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Und alles flimmernd überflossen

Von lerchenlauter Juliluft ...

Christian Morgenstern

 

Das juligelbe Land

Mit dem träumenden Wälderschweigen ...

Gustav Falke

 

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Paul Gabriel,

In the month of July
Paul Joseph Constantin Gabriël (1828-1903) war ein niederländischer Maler, Bildhauer und Mitglied der „Haager Schule“.
 

Paula Dehmel 1862–1918

Ich bin der Juli

 

Grüß Gott! Erlaubt mir, dass ich sitze.

Ich bin der Juli, spürt ihr die Hitze?

 

Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll,

die Ähren sind zum Bersten voll;

 

reif sind die Beeren, die blauen und roten,

saftig sind Rüben und Bohnen und Schoten.

 

So habe ich ziemlich wenig zu tun,

darf nun ein bisschen im Schatten ruhn.

 

Duftender Lindenbaum,

rausche den Sommertraum!

 

Seht ihr die Wolke? Fühlt ihr die Schwüle?

Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.

 

 

 

Très Riches Heures, Juillet
Très Riches Heures - Die Brüder von Limburg (Paul, Johan und Herman) waren niederländische Miniaturmaler. Das Stundenbuch des Herzogs von Berry (französisch Les Très Riches Heures du Duc de Berry bzw. kurz Très Riches Heures) ist das berühmteste illustrierte Manuskript des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein ausgesprochen reichhaltig verziertes Stundenbuch, das 208 Blätter mit 21,5 cm Breite und 30 cm Höhe enthält, von denen etwa die Hälfte ganzseitig bebildert sind.
 

 

Breviarium Grimani, Juli
Breviarium Grimani, Stundenbuch des Domenico Grimani, Das berühmte Breviarium Grimani mit über 1600 durchgehend illuminierten Seiten gilt als eines der schönsten Zeugnisse der flämischen Buchmalerei des frühen 16. Jahrhunderts. Um 1510-1520 in Brügge und Gent entstanden, waren zahlreiche berühmte Miniaturisten an seiner Entstehung beteiligt, darunter Gerard David, Simon Bening und Gerard Horenbout.
 

Joachim Winterfeld von Damerow 1873-1934

Juli

 

Hart ins Korn der Juli greift,

prüfend mit den heißen, schweren

Fingern, ob nicht ausgereift,

sensenrecht die vollen Ähren.

 

Tausend Halme neigen sich,

seine Knie zu umspannen,

um die Hand ihm flehentlich

streicheln die gezackten Grannen. —

 

Ist die Ernte doch verdingt,

Juli läßt sich nicht erweichen,

winkt — und aller Orten klingt

hart das klirrende Sensenstreichen.

 

Rauschend sinkt das Korn in Schwad,

ist wie gelbe Honigwaben,

dran die Sense wird nicht satt,

blanke Zähne eingegraben.

 

Und voll heißer Gierde leckt

unermüdlich Rad und Rechen — — —

Leer und hager hingestreckt

starrn die stoppelfahlen Flächen.

 

 

July - Cutting the wheat with a sickle, Frescoes with the labors of the months, Santa Maria del Castello, Mesocco, Ticino, Suisse
 

 

Simon Bening, Juli
Simon Bening (1483-1561), auch Simon Bennik, war ein flämischer Miniaturenmaler und Illustrator. Er gilt als einer der bedeutenden Künstler seines Fachs.
 

Hermann Löns 1866-1914

Juli

 

Weißglühende Sonne und staubige Luft,

Kopfschmerzen und müde Glieder,

Verstaubt und grau sind Blumen und Blatt,

Verstummt sind Lachen und Lieder.

 

Ich liege bewegungslos im Gras,

Ein Leichnam mit Fühlen und Denken –

Wann wirst du, launische Dame Natur,

Uns Blitz und Regen schenken?

 

Ein abgeflatterter Schmetterling

Zuckt neben mir mit den Schwingen,

Ich trete ihn tot – das Leben kann

Ihm doch keine Freude mehr bringen.

 

Ein saurer, fauliger Schweißgeruch

Steigt auf aus allen Teichen,

Als wollte aus einem entstellten Leib

Das Leichengas entweichen.

