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Jacob Grimmer, Spring
Jacob Grimmer (ca.1525 - nach 1592) war ein flämischer Maler und Zeichner.

Pieter Bruegel der Jüngere, Spring
Pieter Bruegel der Jüngere (1564-1638), genannt de Helse Brueghel oder Höllenbrueghel, war ein brabantischer Genremaler.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

Aussicht in den Garten

 

Liegt ein Buch am Fensterbrette,

Aber keiner liest darin,

Denn es locken Blumenbeete

Frei ins Freie Blick und Sinn.

 

Anfangs ging ich brav und weise

Seitenzeilen hin und her,

Daß ich nach Gebot und Fleiße

Recht ein Weisheitswandrer wär,

 

Aber, ach, die Blumen standen

Allzu nahe nebenbei,

Und die leichten Blicke fanden,

Daß es draußen schöner sei,

 

Wo die weiten Wiesen wogen,

Wo die schwanken Büsche stehn,

Wo in himmelhohen Bogen

Leichte, weiße Wolken gehn,

 

Wo der Bäume Wipfel leise

Sich im Winde neigen. – Nein,

Heute mag ein andrer weise

Und ein Bücherleser sein.

 

Wenn es regnet, wenn es schauert,

Bin, o Buch, ich wieder da,

Doch solang schön Wetter dauert,

Lockt mich keine Kabbala.

 

Bleibe nur am Fensterbrette!

Weisheit, lüfte dich heut aus!

Ich geh in die Blumenbeete,

Hol noch einen Blumenstrauß.

 

Abel Grimmer, Spring
Abel Grimmer (um 1570–1620) war ein flämischer Maler der Spätrenaissance , hauptsächlich von Landschaften und in geringerem Maße von Architekturmalereien .

Jan Wildens, Printemps dans un jardin à l'italienne, Aprile
Jan Wildens (1586-1653) war ein flämischer Maler.

Hugo von Hofmannsthal 1874-1929

Mein Garten

 

Schön ist mein Garten mit den goldnen Bäumen,

Den Blättern, die mit Silbersäuseln zittern,

Dem Diamantentau, den Wappengittern,

Dem Klang des Gong, bei dem die Löwen träumen,

Die ehernen, und den Topasmäandern

Und der Volière, wo die Reiher blinken,

Die niemals aus dem Silberbrunnen trinken …

So schön, ich sehn' mich kaum nach jenem andern,

Dem andern Garten, wo ich früher war.

Ich weiß nicht wo … Ich rieche nur den Tau,

Den Tau, der früh an meinen Haaren hing,

Den Duft der Erde weiß ich, feucht und lau,

Wenn ich die weichen Beeren suchen ging …

In jenem Garten, wo ich früher war …

 

Grant Wood, Spring in Town, 1941, Swope Art Museum, Terre Haute, Indiana
Grant DeVolson Wood, genannt Grant Wood, (1891-1942) war ein US-amerikanischer Maler des amerikanischen Regionalismus der 1930er Jahre.
 

August von Platen-Hallermünde 1796-1835

 

Einmal will ich, das versprech ich, ohne Liebgekose leben,

Wann die Blumen hier im Garten nach den Tafeln Mose leben;

Hör ich abends auf den Straßen einen Vogel, eine Flöte,

Sag ich bei mir selbst: Es möge dieser Virtuose leben!

Freund! es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind verschieden:

Lebe wie die keusche Lilje, laß mich wie die Rose leben!

Laßt mich euren Rat vernehmen, was das Beste sei von Zweien:

Weise leben, lose reden? Weise reden, lose leben?

Wollt ihr mich durchaus verkennen, tut es immerhin, denn immer

Werd ich, ob ich lächle drüber oder mich erbose, leben!

 

 

Alfred Sisley, Obstgarten im Frühling
Alfred Arthur Sisley (1839-1899) war ein englischer Maler des Impressionismus, der in Frankreich lebte und wirkte.

Ivan Pokhitonov, The Gardener, 1900
Ivan Pavlovich Pokhitonov (1850-1923) war ein russischer Landschaftsmaler, der Teil der Ambulants-Bewegung war und den größten Teil seines Lebens in Frankreich und Belgien verbracht hat.

Luise Büchner 1821-1877

Frühlingsgruß

 

Wolken seh' ich geh'n und kommen,

Und ewig droht der Winter fortzuwähren –

Die Seele war so trüb mir und beklommen,

Ich rief den Frühling, ach! er will nicht kommen,

Sie und des Himmels Stirne aufzuklären.

