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Eugène Grasset, Juin
Eugène Samuel Grasset (1845-1917) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils.
 

Rudolf Georg Binding 1867-1938

Juni

 

Wohin steigt er – unserer Liebe verliebter Kalender?

Auf zur Höhe des Jahres mit der steigenden Sonne.

 

Lassen wollen wir auch die Erde nicht

wenn sie sich sonnab wendet in ihrem Laufe.

Aber wir werden ihr doch nur zögernd folgen

mit dem großen Vorrat unserer Sommer.

 

 

 

Très Riches Heures, Juin
Très Riches Heures - Die Brüder von Limburg (Paul, Johan und Herman) waren niederländische Miniaturmaler.Das Stundenbuch des Herzogs von Berry (französisch Les Très Riches Heures du Duc de Berry bzw. kurz Très Riches Heures) ist das berühmteste illustrierte Manuskript des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein ausgesprochen reichhaltig verziertes Stundenbuch, das 208 Blätter mit 21,5 cm Breite und 30 cm Höhe enthält, von denen etwa die Hälfte ganzseitig bebildert sind.
 

Joachim Ringelnatz 1883-1934

Müder Juniabend

 

Blühende Kastanienzweige

Strecken ihre Tatzen vor.

Wenn ich jetzt das rechte Ohr,

Weil es taub ist, rückwärts neige,

Höre ich einen Spatzenchor.

 

Weil mich dessen Plärr so kalt

Läßt, und angeregt von Tatzen,

Suche ich jetzt mit Gewalt

Einen Pickel aufzukratzen,

Der im Grund zwar noch nicht reif ist,

Doch mich hinten an der Scharte,

Wo beim Affen noch der Schweif ist,

Schikaniert. Da plötzlich zischt

Schnupfen in die Speisekarte.

 

Rasches Taschentuch verwischt

Rotz und Preise der Gemüse

Und Salate. Und ich grüße

Eine Dame, die vorbeigeht

Und mich kennt, mir auch gefällt.

Wobei leise was entzweigeht,

Was den Hosenträger hält.

 

 

 

Breviarium Grimani - Juni
Breviarium Grimani, Stundenbuch des Domenico Grimani. Das berühmte Breviarium Grimani mit über 1600 durchgehend illuminierten Seiten gilt als eines der schönsten Zeugnisse der flämischen Buchmalerei des frühen 16. Jahrhunderts. Um 1510-1520 in Brügge und Gent entstanden, waren zahlreiche berühmte Miniaturisten an seiner Entstehung beteiligt, darunter Gerard David, Simon Bening und Gerard Horenbout.
 

Fridolin Hofer 1861-1940

Juni

 

Juni streift mit warmer Hand

letzte Blüten von den Bäumen.

Wie enttaucht verwelkten Träumen,

schaut aus dunkler Blätterwand

junge Frucht in lichtes Land.

 

 

Jean Poyer, June - Mowing
Jean Poyer (1445-1503) war ein französischer Miniaturmaler und Manuskript-Illuminator des späten 15. Jahrhunderts.

Alfred Biehler 1863-1902

Juni

 

Das ist der Mond, der die Erfüllung preist,

die Schönheit, die den Glanz auf Erden reißt

und früh schon schenkt die ersten Gaben hin,

Blüten und Früchte —, beides ist Gewinn.

 

Was Frühling überzieht mit jungem Hoffen,

es steht uns jetzt in vollem Wachstum offen,

und was den Mai umgab als erste Süchte,

das schenkt er uns —, die frühen Früchte.

 

Erdbeere rot am feuchten Boden klebt,

der Kirsche Rund herab zur Erde strebt,

sie alle warten der Johannisnacht,

die hell im Dunkel über ihnen wacht.

 

Auch Dornenwehr ist an den Stiel gedrängt,

doch drüber hin die Knospenrose hängt:

das Schönste, was das Leben hat zu geben,

wir dürfen es im Rosenkelch erleben.