 

Und Gähnen durchzieht die Lebewelt,

Ein Lechzen nach Tod und Ruhe –

Jetzt nagle den Deckel auf den Sarg,

Natur, und schließe die Truhe.

 

Den armen Menschen zum mindesten

Darfst traumlose Ruhe du geben,

Ein fauler Witz ohne Saft und Kraft

Ist das ganze, menschliche Leben.

 

 

 

July - Cycle of frescos of the twelve labors of the months, Trento (Italy), Castello del Buonconsiglio
 

July - Cycle of frescos of the twelve labors of the months, Farmers making hay with scythes, detail,

July - Cycle of frescos of the twelve labors of the months, Farmer sharpening his scythe, detail,

Erich Kästner

Der Juli

        

Still ruht die Stadt. Es wogt die Flur.

Die Menschheit geht auf Reisen

oder wandert sehr oder wandelt nur.

Und die Bauern vermieten die Natur

zu sehenswerten Preisen.

 

Sie vermieten den Himmel, den Sand am Meer,

die Platzmusik der Ortsfeuerwehr

und den Blick auf die Kuh auf der Wiese.

Limousinen rasen hin und her

und finden und finden den Weg nicht mehr

zum Verlorenen Paradiese.

 

Im Feld wächst Brot. Und es wachsen dort

auch die künftigen Brötchen und Brezeln.

Eidechsen zucken von Ort zu Ort.

Und die Wolken führen Regen an Bord

und den spitzen Blitz und das Donnerwort.

Der Mensch treibt Berg- und Wassersport

und hält nicht viel von Rätseln.

 

Er hält die Welt für ein Bilderbuch

mit Ansichtskartenserien.

Die Landschaft belächelt den lauten Besuch.

Sie weiß Bescheid.

Sie weiß, die Zeit

überdauert sogar die Ferien.

 

Sie weiß auch: Einen Steinwurf schon

von hier beginnt das Märchen.

Verborgen im Korn, auf zerdrücktem Mohn,

ruht ein zerzaustes Pärchen.

Hier steigt kein Preis, hier sinkt kein Lohn.

Hier steigen und sinken die Lerchen.

 

Das Mädchen schläft entzückten Gesichts.

Die Bienen summen zufrieden.

Der Jüngling heißt, immer noch, Taugenichts.

Er tritt durch das Gitter des Schattens und Lichts

in den Wald und zieht, durch den Schluß

des Gedichts,

wie in alten Zeiten gen Süden.

 

 

 

Eugène Grasset, La Belle Jardinière - Juillet
Eugène Samuel Grasset (1845-1917) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils.
 

 

Gaspar Camps i Junyent,

Julio
Gaspar Camps i Junyent (1874-1942) war ein spanischer Maler, Illustrator und Plakatkünstler des Jugendstils und der Art Déco.
 

Josef Weinheber 1892-1945

Juli

 

Kornblume blau, Mohn flammig rot:

Im Mittag rauscht das heilige Brot.

Die Linde schneit, die Wachtel schlägt,

der Bauer bang das Wetter wägt.

Die erste Birn bricht Margaret,

drauf überall die Ernt angeht.

Im Schatten steht der Schnitterkrug,

die Magd geht mit dem Ochsenzug.

Der starke Leib, die schwere Fracht:

Im fernen Land ein Donner kracht.

Mög uns der Himmel gnädig sein —

Sankt Jakob, Dank! Das Korn fährt ein.

 

 

Daniel Ridgway Knight,

A July Morning
Daniel Ridgway Knight (1839-1924) war ein US-amerikanischer Maler.
 

Wilhelm Müller 1794-1827

Juli

 

Auf kühlen Bergen, an des Meeres Strande,

Ist dir ein heitrer Gartensitz bereitet,

Nicht allzu eng, auch nicht zu weit verbreitet:

Man liebt sich einzuschränken auf dem Lande.

 

Ein junger Quell im Bett von weichem Sande

Ist zierlich durch die Gänge hingeleitet,

Bis er betrogen in ein Becken gleitet,

Das ihm versteckt der Blumenhain am Rande.

 

Da muss er, eingezwängt in schlanker Säule,

Aufsteigen aus dem runden Marmormunde

Und auf der Höhe sich in Schaum zerstäuben.

 

Das Moosbett winkt zu mittäglicher Weile;

Es schlummert Alles, nur im klaren Grunde

Seh’ ich die goldnen Fischlein Spiele treiben.