 

Und durch des Gartens Gänge dichtverschlungen

Ging ich – doch sieh, was hat sich dort begeben!

Schneeglöcklein sind der kalten Erd' entsprungen,

Sie haben siegend sich hervorgerungen,

Erweckt von eines Sonnenkusses Leben.

 

Nun stillt ihr, Frühlingsboten, mein Verlangen!

Ihr wollt in's Herz mir neues Leben senken!

Wie gläubig euer Kelch ist aufgegangen,

Weil er der Sonne einz'gen Kuß empfangen,

So soll mir Frühling euer Anblick schenken!

 

Ivan Pokhitonov, Der Bauer im Garten
Ivan Pavlovich Pokhitonov (1850-1923) war ein russischer Landschaftsmaler, der Teil der Ambulants-Bewegung war und den größten Teil seines Lebens in Frankreich und Belgien verbracht hat.

Adrien Demont, Le potager au printemps
Adrien Louis Demont (1851-1928) war ein französischer Landschaftsmaler.

Alfons Petzold 1882-1923

Strophen im Frühling

 

I.

 

Die Mandelbäume stehen schwer bereift

vom Blütenschnee und wissen kaum zu tragen

die holde Last, in die mein Schauen greift; —

ich muss ganz leise, leise; Frühling! sagen,

wohl hundertmal des Tages vor mich hin,

muss der Geliebten diese Wunder zeigen

und dann in ihren Armen ruh’n und schweigen,

weil ich der Bäume blühender Bruder bin.

 

II.

 

Ich geh’ durch diesen Frühling, wie ein Traum

durch eine Welt geht, schwebend unbeschwert.

Ich fühle keine Zeit und keinen Raum

und weiß nur eines; dass mich jeder Baum

zu meinem alten Kindergott bekehrt.

 

Ich wandere mit Heil’gen Arm in Arm

durch große Stille, fern dem lauten Volke,

und knie in einer hellen Blütenwolke,

indes das Herz schlägt klingenden Alarm.

 

 

III.

 

Ihr wisst es nicht, was das für Tage sind,

sonst würdet Ihr nicht wie die Blinden gehen

und vielmehr, wie ein tieferstauntes Kind

vor diesen hochzeitlichen Dingen stehen.

Lasst die Geschäfte in den Stuben sein,

nehmt Hut und Stock, erhebt den Blick zum Himmel

und reitet mir auf goldschabracktem Schimmel

in dieses Frühlings Märchenland hinein.

 

László Mednyánszky, Weingarten, um 1893, Budapest, Ungarische Nationalgalerie
László Mednyánszky, Baron von Mednyánszky, eigentlich Ladislaus Josephus Balthasar Eustachius Mednyánszky, (1852-1919) war ein ungarischer Landschaftsmaler.

Vincent van Gogh, Jardin de printemps, jardin du presbytère à Nuenen, 1884, Groninger Museum
Vincent Willem van Gogh (1853-1890) war ein niederländischer Maler und Zeichner; er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.

Karl Ernst Knodt 1856-1917

Der stille Garten

 

Wie gefangen liegt die Sonne

Hier in meinem kleinen Garten,

Wo zu immer neuer Wonne

Tausend Wunder auf mich warten.

 

Fühle von der Welt da draußen

Nichts mehr hinter seiner Türe,

Lass die Stürme all' verbrausen;

Keiner, der ans Herz mir rühre.

 

Nur den Mond noch und die Sterne

Laß ich in den Garten sehen,

Und so darf ich in die Ferne

Lauter goldne Wege gehen.

 

Joseph Delattre, Mon jardin au printemps, 1902, Rouen, Musée des Beaux Arts
Joseph Delattre (1858-1912) war ein französischer Maler der Rouen School.

Guillaume van Strydonck, Jardin potager au printemps, 1884, Ostende, Mu.ZEE
Guillaume van Strydonck (1861-1937) war ein belgischer Maler, von 1891 bis 1896 in Indien tätig.

Stefan George 1868-1933

Gartenfrühlinge

 

Schimmer aus lichtgoldnem blatte

Treibt aus dem waldigen finster ..

Dass die bescheidene ginster

Ruhe der trauer beschatte!