 

Wie Morgentau noch frisch die Blätter säumt,

und doch die Sinnlichkeit darinnen träumt

und uns verwirrt, erhöht zu Rausch und Liedern

als Echo lasst uns solchen Reiz erwidern.

 

Hier stehst du Jahr auf deinem Höhepunkt,

die Sonnenkraft mit goldnen Strahlen prunkt,

und da die Rosen duften, der Jasmin,

und süße Düfte durch den Äther ziehn,

 

Wirkt sie betäubend, Juni, deine Pracht,

die unsere Welt zum Bacchanale macht,

zur Sinfonie, die führt den Sommer ein,

braust auf in Früchten und rauscht auf im Wein!

 

 

 

Simon Bening, Juni
Simon Bening (1483-1561), auch Simon Bennik, war ein flämischer Miniaturenmaler und Illustrator. Er gilt als einer der bedeutenden Künstler seines Fachs.
 

 

Simon Benning, June, Hennessy hours Labours of the months, 1530-40
Simon Bening (1483-1561), auch Simon Bennik, war ein flämischer Miniaturenmaler und Illustrator. Er gilt als einer der bedeutenden Künstler seines Fachs.
 

Georg Heym 1887-1912

Juni-Nachmittag

 

Der Juniregen rauscht im Blätterwald.

Vom stillen Flusse an der Insel steigt

Des Wassers warmer Rauch auf. Ringsum schweigt

Der Vögel Stimme. Nur der Kuckuck ruft

 

Durch graue Dämmrung. Von des Waldes Boden

Erhebt der Duft sich von der toten Jahre

Versunknen Blättern, mischt sich dem Geruch

Der Felder, drauf die jungen Saaten blühn

Und des Holunders, der in Blüte steht

Am Waldesrand. Von ferne her erklingt

Des Kirchturms Läuten zu dem Vesperdienst.

Sonst hörst du keinen Laut, als nur des Regens

Eintönges Rauschen in dem Blätterwald.

 

 

Gaspar

Camps i Junyent, Junio
Gaspar Camps i Junyent (1874-1942) war ein spanischer Maler, Illustrator und Plakatkünstler des Jugendstils und der Art Déco.
 

Paul Klee 1879-1940

Ende Juni

 

die Nacht geht so schnell

so groß schaut der Tag.

 

nur eines allein

ist nah

im Ich ein Gewicht

ein kleiner Stein.

 

ein Auge welches sieht – sonderbarer Blick –

das andere welches fühlt

 

Du still allein,

Ihr Ungeheuer

mein Herz ist euer,

mein Herz ist dein!

 

nur verhallende Schritte die Bitte.

 

 

Jacques Callot, Les mois, Juin
Jacques Callot (1592-1635) war ein lothringischer Zeichner, Kupferstecher und Radierer.

 

Wolfgang Kilian, Die Zwölff Monadt des Jarres - Iunius, 1617
Wolfgang Kilian (1581-1663) war ein deutscher Kupferstecher und Verleger.

Queen Mary Psalter, Labours of the month June
Der sogenannte Queen Mary Psalter ist ein um 1310 entstandener illustrierter Psalter, der zu den Höhepunkten der hochgotischen Buchmalerei Englands zählt.

Wilhelm Busch 1832-1908

Zum Geburtstag

 

Der Juni kam. Lind weht die Luft.

Geschoren ist der Rasen.

Ein wonnevoller Rosenduft

Dringt tief in alle Nasen.

 

Manch angenehmes Vögelein

Sitzt flötend auf den Bäumen,

Indes die Jungen, zart und klein,

Im warmen Neste träumen.

 

Flugs kommt denn auch dahergerennt,

Schon früh im Morgentaue,

Mit seinem alten Instrument

Der Musikant, der graue.

 

Im Juni, wie er das gewohnt,

Besucht er einen Garten,

Um der Signora, die da thront,

Mit Tönen aufzuwarten.

 

Er räuspert sich, er macht sich lang,

Er singt und streicht die Fiedel,

Er singt, was er schon öfter sang;

Du kennst das alte Liedel.

