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Der Frühling ist zwar schön;
doch wenn der Herbst nicht wär',
wär' zwar das Auge satt,
der Magen aber leer.
Friedrich von Logau
Aus den Träumen des Frühlings wird im Herbst Marmelade gemacht.
Peter Bamm
Heinrich Seidel 1842-1906
aus Jahreszeiten
...
Brauner Herbst, wo Früchte drängen
sich im Garten und im Wald,
Wo von sanften Rebenhängen
froh das Lied der Winzer schallt
Über das geleerte Feld:
O, wie herrlich ist die Welt!
...
Kurt Tucholsky 1890-1935
Feldfrüchte
Sinnend geh ich durch den Garten,
still gedeiht er hinterm Haus;
Suppenkräuter, hundert Arten,
Bauernblumen, bunter Strauß.
Petersilie und Tomaten,
eine Bohnengalerie,
ganz besonders ist geraten
der beliebte Sellerie.
Ja, und hier –? Ein kleines Wieschen?
Da wächst in der Erde leis
das bescheidene Radieschen:
außen, rot und innen weiß.
Sinnend geh ich durch den Garten
unsrer deutschen Politik;
Suppenkohl in allen Arten
im Kompost der Republik.
Bonzen, Brillen, Gehberockte,
Parlamentsroutinendreh . . .
Ja, und hier –? Die ganz verbockte
liebe gute SPD.
Hermann Müller, Hilferlieschen
blühn so harmlos, doof und leis
wie bescheidene Radieschen:
außen rot und innen weiß.
Catharina Regina von Greiffenberg 1633-1694
Auf die fruchtbringende Herbstzeit
Freuderfüller, Früchtebringer, vielbeglückter Jahreskoch,
Gründung-, Blüh- und Zeitungziel, werkbeseeltes Lustverlangen!
Lange Hoffnung ist in dir in die Taterweisung gangen.
Ohne dich wird nur beschauet, aber nichts genossen noch.
Du Vollkommenheit der Zeiten, mache bald vollkommen doch,
Was von Blüh- und Wachstumskraft halbes Leben schon empfangen!
Deine Wirkung kann allein mit der Werkvollziehung prangen.
Werter Zeitenschatz, ach, bringe jenes Blühen auch so hoch,
Schütt aus deinem reichen Horn hochverhoffte Freudenfrüchte!
Lieblich süsser Mundergetzer, lab auch unsern Geist zugleich!
So erhebt mit jenen er deiner Früchte Ruhmgerüchte.
Zeitig´ die verlangten Zeiten in dem Oberherrschungsreich,
Lass die Anlasskerne schwarz, Schickungsäpfel saftig werden,
Dass man Gottes Gnadenfrücht froh geniesst und isst auf Erden.
Joachim Winterfeld von Damerow 1873-1934
Nach der Ernte
Seltsam ist dein Herz bewegt,
leer, als sei ein Freund geschieden;
Hände in den Schoß gelegt,
will dich Ruhe nicht befrieden.
Ist so still der weite Raum,
daß erschreckt du aufgefahren,
wie die Stare sich im Baum
lärmend für die Reise scharen;
also still, daß du am Pflug
rascheln hörst die schweren Schollen,
in dem frischen Furchenzug
bläulich glänzend aufgequollen.
Rings vom Werden und Vergehn
strömt die Erde herbes Düften.
Und du spürst im Abendwehn
Herbstesahnen in den Lüften.
August Corrodi 1826-1885
Der Herbst
Kind
Mein lieber Herbst, ich soll dir sagen,
Der Sommer hab’ auch Frucht getragen,
Und gute Frucht; was bringst du denn,
Das ich so süß wie Kirschen nenn’?
Herbst
Ich bring’ dir Aepfel, Birnen, Trauben,
Das wirst du mir gewiß erlauben.
Der Sommer ist mein Bruder wohl,
Doch nicht so saft- und früchtevoll.
Kind
Ich bin mit Beiden gut zufrieden;
Ein Jeder hat mir das beschieden,
Was er besaß; was will ich mehr?
O, Keiner ist an Freuden leer!
Karl Frohme 1850-1933
Herbst
Im sanften Ernst kommt er einhergeschritten,
Der Herbst mit reichen, langbegehrten Spenden,
Er teilt sie freudig aus mit vollen Händen,
Ein lieber, guter Gast, gar wohl gelitten.
In hochbeglückter, froher Menschen Mitten
Mag man ihn feiern, bis die Gaben enden,
Bis an den sonnenhellen Berggeländen
Der Winzer seine Trauben hat geschnitten.
Dann ist sie hin, die schöne, lichte Zeit;
Der Gabentempel der Natur verlieret
Den Reiz der bunten Mannigfaltigkeit.
