Friedrich Theodor von Vischer 1807–1887
Denke nur: auch die Kartoffel
Ist ein Kind der Erdenmutter
Und – erlaub mir, alter Stoffel –
Schmackhaft namentlich mit Butter.
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Kurt Tucholsky 1890-1935
Mutterns Hände
Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm –
un jewischt und jenäht
un jemacht und jedreht ...
alles mit deine Hände.
Hast de Milch zujedeckt,
uns Bobongs zujesteckt
un Zeitungen ausjetragen –
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält ...
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal
bei jroßen Schkandal
auch 'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht,
sechse sind noch am Leben ...
Alles mit deine Hände.
Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist du bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.
"Wozu hat der liebe Gott die Kartoffel erschaffe"?
fragt in dem Seiltänzerstück Katharina Knie von Carl Zuckmeyer (1896-1978) der Clown Julius das Publikum.
"Zum Essen, zum Koche, zum Brate!"
"Nein, nein!" stellt der Clown richtig. "Damit die arme Leut' auch jemand hawwe, dem se die Haut abziehen könne!"
Kurt Tucholsky 1890-1935
Die Kartoffeln
Ich las eines dieser patriotischen Bücher, die das deutsche Heer einer genauen Betrachtung unterziehen. Da stand auch eine historische Erinnerung, die es wert ist, daß wir sie uns aus der Nähe ansehn.
Bei der Belagerung von Paris im Jahre 1870, erzählt der Autor, haben sich die feindlichen Vorposten ganz gut gestanden. Man schoß durchaus nicht immer aufeinander, o nein! Es kam zum Beispiel vor, daß man sich mit Kartoffeln aushalf. Meistens werden es ja die Deutschen gewesen sein, die den Retter in der Not gemacht haben. Aber einmal näherte sich ein französischer Trupp von ein paar Mann, die Deutschen nahmen die Gewehre hoch, da sagte jemand auf deutsch: »Nicht schießen! Wir schießen auch nicht!« und man begann sich wegen auszutauschender Getränke zu verständigen.
Man könnte da von »Landesverrat« sprechen, und tatsächlich untersagte nachher ein Armeebefehl diese Annäherungen aufs schärfste. Aber was ging hier Wichtigeres vor sich?
Doch offenbar eine Diskreditierung des Krieges. Denn es ist nicht anzunehmen, daß Pflichtvergessene beider Parteien hier böse Dinge inszenierten. Es waren sicher Familienväter, Arbeiter, Landleute, die man in einen farbigen Rock gesteckt hatte, mit der Weisung, auf andersfarbige zu schießen.
Warum schossen sie nicht? Offenbar waren doch der Nationalhaß, der Zorn, der angeblich das ganze deutsche Volk auf die Beine rief, nicht mehr so groß, wie damals Unter den Linden, als es noch nicht galt, auf seine Mitmenschen zu schießen. Damals hatte mancher mitgebrüllt, weil alle brüllten, und das verpflichtete zu nichts. Aber hier waren Leute, die einen Sommer und einen Winter lang an den eigenen Leibern erfahren hatten, was das heißt: Töten, und was das heißt: Hungern. Und da verschwand der ›tief eingewurzelte Haß‹, und man aß gemeinsam Kartoffeln . . . Dieselben Kartoffeln; dieselben Kapitalisten. Aber andere Röcke. Das ist der Krieg.
Kartoffelbegriffe
Kartoffelbefehl
Kartoffelbefehl, auch Kartoffelerlass, ist eine Bezeichnung für Anordnungen, Rundschreiben und Verordnungen Friedrichs II. von Preußen an die Beamten seiner Provinzen, in denen er sich bemühte, den Anbau der Kartoffel in den preußischen Provinzen durchzusetzen.
