943
Junilied
Meine Hand streicht übers Korn;
Silberblondes Rauschen weht:
Läute, läute, liebe Glocke,
Die in meinem Herzen geht.
Jauchze jedem frohen Tag
Wie der Vogelruf im Ried,
Decke alle heissen Tränen
Zu mit einem dunklen Lied.
All mein Tun im schönsten Klang,
Der sich liebem Freunde bringt –
Läute, läute, goldne Glocke,
Die mit meinem Leben schwingt!
Friedrich Rückert 1788-1866
Letzter Juni
Beglückt ist, wer entflieht
Der Welt, zurück sich zieht
In Waldeseinsamkeit;
Dort hat er gute Zeit,
Wo er nicht hört noch sieht,
Was in der Welt geschieht.
Die Bäume wachsen noch,
So frisch, so frei, so hoch,
Und wenn ein Sturmwind schnaubt,
So schütteln sie das Haupt:
O Mensch, wie beugst du doch
Den Nacken unters Joch!
Noch singt der Vogelchor
So froh, so laut empor:
Uns ist vor Fall und Fang
Nicht in der Freiheit bang;
Wie ist der Mensch ein Tor,
Der all sein Glück verlor!
Friedrich Emil Rittershaus 1834-1897
Im Juni
Ich lag im Wald. Gleich Flammenpfeilen sandte
Die Sonne ihre Strahlen auf die Flur.
Mein Haupt war müd‘ und meine Stirne brannte.
Im Juni war’s. Die muntern Lerchen schwiegen;
Den raschen Schlag des Finken hört‘ ich nur
Und hörte summend nur die Bienen fliegen.
Ich schlummert‘ ein, von Waldesgrün geborgen.
Mich führt‘ ein Traum zu Jugendtagen, fern,
Und zeigte mir der Kindheit goldnen Morgen.
Wie ward so wohl mir auf dem moos’gen Pfühle!
So mag die Blume von dem Morgenstern
Wohl träumen in der Mittagssonnenschwüle.
Max Dauthendey 1867-1918
Glühwurm im Gras
Die Juninacht, sie hat's entzündet,
Und wie ein Blick, der dich ergründet,
So liegt ein kleines Licht im Gras,
Als flog es dir vom Herzen fort,
Ein Liebeswort, das ungesprochen
Und ungebrochen weiterglüht,
Und lautlos müht sich dir zu nennen.
Doch eh' die reife Juninacht
Zu End' gedacht,
Sollst du's erkennen.
Josef Weinheber 1892-1945
Juni
Im heißen Hauch mondsilbergrün
die Wiese wehet her und hin.
Goldamselruf, Hornissenton,
den Wald bekrönt die Sommerkron.
Mit seiner Sens' Sankt Barnabas
rückt an und schneidet ab das Gras
im Dengeltakt und Mäherschritt.
Und alls, was Hände hat, tut mit.
Jetzt regne nur nicht, heiliger Veit,
bis uns das Heu im Stadel leit
und Peter-Paul, gestellt ans End,
die Deichsel gegen Juli wendt.
Hans Thoma, Juni
Hans Thoma (1839-1924) war
ein deutscher Maler und Grafiker.