Hinsinkt das Laub, das bunt den Baum noch zieret,
Und Wald und Flur deckt bald ein graues Kleid,
Das, ach, so sehr mit Schwermut harmonieret.
Friedrich Güll 1812-1879
Pflaumenregen
Es steht ein Baum im Garten,
von Pflaumen voll und schwer.
Die Kinder drunten warten
und lauschen ringsumher,
ob nicht der Wind ihn rüttelt
und all die Pflaumen schüttelt,
daß alle purzeln kreuz und quer.
Doch horcht, wie's rauscht und rappelt!
Im Wald wacht auf der Wind.
Schon zischelt er und zappelt
und trappelt her geschwind
und wiegt und biegt die Äste,
daß schier in ihrem Neste
die Finken nimmer sicher sind.
Nun fällt ein Pflaumenregen,
der aber macht nicht naß.
Im Gras herumzufegen,
ist da der größte Spaß.
O Wind, o Wind, o rüttle,
o Wind, o Wind, o schüttle!
Wir grapsen ohne Unterlaß.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874
Herbstlied
Der Frühling hat es angefangen,
Der Sommer hat's vollbracht.
Seht, wie mit seinen roten Wangen
So mancher Apfel lacht!
Es kommt der Herbst mit reicher Gabe,
Er teilt sie fröhlich aus,
Und geht dann wie am Bettelstabe,
Ein armer Mann, nach Haus.
Voll sind die Speicher nun und Gaden,
Dass nichts uns mehr gebricht.
Wir wollen ihn zu Gaste laden,
Er aber will es nicht.
Er will uns ohne Dank erfreuen,
Kommt immer wieder her:
Lasst uns das Gute drum erneuen,
Dann sind wir gut wie er.
Ludwig Eichrodt 1827-1892
Lied im Zwetschgenherbst
Herunter, ihr Zwetschgen,
Herunter vom Baum,
Die Buben und Mädchen
Erwarten es kaum,
Ihr habt nun schon lange
Die Zweige beschwert,
Klipp, klapp, mit der Stange
Die Äste geleert.
Was wie ein Magnet wirkt,
Das nennt man magnet'sch,
Was leicht sich enzwei macht,
Ist zweitsch oder zwetsch,
Von zwei entsteht Zwilling,
Zwirn, Zwusel und Zwist,
Wahrscheinlich, daß Zwetschge
Ein Schwesterwort ist.
So mag es entstanden
Das Zwetschgenwort sein,
Nun ist es vorhanden
Wir fügen uns drein,
Auch Strickstrumpf klingt häßlich,
Am niedlichsten Bein,
Was kümmert das Wort uns,
Das Fleisch soll uns freu'n.
Juchheisa, wie's prasselt,
Nur hurtig gepflückt,
Nur hurtig die Leitern
Stets weiter gerückt,
Gerüttelt, geschüttelt,
Gestreift und gerupft,
Gebengelt, geschwengelt,
Gestupft und gezupft.
Fred Endrikat 1890-1942
Gedanken beim Stachelbeerenpflücken
Bei Rosen kann ich jenen tiefen Sinn verstehn,
daß sie mit Dornen ihre Blüten wehren.
Mir will's nur absolut nicht in den Schädel gehn,
wozu die Stacheln bei den Stachelbeeren.
Der Dorn an einer Rose macht sie zum Idol,
doch eine Stachelbeere ist uns kein Symbol.
Beim Pflücken leuchtet mir der Sinn und Zweck nicht ein.
Beim Essen denk' ich mir: Es wird schon richtig sein.
Martin Greif 1839-1911
Preis des Herbstes
Schönste Zeit im ganzen Jahre,
Tage vor dem ersten Schnee,
Wolkenlose, sonnenklare,
Euch gebührt des Preises Höh'.
Wohl an Blumen müßt ihr darben,
Tückisch kalter Nächte Raub,
Doch es malt mit bunten Farben
Herbst das reichgestufte Laub.
Purpurn glänzt die Hagebutte,
Und aus Beeren, groß und klein,
Träuft in die bereite Butte
Bläßlichrot der süße Wein.
Apfelmostes Mittelgüte
Macht dem Obst uns zugetan,
Holder noch als ihre Blüte
Lacht die volle Frucht uns an.
Pflaumen, Äpfel, Birnen, Quitten,
Die uns vom belad'nen Baum
In den Schoß die Zweige schütten –
Ihren Reichtum birgst du kaum!
Mag der Sturm den Wald entlauben,
Steht der Winter vor der Tür,
Zeit der Nüsse, Zeit der Trauben,
Sei gepriesen für und für.