 

Nah in den gärten duften die mandeln

Dort sah ich augen voll glut und traum

Ich will die gärten wieder durchwandeln

Hände baden im blumigen flaum.

 

Seltnerer vögel gefieder

Büsche in zierlichen kegeln!

Trunkene falter segeln

Reicher ertönen dort lieder.

 

Kostbarer wie sie die quelle verstreut

Schmächtigem springbrunn funken entstieben ..

Werden sie leuchten leuchten mir heut?

Werd ich die süssen traum-augen lieben?

 

Anshelm Schultzberg, Children in the Garden    
Anshelm Leonard Schultzberg (1862-1945) war ein schwedischer Maler.

Fritz Syberg, Spring
Christian Friedrich Wilhelm Heinrich Syberg, bekannt als Fritz Syberg, (1862-1939) war ein dänischer Maler und Illustrator.

Wilhelm Busch 1832-1908

Frühlingstheater

 

Dass die Erde inwendig noch munter ist,

seh ich zu meiner Freude an den Schneeglöckchen und dem Krokus.

Die Schneeglöckchen,

ohne Furcht vor der grimmigsten Kälte,

spitzen fleißig nach oben.

Sie müssen sich tummeln,

dass sie fertig sind,

eh das Gesträuch überher Blätter kriegt

und ihnen die Sonne benimmt.

Das Frühlingstheater wäre also auch wieder mal eröffnet.

 

Nikolai Astrup, Spring Evening in Jølster - National Museum of Art, Architecture and Design
Nikolai Astrup (1880-1928) war ein norwegischer Maler und Grafiker.

Karl Ernst Knodt 1856-1917

Der stille Garten

 

Wie gefangen liegt die Sonne

Hier in meinem kleinen Garten,

Wo zu immer neuer Wonne

Tausend Wunder auf mich warten.

 

Fühle von der Welt da draußen

Nichts mehr hinter seiner Türe,

Lass die Stürme all' verbrausen;

Keiner, der ans Herz mir rühre.

 

Nur den Mond noch und die Sterne

Laß ich in den Garten sehen,

Und so darf ich in die Ferne

Lauter goldne Wege gehen.

 

Nikolai Astrup,  Spring Night in the Garden
Nikolai Astrup (1880-1928) war ein norwegischer Maler und Grafiker.

Theodor Däubler 1876-1934

Der Garten

 

Ich sah meine Heimat durch blühende Ranken,

Durch schneeweiße Kirschbäume leuchtet das Heim.

Der Flieder verinnigt uns Frühlingsgedanken;

Narzissen am Nesterrain lächeln geheim.

 

Der Morgen verjünglingt den Nachtigallweiher.

Ich liebe die glühenden Lauben im Tau.

Die Rosen entflammen zersilberndem Schleier,

Erblaut ist die Wonne, voll Sonne die Au.

 

Die Mandeln erblühen wie kindliche Wangen,

Erst schüchtern, verlegen, oft wundervoll rot.

Die Äste mit nassen Glyzinien behangen,

Beträumen ein Taudiamantangebot.

 

Es lacht unsre Heimat im Glitzern der Wicke

Sie weckt aller Wesen umrätselten Tod.

Sie nickt aus der Nelke beseligtem Blicke

Die Heimat umblaut sich für Sonnengeschicke.

 

 

Daniel Garber, In The Springtime
Daniel Garber (1880-1958) war ein amerikanischer impressionistischer Landschaftsmaler.
 

George Hitchcock, A Field of Hyacinths, Holland
George Hitchcock (1850-1913) war ein US-amerikanischer Maler.

Franz Courtens, Spring landscape with a field of hyacinths
Franz Courtens (1854-1943) war ein belgischer Landschaftsmaler und Kunstpädagoge.

A. de Nora 1864-1936

Aus der Vogelperspektive

 

Die Äcker braun

Und schmutzig die Aun,

Und Streifen Schnees grau über dem Feld!

Es ist, als ob diese tote Erde

Nie mehr zum Blühen erwachen werde,

Und alle Hoffnung begraben hält.

 

Da plötzlich zieht

Ein Lerchenlied

Empor meinen trüben gesenkten Blick.

Und sieh, die Welt beginnt sich zu weiten,

Die Ängste der flachen Tiefe gleiten

Hinab – hinunter – bleiben zurück –

 

Und sonnenwärts

Flattert mein Herz,

Wie die Lerche trinkend erlösendes Licht –

Der Frühling wiegt es im Himmelblauen

Und läßt es jubelnd das Leben schauen,

Das unten aus allen Furchen bricht …

 

 

James Charles, Springtime
James Charles (1851-1906) war ein britischer Maler.
 

