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Max Herrmann-Neiße 1886-1941

Gebet um Frieden

 

Laß Dich diesmal, Gott, erweichen

von den bangenden Gebeten,

aus den fernen Himmelreichen

sichtbarlich hervorzutreten

und gebiete Halt dem Morden,

gib den Zweifelnden ein Zeichen!

Deine Welt ist toll geworden;

laß Dich diesmal, Gott, erweichen!

 

Laß den Haß das Spiel verlieren,

mach' die Kriegerischen milde!

Schenk' den Menschen und den Tieren

wieder friedliche Gefilde,

wo sie ihr Geschick erleben,

günstige und schwere Stunden,

dem Natürlichen ergeben

und an keinen Wahn gebunden!

 

Laß den Frevel nicht geschehen,

die Verwüstung Deiner Erde!

Laß Dich bei den Deinen sehen

als Beschützer Deiner Herde,

laß die Ställe nicht zerstören

und die Weide nicht vergehen!

Höre, wie wir Dich beschwören:

laß das Schlimmste nicht geschehen!

 

Soll der Schrecken ohne Ende

Tag und Nacht zur Hölle machen?

Deine Friedensengel sende,

unsre Wege zu bewachen!

Die Vertrautheit Deiner Sterne

leuchte unserm Traumentrinnen!

Alle Drohungen entferne,

laß den Morgen gut beginnen!

 

Laß uns Deine Hand erreichen,

die uns aus den Wirren löse!

Laß die dunklen Wolken weichen

und verstummen das Getöse,

daß wir endlich Dich erkennen,

und sich Deiner Liebe Zeichen

kann in unsre Herzen brennen!

Laß Dich diesmal, Gott, erreichen!

 

 

Wassili Vereshchagin, The Apotheosis of War, 1871, Tretyakov Gallery
Wassili Wassiljewitsch Vereshchagin (1842-1904) war ein bekannter russischer Kriegsmaler.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Walter Crane, The Angel of Peace
Walter Crane (1845-1915) war ein englischer Maler und Illustrator und einer der führenden Vertreter des Arts and Crafts Movement.
 

Max Herrmann-Neiße 1886-1941

Gebet um Frieden

 

Mein Gott, bewahre mir im Stillen

des Seelenfriedens Heiligtum,

laß nicht dem Würger seinen Willen

und gib dem Krieger keinen Ruhm,

o wolle gnädiglich erhören

der Schwachen furchtsames Gebet

und laß den Bösen nicht zerstören,

was unter Deinem Schutze steht!

 

Auf Erden läßt sich leidlich leben,

und jeder wird einmal bedacht.

Dem Widersacher zu vergeben,

belohnt mit sanftem Schlaf die Nacht;

das Gute, nicht das Schlimme suchen,

ist, was das Menschenherz befreit,

und, wenn wir unserm Los nicht fluchen,

wird es zum Glück der Ewigkeit.

 

Vergiß die Hoffart von uns allen

und zieh uns nicht zur Rechenschaft,

o laß uns durch das Schwert nicht fallen!

Gib meinem Glauben wieder Kraft,

den Hang zum Haß zu überwinden

und meinen Feinden zu verzeihn,

mich mit dem Nachteil abzufinden

und in der Not getrost zu sein!

 

Auf alles will ich gern verzichten,

wird unsrer Welt der Mord erspart,

will abseits meine Lieder dichten,

die dann kein Buch mehr aufbewahrt,

will namenlos verschollen bleiben,

von jedem Freunde weit getrennt,

den Meinen keinen Brief mehr schreiben,

ein Fremdling sein, den keiner kennt.

 

Doch, Gott, gib Vollmacht nicht dem Tode,

verwüstend ungehemmt zu sein,

sei nicht die grausame Pagode,

unnahbar unsrer Herzenspein,

laß uns noch einmal Atem schöpfen

und harmlos unsre Wege gehn,

laß wieder über unsern Köpfen

den Stern des Ewigen Friedens stehn!

 

 

Ein weiteres „Gebet um Frieden“ von Max Herrmann-Neiße findet sich weiter unten.

 

Nick Ut, Napalm Girl

 

für alle, die es nicht mehr wissen,
und alle, die es noch nicht wissen,
SO sieht Krieg aus

 

 

Zwei Links zu dem Foto

 

The Terror of War (Wikipedia)

 

Gerhard Paul, Die Geschichte hinter dem Foto.
Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung eines Bildes aus dem Vietnamkrieg

 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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