 

Und wenn du gut geschlafen hast

Und lächelst hold hernieder,

Dann kommt der Kerl, ich fürchte fast,

Zum nächsten Juni wieder.

 

 

Sforza Black hours - Calendar June
Das Schwarze Stundenbuch des Galeazzo Maria Sforza ist ein illuminiertes Stundenbuch , das sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet.
 

Erich Kästner 1899-1974

Der Juni        

        

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.

Kaum schrieb man sechs Gedichte,

ist schon ein halbes Jahr herum

und fühlt sich als Geschichte.

 

Die Kirschen werden reif und rot,

die süßen wie die sauern.

Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,

so sehr wir es bedauern.

 

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.

Aus Herrlichkeit wird Nahrung.

Aus manchem, was das Herz erfuhr,

wird, bestenfalls, Erfahrung.

 

Es wird und war. Es war und wird.

Aus Kälbern werden Rinder

und, weil's zur Jahreszeit gehört,

aus Küssen kleine Kinder.

 

Die Vögel füttern ihre Brut

und singen nur noch selten.

So ist's bestellt in unsrer Welt,

der besten aller Welten.

 

Spät tritt der Abend in den Park,

mit Sternen auf der Weste.

Glühwürmchen ziehn mit Lampions

zu einem Gartenfeste.

 

Dort wird getrunken und gelacht.

In vorgerückter Stunde

tanzt dann der Abend mit der Nacht

die kurze Ehrenrunde.

 

Am letzten Tische streiten sich

ein Heide und ein Frommer,

ob's Wunder oder keine gibt.

Und nächstens wird es Sommer.

 

 

Merian-Aubry Monatsbilder Juni
Matthäus Merian der Ältere (1593-1650) war ein schweizerisch-deutscher Kupferstecher und Verleger aus der vornehmen Basler Familie Merian.
Peter Aubry (1596–1666) war ein deutscher Graveur.

Theodor Storm 1817-1888

Juni

 

Leichtherzig ist die Sommerzeit!

Getändelt wird, geküßt, gefreit,

Ein Kränzel auch wohl wird gemacht,

An Hochzeit nimmer gern gedacht.

 

 

 

Julie' de Graag, Juni, Rijksmuseum
Anna Julia 'Julie' de Graag (1877-1924) war eine niederländische Grafikerin, Zeichnerin und Malerin.

 

 

Theo van Hoytema, De maanden 1902 - Juni
Theo van Hoytema, Theodorus van Hoytema oder Hoijtema (1863-1917) war ein niederländischer Maler, Lithograph und Illustrator, der sich der Darstellung von Vögeln widmete.
 

 

Theo van Hoytema, De maanden 1911 - Juni
Theo van Hoytema, Theodorus van Hoytema oder Hoijtema (1863-1917) war ein niederländischer Maler, Lithograph und Illustrator, der sich der Darstellung von Vögeln widmete.
 

Theodor Storm 1817-1888

Verloren

 

Was Holdes liegt mir in dem Sinn,

Das ich vor Zeit einmal besessen;

Ich weiß nicht, wo es kommen hin,

Auch, was es war, ist mir vergessen.

Vielleicht – am fernen Waldesrand,

Wo ich am lichten Junimorgen

– Die Kinder klein und klein die Sorgen –

Mit dir gesessen Hand in Hand,

Indes vom Fels die Quelle tropfte,

Die Amsel schallend schlug im Grund,

Mein Herz in gleichen Schlägen klopfte

Und glücklich lächelnd schwieg dein Mund;

In grünen Schatten lag der Ort –

Wenn nur der weite Raum nicht trennte,

Wenn ich nur dort hinüberkönnte,

Wer weiß! – vielleicht noch fänd ich's dort.

 

 

 

Frederick Childe Hassam, Twenty-six of June, Old Lyme
Frederick Childe Hassam (1859-1935) war ein amerikanischer Maler des Impressionismus.
 

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Juni

 

Hinter jenem Berge wohnt

Sie, die meine Liebe lohnt.

Sage, Berg, was ist denn das?