 

Théo van Rysselberghe, In juli - voor de middag (De boomgaard)
Théo van Rysselberghe (1862-1926), eigentlich Théophile van Rysselberghe, war der wohl bedeutendste flämische Maler des Pointillismus.

Rudolf G. Binding 1867-1938

Juli

 

Das Lied des hohen Sommers

vom Reifen schwellt das Herz.

Was frommt des späten Kommers

nachzüglerischer Schmerz?

 

Dass tiefer uns ergreife

des Lebens Glut vom Grund

singt sich das Lied der Reife

von selbst in unserm Mund.

 

Entfliehe nicht dir selber.

Lass aller Zeit den Flug.

Reif‘ mit dem Korn der Felder.

Des Blühens war genug.

 

 

John Lavery, Daylight Raid from My Studio Window, 7 July 1917
Sir John Lavery (1856-1941) war ein irischer Porträtist und Landschaftsmaler.
 

Helene Krüger 1861 - um 1940

Juli

 

Brütend über Ährenfeldern

liegt der Sonne goldner Glast,

Und am kühlen Weiher träumend

Hält die sieb'nte Schwester Rast.

 

Sinnend blicken ihre Augen

In die unbewegte Flut,

Mit dem Fächer kühlt sie leise

Ihrer Wangen heiße Glut.

 

Leer sind ihre schlanken Hände,

All ihr Reichtum ausgestreut,

Und sie harrt des Erntesegens

Den das Jahr der Menschheit beut*.

 

Auf den Wiesen klingt die Sichel,

Aller Blumen Pracht vergeht,

Wenn Natur mit ihren Früchten

Auf dem Höhepunkte steht.

 

Ruhvoll reift das Gold der Felder,

Mutter Erdes größter Schatz;

Und der Juli macht der Schwester

Mit der blanken Sichel Platz.

 

* beuen: veraltete Form von bieten

 

Emile Claus, La berge rangee - Juillet
Emile Claus (1849-1924) war ein belgischer Maler.

Christian Morgenstern 1871-1914

Friede

 

Wie weich sich Form und Farbe binden

In Sommermittags glühem Hauch: –

Das Dorf im Schatten alter Linden,

Ein rötlich Dach, ein Wölkchen Rauch;

 

Der Bergbach, dessen heitre Eile

Sich glitzernd durch die Wiese webt;

Der Straße laubverhüllte Zeile,

Die ahndevoll zur Ferne strebt;

 

Und all dies gütig eingeschlossen

Von hoher Felder Gold und Duft;

Und alles flimmernd überflossen

Von lerchenlauter Juliluft ...

 

Ich schau des Herdrauchs fromme Kreise

Zum hohen Blau erblassend ziehn –

Und meine Seele füllen leise

Des Friedens süße Harmonien.

 

Edward Henry Holder, July in Surrey
Edward Henry Holder (1847–1922) war ein britischer Maler.

Theodor Storm 1817-1888

Juli

 

Klingt im Wind ein Wiegenlied,

Sonne warm herniedersieht,

Seine Ähren senkt das Korn,

Rote Beere schwillt am Dorn,

Schwer von Segen ist die Flur -

Junge Frau, was sinnst du nur?

 

 

 

Marten van Valckenborch, Summer landscape - July, 1585, Wien Kunsthistorisches Museum
Marten van Valckenborch (der Ältere; 1535-1612) war ein flämischer Renaissance-Maler, der hauptsächlich für seine Landschaften und Stadtlandschaften bekannt war.

Hans Böhm 1876-1946

Juli

 

Mit weißen Wolken Sommertag

Wie himmlisch du mich überblühst!

Es neckt der Wind mit lauem Schlag

Die Sonne wandelt hoch und grüßt.

 

Im Lindenbaume fällt und steigt

Der Biene dunkler Glockenton.

Geziefer webend mich umgeigt

So hör ich’s tausend Jahre schon.

 

Und wie die Wärme jubelnd schwillt

Und flimmert über Feld und Au

Da fahr ich mit der Erde mild

Und golden in das Himmelsblau.

 

 

Jean Poyer, July - Reaping
Jean Poyer (1445-1503) war ein französischer Miniaturmaler und Manuskript-Illuminator des späten 15. Jahrhunderts.