Camille Pissaro, Le Printemps, 1872
Jacob Abraham Camille Pissarro (1830-1903) war einer der bedeutendsten und produktivsten Maler des Impressionismus.

Les très riches heures du Duc de Berry, März - Pflügen Detail
Très Riches Heures - Die Brüder von Limburg (Paul, Johan und Herman) waren niederländische Miniaturmaler. Das Stundenbuch des Herzogs von Berry (französisch Les Très Riches Heures du Duc de Berry bzw. kurz Très Riches Heures) ist das berühmteste illustrierte Manuskript des 15. Jahrhunderts.

Ludwig Mahnert 1874-1943

Der Pflüger

 

Vom Berge steigt der Morgen zu Tal,

Die Arbeit an seiner Seite.

Vor ihnen, dampfend im Sonnenstrahl,

Liegt des Feldes wartende Weite.

Da hebt der Morgen leise die Hand,

Und die Augen der Arbeit winken:

Tief furcht die Pflugschar das taufeuchte Land,

Und die Hufe der Rosse blinken.

 

Und Scholle um Scholle legt sich um

In Wellen, langsamen, leisen.

Der junge Pflüger geht stolz und stumm

Hinter dem blitzblanken Eisen.

Der junge Pflüger geht stumm und stolz

Und schaut nicht nach der Seite,

Die harte Hand am harten Holz,

Den Blick geradaus in die Weite.

 

Und Lerchenlaut durchjubelt die Luft,

Durchhallt das stille Gelände.

Die Erde verströmt hochheiligen Duft

Als Weihrauchopferspende,

Und wie ein frommes Dankgebet

Liegt es auf ihren Mienen,

Wenn hinter'm Pflug der Pflüger geht,

Um herrschend ihr zu dienen.

 

Rosa Bonheur, Ploughing in Nevers, 1849, Paris, Musée d'Orsay
Rosa Bonheur (1822-1899) war eine französische Tiermalerin des Naturalismus bzw. des Realismus.

Alexei Venetsianov, Pflügen im Frühling
Alexei Gawrilowitsch Venetsianov (1780-1847) war ein russischer Maler, der für seine dem bäuerlichen Leben und einfachen Menschen gewidmeten Gemälde bekannt ist.

Carl Conrad Dahlberg, Spring - Östra Vemmenhög Scania
Carl Conrad Dahlberg (1805-1870) war ein schwedischer Maler.

Hermann Lingg 1820-1905

Frühlingsmorgen

 

Tief im Winter hör' ich's gerne,

Eh' die Sonn' hervorgewallt,

Wie durchs Dunkel aus der Ferne

Eine Morgenglocke schallt.

 

Im August, wenn Donner rollen,

Freut mich's wie die Windfahn' ächzt,

Und im Herbst, wenn auf den Schollen

Abends spät ein Rabe krächzt.

 

Doch was kann mein Herz erweitern

Wie der erste Finkenschlag,

Wie der Lerche Lied am heitern,

Wundervollen Frühlingstag?

 

Anton Mauve, Ploegende boer, Rijksmuseum
Anton Mauve (1838-1888) war ein niederländischer Landschaftsmaler zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Eugen Bracht, Der Pflüger II, 1916
Eugen Felix Prosper Bracht (1842-1921) war ein deutscher Landschafts- und Historienmaler sowie Hochschullehrer.

Józef Chelmonski, Ploughing
Józef Marian Chelmonski (1849-1914) war ein polnischer Maler.

Nikolaus Lenau 1802-1850

Der Lenz

 

Da kommt der Lenz, der schöne Junge,

Den alles lieben muß,

Herein mit einem Freudensprunge

Und lächelt seinen Gruß;

 

Und schickt sich gleich mit frohem Necken

Zu all den Streichen an,

Die er auch sonst dem alten Recken,

Dem Winter, angetan.

 

Er gibt sie frei, die Bächlein alle,

Wie auch der Alte schilt,

Die der in seiner Eisesfalle

So streng gefangen hielt.

 

Schon ziehn die Wellen flink von dannen

Mit Tänzen und Geschwätz

Und spötteln über des Tyrannen

Zerronnenes Gesetz.