Ist mir doch, als wärst du Glas,

 

Und ich wär nicht weit davon;

Denn sie kommt, ich seh es schon,

Traurig, denn ich bin nicht da,

Lächelnd, ja, sie weiß es ja!

 

Nun stellt sich dazwischen

Ein kühles Tal mit leichten Büschen,

Bächen, Wiesen und dergleichen,

Mühlen und Rändern, den schönsten Zeichen,

 

Daß da gleich wird eine Fläche kommen,

Weite Felder unbeklommen

Und so immer, immer heraus,

Bis mir an Garten und Haus!

 

Aber wie geschichts?

Freut mich das alles nicht –

Freute mich des Gesichts

Und der zwei Äuglein Glanz,

Freute mich des leichten Gangs,

Und wie ich sie seh

Vom Zopf zur Zeh!

 

Sie ist fort, ich bin hier,

Ich bin weg, bin bei ihr.

 

Wandelt sie auf schroffen Hügeln,

Eilet sie das Tal entlang,

Da erklingt es wie mit Flügeln,

Da bewegt sichs wie Gesang.

Und auf diese Jugendfülle

Dieser Glieder frohe Pracht

Harret einer in der Stille,

Den sie einzig glücklich macht.

 

Liebe steht ihr gar zu schön,

Schönres hab ich nie gesehn!

Bricht ihr doch ein Blumenflor

Aus dem Herzen selbst hervor.

 

Denk ich: soll es doch so sein!

Das erquickt mir Mark und Bein;

Wähn ich wohl, wenn sie mich liebt,

Daß es noch was Beßres gibt?

 

Und noch schöner ist die Braut,

Wenn sie sich mir ganz vertraut,

Wenn sie spricht und mir erzählt,

Was sie freut und was sie quält.

 

Wie’s ihr ist und wie’s ihr war,

Kenn ich sie doch ganz und gar.

Wer gewänn an Seel und Leib

Solch ein Kind und solch ein Weib!

 

Frederick Carl Frieseke, Garden in june, 1911
Frederick Carl Frieseke (1874 - 1939) war ein amerikanischer Maler.Der Künstler lebte überwiegend in Frankreich, wo er einige Jahre in der amerikanischen Künstlerkolonie in Giverny arbeitete.

Theobald Nöthig 1841-1900

Juninacht

 

Sterne künden die Nacht.

Glänzend wie Schwanengefieder

senkt sie zur Erde sich nieder.

Liebchen habe nun acht!

 

Rings wie Nebel empor

heben sich Zaubergestalten.

Nymphen jetzt Zwiegespräch halten,

zärtlich seufzend im Rohr.

 

Oberon ruft zum Tanz;

Elfen umfangen sich lüstern.

Horch, in den Zweigen das Flüstern!

Sieh, im Grase der Glanz!

 

Mohn blüht feurig im Korn,

wo sie im Reigen sich drehen.

Schleier wie Spinngeweb weben

früh an Distel und Dorn.

 

Tauiger Hauch küßt wach

blühende Rosen und Reben,

läßt ihren Wohlgeruch schweben,

bräutlich dir ins Gemach.

 

Küsse, küsse auch mich!

Liebchen, es bangt meine Seele,

daß mir der Geisterfürst stehle

als Titania dich.

 

 

Edmund Tarbell, The Three Sisters, A Study In June Sunlight, 1890
Edmund Charles Tarbell (1862-1938) war ein US-amerikanischer Impressionist.

Justinus Kerner 1786-1862

Trinklied im Juni

 

Was duftet von des Berges Haupt

So tief ins Tal hinab?

Die Rebe ist's, die neubelaubt

Sich blühend hebt am Stab.

 

Was regt sich in des Hauses Grund,

In den Gewölben tief?

Der Wein ist's, der in Fasses Rund

Schon längst gebunden schlief.

 

Die Blüte hat ihn aufgeregt,

Der Duft im Heimatland,

Daß er, von Sehnsucht tiefbewegt,

Will sprengen jetzt sein Band.