Stefan George 1868-1933

Juli-Schwermut

 

An Ernest Dowson

 

Blumen des sommers duftet ihr noch so reich:

Ackerwinde im herben saatgeruch

Du ziehst mich nach am dorrenden geländer

Mir ward der stolzen gärten sesam fremd.

 

Aus dem vergessen lockst du träume: das kind

Auf keuscher scholle rastend des ährengefilds

In ernte-gluten neben nackten schnittern

Bei blanker sichel und versiegtem krug.

 

Schläfrig schaukelten wespen im mittagslied

Und ihm träufelten auf die gerötete stirn

Durch schwachen schutz der halme-schatten

Des mohnes blätter: breite tropfen blut.

 

Nichts was mir je war raubt die vergänglichkeit.

Schmachtend wie damals lieg ich in schmachtender flur

Aus mattem munde murmelt es: wie bin ich

Der blumen müd · der schönen blumen müd!

 

Jac van Looy, July - Summer Luxuriance
Jacobus (Jac) van Looy (1855-1930) war ein niederländischer Genre- und Porträtmaler sowie Schriftsteller.

Carl Spitteler 1845-1924

Das blaugrüne Geheimnis oder

der verräterische Kirchturm

 

Wann wars, daß wir lagen im grünen Gras?

Im Juli ferne.

Was sagtest du, daß du mich habest, was?

"Kein bißchen gerne."

 

Was blühte dir in den roten Mund?

Mariamargretchen.

Wem meintest du, daß du gleichest im Grund?

"Einem Gartenbeetchen."

 

Ich sprach: "Ja, was soll ich nun eigentlich Kraut,

Wen Unkraut nennen?"

Wie ein Iltis hast du mich angeschaut.

Nicht zu verkennen.

 

Wir hatten auf unserm Sommersitz

Vergnüglich gedauert.

Da kam hinterm Hügel ein Kirchturmspitz

Hervorgelauert.

 

"Ja komm nur, du Frommer! und spionier!

Spitz Nas' und Ohren!

Notiere dir jeden Kuß wegen mir!

Bist stumm geboren.

 

Was nützt dir der Zeiger im Zifferblatt

Als Stunden zu drehen?

Gut, daß er kein Sprachrohr im Schnabel hat,

Er würd' uns verkrähen."

 

Und weil einmal Leichtsinn und Würde nicht sehr

Zusammenpassen,

So schnitten wir eben, es war nicht schwer,

Dem Kirchturm Grimassen.

 

Wir stiegen am Abend voll blauen Glücks

Aus dem grünen Himmel.

Da verfolgt uns der Kirchturm hinterrücks

Mit Glockengebimmel:

 

"Fürio! ihr Leute! Landjäger herbei!

Weglagerer, Diebe!

Es zünseln, es brenzeln die beiden zwei

Brandstiftende Liebe!"

 

"Ei, daß dich das Wetter, du Schreihals du!

Der Blitz soll dich treffen!

Uns erst mit erlogener Kirchhofruh

So schändlich zu äffen!"

 

Was hilfts? jetzt weiß doch die Lästerwelt,

Wie wir es halten.

Drum wollen wir nur um so fester, gelt?

Zusammenhalten.

 

 

Beatrice Emma Parsons,

A July Border, Eton College
Beatrice Emma Parsons (1870–1955) war eine britische Malerin und ist vor allem für ihre Aquarelle von Gartenmotiven bekannt.

Gustav Falke 1853-1916

Sommerglück

 

Blütenschwere Tage

In Düften und Gluten rings,

Mein Herz tanzt wie auf Flügeln

Eines trunkenen Schmetterlings.

 

Die Rosen über den Mauern,

Der Birnbaum darüber her,

Alles so reich und schwer

In sehnenden Sommerschauern.

 

Das juligelbe Land

Mit dem träumenden Wälderschweigen

Fern am duftigen Rand,

Darüber die Wolken steigen –

 

O, wie sag ich nur,

Was alles mein Wünschen ins Weite führt!

Mich hat des Glücks eine leuchtende Spur

Mit zitternder Schwinge berührt.

 

Edward Henry Potthas, A July Day
Edward Henry Potthast (1857-1927) war ein US-amerikanischer impressionistischer Maler.