 

Den Jüngling freut es, wie die raschen

Hinlärmen durchs Gefild,

Und wie sie scherzend sich enthaschen

Sein aufgeblühtes Bild.

 

Froh lächelt seine Mutter Erde

Nach ihrem langen Harm;

Sie schlingt mit jubelnder Gebärde

Das Söhnlein in den Arm.

 

In ihren Busen greift der Lose

Und zieht ihr schmeichelnd keck

Das sanfte Veilchen und die Rose

Hervor aus dem Versteck.

 

Und sein geschmeidiges Gesinde

Schickt er zu Berg und Tal:

»Sagt, daß ich da bin, meine Winde,

Den Freunden allzumal!«

 

Er zieht das Herz an Liebesketten

Rasch über manche Kluft

Und schleudert seine Singraketen,

Die Lerchen, in die Luft.

 

Alfred East, Ploughing
Sir Alfred East (1849-1913) war ein britischer Maler.

Leon Jan Wyczółkowski, Orka na Ukrainie
Leon Jan Wyczólkowski (1852-1936) war ein polnischer Maler, Grafiker und Illustrator.

George Clausen, Ploughing
George Clausen (1852-1944) war ein britischer Künstler, der mit Öl und Aquarell, Radierung, Mezzotinta, Trockenpunkt und gelegentlich Lithografien arbeitete.

Gottfried Keller 1819 - 1890

Klage der Magd

 

Nun ist der Lenz gekommen,

Nun blühen alle Wiesen,

Nun herrschen Glanz und Freude

Auf Erden weit und breit;

Nur meine böse Herrin,

Sie keift und zetert immer

Noch wie in der betrübten

Und kalten Winterzeit!

 

Wenn ich am frühen Morgen

Mit aufgewachtem Herzen

Im Garten grab' und singe,

Die Welt mir freundlich blickt.

Wirft sie mir aus dem Fenster

Die ungefügen Worte,

Dass rasch in meiner Kehle

Das kleine Lied erstickt.

 

Und wenn mein Vielgeliebter

Am Hag vorüber wandelt

Und ein paar warme Blicke

Mir in die Seele warf,

Höhnt sie am Mittagsmahle,

Dass ich am untern Ende

Das Auge nicht erheben

Und mich nicht rühren darf.

 

Dass hungernd ich, mit Tränen,

Das Essen stehen lassen

Und mich hinweg muss wenden

Voll Scham und voll Verdruss,

Und weinend im Verborgnen

Die Rinde harten Brotes

Mit all den harten Reden

Hinunter würgen muss.

 

Sogar wenn ich am Sonntag

Will in die Kirche gehen,

Und mir ein armes Bändchen

Am Hals nicht übel steht,

Vergiftet sie mir neidisch

Mit ungerechtem Tadel

Die wochenmüde Seele,

Das tröstliche Gebet.

 

Mag selber sie nur beten,

Dass ihre eignen Kinder

Nicht einmal dienen müssen,

Wenn ihr das Glück entschwand

Und sie als arme Mutter

Wird um die Häuser schleichen,

Wo jene sind geschlagen

Von böser Herrenhand!

 

 

Paul Eduard Crodel, Frühjahrslandschaft mit Ochsenpflug, 1886
Paul Eduard Crodel (1862-1928), war ein deutscher Landschaftsmaler und Mitbegründer der Münchner Sezession.
 

Edvard Munch, Spring Plowing, 1916, Munch Museum, Oslo
Edvard Munch (1863-1944) war ein norwegischer Maler und Grafiker des Symbolismus.

Selma Meerbaum Eisinger 1924-1942

Frühling

 

Sonne. Und noch ein bißchen aufgetauter Schnee und Wasser,

das von allen Dächern tropft,

und dann ein bloßer Absatz, welcher klopft,

und Straßen, die in nasser Glattheit glänzen,

und Gräser, welche hinter hohen Fenzen

dastehen, wie ein halbverscheuchtes Reh ...

 

Himmel. Und milder, warmer Regen, welcher fällt

und dann ein Hund, der sinn- und grundlos bellt,

ein Mantel, welcher offen weht,

ein dünnes Kleid, das wie ein Lachen steht,

in einer Kinderhand ein bißchen nasser Schnee

und in den Augen Warten auf den ersten Klee —

 

Frühling. Die Bäume sind erst jetzt ganz kahl

und jeder Strauch ist wie ein weicher Schall

als erste Nachricht von dem neuen Glück.