 

Zwingherren, Freunde, sind wir nicht,

Bringt die Pokale her!

Und laßt den Armen jetzt ans Licht,

Wie er es wünscht so sehr!

 

Und singend hebt dem Berge zu

Den schäumenden Pokal:

»Befreier, siehst die Heimat du

In Duft und Sonnenstrahl?«

 

Seht, wie mit tausend Augen er

Die Heimat schaut entzückt,

Aus der die Rebe blütenschwer

Ihm in die Augen blickt!

 

Er braust, er singt: »Willkommen du,

O Heimat voller Licht!

Und jetzt, ihr Lieben! trinkt nur zu!

Ich bin der letzte nicht!«

 

Du edler Saft! du dringst mit Macht

Uns in das Herz hinein!

Wohlan! stoßt an! du sollst gebracht

Der teuren Heimat sein!

 

Und dem, der irrt am fremden Strand,

Und dem in Kerkernot,

Daß ihm erschein' sein Heimatland

Wie dir noch vor dem Tod.

 

 

Alfred Munnings,

A June Bouquet
Sir Alfred James Munnings, (1878-1959) war ein englischer Maler.
 

 

Edmund Blair Leighton, Flaming June 1895
Edmund Blair Leighton (1852-1922) war ein englischer Maler, der im präraffaelitischen und romantischen Stil malte.
 

Martin Greif 1839-1911

Juninächte

 

Juninächte, sternenlose,

In dem Blüthenmond der Rose!

Da das bange Herz dazu

Lieb' durchstürmte ohne Ruh',

 

Blitzgezuck und Wetterleuchten!

Und die Nachtigall im feuchten,

Thaubenetzten Busche tief

Wunderbare Laute rief.

 

Hatten uns so viel zu sagen,

Ließen hoch die Wolken jagen,

Blickten in den Flammenschein

Wie im tiefen Traum hinein.

 

Thomas Cooper Gotch, Night in June
Thomas Cooper Gotch (1854-1931) war ein britischer Maler des Spätimpressionismus, später des Symbolismus und Präraffaelismus.

A. de Nora 1864-1936

Sommernacht

 

In dem tiefen, dunklen, weichen

Mutterschoß der Juninacht

Liegt der Sommer eingeschlummert

Und die Sternenhände streichen

Über seine Schläfen sacht.

 

Seine Schläfen glühn noch immer

Von des Tages Spiel und Tanz

Und vom Sonnenlichtgefunkel –

Sie erfüllen selbst das Dunkel

Mit geheimnisvollem Glanz.

 

Leis auf unsichtbaren Schwingen

Durch die tiefe Stille zieht

Nur des Schläfers heißer Atem

Und der Nachtigallen Singen,

Wie ein Mutterwiegenlied.

 

Lauritz Andersen Ring, In the month of June, 1899
Lauritz Andersen Ring, auch Lars Andersen Ring, eigentlich Lauritz Andersen (1854-1933) war ein dänischer Figuren-, Genre-, Landschafts-, Bildnismaler, Zeichner und Keramiker.

Leon Vandersee ?-1907

Juni

 

Hörst du den Pirol? Die Linden blühn,

o Tage, so tief und golden –

an den Wegen Lichtnelken und Rosmarin

und schwankende Blütendolden.

 

Blaue Glyzinien, ein leuchtendes Meer,

dicht hängen die Trauben nieder,

über den Gartenzaun, süß und schwer

duftet der letzte Flieder . . .

 

Sonne im Herzen und Sonne im Blick –

jungholde Seligkeit trinken –

nichts denken, nichts fühlen als lauter Glück,

ehe die Schatten sinken –

 

Laß mich noch einmal so mit dir gehn

selig durch lachende Weiten,

laß uns durch Sonne und Blütenwehn

noch einmal wie Kinder schreiten . . .

 

 

Leon Vandersee ist das Pseudonym für Helene Tiedemann.

Sie veröffentlichte unter dem Pseudonym

Gedichte, Novellen und Skizzen in verschiedenen Zeitschriften.