Robert Reinick 1805-1852

Juli - Badelied

 

In den Lüften so schwül,

In dem Wasser so kühl;

Wie die Wellen mich laden

D’rin zu schwimmen, zu baden!

 

Immer frisch, nicht gezaudert,

Wer doch wird so viel fragen!

Wenn die Haut dir auch schaudert,

Bald doch wird dir’s behagen.

 

Frisch hinein in die Flut!

Nur die Feigen erbeben.

Und mit Lust und mit Mut

Wird die Flut dich beleben.

 

Erik Werenskiold, Im Juli
Erik Theodor Werenskiold (1855-1938) war ein norwegischer Maler und Zeichner.

Johann Georg Jacobi 1740-1814

Juli

 

Zürnen mit dem Erdenvolke,

Zürnen will der Himmel nicht,

Wenn aus Wetterschwangrer Wolke

Gott mit seinen Kindern spricht.

Bei der Sonne sanftem Licht

Schweigen seine Donner wieder,

Und er blicket freundlich nieder,

Wo sein Strahlenbogen hängt;

Jeder Busch, von ihm getränkt,

Lispelt es; der Vögel Schaar

Singt es freudig uns entgegen,

Dass des Vaters milder Segen

In der dunkeln Wolke war.

 

 

 

Vincent van Gogh, Blumengarten, Arles, Juli 1888
Vincent Willem van Gogh (1853-1890) war ein niederländischer Maler und Zeichner; er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.
 

Hermann von Gilm zu Rosenegg

Juli

 

Gesenkten Hauptes in den Wiesenbeeten

Als ahne sie der Sense Todeshieb

Steht silberweiß die Blume der Propheten –

Wahrsagerin, sag' an, hat sie mich lieb?

Und du sagst: Ja! Du lügst, ich will's beweisen:

O schäme dich! so jung, so zart, so licht

Geschaffen, um den Sommertag zu preisen

Und lügen! Denn – sie liebt mich nicht!

 

Sie liebt mich nicht, denn sprich, Prophetenblume,

Gibt's irgend eine Liebe ohne Schmerz,

Und in der Leidenschaften Heiligthume

Gibt's Raum für den gedankenlosen Scherz?

Sie hat ob meiner Thränen mich gescholten!

Wenn sie mich liebte und die Poesie,

Vielleicht hätt' sie die Thränen mir vergolten,

Doch mich gescholten hätt' sie nie.

 

Auch du bist traurig: wenn die Sterne wandeln,

Soll man dich weinen sehen, bleiches Bild!

Sprich, würdest du mich auch so hart behandeln,

Wenn ich zu dir mich legte in's Gefild?

Wahrsagerin, gib Antwort auf die Frage,

Gib Antwort, aber diesmal lüge nicht –

Was liegt daran, wenn ich das Glas zerschlage,

Das doch in ihrer Hand zerbricht?

 

Félix Vallotton, Le 14 juillet à Étretat, 1899
Félix Vallotton (1865-1925) war ein Schweizer, später französischer Maler, Grafiker, Holzstecher und Schriftsteller.
 

Josef Weinheber 1892-1945

Juli

O du goldnes Meer,

Weg aus heißem Licht,

wie von ungefähr

dämmernd zum Gedicht -

 

Weg aus weißem Licht

durch die Ähren weit;

Jeder Tag verspricht

tiefte Einsamkeit -

 

Tiefre Einsamkeit

gibt den Traum zurück,

und das Herz im Leid

ist das Herz im Glück.

 

Und das Herz im Leid

glüht so wunderbar,

wie ein Goldgeschmeicl

über dunklem Haar -

 

Über dunklem Haar

in der Morgenfrüh,

eh dies Schwere war

von der Lindenblüh...

 

 

Guy Rose, July Afternoon
Guy Orlando Rose (1867-1925) war ein US-amerikanischer Maler und gilt als einer der Hauptvertreter des kalifornischen Impressionismus des späten 19. und angehenden 20. Jahrhunderts.

Max Dauthendey 1867-1918

Die Dächer im Julitag brüten

 

Der Sonntag der kug'ligen Linden,

Der hat jetzt abgeblüht,

Sie stehen so still und empfinden

Den Montag in ihrem Gemüt.

Die Dächer im Julitag brüten,

Behüten die Menschen und Ställe.