Für Schlesien lautete das erste Schreiben vom 24. März 1756 wie folgt:
„Circulare an sämtliche Landräte und Beamte wegen Anbauung der Tartoffeln*
Es ist von uns in höchster Person in unseren anderen Provinzen die Anpflanzung der sog. Tartoffeln, als ein sehr nützliches und sowohl für Menschen als Vieh auf sehr vielfache Weise dienliches Erd-Gewächse, ernstlich anbefohlen. Da Wir nun bemerkt, daß man sich in Schlesien mit Anziehung dieses Gewächses nicht sonderlich abgibt; als [darum] habt ihr denen Herrschaften und Untertanen den Nutzen von Anpflanzungen dieses Erd-Gewächses begreiflich zu machen, und denselben anzuraten, daß sie noch dieses Frühjahr die Pflanzung der Tartoffeln, als einer sehr nahrhaften Speise, unternehmen müssen, besonders dadurch die armen Bauern und Untertanen in den Stand gesetzt werden, manchen Scheffel Korn mehr zu verkaufen, welchen sie sonst zum Brote anwenden müssen, mithin ihrer [ihnen] die Unterhaltung ihrer Familien, und Abführung ihrer praestandoren [Verpflichtungen] leichter fallen wird, indem diese Frucht bekanntermaßen sich sehr vermehrt, man auf gleichem Terrain von keinem Gewächse mehr, als den Kartoffeln gewinnen kann, wie dann auch die Domina [Gutsherren] und Untertanen finden werden, daß sie von der Erziehung dieses Erd-Gewächses, teils dadurch, daß sie solches selbst konsumieren, und dabei viel Getreide zu menagieren [sparen] im Stande gelangen, teils aber auch durch deren Verkauf und Führung zu Markte sehr guten Nutzen haben können, und müssen übrigens diejenige Örter, die zur Zeit noch mit gar keinen Tartoffeln versehen, von andern Orten sich dergleichen zur Saat anschaffen.“
* Tartuffel und Tartüffel, noch im 18. Jahrhundert verbreitete Bezeichnungen für die Kartoffel, abgeleitet vom italienischen tartufolo, der Verkleinerungsform von tartufo (Trüffel); zu diesem Namen kam die Kartoffel, da sie mit dem ebenfalls unterirdisch wachsenden Trüffel verwechselt wurde.
Friedrich der Große - Kartoffel
Welt.de - Der preussische Kartoffelkönig
Müller, Kartoffelernte Friedrich II - der König überall
Robert Müller (später: Warthmüller, 1859-1895) war ein deutscher Maler.
Friedrich der Große war bekannt für seine unangekündigten Inspektionsreisen durch sein Land. Anlässlich seiner Einführung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel per Anordnung 1756 kontrollierte
der Große König auch die Bauern in den Dörfern. Eine solche Szene hat Robert Müller (gen. Warthmüller, 1712-1786) in seinem Gemälde "Die Kartoffelernte" festgehalten.
Kartoffelbegriffe
Kartoffelschnaps
Als Kartoffelschnaps wird eine durch Brennen hergestellte alkoholhaltige Flüssigkeit (Branntwein) bezeichnet, die aus der Kartoffel gewonnen wird.
Der Kartoffelschnaps wurde, weil die Herstellung und das Ausgangsmaterial preiswert waren, lange als „Arme-Leute-Schnaps“ angesehen, wird aber heute mehr und mehr als eine Art exklusives alkoholisches Getränk auf den Getränkekarten anspruchsvollerer Restaurants angeboten.
Die polnische und ukrainische Version des Kartoffelschnapses nennt man Wodka. In Russland, Skandinavien und in anderen Ländern werden, je nach Land und Brennerei unterschiedlich, Wodka und Aquavit aus Kartoffeln oder Getreide hergestellt.
Kartoffelbegriffe
Bratkartoffelverhältnis
Der Ausdruck stammt aus dem ersten Weltkrieg und bezeichnete damals eine kurzfristige Liebesbeziehung, die vor allem wegen besseren Verpflegung eingegangen wurde.
Vor allem in Nachkriegsjahren wurden von Kriegswitwen und heimkehrenden Soldaten außereheliche Beziehungen oft zum Zwecke der gegenseitigen Existenzsicherung eingegangen oder um den Verlust der Witwenrente durch Eheschließung zu vermeiden.
"Rin in die Kartoffeln,
raus aus den Kartoffeln!"
ruft man aus, wenn die bisher gültige Arbeitsanweisung durch eine genau zuwiderlaufende ersetzt wird.
Urheber dieser Redensart war Friedrich Wülfing, der 1881 in den 'Fliegenden Blättern', Nr. 1885 eine Karikatur mit dem Text veröffentlichte, worin im Manöver vom Kommandeur befohlen wird, dass ein Trupp Soldaten in einen Kartoffelacker einzurücken hat, während bald darauf der Befehl kommt, dass der Acker zur Vermeidung von Flurschäden wieder zu räumen sei.
Die Kartoffel in der Geschichte
Kartoffelrevolution
Als „Kartoffelrevolution“ wird die Hungerrevolte bezeichnet, die sich zwischen dem 21. April und 22./23. April 1847 in der preußischen Hauptstadt Berlin ereignete.
Wikipedia - Kartoffelrevolution
Dewiki.de - Kartoffelrevolution
Preussenchronik - Kartoffelrevolution
Geschichtsmaterialien - Kartoffelrevolution
Overather Kartoffelkrieg
Als Overather Kartoffelkrieg werden gewalttätige Auseinandersetzungen im Jahr 1923 bezeichnet, die zwischen hungernden und plündernden Kölner Stadtbewohnern und Overather Bauern stattfanden, die ihre Erntevorräte verteidigten.