Oskar Loerke 1884-1941
Erntezeit
Braune Fliegen spielen
Um die Tannen im Tanz.
Und die vielen vielen
Lerchen über dem Kranz
Sommerlich schwerer Bäume
Wandeln die Wolken zum Lied.
Unten triefende Zäume,
Wagen um Wagen zieht ...
Duft von Nadelgrün, Zapfen.
Duft von dorrendem Heu ...
Leiser Ernter Stapfen
Durchbahnen die Seele neu.
Heinrich Albert 1604-1651
Ein Kürbis spricht
Mit der Zeit ich kommen bin,
Fall auch mit der Zeit dahin.
Mensch, hierinnen sind wir gleich.
Du magst schön sein, jung und reich:
Unsre Pracht kann nicht bestehn,
Beide müssen wir vergehn.
Nun ich jung noch bin und grüne,
O so hält man mich im Wert!
Bin ich welk und nicht mehr diene,
Wer ist dann, der mein begehrt?
Mensch, ich kann es leichtlich gläuben,
Dass du wünschst, ich möchte bleiben;
Nicht dein Will, auch meiner nicht,
Gottes Wille nur geschicht.
Wenn der rauhe Herbst nun kömmt,
Fall ich ab und muss verderben.
Wenn dein Ziel dir ist bestimmt,
Armer Mensch, so musst du sterben.
Sieh mich an
Und denke dran:
Ich muss fort
Von diesem Ort
Mit dir hält auch
Gott solchen Brauch.
Dem Herbst verlangt nach mir,
Mich zu verderben,
Dem Tod, o Mensch, nach dir,
Auch du musst sterben.
Wer wird nach kurzen Tagen
Mich beklagen,
Wenn ich verwelkt nun bin?
Auch dir wird's widerfahren
Nach wenig Jahren,
Wenn dich der Tod nimmt hin.
Die Zeit und wir vergehn!
Was wir hie sehen stehn
In diesem grünen Garten,
Verwelkt in kurzer Zeit,
Weil schon des Herbstes Neid
Scheint drauf zu warten.
Ich und meine Blätter wissen,
Dass wir dann erst fallen müssen,
Wenn der raue Herbst nun kömmt.
Aber du, Mensch, weißt ja nicht,
Ob's nicht heute noch geschicht,
Dass dir Gott das Leben nimmt.
Ob ich gleich muss bald von hier,
Kriegst du dennoch Frucht von mir;
Wenn man dich, Mensch, wird begraben,
Was wirst du für Früchte haben?
Ob ich habe schon vernommen,
Dass mein Feind, der Herbst wird kommen,
Dessen Raub ich werden soll.
lieber Mensch, gehab dich wohl!
Theodor Fontane 1819-1898
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Albin Zollinger 1895-1941
Kürbis, Zierkürbis, Der Herbst
Schöne Geschichte, der Herbst hat die Kürbispfäfflein
In ihrem Krautkloster abgedeckt, fand sie nackend
Mit blanken Hinterbacken und Bäuchen und Glatzen
Bei zierlichen Sarazeninnen weltlich beschäftigt.
Lagen da unhochmütig zu ebener Erde
Und nur der Herr Abt etwas dicker mit seinem Gebuhle
Abseits in einem Gemache von alter Gotik.
Schien aber die Sonne recht fromm durch die Säulen
und Schnörkel.
Jetzo, indem der rotbärtige Rüpel hereinlacht
Stützen sie sich auf die Hand und kugeln mit ihren
Augäpfeln, wenig verstehend, der Ungebühr grollend
Und priesterlich um die Damenblöße erschrocken.
Strafe muß sein. Hat ihnen die Klause genommen,
Da liegen sie vor der Welt so wie Gott sie erschaffen,
Schämen sich, ihre Wänste vom Felde zu flüchten,
Rot leucht der Wald, die himmlische Ziegelstadt.
Johann Gaudenz von Salis-Seewis 1762-1834
Herbstlied
Bunt sind schon die Wälder,
Gelb die Stoppelfelder,
Und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
Graue Nebel wallen,
Kühler weht der Wind.
Wie die volle Traube
Aus dem Rebenlaube
Purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche mit Streifen
Rot und weiß bemalt.
Sieh! Wie hier die Dirne
Emsig Pflaum und Birne
In ihr Körbchen legt,
Dort mit leichten Schritten
Jene goldnen Quitten
In den Landhof trägt!
Flinke Träger springen,
Und die Mädchen singen,
Alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
Zwischen hohen Reben
Auf dem Hut von Stroh.
Geige tönt und Flöte
Bei der Abendröte
Und im Mondenglanz;
Junge Winzerinnen
Winken und beginnen
Deutschen Ringeltanz.