Die Tauben, die fliegenden Fächer,

Sie flattern zur Brut in die Zelle.

Der Abend, wie dunkle Ratten,

Kommt ohne Laut und Rauschen,

Er stiehlt dir den Freund, deinen Schatten,

Und macht dich argwöhnisch lauschen.

So zwang der Juli die Halm'

Auf jeder Wiese zu Heu,

Vom verliebtesten Frühlingsqualm

Bleibt noch der Duft dir treu.

 

 

Louis Ritman, A day in july
Louis Ritman (1889–1963) war ein amerikanischer impressio-nistischer Maler.
 

Hermann Hesse 1877-1962

Julikinder

 

Wir Kinder im Juli geboren

Lieben den Duft des weißen Jasmin,

Wir wandern an blühenden Gärten hin,

Still und in schwere Träume verloren.

 

Unser Bruder ist der scharlachene Mohn,

Der brennt in flackernden roten Schauern

Im Ährenfeld und auf den heißen Mauern,

Dann treibt seine Blätter der Wind davon.

 

Wie eine Julinacht will unser Leben

Traumbeladen seinen Reigen vollenden,

Träumen und heißen Erntefesten ergeben,

Kränze von Ähren und rotem Mohn in den Händen.

 

Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw geboren

 

 

 

Anna De Weert,

Martha - The hay month 1900-02
Anna De Weert (1867-1950) war eine belgische Malerin von Landschaften, Stillleben, Interieurs und Stadtbildern.

Else Galen-Gube 1869-1922

Julinächte

 

Wenn der Goldregen blüht, wenn die Nächte so heiß,

daß ich rastlos mich nicht zu fassen weiß

in der atemberaubenden Schwüle -

sag, weißt du, was ich dann fühle? -

 

Wenn die Wogen von süßem, berauschenden Duft

mein Zimmer erfüllen, und heiße Luft

mich umflutet, willst du es wissen?

Dann wein ich in meine Kissen.

 

Wenn der Vollmond hell leuchtend am Himmel steht,

der Pendelschlag langsam, so langsam geht,

ohne kärglichstes Glück mir zu bringen,

dann gilts ein verzweifeltes Ringen.

 

Ein Ringen der sehnenden Jugendkraft,

ein Ringen begehrender Leidenschaft,

ein Ringen der Glieder, der jungen,

mit toten Erinnerungen.

 

Alfred de Breanski Sr., A July evening, Loch Lomond
Alfred de Breanski Sr. (1852-1928) war britischer Maler.

Max Dauthendey 1867-1918

Juli

 

Nun ist es Sommer den ganzen Tag,

Den ganzen Tag man nur küssen mag,

Und alle die Rosen, die müssen

Satt duften zu unseren Füssen.

 

Nun bleibt es Sommer den ganzen Tag,

Den ganzen Tag ich im Himmel lag,

Dort tat man sich paarweise küssen

Und satt lag die Erde zu Füssen.

 

Nun ist es Sommer Nacht und Tag,

Und Nacht und Tag man nur küssen mag;

Von allen heissen Genüssen

Ist Anfang und Ende das Küssen.

 

 

4. Juli - Nationalfeiertag USA

Alfred Cornelius Howland, Fourth of July Parade, ca. 1886, High Museum of Art
Alfred Cornelius Howland (1838-1909) war ein amerikanischer Maler. 

Lilly Martin Spencer, The Artist and Her Family at a Fourth of July Picnic, ca. 1864
Lilly Martin Spencer (geboren als Angelique Marie Martin; 1822-1902) war eine amerikanische Genremalerin.

Maurice Prendergast, Central Park New York City July 4th
Maurice Brazil Prendergast (1858-1924) war ein US-amerikanischer Aquarellist des Post-Impressionismus.

Anna Ritter 1865-1921

Julinächte

 

Wie ich euch hasse, ihr Nächte voll Duft

Mit dem schweren, trunkenen Odem,

Mit der weichen, sehnsuchtsschwangeren Luft

Und dem schwülen, betäubenden Brodem!

 

Wo ihr ein einsames Herze wißt,

Da drängt ihr euch ein mit arger List,

Da lockt ihr und schmeichelt, droht und küsst,

Bis es verloren, verdorben ist.

