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Hugo Ball 1886-1927
Die Katze
Als meine Katze, die mir schwesterlich gesinnt,
Jählings aus ihrem indischen Traum erwachte,
Da sah sie sich so wirr unfaßbar um,
Daß ich ihr derb ins furchige Antlitz lachte.
Sie kam von einer haßerfüllten Jagd.
Ihr stand das Maul noch breit von fetten Lüsternheiten.
Es troff noch ganz von Schilf und Dschungelduft ihr Fell.
Schweif und Gebiß aus höllischen Gebreiten.
Nun saß sie aufrecht da mit einem Rucke
Kraft ihrer eingestemmten erzgeschärften Klauen
Wie ein gefoppter Nachtmahr der auf Tücke sinnt,
In böser Rachlust funkelnd anzuschauen.
Als jedoch plötzlich sich in mystischem Entschlusse
Das Ofenrohr zum Raupenbuckel spannte
Und auf dem Teppich blau und gelber Blitze Zucken
Ein Feuerspiel im Ornament abbrannte,
Als auch der Perpendikel aus dem Eingeweid der Uhr
Heraushing blutig wüst, ein ärztlich Instrument aus Messingblechen
Und sich die Bilder an der Wand verschoben
Wie großer Geisterhände sacht vorhandene Flächen,
Da schwang der grünen Bestie maßlose Erregung
Sich pfeifend auf des Spiegelschrankes Bogen,
Den Rücken hochgekrümmt wie Augenbrauen,
Die sich japanische Prinzessen vormals zogen.
Max Herrmann-Neiße 1886-1941
Die vielen Katzen, welche um mich sind,
die wie versonnen in den Räumen schreiten,
durch deren Fell oft meine Finger gleiten -
sind lieber mir als Schwester, Freunde, Kind!
In ihren Augen liegt ein Fragen fremd,
ein staunendes Nichtkennen, Nichtgekanntsein;
ein trauriges, vereinsamtes Verbanntsein -
ein wehes Wundern, das ihr nicht vernehmt.
Und so versuchen immer wieder weich
sie eure Seele in geheimem Singen.
Ihr aber tut mit ihnen wie mit Dingen -
und eure Welt ist fern von ihrem Reich!
Max Herrmann-Neiße 1886-1941
Einsamer Dichter mit einsamem Katertier
Wir zwei Kreaturen
sind ganz unbeweibt.
Hab' kein Geld, zu huren;
Bier und Buch nur bleibt,
sanft mich zu zerstreuen.
Doch du armes Tier,
was kann dich erfreuen,
liest nicht, trinkst kein Bier?
Nächtlich umgetrieben,
mir sehr zum Verdruß,
suchst du was zum Lieben.
Auch mir fehlt ein Kuß,
ein vertrautes Schmeicheln,
Zärtlichkeit und mehr.
Kater, dich zu streicheln,
hilft dir wohl nicht sehr?
Selbst die besten Bissen
sagen dir nicht zu,
und dein Ruhekissen
bringt dir keine Ruh,
kannst nicht wohlig lesen,
machst vergrämt »miau«.
Wir zwei armen Wesen
haben keine Frau.