Die Kartoffel in der Geschichte
Große Hungersnot - Irish potato famine
Die als Große Hungersnot (irisch An Gorta Mór; englisch Great Famine oder Irish potato famine) in die Geschichte eingegangene Hungersnot zwischen 1845 und 1849 war die Folge mehrerer durch die damals neuartige Kartoffelfäule ausgelöster Missernten, durch die das damalige Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung Irlands, die Kartoffel, vernichtet wurde. Die Folgen der Missernten wurden durch die Laissez-faire-Ideologie und die wirtschaftsliberale Politik der Whig-Regierung unter Lord John Russell noch erheblich verschärft.
Infolge der Hungersnot starben eine Million Menschen, etwa zwölf Prozent der irischen Bevölkerung. Weitere zwei Millionen wanderten aus.
Die Kartoffel in der Geschichte
Kartoffelaufstände (Amsterdam)
Ausschreitungen in Amsterdam im Jahr 1917 als Folge von Mangel an Nahrungsmitteln und Rationierung von Kartoffeln.
Frwiki - Kartoffelaufstände (Amsterdam)
Kartoffelaufstände (Russland)
Die „Kartoffelunruhen“ in Russland waren eine Massenprotestbewegung von Leibeigenen (1834) und Staatsbauern (1840–1844) gegen Leibeigenschaft.
Frwiki - Kartoffelaufstände Russland
Potato Riots als soziale Bewegung
hierzu auch:
Ein paar Literaturempfehlungen
Die Kartoffel - Geschichte und Zukunft einer Kulturpflanze / hrsg. im Auftr. der Stiftung Museumsdorf Cloppenburg ... von Helmut Ottenjann und Karl-Heinz Ziessow, Cloppenburg, Museumsdorf Cloppenburg, 1992
Heiderose und Andreas Fischer-Nagel
Kartoffeln hin, Kartoffeln her - eine Pflanze erobert die Welt
Fischer-Nagel, 2004, Kinderbuch
Henry Hobhouse, Sechs Pflanzen verändern die Welt: Chinarinde, Zuckerrohr, Tee, Baumwolle, Kartoffel, Kokastrauch,
Stuttgart, Klett-Cotta, 2001, auch als dtv-Taschenbuch
Robert Cowley, Was wäre geschehen wenn - Wendepunkte der Weltgeschichte, Verlag: Droemer, 2004, auch als Taschenbuch, 2006,
hierin: William H. McNeill. Was wäre geschehen, wenn Pizarro in Peru keine Kartoffeln gefunden hätte? - Die trivialen Wurzeln der Geschichte.
"Etwas aus der Rolle fällt der letzte Eintrag im Buch, die Frage, wie die Welt ohne Kartoffeln aussehen würde. Eine wirkliche Antwort wird darauf nicht geliefert, aber es gibt eine seitenlange Liste, welche Ereignisse alle von dieser unscheinbaren Feldfrucht massiv beeinflusst wurden. Letztlich verdanken ganze Nationen ihre heutige Lage dem Vorhandensein der Kartoffel." (aus einer Besprechung des Buches)
Uwe Timm, Johannisnacht - Roman
Kiepenheuer & Witsch, Köln, 1996, auch als Taschenbuch erhältlich
Massard, Jos. A., 300 Jahre Kartoffel in Luxemburg: (I) Europa entdeckt die Kartoffel. (II) Grundbirne, Grompir, Gromper: die Kartoffel erobert Luxemburg. (III) Die Kartoffel in Luxemburg im 19. Jh. Artikel aus: Lëtzebuerger Journal 2009
Die Artikel aus dem Lëtzebuerger Journal können im Zeitungs-Layout mit Abbildungen hier, der Text mit Anmerkungen und vollständiger Quellenangabe hier heruntergeladen werden.
Joseph Albert Massard (* 3. Dezember 1944 in Tétange, Luxemburg), ist ein Luxemburger Biologe und Wissenschafts- und Medizinhistoriker. Website von Jos. A. MASSARD
Gerhard Bungert / Charly Lehnert
Grumbeer Buch - Alles über die Kartoffel
Lebach, Queißer, 1987
Neues aus der Akte Pommes Fritz 2008 - Weltjahr der Kartoffel, Hrsg. Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Download als PDF-Dateien
Audio-Podcasts zum Thema
Die Teufelsknolle - Ein Feature von MDR KULTUR
Wie die Kartoffel nach Europa kam und alles veränderte - Geschichten aus der Geschichte
Kartoffel - Die nahrhafte Knolle - br radioWissen
Die Kartoffel - Vom Sattmacher zur Delikatesse - SR Land & Leute
YouTube-Links
Die Geschichte von der wunderbaren Kartoffel (Eventyret om den vidunderlige kartoffel) ist ein 1985 gedrehter dänischer Zeichentrickfilm von Anders Sørensen. Teil1
Die Geschichte von der wunderbaren Kartoffel Teil 2
Die Geschichte von der wunderbaren Kartoffel Teil 3
Ach du großer Gott,
was lässt du mir für
kleine Kartoffeln wachsen.
Unbekannt