 

 

Theodore Clement Steele, A June Idyl, Indianapolis Museum of Art
Theodore Clement Steele (1847-1926) war ein amerikanischer impressionistischer Maler, der für seine Landschaften in Indiana bekannt war.

George Clausen, In the Fields in June
George Clausen (1852-1944) war ein britischer Künstler, der mit Öl und Aquarell, Radierung, Mezzotinta, Trockenpunkt und gelegentlich Lithografien arbeitete.

Detlev Freiherr von Liliencron 1844-1909

Schöne Junitage

 

Mitternacht, die Gärten lauschen,

Flüsterwort und Liebeskuß,

Bis der letzte Klang verklungen,

Weil nun alles schlafen muß –

Flußüberwärts singt eine Nachtigall.

 

Sonnengrüner Rosengarten,

Sonnenweiße Stromesflut,

Sonnenstiller Morgenfriede,

Der auf Baum und Beeten ruht –

Flußüberwärts singt eine Nachtigall.

 

Straßentreiben, fern, verworren,

Reicher Mann und Bettelkind,

Myrtenkränze, Leichenzüge,

Tausendfältig Leben rinnt –

Flußüberwärts singt eine Nachtigall.

 

Langsam graut der Abend nieder,

Milde wird die harte Welt,

Und das Herz macht seinen Frieden,

Und zum Kinde wird der Held –

Flußüberwärts singt eine Nachtigall.

 

 

Otto Haslund, A Day in June at Hornbaek
Carl Otto Bentzon Haslund (1842-1917) war ein dänischer Maler.

John MacWhirter, June in the Austrian Tyrol
John MacWhirter (1837-1911) war ein schottischer Landschaftsmaler.

Karl Ernst Knodt 1856-1917

Juni

 

Nächte hat er, weich und schwer.

... Durch das offne Kammerfenster

strömt der Junigeister Heer,

strömen all die Duftgespenster

 

vom Jasmin, Akazienstrauch,

von dem lilafarbnen Flieder,

und ein übermächtger Hauch

löst die tagesmüden Glieder.

 

Auch die Rosen wollen schon

ersten Duft zum Träumer tragen;

in dem Drängen klingt ein Ton

nach vom Nachtigallenschlagen.

 

O du weiche, schwere Nacht,

sing nun noch das Lied der Lieder,

singe von der höchsten Macht:

von der Liebe sing mir wieder!

 

Edward Wilkins Waite, A Surrey Cottage in June
Edward Wilkins Waite (1854-1924) war ein englischer Landschaftsmaler.

Henry Scott Tuke, Leafy June - Grüner Juni
Henry Scott Tuke (1858-1929) war ein britischer Maler.

Ludwig Christoph Heinrich Hölty 1748-1776

An ein Johanniswürmchen

 

Helle den Rasen, lieber Glühwurm, helle

Diese wankenden Blumen, wo mein Mädchen

Abendschlummer schlummerte; wo ich ihre Träume belauschte.

Helle den Rasen, lieber Glühwurm, daß ich

Jede wankende Frühlingsblume küße,

Jedes Silberglöckchen des grünen Rasens Fülle mit Thränen!

 

 

Juliette Wytsman, Mijn tuin in juni
Juliette Wytsman, geb. Trullemans (1866-1925) war eine belgische Landschaftsmalerin.

Camille Pissarro, Junimorgen bei Pontoise, 1873, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Jacob Abraham Camille Pissarro (1830-1903) war einer der bedeutendsten und produktivsten Maler des Impressionismus.

Gertrud Kolmar 1894-1943

Junilied

 

Meine Hand streicht übers Korn;

Silberblondes Rauschen weht:

Läute, läute, liebe Glocke,

Die in meinem Herzen geht.

Jauchze jedem frohen Tag

Wie der Vogelruf im Ried,

Decke alle heissen Tränen

Zu mit einem dunklen Lied.

All mein Tun im schönsten Klang,

Der sich liebem Freunde bringt –

Läute, läute, goldne Glocke,

Die mit meinem Leben schwingt!