Und morgen kehren Schwalben auch zurück.

 

 

Wright Barker, Ploughing the Fields
Wright Barker (1864–1941) war ein englischer Maler.

Gustaf Ankarcrona, Plowing the Fields
Sten Gustaf Herman Ankarcrona (1869-1933) war ein schwedischer Maler.

(Hier hat sich bei der Namensgebung für das Bild ein Fehler eingeschlichen: bei dem dargestellte Gerät handelt es sich um eine Egge und nicht um einen Pflug.)

Dr. Owlglaß 1873-1945

Dichter und Amsel

 

Im März, April, ja noch im Mai

ward der Gesang, den sie gespendet,

mit warmem Dank von ihm verwendet

bei seiner Frühlingsdichterei.

 

Inzwischen hat das gute Tier

sich zweckvoll ehelich verbunden.

Viel Nachwuchs hat sich eingefunden

und huscht durch Beete und Spalier.

 

Grad werden hier die Beeren rot.

Der Dichter freut sich auf die Gaben.

Doch auch die Amsel will sie haben

zum Morgen- oder Abendbrot.

 

Das gibt denn einen Dauerlauf

und Wettbewerb der Kontrahenten ...

Wie pflegt derselbige zu enden?

Meist steht die Amsel früher auf.

 

Zum Teufel geht die Sympathie.

Der Dichter, von Apoll verlassen,

beginnt die Sünderin zu hassen

und wirft nun Stein um Stein auf sie.

 

Alfred Munnings, The Plough in Early Spring    
Sir Alfred James Munnings, (1878-1959) war ein englischer Maler.

Grant Wood, Spring Turning, 1936, Reynolda House Museum of American Art
Grant DeVolson Wood, genannt Grant Wood, (1891-1942) war ein US-amerikanischer Maler des amerikanischen Regionalismus der 1930er Jahre.

Otto Julius Bierbaum 1865-1910

Zwischen Saat und Sense

 

Das beste Werk auf Erden ist:

Korn in die Scholle säen,

Und aller Freuden vollste ist:

die schweren Schwaden mähen.

Rund geht der Wurf des Säemanns

und rund des Mähders Eisen,

Des ganzen Lebens Auf und Ab

liegt mitten diesen Kreisen.

 

Frederik Vermehren F, Sower
Frederik Vermehren (1823-1910) war ein dänischer Maler.

Karl von Gerok 1815-1890

 

Sämann, geh in Gottes Namen

Und bestell dein Ackerfeld;

Streu' auf Hoffnung deinen Samen

Und vertrau' dem Herrn der Welt;

Warte still auf seinen Segen,

Bitt' um Sonnenschein und Regen,

Daß dein Feld am Erntetag

Goldne Garben bringen mag.

 

Geh', o Mensch, und säe Thaten

In den Acker deiner Zeit,

Deines Wohlthuns edle Saaten

Reifen für die Ewigkeit.

Darfst du heut' nicht Früchte schauen,

Lerne auf die Zukunft bauen;

Wenn schon lang dein Hügel grün,

Kann dir noch die Ernte blüh'n.

 

Hans Andersen Brendekilde, Sower of the field on a sunny spring day near Brendekilde church
Hans Andersen Brendekilde (1857-1942) war ein dänischer Maler.

 

 

Das gefährlichste

Möbelstück ist die

›Lange Bank‹,
das gefährlichste

Instrument die

›Alte Leier‹.
Abraham a Sancta Clara

Wer Trinken, Rauchen und Sex aufgibt,

lebt auch nicht länger.

Es kommt ihm nur so vor.
Sigmund Freud

Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler

Was wir brauchen,

sind ein paar verrückte Leute;

seht euch an,

wohin uns die Normalen gebracht haben.
George Bernard Shaw

Der Kluge lernt aus allem
und von jedem,
der Normale aus
seinen Erfahrungen und
der Dumme
weiß alles besser.
Sokrates
Es ist schon alles gesagt,
nur noch nicht von allen.
Karl Valentin

Um ernst zu sein,

genügt Dummheit,

während zur Heiterkeit

ein großer Verstand unerläßlich ist.
William Shakespeare

Blüte edelsten Gemütes
ist die Rücksicht;
doch zuzeiten
sind erfrischend

wie Gewitter
goldne Rücksichtslosigkeiten.

Theodor Storm

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fjdewes@buchkult-dewes.de

 

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