 

Lieder, die die Sehnsucht sann,

Schleier, die die Sünde spann,

Blumen, die dem Sumpf entblühten,

Flammen, die im Abgrund glühten,

 

Bringt ihr mit als Hochzeitsgaben,

Schenkt ihr denen,

Die in Thränen

Euch sich hingegeben haben.

 

 

Hippolyte-Camille Delpy, July
Hippolyte-Camille Delpy (1842-1910) war eine französische Malerin.

Felix Dörmann 1870-1928

Julinacht

 

Die Mondeslichter rinnen

Aus sterndurchsprengtem Raum

Zur regungslosen Erde,

Die müde atmet kaum.

 

Wie schlummertrunken schweigen

Die Linden rund umher,

Des Rauschens müde, neigen

Herab sie blütenschwer.

 

Nur manchmal, traumhaft leise,

Rauscht auf der Wipfel Lied,

Wenn schaurig durchs Geäste

Ein kühler Nachthauch zieht.

 

Mein Herz ist ruh-umfangen,

Ist weltvergessen still,

Kein Sehnen und Verlangen

Die Brust bewegen will.

 

Nur manchmal, traumhaft leise,

Durchzieht der alte Schmerz,

Wie Nachtwind durchs Geäste,

Das müdgeliebte Herz.

 

Franz Melchers, Het jaar - Juli
Franz Melchers (1868-1944) ein niederländischer Maler, Designer und Kupferstecher deutscher Herkunft, der hauptsächlich in Belgien und den Niederlanden Karriere machte.

Karl Stieler 1842-1885

Julinacht

 

In der Luft, der schwülen, feuchten,

Wogt das Feld, und stürmisch zieh'n

Windesrauschen, Wetterleuchten

Durch den dunklen Himmel hin!

 

Ferne hallt des Donners Dröhnen,

Und des Lebens ganze Kraft

Klingt aus diesen Wundertönen

Nachtumwölkter Leidenschaft!

 

Was der Tag an Sonnengluten

Aufgesogen, strömt hier aus,

In den Wolken, auf den Fluten,

In dies weite Grün hinaus!

 

Und inmitten all' des Webens

Trag' ich stumm die heiße Last,

Die du, Sonne meines Lebens,

In dies Herz ergossen hast!

 

 

14. Juli - Nationalfeiertag Frankreich

Jean Béraud, La Marseillaise, Fête Nationale de Quatorze Juillet, 1880
Jean Béraud (1849-1935) war ein französischer Maler und Graphiker.

Ernst Josephson, 14 Juillet
Ernst Abraham Josephson (1851-1906) war ein schwedischer Maler.

Jacques-Eugène Feyen, La Course des regates le 14 juillet
Jacques-Eugène Feyen (1815-1908) war ein französischer Genremaler und Fotograf. 

Ferdinand du Puigaudeau, Quatorze de Juillet, Fête Forain
Ferdinand du Puigaudeau (1864-1930) war ein französischer Mal

Théophile-Alexandre Steinlen, Paris Bal du 14 juillet, um 1900, Le Havre Musée d'Art Moderne André Malraux
Théophile-Alexandre Steinlen (1859-1923) war ein französischer Maler, Zeichner, Grafiker und Illustrator schweizerischer Herkunft. 

Henri Le Sidaner, Quatorze juillet
Henri Le Sidaner (1862-1939) war ein französischer Maler.

Carl Busse 1872-1918

Julinacht

 

Nun wird das Glänzen immer trüber

Und losch schon überm Parke aus,

Durch das Geblätter grüßt herüber

Verdämmernd noch das Schwanenhaus.

 

Die alten Götter der Hellenen

Schaun, wie von starrem Schlaf gebannt,

Durchs dunkle Laub in weißem Sehnen

Und träumen noch von Griechenland

 

Es wirft in weite Marmorbecken

Der Springquell seine Strahlen hin,

Noch wiegt sich hier und dort in Hecken

Flüsternd die Blumenkönigin ...

 

Und fern an weiße Marmorstufen

Plätschern die letzten Wellen sacht,

Und Wasservögel hörst du rufen

Noch manchmal durch die Julinacht.

 

Frederick Childe Hassam, July Night
Frederick Childe Hassam (1859-1935) war ein amerikanischer Maler des Impressionismus.

 

 

 

 

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Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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