 

 

Anna De Weert, My Studio in June
Anna De Weert (1867-1950) war eine belgische Malerin von Landschaften, Stillleben, Interieurs und Stadtbildern.

John Arnesby Brown, In June
Sir John Alfred Arnesby Brown (1866-1955) war ein englischer Landschaftsmaler.

Carl Frederik Aagaard, Day in June, 1878
Carl Frederik Aagaard (1833-1895) war ein dänischer Landschaftsmaler.

Isaak Lewitan, Day of june
Isaak Iljitsch Lewitan (1860-1900) war einer der bedeutendsten russischen Maler des Realismus.

Friedrich Rückert 1788-1866

Letzter Juni

 

Beglückt ist, wer entflieht

Der Welt, zurück sich zieht

In Waldeseinsamkeit;

Dort hat er gute Zeit,

Wo er nicht hört noch sieht,

Was in der Welt geschieht.

 

Die Bäume wachsen noch,

So frisch, so frei, so hoch,

Und wenn ein Sturmwind schnaubt,

So schütteln sie das Haupt:

O Mensch, wie beugst du doch

Den Nacken unters Joch!

 

Noch singt der Vogelchor

So froh, so laut empor:

Uns ist vor Fall und Fang

Nicht in der Freiheit bang;

Wie ist der Mensch ein Tor,

Der all sein Glück verlor!

 

Stanislaw Zukowski, Beginning of June
Stanislaw Zukowski (1873–1944) war ein polnischer Impressionist.

 

Stanislav Zhukovsky, Sultry June - Schwüler Juni
Stanislav Yulianovich Zhukovsky (1873–1944) war ein polnischer Impressionist.

 

Friedrich Emil Rittershaus 1834-1897

Im Juni

 

Ich lag im Wald. Gleich Flammenpfeilen sandte

Die Sonne ihre Strahlen auf die Flur.

Mein Haupt war müd‘ und meine Stirne brannte.

 

Im Juni war’s. Die muntern Lerchen schwiegen;

Den raschen Schlag des Finken hört‘ ich nur

Und hörte summend nur die Bienen fliegen.

 

Ich schlummert‘ ein, von Waldesgrün geborgen.

Mich führt‘ ein Traum zu Jugendtagen, fern,

Und zeigte mir der Kindheit goldnen Morgen.

 

Wie ward so wohl mir auf dem moos’gen Pfühle!

So mag die Blume von dem Morgenstern

Wohl träumen in der Mittagssonnenschwüle.

 

 

Nikolai Astrup, Klar juninatt
Nikolai Astrup (1880-1928) war ein norwegischer Maler und Grafiker.

Max Dauthendey 1867-1918

Glühwurm im Gras

 

Die Juninacht, sie hat's entzündet,

Und wie ein Blick, der dich ergründet,

So liegt ein kleines Licht im Gras,

Als flog es dir vom Herzen fort,

Ein Liebeswort, das ungesprochen

Und ungebrochen weiterglüht,

Und lautlos müht sich dir zu nennen.

Doch eh' die reife Juninacht

Zu End' gedacht,

Sollst du's erkennen.

 

Mykhailo Berkos, June, Poppies
Mykhailo Andriyovich Berkos (1861-1919) war ein russischer und ukrainischer Künstler griechischer Herkunft.

Josef Weinheber 1892-1945

Juni

 

Im heißen Hauch mondsilbergrün

die Wiese wehet her und hin.

Goldamselruf, Hornissenton,

den Wald bekrönt die Sommerkron.

Mit seiner Sens' Sankt Barnabas

rückt an und schneidet ab das Gras

im Dengeltakt und Mäherschritt.

Und alls, was Hände hat, tut mit.

Jetzt regne nur nicht, heiliger Veit,

bis uns das Heu im Stadel leit

und Peter-Paul, gestellt ans End,

die Deichsel gegen Juli wendt.

 

 

Hans Thoma, Juni
Hans Thoma (1839-1924) war 

ein deutscher Maler und Grafiker.

 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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Franz Dewes

fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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